In der achtzehnten Runde der österreichischen Bundesliga trafen im Spitzenspiel die beiden Mannschaften der Wiener Austria und des Meisters Red Bull Salzburg aufeinander. Für... Analyse: Fink greift gegen Salzburg in die Trickkiste

In der achtzehnten Runde der österreichischen Bundesliga trafen im Spitzenspiel die beiden Mannschaften der Wiener Austria und des Meisters Red Bull Salzburg aufeinander. Für die Salzburger ging es dabei um den ersten „Titel“ der Saison, nämlich um die Herbstmeisterschaft zur Halbzeit der Liga-Saison. Dafür genügte zwar bereits ein Punkt bei der angeschlagenen Austria, jedoch wollte man in der aktuell starken Verfassung natürlich einerseits die Siegesserie prologieren und andererseits im Kampf um Platz 1 nachlegen, nachdem Sturm einen Dreier in Altach einfahren konnte. Die Austria hingegen bekam es am denkbar schlechtesten Zeitpunkt mit der besten Mannschaft Österreichs zu tun. Erst kürzlich die Niederlage gegen den Tabellenletzten, viele Spiele mit einem dünnen Kader, viele Verletzungen und vor allem viele Ausfälle in der Defensive. Keine guten Vorzeichen im Vorfeld also, weshalb Trainer Fink in die Trickkiste griff und aus der Not heraus etwas Neues probierte.

Austria verändert die eigene Grundordnung und wechselt das System

Der Trainer der Violetten, Thorsten Fink, ist in der aktuellen Situation nicht gerade zu beneiden. Viele Verletzungen von Führungsspielern, alleine sechs Ausfälle in der Abwehr, davon alle vier Innenverteidiger und mit dem Spiel gegen den Meister Red Bull stand das Duell gegen die beste Offensive des Landes auf dem Programm. Also war einiges an Improvisation bei den Wienern gefragt und man musste sich etwas einfallen lassen. Das Trainerteam der Austria fasste daher den Entschluss, vom eigenen 4-1-4-1 abzurücken und in einer neuen Grundordnung aufzulaufen. Man entschied sich für eine 5-3-1-1/5-1-2-1-1-Anordnung, in der Kapitän Holzhauser die Rolle als zentraler Innenverteidiger übernahm und damit einen ähnlichen Weg ging, wie es etwa bei Hoffenheim der Fall war, als Trainer Nagelsmann den Sechser Kevin Vogt in die Abwehr zurückzog und zu seinem zentralen Mann machte. Darüber hinaus war nun die Frage, wer neben Holzhauser und Serbest den Platz halbrechts einnehmen wird. Zur Auswahl standen die beiden Spieler Stark und Blauensteiner, die zumeist bei den Amateuren in der Regionalliga zum Einsatz kommen. Nachdem Stark im Spiel gegen den SKB St. Pölten keine besonders gute Figur machte und vor allem mit dem Pressing des Gegners überfordert war, schien die Aussicht gegen das noch wesentlich bessere Pressing der Salzburger eher düster auszusehen. Also entschied sich Fink Blauensteiner den Vorzug zu geben, auch wenn dieser eigentlich nur als rechter Flügelverteidiger, oder im zentralen Mittelfeld bei den Amateuren zum Einsatz kommt und seine Stärken eher im Spiel nach vorne hat.

Auf der rechten Seite übernahm der Offensivspieler Pires die Rolle als rechter Flügelverteidiger und agierte damit etwas defensiver als gewohnt, jedoch auch weiterhin mit viel Drang nach vorne. Im Mittelfeld besetzte Alhassan erneut die Rolle des Sechsers, während Lee und De Paula auf den Halbpositionen im Zentrum postiert wurden. Etwas weiter vorne sollten Prokop und Monschein für Entlastungsangriffe sorgen und als Anspielstationen im Umschaltspiel fungieren, jedoch auch in der Defensive natürlich ihren Beitrag leisten. Das neue 5-1-3-1 System wurde natürlich nicht ohne Grund gewählt. Man stellte sich entsprechend auf den Gegner und dessen Spielweise ein und setzte einige Schwerpunkte im eigenen Defensivkonzept, mit denen man das Offensivspiel der Gäste zähmen wollte. Zunächst einmal wollte man mit einer massiven Fünferkette einerseits die letzte Abwehrlinie stärken und verdichten, andererseits aber auch ein Herausrücken der Abwehrspieler ermöglichen, ohne die Absicherung und eigene Kompaktheit in der letzten Linie zu gefährden. Aber nicht nur deshalb griff man zu einer Fünferkette. Im Verbund mit dem Mittelfeld sollte vor allem das Zentrum geschlossen und verengt werden, da die Salzburger am liebsten in diesen Zonen angreifen, da man über das Zentrum am schnellsten in Richtung Tor kommt. Da die Bullen im Mittelfeld zumeist mit einer Raute spielen, spiegelte man diese Formation einfach mit dem eigenen Mittelfeld und versuchte damit dem Gegner den Zahn zu ziehen. Garniert wurde dieses Rezept dann noch vor allem mit einer Zutat – nämlich Mannorientierungen. Dies sah dann ungefähr so aus:

Die Raute im Mittelfeld lässt sich hier erahnen

Austria mit einer Fünferkette und Raute im Mittelfeld, ergibt ein 5-1-2-1-1 gegen den Ball. Flügelverteidiger Pires rückt heraus und stellt den Gegenspieler

Bereits im letzten Spiel gegen St. Pölten griffen die Violetten vermehrt auf eine ziemlich extreme Form der Mannorientierung zurück, die eher wie die klassische Manndeckung alter Schule aussah. Damit hatte man allerdings große Stabilitätsprobleme und die eigenen Spieler ließen sich oft zu leicht aus den Positionen vor allem im Zentrum ziehen, wodurch riesige Räume für den Gegner entstanden. Aus diesem Fehler schien man gelernt zu haben und man nahm einige Anpassungen vor, um die Stabilität zu erhöhen. Zunächst einmal hatte jeder Spieler eine gewisse eigene Zone als Orientierungspunkt bei der Mannorientierung, jedoch sollten die Gegner nicht blind überall verfolgt werden, sondern gegebenenfalls an Mitspieler übergeben werden, wenn sie in deren zuständige Zone eindrangen. Vereinfacht gesagt, jeder Spieler deckte eine bestimmte Zone ab und orientiert sich an dem Gegner, der sich in dieser befindet. Verlässt der Gegner die eigene Zone und geht in eine andere, wird dies dem Mitspieler signalisiert und dieser sollte ihn dann übernehmen, während man in seiner eigenen Zone verbleibt und diese nicht verlässt.  So wechselte man immer wieder zwischen Mann- und Zonenorientierung hin und her und versuchte so dem spielerischen Potenzial des Gegners Einhalt zu gebieten. Dies kann man beim nächsten Bild gut nachvollziehen:

Austria im 5-1-2-1-1, jeder orientiert sich an seiner Zone und dem Gegenspieler. Dabei orientiert sich die Abwehr stärker an den drei Stürmern der Salzburger, die enger gedeckt werden. Am oberen Bildrand weicht Yabo (Kreis) auf die Seite aus, Lee übergibt ihn Salamon und deckt stattdessen seine Zone (im Halbraum) auch weiterhin ab.

Darüber hinaus gab es auch einige weitere gegnerspezifische Anpassungen. Da die Salzburger vor allem gerne über die Außenverteidiger aufbauen und diese oft scharfe diagonale Pässe ins Zentrum spielen, bekamen die beiden Halbraumspieler im Zentrum De Paula und Lee die Anweisung zu versuchen, den Passweg ins Zentrum zu verschließen und diesen quasi in Deckungsschatten zu nehmen, also nicht ganz weit draußen auf der Linie zu attackieren, wenn Salzburg das Spiel aufbaut. Dies kann man auch bei Bild 3 einigermaßen bei Lee erkennen, der nicht direkt auf Rechtsverteidiger Lainer draufgeht, sondern zunächst versucht den Passweg ins Zentrum zu verstellen. Man hatte sich also einiges überlegt und sich ein spezielles Defensivkonzept auferlegt, um so dem Meister aus der Mozartstadt Sand ins Getriebe zu streuen.

Jedoch wollte man nicht nur destruktiv hinten stehen und die Bälle ziellos nach vorne schlagen, sondern auch durchaus von hinten herausspielen und spielerische Lösungen zu finden. Im Ballbesitz wurde aus der Fünfer- eine Dreierkette und die Grundordnung zu einem 3-1-4-1-1. Da man auch in der üblichen Grundausrichtung gerne auf eine Dreierkette im Aufbau setzt, war dies keine große Umstellung, auch wenn die Postionen natürlich anders besetzt wurden. Holzhauser blieb nun im Zentrum, statt wie gewöhnlich auf links abzukippen, während Blauensteiner und Serbest die Halbverteidiger gaben. Auf der Sechs bewegte sich Alhassan und versuchte Kontakt zu halten. Dies sah dann so aus:

Austria baut mit Dreierkette auf, Holzhauser im Zentrum, Blauensteiner und Serbest außen

Jedoch stand man mit der Aufbaureihe wesentlich breiter, als man dies für gewöhnlich tut. Damit wollte man wohl das Pressing der Salzburger etwas strecken und die Laufwege für die Stürmer im Attackieren vergrößern. Darüber hinaus band man erneut Torhüter Pentz aktiv in den Spielaufbau ein und dieser sollte erneut eine wichtige Rolle im Aufbau übernehmen. Sobald der Gegner vorne Druck ausübte, visierte Pentz immer wieder Löcher der Salzburger an und sollte durch gezielte Abschläge seine Kollegen einsetzen. In höheren Zonen versuchte man vor allem über die rechte Seite nach vorne zu kommen. Prokop sollte mit De Paula und dem sehr offensiven Pires Dreiecke bilden und versuchen sich nach vorne zu kombinieren. Auf der anderen Seite agierte Lee etwas tiefer und sollte sich auch öfter nach hinten fallen lassen und dort auch unter Druck seine technische Stärke und Übersicht einbringen, um spielerische Lösungen zu finden. Im Umschaltspiel sollte vor allem Prokop enge Situationen mit seiner technischen Klasse auflösen und im Verbund mit Stürmer Monschein in Unterzahl Lösungen finden.

Salzburg tut sich in der Anfangsphase mit dem Defensivkonzept der Austria schwer

Der Meister aus Salzburg reiste hingegen mit der üblichen Ausrichtung nach Wien an und veränderte im Gegensatz zum Duell mit Rapid nicht die eigene Grundformation. Man lief wie gewohnt in einem 4-1-2-1-2/4-3-1-2 auf  und griff dabei  auf die üblichen Prinzipien im eigenen Spiel. Der eigene Spielaufbau ging zumeist über die Außenverteidiger und von diesen aus sollte der Ball ins Zentrum gelangen, um dort dann  mit wenigen Kontakten die Schnittstellen der Abwehr zu attackieren. Vor allem die beiden Halbraumspieler Berisha und Yabo sollten flexibel agieren. So ließ sich Berisha im Spielaufbau öfter hinter Ulmer fallen und kippte auf die linke Seite, trieb also immer wieder das Spiel von hinten aus an. Yabo auf der anderen Seite stand oft etwas breiter und höher, versuchte immer wieder Flügelverteidiger Salamon zu binden, um Lainer freizuschieben (auf Bild3 gut zu sehen), da dieser mit seinen Diagonalbällen ein wichtiges Element im Spiel der Salzburger ist. Zunächst schien man sich gegen die Austria vorgenommen zu haben, von hinten heraus etwas ungewöhnlich mit vielen hohen Bällen zu agieren und die Schnittstelle der Austria-Abwehr zu attackieren, um scheinbar die Geschwindigkeitsvorteile von Hwang gegenüber der Defensive des Gegners auszunutzen. Auch die beiden Stürmer standen zu Beginn wesentlich enger als gewöhnlich und sollten wohl als Ablagestation für die nachrückenden Mitspieler dienen, um sich so durch das Zentrum zu kombinieren.

Gegen den Ball presste man etwas überraschend nur hin und wieder ganz weit vorne,  versuchte stattdessen oft nur mit den beiden Stürmern und Minamino den Aufbau der Austria zuzustellen und lief nur etwas verzögert an (gut zu sehen bei Bild4). Vermutlich wollte man nicht zu schnell den langen Ball der Austria erzwingen, sondern sie zur Zirkulation einladen, um dann im richtigen Moment zu attackieren und den Ball zu gewinnen. Anders sah es dann nach Ballverlust aus. Da rückte man wie gewohnt energisch nach und versuchte sofort den Ball im Gegenpressing so schnell wie möglich zurückzugewinnen. Darüber hinaus verschob man wie gewohnt sehr extrem und selbst der ballferne Mittelfeldspieler rückte weit ins Zentrum hinein, um so die Räume eng und den Balldruck hoch zu halten.

Das Spiel begann zunächst relativ ausgeglichen und war vom Abtasten geprägt. Salzburg tat sich zunächst schwer, Lösungen gegen die Defensive der Gastgeber zu finden und leistete sich viele einfache Ballverluste. Auch die langen Bälle kamen überhaupt nicht an und wirkten oft deplatziert. Der Austria gelang es gut, das Zentrum zu verschließen und die Bullen auf die Außenbahn zu drängen, wo man ihnen dann ebenfalls gut den Weg nach vorne versperrte. Das Konzept mit den vielen Mannorientierungen in der Defensive schien stabil zu sein und dem Gegner gelang es kaum, freie Spieler in höheren Zonen zu finden, geschweige denn sich durch die Defensive zu kombinieren. Im Ballbesitz ließ die Austria den Ball einigermaßen gut zirkulieren und man baute mit Holzhauser oder Pentz immer wieder gute Verlagerungen ein, um Löcher bei den Bullen zu bespielen und in die gegnerische Hälfte vorzudringen. Durch die sehr breite Stellung der Verteidigung nutze man die gesamte Breite des Spielfeldes und hatte mit Torhüter Pentz immer eine sichere Anspielstation, der nur selten zu unkontrollierten langen Bällen griff. Dadurch kam man in der ersten Halbzeit auf knappe 55 Prozent Ballbesitz, was gegen Salzburg nicht selbstverständlich ist.

Nachdem die Austria die ersten zwanzig Minuten ohne gefährlichen Torschuss des Gegners überstand und die Offensive der Gäste nicht ins Rollen kam, versuchte man auf der Salzburger Trainerbank von außen einige Veränderungen vorzunehmen und auf das Defensivkonzept der Gastgeber zu reagieren. Die offensichtlichste Adaption betraf zunächst die Dreierreihe mit Minamino, Dabbur und Hwang. Nun versuchte man die Mannorientierungen der Austria so aufzulösen, indem sich ein Stürmer (meist Dabbur) fallen ließ und einen Gegner aus der Abwehrkette mitzog, während Minamino z.b. den offengewordenen Raum dahinter mit einer Gegenbewegung attackierte. Dies sah dann so aus:

Dabbur lässt sich fallen und zieht Blauensteiner aus der Verteidigung heraus. Minamino startet in die Spitze und attackiert die offengewordene Schnittstelle hinter Blauensteiner (gelber Kreis)

Gleiches Muster auch in Halbzeit zwei. Stürmer lässt sich aus der Spitze zurückfallen und zieht Gegner mit, Schnittstelle dahinter (gelber Kreis) wird attackiert

Durch diesen einfachen Mechanismus stellte man die Abwehr der Austria vor große Probleme. Bei passender Kommunikation und erfahrenen Spielern hätte man dies leicht unterbinden können, indem Blauensteiner und Alhassan einfach die Gegenspieler tauschten und sich nicht mitziehen ließen. Hier und da geschah das auch, jedoch war das Tempo der Bullen meist zu schnell und die beiden nicht immer reaktionsschnell genug, um entsprechend zu reagieren und den Gegenspieler zu übergeben. So ließ sich nun speziell Dabbur ständig nach hinten fallen und konnte da seine Klasse immer wieder mit tollen Zuspielen aufblitzen lassen. Während sich Dabbur nun also fallen ließ, startete die restliche Offensive nun sofort in die Spitze und attackierte die Schnittstelle der Abwehr, wobei das vor allem Hwang, Minamino und auch Yabo ständig praktizierten. So kamen die Torchancen meist nach demselben Muster zustande – Berisha oder Dabbur ließen sich fallen und attackierten dann mit Pässen die Schnittstelle der Abwehr, in die die restliche Offensive startete. Wie man bei Bild6 gut sieht, „überfluteten“ die Salzburger nun auch die letzte Abwehrlinie der Austria und attackierten diese ständig mit Sprints in die Tiefe, mit denen die Gastgeber nicht zurechtkamen, was aufgrund der mangelnden Automatismen auch nicht wirklich verwunderlich ist. Auch Berisha driftete nun vermehrt durch die Räume und tauchte beinahe überall auf dem Spielfeld auf.

So übernahm Salzburg nach 25-30 Minuten endgültig das Ruder und kam zu einigen guten Torchancen, die beinahe alle nach dem gleichen Schema vorbereitet wurden. Dabbur ließ sich fallen, bediente den in die Tiefe startenden Hwang mit schönen Zuspielen, wodurch dieser zu guten Abschlussaktionen kommen konnte. Einzig der Torhüter der Austria bewahrte den Gastgeber vor dem Rückstand, indem er einige Male in höchster Not rettete. Auf der anderen Seite konnte sich die Austria in der Offensive kaum in Szene setzen. Immer wieder wurden sie auf dem Flügel isoliert und Salzburg verknappte den Raum sehr gut, womit die meisten violetten Spieler überfordert waren. Einzig Lee konnte sich einige Male dank seiner sauberen Technik und Qualität unter Druck gut befreien, aber die Mitspieler konnten im Anschluss daraus oft wenig Kapital schlagen. Prokop wurde von Samassekou meist verfolgt und sehr eng gedeckt, wodurch dieser sich nur selten entfalten konnte und wenig Platz vorfand. Dadurch blieb man in der Offensive harmlos und nur dank des starken Pentz ging man ohne Gegentor in die Halbzeitpause.

Austria weiter mit Problemen in der Defensive,  nun jedoch mutiger in der Offensive

Nach dem Wiederanpfiff änderte sich an der Charakteristik der Partie zunächst relativ wenig. Salzburg griff auch weiterhin mit dem gleichen Muster an, auf das die Austria keine passende Antwort fand.  Hwang und Yabo kamen bereits rechtzeitig jeweils zu guten Möglichkeiten, scheiterten jedoch am starken Pentz. Die Austria wurde jedoch in der Offensive nach und nach zumindest etwas mutiger. Man rückte einerseits nun auch mal mit der Mannschaft heraus und attackierte weiter vorne, andererseits versuchte man auch die unkontrollierten langen Bälle zu minimieren und geordnet nach vorne zu kommen. So verzeichnete man einige gute Szenen, in denen man sich aus dem Pressing des Gegners erfolgreich befreien konnte und auch unter Druck die Ruhe behielt. Im Ballbesitz hatte man auch einige Anpassungen vorgenommen. So rückte man hier und da weiter auf, aber vor allem Lee sollte noch öfter auf die rechte Seite ausweichen und dort gemeinsam mit Prokop für Überladungen sorgen. Dies kann man beim nächsten Bild gut sehen:

Austria rückt mutig auf im Ballbesitz. Halbverteidiger Serbest steht sehr hoch (links unten), Salamon fast als Flügelstürmer, weshalb RB kurzfristig mit Fünferkette agiert. Lee weicht auf rechts aus (schwarzer Kreis), versucht die Seite mit Prokop zu überladen und wird auch von Holzhauser angespielt

Die Austria kam nun auch erstmals zu einer guten Torchance in dieser Partie. Nach einem Ballgewinn im Pressing von Blauensteiner in der gegnerischen Hälfte gegen Dabbur, startete Pires einen Sololauf und spazierte durch die Abwehr der Salzburger, jedoch fiel sein Schuss aus aussichtsreicher Position zu ungenau aus. Die Intensität der Gäste aus der Mozartstadt nahm in dieser Phase etwas ab, wodurch man einerseits die Austria nicht mehr so gut zustellen konnte und andererseits  zwischen Minute 50 und dem eigenen Tor in der 79. Minute nur zu einer weiteren guten Gelegenheit durch Minamino kam. Die Austria hingegen kam nach schönem Zuspiel von Lee auf Prokop zu ihrer besten Chance, jedoch scheiterte der U21-Nationalspieler nur knapp. Knapp zehn Minuten vor Schluss war es jedoch dann soweit. Nach einer schönen Kombination landete eine abgerissene Flanke von dem aufgerückten Ulmer via Innenstange im Tor der Gastgeber und sorgte für die Führung der Salzburger.

Mit dem Rückstand  und dem Rücken zur Wand warf die Austria nochmal alles nach vorne und versuchte mit dem Mute der Verzweiflung für den Ausgleich zu sorgen. Trainer Fink brachte von der Bank mit Friesenbichler, Tajouri und Venuto (der nach siebenmonatiger Verletzungspause sein Comeback feierte) frische Kräfte in die Partie, um das Ruder herumzureißen und veränderte das System auf ein 4-4-2. Vor allem Venuto brachte sofort frischen Wind in die Partie und zeigte, warum man ihn schmerzlich vermisste. Nach einem schönen Lochpass des Brasilianers auf den durchbrechenden Pires, fand letzterer mit dem Querpass keinen Mitspieler und ließ so die gute Gelegenheit ungenutzt. Im Gegenzug hatte Dabbur die große Möglichkeit für die Vorentscheidung zu sorgen, setzte seinen Schuss jedoch knapp am Tor vorbei. Als es so schien, als bliebe es beim 0:1, schlug man einen letzten hohen Ball in Richtung Strafraum, Alhassan verlängerte den Ball per Kopf, Caleta-Car nahm Miranda den Ball weg und klärte genau vor die Füße von Monschein, der den Ball unter die Latte setzte und somit in letzter Sekunde für den vielumjubelten Ausgleich und 1:1 Endstand sorgte.

Fazit

Die Austria zeigte also nach dem schlechten Auftritt in St. Pölten einen Reaktion und feierte mit dem späten Ausgleich gegen Meister Salzburg zumindest einen moralischen „Sieg“, der wohl wie Balsam für die Seele wirkt. Dabei ging Trainer Fink mit seiner Aufstellung zwar Risiko ein, jedoch erwiesen sich die Maßnahme als gut durchdacht und passend auf den Gegner ausgerichtet, wodurch man den Motor der Bullen speziell im ersten Abschnitt der ersten Halbzeit zum stottern brachte. Vor allem in Anbetracht dessen, dass in der Fünferkette mit Salamon nur ein (!) nomineller Verteidiger zum Einsatz kam und man nur eine Trainingseinheit zum einüben hatte, kann man die Leistung der Veilchen über weite Strecken der Partie durchaus würdigen und dafür ein Lob aussprechen, auch wenn man auch einen starken Pentz brauchte, der einige Male in höchster Not rettete. Es spricht letztlich auch für die Qualität des Meisters, dass dieser mit seinem tollen Trainer die passende Antwort auf das Defensivkonzept der Veilchen fand und entsprechend reagierte. Jedenfalls tankte man mit dem späten Ausgleich nochmal Selbstvertrauen im Hinblick auf das so wichtige „Endspiel“ in der Europa League gegen den griechischen Tabellenführer AEK Athen, in welchem man mit einem Sieg noch den Aufstieg fixieren könnte.

Red Bull Salzburg hingegen musste durch den späten Ausgleich noch eine bittere Pille schlucken. Dabei hätte man eine komfortable Führung selber auf dem Fuß gehabt, blieb in der Chancenverwertung jedoch zu wenig konsequent, was letztlich in der Nachspielzeit auch bestraft wurde. Dennoch haben die Bullen mal wieder gezeigt, welch große Qualität in dieser Mannschaft und dem Trainerteam steckt. Man reagierte passend auf die Gegebenheiten und nahm die richtigen Adaptionen vor, wodurch man sofort dem Gegner das Leben schwer machte und immer wieder seine Qualitäten aufblitzen ließ. Trotz des späten Ausgleichs, konnte man durch den Punkt immerhin den Herbstmeistertitel fixieren, auch wenn dieser nur ein schwacher Trost sein wird.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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