Wir wollen die Länderspielpause nutzen um einige Statistiken nach dem 7. Spieltag der österreichischen Bundesliga zu betrachten. Heute sehen wir uns an welcher Spieler... Bundesliga-Statistiken: Ercan Kara mit höchstem Expected-Goal-Wert

Wir wollen die Länderspielpause nutzen um einige Statistiken nach dem 7. Spieltag der österreichischen Bundesliga zu betrachten. Heute sehen wir uns an welcher Spieler bei den Expected-Goal-Werten die Nasen vorne hat und was das im konkreten Fall für seinen Verein bedeutet. Alle Grafiken und Statistik-Werte stammen von Wyscout S.p.a.

Bevor wir uns den Statistiken rund ums Expected-Goal-Modell widmen, wollen wir eine Einleitung liefern, um die Zahlen richtig einordnen zu können. Wir gehen nämlich der Frage nach, ob es ein gutes Zeichen ist, wenn ein Stürmer einen hohen oder niedrigen xG-Wert im Verhältnis zu seinen tatsächlich erzielten Treffern aufweist.

Ein Kritikpunkt des Expected-Goal-Modells

Ein immer wieder aufkommender Kritikpunkt am Expected-Goal-Modell ist die Tatsache, dass das xG-Modell in der Bewertung der Torchancen keinen Unterschied macht wer den Schussversuch abfeuert. Immerhin könnte man argumentieren, dass ein Torjäger wie Erling Haaland bei einer Eins-gegen-Eins-Situation vor dem gegnerischen Tor eine höhere Wahrscheinlich hat die Chance zu verwandeln, als wenn beispielsweise ein Innenverteidiger überraschend zu der gleichen Möglichkeit kommt.

1. Abstraktion muss sein

Dieser „Vorwurf“ lässt sich mit zwei Argumenten entkräften. Eines davon beschrieb unser Autor Alexander Semeliker in diesem lesenswerten Artikel. Er erklärte weshalb eine gewisse Abstraktion gegeben sein muss, um das xG-Modell überhaupt sinnvoll einsetzen zu können:

Die Vorteile der „Expected Goals“ scheinen überwältigend zu sein und es hat den Anschein, als würde man damit den Fußball vollständig beschreiben können, wenn man nur weit genug ins Detail gehen würde. Allerdings ist genau das das große Problem, denn dann würde man wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren. Zerlegt man nämlich jeden Schuss rein theoretisch bis ins letzte Detail, ist jeder für sich einzigartig.
Welcher Spieler hat geschossen? Mit welchem Fuß hat er geschossen? Seinem starken oder schwachen? Wer war der Torhüter? Wurde seine Reaktionsfähigkeit in irgendeiner Weise beeinträchtigt? Hätte ein anderer Spieler in der Nähe den Schuss blocken können? Das Ganze könnte so weit gehen, dass man sogar nach der Tagesform der Spieler fragt. Zu viele Details würden dieses Modell also wieder in seinen Ursprung zurückführen. Eine gewisse Abstraktion muss also gegeben sein, um es sinnvoll einsetzen zu können.“

2. Der Unterschied ist nicht so groß wie man glaubt

Man könnte nun meinen, dass ein Spieler wie Cristiano Ronaldo, der im Schnitt gefühlte 30 Tore pro Saison schießt, weit mehr Treffer erzielt, als es vom Expected-Goal-Modell vorausgesagt wurde. Immerhin muss der Portugiese doch die Tormöglichkeiten aufgrund seiner individuellen Klasse klinisch verwerten. Dies ist jedoch nicht der Fall. Wir sehen, dass der Ronaldo zwischen den Saisonen 2015/16 und 2018/19 mit seinen Treffern stets knapp unter dem tatsächlichen Expected-Goal-Wert lag. Die Klasse des Cristiano Ronaldo und anderen Top-Torjägern spiegelt sich nicht in der klinischen Verwertung der Chancen wieder, sondern in der Tatsache, dass sie überhaupt zu zahlreichen Möglichkeiten kommen. Es lässt sich kaum ein Spieler finden, der über mehrere Saisonen konstant seine Expected-Goal-Werte klar übertrifft.

Ein hoher Expected-Goal-Wert ist demnach immer vorteilhaft und aus Statistik-Sicht muss man wohl erst über die Abschlussschwäche eines Stürmers sprechen, wenn der Expected-Goal-Wert und die tatsächliche Anzahl an Treffern über einen langen Zeitraum weit auseinanderklaffen. Weit kritischer ist es allerdings, wenn ein Stürmer einen sehr niedrigen Expected-Goal-Wert pro 90 Minuten aufweist und somit kaum zu Chancen kommt. Um es mit einem aktuellen Beispiel zu verdeutlichen: Deni Alar hat beim SK Rapid aktuell einen schweren Stand, weil er am Spielfeld weniger Chancen vorfindet, bzw. vorfinden würde, als Taxi Fountas und Ercan Kara. Die mangelnde Chancenverwertung spielt dabei höchstens eine untergeordnete Rolle.

Sehen wir uns nun die Top-20-Spieler der aktuellen Saison nach der Expected-Goal-Wertung an.

Die Expected-Goal-Werte der Spieler nach der 7. Runde:

Ercan Kara führt die Expected-Goal-Wertung nach sieben Runden in der österreichischen Bundesliga mit einem Wert von 5.83 an. Der Stürmer des SK Rapid steht aktuell bei vier Toren und hätte durchaus den einen oder anderen Treffer mehr erzielen können, was er auch schon in Interviews selbstkritisch anmerkte. Viel wichtiger aber ist, dass der 24-Jährige immer wieder gute Möglichkeiten vorfindet. Dies liegt einerseits an seinen individuellen Qualitäten, etwa seiner starken Physis, seinen Laufwegen und seinem großen Einsatz, andererseits aber auch an seiner Hintermannschaft, die im Vergleich zur vergangenen Saison in der Offensive wesentlich konkreter wurde und mehr Abschlussmöglichkeiten herausspielt, wie wir im letzten Absatz noch sehen werden.

Die Ausnahmesaison des Taxi Fountas

Dass ein Rapid-Spieler nach den ersten sieben Spieltagen die Expected-Goal-Wertung anführt ist eine große Überraschung, wenn man sich die Statistiken der vergangenen Saison in Erinnerung ruft. In der abgelaufenen Spielzeit, in der der SK Rapid immerhin Vizemeister wurde, war der Spieler mit dem höchsten Expected-Goal-Wert Taxiarchis Fountas, der auf außergewöhnliche 19 Treffer bei einem xG-Wert von nur 8.41 kam. In einem Artikel nach der vergangenen Saison stellten wir deshalb fest: „Wenn ein Stürmer des SK Rapid wieder auf eine Torquote wie Taxi Fountas kommen soll, muss sich die gesamte Spielanlage grundlegend ändern. Rapid muss wesentlich dominanter werden und mehr Chancen herausarbeiten. Selbst Fountas würde, im Falle eines Verbleibs, in der kommenden Saison mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit mehr Tormöglichkeiten benötigen, um am Ende eine ähnliche Trefferausbeute vorweisen zu können.“

Gutes Zeichen für Rapid-Offensive

Dass Ercan Kara laut dem Expected-Goal-Modell sogar noch unter seinen Möglichkeiten blieb, ist für den SK Rapid demnach ein sehr gutes Zeichen und ein Indiz, dass man dominanter und spielfreudiger als in der vergangenen Saison auftritt. Für das Offensivspiel ist es ein gutes Zeugnis, wenn nach rund einem Fünftel der Saison (22%) der beste Spieler des SK Rapid in der xG-Wertung bereits knappe 70% des besten xG-Werts der Vorsaison aufweist.

In der vergangenen Saison kam der SK Rapid in der österreichischen Bundesliga laut dem xG-Modell im Schnitt auf 1.48 erwartete Tore pro Partie. Nach sieben Spieltagen lautet der Expected-Goal-Wert des SK Rapid 2.67! Ein signifikanter Unterschied und eine gute Nachricht für alle Rapid-Fans.

Man darf jedoch nicht außer Acht lassen, dass die Samplegröße nach sieben absolvierten Runden noch recht klein ist und der Expected-Goal-Mannschaftsschnitt vermutlich im Laufe der Saison etwas sinken wird, da man sich bei diesen Offensiv-Werten in Sphären befindet, in die in der österreichischen Bundesliga ansonsten nur RB Salzburg regelmäßig vordringt. Allerdings hat man in diesen ersten Runden mit den Partien gegen den LASK, WAC, Sturm und Red Bull Salzburg schon die schwierigsten Aufgaben hinter sich. Der eingeschlagene Weg von Didi Kühbauers Mannschaft sieht demnach zumindest in der österreichischen Bundesliga richtig gut aus.

Stefan Karger, abseits.at

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Stefan Karger