Surft der interessierte Fußballfan am Anfang des Jahres auf die Homepage seines Lieblingsvereins, findet er oft Trainingspläne und Testspieltermine. Immer häufiger steht dort zu... Der Laktattest: Was passiert da eigentlich?

Surft der interessierte Fußballfan am Anfang des Jahres auf die Homepage seines Lieblingsvereins, findet er oft Trainingspläne und Testspieltermine. Immer häufiger steht dort zu Trainingsauftakt „Laktattest“. Irgendwie scheint es etwas mit Fitness zu tun zu haben, aber was „Laktat“ genau ist und wie so ein Test funktioniert, wissen die wenigsten.

Nun könnte eingewendet werden, dass dieses ganze moderne Zeugs ohnehin nichts bringe, die Wahrheit am Platz liege und sowieso nur das Team gewinnt, welches mehr Tore als das andere schießt. Das stimmt zwar grundsätzlich, ist aber wohl nur noch in den untersten Ligen der Fall. Im professionellen Sport werden so hohe Summen eingenommen, verteilt und ausgegeben, dass sich nicht einmal das kleine Österreich modernen Methoden entziehen kann. Laktattests sind ein wichtiger Faktor, um das Training individuell gestalten zu können.

Einmal das Biologiebuch aufgeschlagen…

Der Körper braucht Energie und diese bezieht er aus dem Essen. Sowohl im Ruhe-, als auch im Belastungszustand findet Stoffwechsel statt. Über die Nahrung aufgenommene Fette und Kohlenhydrate werden im Körper zerlegt und durch den enthaltenen Zucker wird die erforderliche Energie gewonnen. Jeder kennt wohl die Zuckertabletten eines bestimmten Herstellers. Traubenzucker geht schnell „ins Blut“ und wird verbraucht. Das Gefühl, fitter zu sein, stellt sich schnell ein. Ist der Körper in einem Zustand der Belastung, braucht er mehr Zucker, entsteht beim Abbau Laktat, zu Deutsch Milchsäure. Diese wird durch den aufgenommenen Sauerstoff gemeinsam mit Fetten, Proteinen etc. wieder abgebaut. Vereinfacht dargestellt gibt es ein Gleichgewicht zwischen Milchsäureproduktion und Abbau.

Die graue Theorie bei Seite gelassen

Wiederum kurz gesagt: Ist das Maximum der Dauerleistungsfähigkeit erreicht, bricht das Gleichgewicht zusammen, die Milchsäure reichert sich im Blut schnell an und die Ermüdung tritt ein. In der Praxis sieht das so aus, dass die Spieler einen Ausdauertest machen und dann meist durch einen Stich im Ohr ein Tropfen Blut abgenommen wird. Dieser wird auf den Milchsäuregehalt getestet. Sportmediziner geben danach Auskunft, wie belastbar der etwaige Kicker ist. Im Idealfall wird der Laktatwert zu Beginn des Aufbautrainings festgestellt und immer wieder kontrolliert.

Was heißt das für den Fußball?

Die beste Technologie nützt nichts, wenn sie nicht richtig gedeutet wird. Ein modernen Außenverteidiger ist bezüglich Ausdauer belastbarer, als ein Torhüter. Der Trainer erhält darüber hinaus auch Auskunft, ob sich ein Spieler im Urlaub gehen ließ. Danach kann dann das Training gesteuert werden. Wer schnell ermüdet, wird ein paar Extraeinheiten am Laufband einlegen. Wer auf seinen Körper geachtet hat, kann an seinen technischen Fähigkeiten arbeiten. Darüber hinaus erfährt der Coach auch, ob ein talentierter Jugendspieler oder ein Neuzugang schon über die volle Distanz spielen kann, oder lieber zunächst als Joker eingesetzt werden sollte. Allerdings ist anzumerken, dass die Sportler unterschiedlich lange übersäuert Leistung bringen können. Während Spieler A sehr lange übersäuert spielen kann, kann dies Spieler B oft nicht.

Fitness als Karriereschlüssel

Fußballvereine in Österreich gelten als mittelständische Unternehmen, beschäftigen auf Bundesebene Spitzenarbeitskräfte. Diese müssen dementsprechend umsorgt werden. Was würde es nützen, wenn ein Spielmacher ins Ausland wechselt, dort aber aufgrund mangelnder Fitness lediglich 20 Minuten mitspielen kann? Bis vor einigen Jahren, zum Beispiel unter Teamchef Josef Hickersberger, war es noch mehr oder weniger üblich, dass die Spieler aus der heimischen Bundesliga das internationale Tempo nicht über 90 Minuten durchhielten. Seit der Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2008 hat sich allerdings einiges getan. Denn die körperliche Belastbarkeit ist ein Schlüssel zum Erfolg. Technisch limitierte Spieler können durch mehr Einsatz diese Defizite wettmachen. Trainer haben diese „Rackerer“ gerne in ihrem Team, denn sie reißen mit, erobern Bälle, die nicht zu erobern sind. Ein prominentes Beispiel hat Rapid Wien, Wolverhampton Wanderers F.C, und Red Bull Salzburg auf seiner Visitenkarte stehen.

Natürlich gibt es noch andere Faktoren, die bei der Leistungsdiagnostik zu bedenken sind, etwa die maximale Herzfrequenz. Auch ist Fußball durch seine verschiedenen Phasen hinsichtlich Intensität schwer analysierbar. Im Gegensatz zu einem Marathonlauf, bei dem ein Bewegungsablauf über zwei Stunden relativ gleichmäßig ausgeführt wird, ist ein Ball- und Teamsport wie Fußball komplexer. Der Laktattest ist aber ein guter Indikator, wie es um einen Spieler steht und wie gut er arbeitet.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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