Aufgrund eines Corona-Clusters und zahlreichen längerfristigen Verletzungen fielen beim SK Rapid am vergangenen Sonntag gegen den Wolfsberger AC gleich 17 Spieler aus. Am Ende... Dibon-Comeback, drei Debüts: Rapid setzte 37 Spieler ein

Aufgrund eines Corona-Clusters und zahlreichen längerfristigen Verletzungen fielen beim SK Rapid am vergangenen Sonntag gegen den Wolfsberger AC gleich 17 Spieler aus. Am Ende waren es die Jungen, die es für Rapid richteten.

Bernhard Zimmermann traf im sechsten Spiel zum vierten Mal. In der Schlussphase – in dieser Saison nicht gerade die Paradedisziplin Rapids – legte Debütant Nicolas Binder auf Saisondebütant Dragoljub Savic ab, der den Ball ins Kreuzeck jagte. Mit Innenverteidiger Aristot Tambwe-Kasengele, der seinen Vertrag bei Rapid gerade erst verlängerte, kam auch noch ein dritter Spieler zu seinem Debüt in Grün-Weiß.

Emotionales Dibon-Comeback

Mit dabei war auch Christopher Dibon, der nach fast zwei Jahren wieder in der Bundesliga auflief. Der 31-Jährige ist seit jeher Kapitän und Integrationsfigur bei Rapid, steht nun bald seit neun Jahren bei den Hütteldorfern unter Vertrag. Dibon fehlte in dieser Zeit knapp 1.200 Tage verletzungsbedingt. Das entspricht drei Jahren und drei Monaten. Die Rückkehr auf den Platz war für den Abwehrchef demnach sehr emotional und neben den „jungen Wilden“ war der gebürtige Schwechater das große Gesprächsthema.

Dibon bringt mehr Sicherheit im Aufbauspiel

Das Knie – das zuletzt Probleme machte, nachdem es davor Hüfte, Leiste und Adduktoren waren – hielt und Dibon gab der Mannschaft nicht nur mit seiner schieren Anwesenheit Sicherheit. Der Abwehrspieler zeigte auch, dass er spielerisch wichtig für das Team ist, überzeugte mit sehr zielgerichtetem, vertikalen Aufbauspiel, konnte immer wieder eine Linie der Lavanttaler überspielen. Insgesamt kam Dibon so auf eine Passquote von 82%, die von durchaus mutigem Passspiel geprägt war. In der gegnerischen Hälfte kam nur einer von drei Pässen des Kapitäns an, Dibon war aber ein wichtiger Faktor dafür, dass Rapid überhaupt vom ersten ins zweite Drittel kam. Die Kombination mit dem abgebrühten Kevin Wimmer neben ihm funktionierte, wenngleich der WAC trotzdem zahlreiche Torchancen vorfand.

37 eingesetzte Spieler

In der Bundesliga standen in der laufenden Saison nun insgesamt 36 Rapid-Spieler auf dem Platz. Innenverteidiger Leopold Querfeld ist nach seinen Europacupauftritten gegen Dinamo Zagreb und Vitesse der Siebenunddreißigste in Pflichtspielen. Knapp die Hälfte davon kommt aus dem eigenen Nachwuchs oder zumindest über den Umweg der zweiten Mannschaft. Rapid kann also eine beeindruckende Masse an Nachwuchsspielern nachlegen. Das ist grundsätzlich ein sehr gutes Zeichen, dennoch wird es ab Sommer eine bessere Mischung brauchen, um die größten Talente aus dieser Nachwuchsmasse richtig zu formen. Eine nicht einfache, aber sehr spannende Aufgabe für Ferdinand Feldhofer, der in Zukunft eher auf Routiniers und Führungsspieler, als auf noch mehr junge Spieler angewiesen sein wird. Auch daher ist Dibons mit Vorsicht zu genießende Comeback ein sehr positives Signal.

Hedl überstrahlte alle

Der beeindruckendste Akteur aus dieser großen Palette an jungen Spielern war zuletzt Niklas Hedl. Der 21-jährige Torhüter entwickelt sich im Eiltempo zu einem außergewöhnlich sicheren Rückhalt für die Grün-Weißen. Sein achtes Pflichtspiel für Rapid war zugleich sein bisher stärkstes, nachdem er schon zuvor gute Leistungen ablieferte. Nach dem Schlusspfiff wurde er mit persönlichen Sprechchören aus dem Block West belohnt – nach Bernhard Zimmermann der zweite junge Spieler der aktuellen Rapid-Mannschaft, dem diese Ehre zuteil wurde.

Wie geht’s mit den „auslaufenden Routiniers“ weiter?

Der Grundstock der Hütteldorfer ist also aufgrund des Nachwuchses durchaus beeindruckend, doch nun wird es für Zoran Barisic und die gesamte sportliche Abteilung um die Formung einer Mannschaft gehen, die mehr als nur eine Ausbildungsphilosophie verfolgt. Bei fünf Routiniers geht es in den nächsten Wochen um einen neuen Vertrag: Srdjan Grahovac und Thorsten Schick dürften nicht die besten Karten für einen Verbleib haben, Filip Stojkovic, der gegen den WAC wieder einer der Stärksten war, sollte in jedem Fall von einer Verlängerung überzeugt werden. Wie Stojkovic ist auch Dibon potentiell wichtig für das Team – dieser müsste deutliche Gehaltseinbußen einstecken, was aber aufgrund seiner großen Vereinsverbundenheit im Rahmen des Möglichen sein dürfte. Philipp Schobesberger, der zweite riesige Verletzungs-Pechvogel bei Rapid, ist die deutlich unklarere Personalie.

Zwei fixe Abgänge, drei weitere Fragezeichen

Kelvin Arase wird zum Karlsruher SC wechseln, Leo Greiml gab gestern bekannt, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Den 20-Jährigen zieht es in die deutsche Bundesliga. Bleiben also noch Dritttorhüter Bernhard Unger, Defensiv-Allrounder Dalibor Velimirovic und der durchaus überzeugende Leihspieler Ferdy Druijf, der Medienberichten zufolge nicht 2,7, sondern nur 1,5 Millionen Euro Ablöse kosten soll. Auch wenn nicht alles nach Plan läuft, wie etwa bei Greiml, werden Barisic’ Aufgaben immer klarer und die Vertragslage lichtet sich allmählich.

Was passiert mit den Besten und den noch gebundenen Sorgenkindern?

Es sind allerdings derzeit nicht nur die auslaufenden Verträge, die Barisic beschäftigen. Grüll, Ljubicic und Aiwu – allesamt mit Verträgen bis 2024 ausgestattet – ziehen das Interesse größerer Klubs auf sich. Um das langsam in die Spur findende Supertalent Yusuf Demir, ebenfalls bis 2024 an Rapid gebunden, wird es ohnehin nie richtig ruhig werden. Aber auch Personalien, deren Verträge noch bis 2023 laufen, könnten in der Sommertransferzeit zum Thema werden: Ob Christoph Knasmüllner gut genug ins laufintensive Konzept von Feldhofer passt, darf bezweifelt werden. Koya Kitagawa – Trainingsweltmeister, aber in Spielen zumeist ein laues Lüftchen – steht bereits auf dem Abstellgleis. Und auch vom zweifachen slowenischen Teamspieler Dejan Petrovic kam in der laufenden Saison deutlich zu wenig und er ging praktisch nie ab, wenn er nicht spielte…

Der einzige fixe Neuzugang für die neue Saison ist bisher Admiras Roman Kerschbaum. Klagenfurt-Mittelfeldspieler Patrick Greil soll demnächst folgen. Davon abgesehen ist es so wie immer, wenn Barisic seine Kaderplanung vollzieht: Extrem ruhig…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen