Am dritten Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es zum Duell zwischen Meister Red Bull Salzburg und der Wiener Austria. Die Salzburger präsentierten sich in... Taktikanalyse: Austria unterliegt formstarken Bullen nur knapp

Am dritten Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es zum Duell zwischen Meister Red Bull Salzburg und der Wiener Austria. Die Salzburger präsentierten sich in den letzten Spielen als nahezu unschlagbar, startete man doch nicht nur mit sechs Punkten und zehn erzielten Toren in die Liga-Saison, sondern bezwang auch in Testspielen unter der Woche große Kaliber wie Atletico Madrid und den FC Barcelona. Dementsprechend klar war auch die Ausgangslage vor dem Spiel und im Lager der Austria kamen Befürchtungen auf, ein Debakel würde bevorstehen. Das hing auch damit zusammen, dass sich die Violetten bislang in der Saison nicht mit Ruhm bekleckerten und nach wie vor auf den ersten Sieg warten.

Violetter Beton soll zum Erfolg führen

Für die Austria kam diese Begegnung sicherlich nicht zum richtigen Zeitpunkt, hat man doch nach wie vor mit einigen Problemen zu kämpfen und tritt sowohl defensiv, als auch offensiv nicht wirklich überzeugend auf. Keine einfachen Voraussetzungen also, um gegen die bestens aufgelegten Bullen anzutreten, die erst kürzlich die SV Ried mit 7:1 aus dem Stadion schossen. Die Devise für die Violetten schien vor dem Spiel klar zu sein – so gut es geht Schadensbegrenzung zu betreiben und in kein Debakel zu schlittern. Dementsprechend defensiv sah auch die Ausrichtung der Austria aus, denn Trainer Schmid entschied sich die eigene Systematik für das Spiel zu verändern und auf ein 5-3-2 zurückzugreifen. Mit der Fünferkette sollte gewährleistet werden, dass man die Defizite in der Innenverteidigung halbwegs ausgleichen konnte und zusätzliche Ressourcen für die Strafraumverteidigung bereitstellte.

Doch nicht nur das, es passte auch gut zum Gegner und dessen Vorlieben im Spiel mit dem Ball. Also nahm sich die Austria vor, das Zentrum maximal zuzustellen und alles daran zu setzen, diese Region zu kontrollieren. Neben den drei Innenverteidigern, stellte man noch drei zentrale Mittelfeldspieler und zwei Stürmer auf. Damit hatte man im Mittelblock de facto konstant acht Spieler aufgestellt, welche die Mittelspur zustellen sollten. Dementsprechend verhielten sich auch die Violetten gegen den Ball. Auf höheres Attackieren wurde großenteils verzichtet und man erwartete Salzburg in der eigenen Hälfte. Man versuchte dabei gruppentaktisch so kompakt wie möglich zu stehen und die Räume so eng wie möglich zu verknappen. Vor allem die drei Innenverteidiger und Mittelfeldspieler bildeten einen extrem kompakten Block und sollten in erster Linie danach trachten, den Zwischenlinienraum dicht zu machen und die Bullen aus diesem fernzuhalten.

Vereinfacht gesagt, wollte man um jeden Preis den Gegner aus dem Zentrum drängen und auf den Flügel leiten. Dort hatte man dann auch einen passenden Plan parat und wollte auf eine pendelnde Viererkette setzen. Allgemein agierte die Fünferkette der Austria sehr fluide und man stach immer wieder aus den Positionen heraus, sofern es nötig wurde. Die Flügelverteidiger der Violetten gingen immer wieder nach vorne und stellten die gegnerischen Außenverteidiger, sofern diese an den Ball kamen und die Bullen es über die Flügel probierten. Dadurch entstand bei den Austrianern kurzzeitig eine (pendelnde) Viererkette, da in dem Fall der Halbverteidiger ebenfalls mit nach außen rutschte und den Flügelverteidiger absicherte. Dieser Mechanismus sah recht stimmig und gut einstudiert aus und es gab eine recht klare Zuordnung, wodurch man sich auf das Verteidigen konzentrieren konnte.

Die beiden Stürmer versuchten den Sechserraum zuzustellen, die je drei Innenverteidiger und Mittelfeldspieler die Mitte und wenn der Ball nach außen kam, stachen die Flügelverteidiger nach vorne. Interessant war auch, dass das Herausrücken der Innenverteidiger auch immer wieder ausbalanciert wurde und Sechser Martel stattdessen öfter zurück rückte, um die Verteidigung aufzufüllen. Diese kleinen Details zeigten, dass sich die Violetten gut auf den Gegner vorbereiteten, der Matchplan mehrere Facetten umfasste und gut durchdacht war.

Salzburg müht sich sichtlich und wird selten gefährlich

Das gute Defensivkonzept der Austria führte dazu, dass sich die Gastgeber recht schwertaten, in ihren gewohnten Rhythmus zu kommen. Im Gegenteil, man drohte sogar recht früh in Rückstand zu geraten, als sich die Wiener sehenswert über mehrere Stationen aus dem Gegenpressing kombinierten und der aufgerückte Flügelverteidiger Teigl alleine auf das Tor zulief, jedoch viel zu überhastet abschloss.

Salzburg lief mit dem mittlerweile gewohnten 4-Raute-2 auf, wobei man im Sturm mit Adeyemi und Sesko zwei brandgefährliche Waffen zur Verfügung hatte. Im Mittelfeld musste man auf Routinier Junuzovic und Sucic verzichten, für die Camara und Bernede in die Mannschaft rückten. Salzburg tat sich im Spielaufbau recht schwer, die Linien des Gegners zu durchbrechen und man musste sich mit langwierigen und kleinräumigen Kombinationen nach vorne arbeiten. Das konnte die Austria schon als Erfolg werten, denn dadurch konnte man bei einer passenden Raumaufteilung einen guten Zugriff herstellen und die Linien wurden nicht schon von den Innenverteidigern aufgerissen.

Es gelang vor allem, Salzburg zu überraschend vielen hohen Bällen zu zwingen, indem man speziell die linke Seite mit Wöber und Ulmer immer wieder gut zustellte. Andererseits forcierten die Bullen auch immer wieder Spielverlagerungen und das Spiel auf den zweiten Ball, wodurch man allerdings etwas an Kontrolle abgab. Problematisch war für die Gastgeber auch die Besetzung der Doppelacht, denn anders als etwa der abgewanderte Achter Mwepu, haben Seiwald und Bernede eher ihre Stärken in der Tiefe und weichen auch nicht gerne auf den Flügel aus. Hier fehlte es dann auch etwa an der nötigen Flexibilität, um für Überraschungsmomente zu sorgen. Das wurde aber dadurch zum Thema, da die Außenverteidiger der Bullen im Spielaufbau nicht ganz nach vorne schoben, sondern immer wieder tiefer blieben. Vor allem Rechtsverteidiger Kristensen unterstützte die beiden Innenverteidiger und bildete situativ eine Dreierkette, wodurch er auch die dominante Figur im Spiel wurde (über 120 Ballaktionen).

Daher fehlte es an der Durchschlagskraft auf den Außen und man drängte immer wieder ins Zentrum. Das war für die Kontrolle zwar förderlich, allerdings hatte man die über 70 Prozent Ballbesitz meist im ungefährlichen Raum. Es verwundert daher auch nicht, dass man die besten Szenen hatte, sofern Rechtsverteidiger Kristensen weiter vorne und in der Nähe des Strafraums zu finden war und dort seine Durchschlagskraft demonstrierte. Abgesehen davon machte die Austria einen guten Job, die Bullen vom eigenen Strafraum fernzuhalten und Präsenz in den Zweikämpfen zu zeigen. Man hatte auch nach gut 25 Minuten eine Zweikampfquote von über 65 Prozent und blieb so unangenehm für den Gegner. In Ansätzen hatte man auch immer mal wieder gute Umschaltaktionen, die jedoch meist schwer auszuspielen waren. Die Salzburger brillierten vor allem gegen den Ball und waren im Gegenpressing unheimlich griffig, wodurch man in Ballnähe immer wieder eine klare Überzahl herstellte und viele Ballgewinne verbuchte.

So blieb es im ersten Durchgang eine intensiv geführte Partie, mit vielen Zweikämpfen aber recht wenigen Torchancen. Die beste vergab Jungstar Sesko, der nach einer Kristensen-Flanke die Latte traf. Dadurch blieb es vorerst beim 0:0.

Salzburg stellt um und setzt sich weiter vorne fest

Nach dem Wiederanpfiff zum zweiten Durchgang gab es auf Seiten der Bullen einige Adaptionen zu sehen. Auch Trainer Jaissle dürften die Probleme im Spielaufbau bzw. im Übergangsspiel nicht entgangen sein, weshalb man die Aufbauformation veränderte. Die Außenverteidiger schoben nun konstant weit nach vorne und gaben dem Spiel Breite, während stattdessen Sechser Camara und später Seiwald zwischen die Innenverteidiger abkippte. Durch diese Umstellung war man nun in der Lage, die Fünferkette der Austria nach hinten zu drücken und nicht aufrücken zu lassen, wodurch man mehr Platz im Mittelfeld schuf. Das wirkte sich positiv auf die Ballzirkulation in den beiden ersten Spielfelddritteln aus und man konnte dadurch das Spielgerät besser in den eigenen Reihen halten. Auch bei der Durchschlagskraft war man nun variabler, da die beiden Außenverteidiger Druck ausübten und auch über die Flanken für Gefahr sorgte.

Die Austria wurde dadurch noch weiter nach hinten gedrückt und konnte sich kaum mehr befreien. Die Wege nach vorne wurden immer länger und es gab kaum ein Vorbeikommen am starken Gegenpressing der Salzburger. Hier merkte man auch die etwas unpassende Personalwahl im Sturmzentrum, denn weder Fitz, noch Djuricin haben ihre Stärken in der Ballsicherung und konnten sich auch in den Unterzahlsituationen kaum einmal durchsetzen, wodurch man die Bälle so schnell wie man sie nach vorne spielte, wieder verlor und diese zurückkamen. Austria-Trainer Schmid versuchte dann mit neuen Offensivspielern dieses Problem zu beheben und brachte die beiden physisch starken Pichler und Ohio, wodurch es wieder etwas besser wurde und man etwas Entlastung zustandebrachte. Doch dummerweise geriet man dann in dieser Phase in Rückstand, als man einen bereits eroberten Ball nicht gut klärte und Adeyemi nach einer flachen Hereingabe aus kürzester Distanz zum 1:0 traf.

Für die Austria war dies überaus bitter, ließ man doch trotz der großen Dominanz von Salzburg recht wenige gute Gelegenheiten zu und wehrte sich tapfer. Noch bitterer wurde es, als der eingewechselte Ohio eine Riesenchance auf den Ausgleich vergab und der Schiedsrichter die Situation wegen eines vermeintlichen Foulspiels zu früh abpfiff. Das sollte die einzige Möglichkeit auf den Ausgleich bleiben und so blieb es bei der knappen Niederlage für die Veilchen.

Fazit

Letztlich darf die Austria mit ihrem Auftreten in Salzburg trotz dieser knappen Niederlage durchaus zufrieden sein. Anders, als die bisherigen Gegner der Bullen, konnte man die Offensive des Serienmeisters eindämmen und ließ insgesamt nicht viele Möglichkeiten zu. Ausschlaggebend dafür war das gut durchdachte Defensivkonzept, mit dem man das Zentrum gut verdichten konnte und dank der pendelnden Viererkette auch den Flügel gut verteidigt bekam. Im Umschaltverhalten fehlte es letztlich etwas an Geschwindigkeit und der nötigen Durchschlagskraft, um den Bullen noch mehr Probleme zu bereiten. Doch für die Austrianer ist der Gradmesser nicht der Liga-Krösus, sondern Mannschaften wie der kommende Gegner Austria Klagenfurt, wo man zwingend anfangen muss zu gewinnen. Immerhin zeigt man sich im Vergleich zum Saisonstart verbessert und wird spannend zu sehen sein, ob man die positiven Entwicklungsschritte prolongieren kann.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic