In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 19. Runde der tipp3-Bundesliga | Hosiner, de Paula, Alar

In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 19. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Philipp Hosiner (Austria Wien), David de Paula (Wolfsberger AC) und Deni Alar (Rapid Wien) unter die Lupe.

Wolfsberger AC – FK Austria Wien 0:1, Philipp Hosiner (8. Minute)

Wie schon am letzten Wochenende kassierte der Wolfsberger AC auch in der 19. Runde gegen Austria Wien ein frühes Gegentor. Die Grundprobleme der Kärntner dabei waren, dass sie im Kollektiv nicht abgestimmt agierten und in den direkten Zweikämpfen stets einen Schritt zu spät kamen. Zu sehen ist letzteres gleich am ersten Bild.

David de Paula kann hier James Holland nicht daran hindern den Ball zu Philipp Hosiner (gelb) zu spielen. Auch dieser kann sich gegen seinen direkten Gegenspieler durchsetzen und den Ball zum Australier zurückprallen lassen. Bemerkenswert und sinnbildlich für das aktuell so dynamische Spiel des Tabellenführers: neben dem späteren Torschützen finden sich auch die übrigen am Tor beteiligten Spieler – Alexander Gorgon (blau), Florian Mader (grün) und Tomas Jun (rot) – in etwa auf Höhe des Balls wieder, obwohl sie erst tief in der gegnerischen Hälfte aktiv eingreifen. Der Grundstein für den sehenswerten Konter legten die Veilchen also schon in der Frühphase des Angriffs.

Nachdem Holland den Ball wieder bekommt kann er eine große Distanz mit ihm am Fuß zurücklegen, weil Mader seinen Gegenspieler bindet um vom Ball wegzieht (gelb). Im Weiteren wird schließlich das zweite Manko des WAC sichtbar: die fehlende Kompaktheit infolge kollektiver Missverständnisse.

Am oberen Bildrand führen Dario Baldauf (weiß), der Gorgon weiterhin verfolgen will, und Jose Antonio Solano (schwarz), der aufrückt um den Pass abzufangen, gegengleiche Bewegungen durch. Dass Michael Sollbauer (orange) im Zentrum ebenso verwirrt das Abseits aufhebt, rundet das schlechte kollektive Bild ab. Mit einer etwas besseren Abstimmung hätte man den FAK-Angriff an dieser Stelle abwürgen können. So aber wird der große Freiraum (grün), den Mader deswegen vorfindet, weil die WAC-Kicker nicht schnell genug hinter Ball kommen, schlagend. Nachdem Gorgon mit einem Steilpass eingesetzt wurde, konnte er nämlich auf seinen Mitspieler zurücklegen.

Dieser passt weiter zu Jun auf der linken Seite, dessen Hereingabe Hosiner, nachdem er einen langen Sprint anzog, schließlich am langen Pfosten einköpfen kann. Wie bereits erwähnt finden sich die vier erwähnten Spieler von der Ausgangsposition in der eigenen Spielfeldhälfte innerhalb kurzer Zeit am gegnerischen Strafraum wider – ein mustergültiger Konter.

Wolfsberger AC – FK Austria Wien 2:2, David de Paula (40. Minute)

Aber nicht alles stimmte bei den Wienern beim Sieg über den Aufsteiger, was vor allem die drei Gegentore implizieren. Beim 1:1 orientierten sie sich zu stark am Ball und beim2:2 trugen sie, wie der WAC zuvor, der fehlenden Defensivabstimmung Rechnung.

Hier sehen wir die Entstehung, bei der sich eine weitere Parallele zum 0:1 ziehen lässt. Holland (schwarz) kommt gegen Jacobo (weiß) nämlich nicht in den Zweikampf, woraufhin der Spanier einen Wechselpass auf seinen Landsmann de Paula schlagen kann. Die grundlegende Idee der Veilchen ist an und für sich allerdings nicht so schlecht. Sie formieren sich in einer Diagonalkette um einen möglichen Flachpass abzufangen. Allerdings fehlt dahinter die Rückendeckung, weswegen sich ein großer Raum für die ballfernen WAC-Außenspieler öffnet, den diese in der Folge nützen. Ein möglicher Lösungsansatz: Fabian Koch (rot) müsste etwas höher stehen um den hohen Wechselpass abzufangen. Um das Abseits nicht aufzuheben, müsste auch Markus Suttner (blau) ein, zwei Schritte herausrücken. Im Grunde genommen also eine recht einfach zu lösende Situation, die auch in dieser Hinsicht mit dem vorangegangenen Tor übereinstimmt, allerdings ist es menschlich im derartigen Tempo nicht den Überblick zu haben.

Dieses Bild zeigt die Situation nachdem de Paula den Ball annehmen konnte. Baldauf hinterläuft ihn und sorgt somit dafür, dass ihn Koch nicht attackieren kann, da dieser den WAC-Außenverteidiger sonst die gesamte Seite öffnen würde. Der heranstürmende Jun stellt für de Paula kein Hindernis dar, da er mit einem einfach Haken gegen die Laufrichtung aus dem Spiel genommen werden kann.

Zum Abschluss sei noch kurz auf den Moment des Torabschlusses selbst eingegangen. Man erkennt, dass die Wiener Austria mit sieben Spielern im Strafraum steht – dazu noch Holland versetzt davor. Allerdings hat de Paula aufgrund der abwartenden Haltung der Defensive viel Zeit um zu schießen. Dass bei einer derart hohen Dichte im Sechzehner der Schuss des Spaniers abgefälscht wird, ist keine große Überraschung.

SK Rapid Wien – FC Wacker Innsbruck 1:1, Deni Alar (44. Minute)

Erstmals in der laufenden Bundesligasaison schaffe es der SK Rapid Wien einen Rückstand in einen Sieg zu drehen. Beim 2:1-Erfolg über Wacker Innsbruck gab dabei die eigene hohe Fluidität der Offensive sowie die fehlende Kompaktheit des Gegners den Ausschlag und zeigte sich bei beiden Toren. Als Beispiel sei an dieser Stelle der Ausgleich durch Deni Alar beleuchtet.

Hier sieht man, dass sich Alar (gelb), wie in der Analyse erwähnt, aus dem Sturmzentrum zurückfallen lässt, weil die Tiroler ihre Mittelfeldreihe nicht entscheidend absichern, woraufhin sich für den Angreifer ein großes Loch auftut. Mit einem einfachen Vertikalpass von Gerson hat man somit die ersten beiden Pressingreihen überspielt und kann zudem mit Tempo auf das Tor zulaufen. Erwähnenswert sind außerdem noch Bewegungen von Guido Burgstaller (weiß) und Thomas Bergmann (blau), der weit außerhalb seiner ursprünglichen Rechtsverteidigerposition steht. Warum das so ist, wird im nächsten Bild ersichtlich.

Burgstaller agiert generell nicht wie ein klassischer Flügelspieler, sondern sucht oft den Weg in die Mitte und vor allem die Grauzonen der Zuständigkeitsbereiche seiner Gegenspieler. Dieses Verhalten mag zwar auf den ersten Blick nicht sehr auffällig sein, dennoch ist es äußert effektiv, wie dieses Tor zeigt. Im obigen Bild erkennt man, dass Burgstaller aus einer zentralen Position nahe an Dario Dakovic (schwarz) startet. Bergmann orientiert sich deswegen nach vorne um das Pressing zu stärken – etwa dadurch, dass er den Außenverteidiger anpresst oder einen Pass in die Mitte abfängt. Mit dem Hintergedanken, dass sein direkter Gegenspieler Burgstaller aber eben gerne aus der zentralen Position nach außen zieht, tut der Ex-Rapidler dies nicht mit letzter Konsequenz, wodurch er schließlich im „Nirgendwo“ steht und seinen Mitspielern die Abwehrarbeit erheblich erschwert.

Dakovic muss Burgstaller auf die Seite folgen und aus der Abwehr herausschieben. Dadurch öffnet sich zwischen ihm und seinem Innenverteidigerkollegen der Raum für den durchstartenden Alar, der keine Probleme hat einzunetzen.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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