Politische Bezirke haben die österreichische Fußballlandschaft bis dato noch nicht wirklich beeinflusst. Zwar hat jedes Bundesland seinen eigenen Fußballverband, aber die Bezirksgrenzen folgen, selbst... Niederösterreich und seine Bezirkshauptstädte (2) – Erfolge in der Vergangenheit

Politische Bezirke haben die österreichische Fußballlandschaft bis dato noch nicht wirklich beeinflusst. Zwar hat jedes Bundesland seinen eigenen Fußballverband, aber die Bezirksgrenzen folgen, selbst wenn es in manchen Bundesländern Bezirksligen bzw. Bezirksklassen gibt, nicht diesen Grenzen. Sie sind für einen Bürger auch nur relevant, wenn er verwaltungsrechtliche Angelegenheiten zu erledigen hat und im Alltag wohl nur auf den Autokennzeichen ein sichtbarerer Begleiter.

Doch im Jahr 2020 war so vieles anders und so wurden in diesem im niederösterreichischen Fußball die Bezirksgrenzen auf einmal relevant, weil die niederösterreichische Landesregierung verordnete, dass innerhalb den Bezirken, auf denen die Coronaampel auf orange oder rot steht, keine Zuschauer bei Fußballspielen zugelassen sind. So beschäftige ich mich letzten Herbst emsig mit den Bezirksgrenzen und stellte dabei fest, dass ich mit dem Besuch in Scheibbs in jeder Bezirkshauptstadt bzw. Statutarstadt des Bundeslandes ein Spiel gesehen habe. Doch da ging mir auch der Gedanke durch den Kopf, ob die Bezirkshauptstadt auch zugleich das Fußballzentrum des Bezirks ist und wenn nicht, in welcher Spielklasse kickt dann der jeweilige Verein der Bezirkshauptstadt bzw. der bestplatzierte Verein des Bezirks.

So entstand ein der Bericht, der ein kurzweiliges Eintauchen in eine regionale Fußballwelt, gepaart mit etwas Geographie und ein wenig Geschichte darstellen soll.

Bezirkshauptstädte als Fußballzentren mit Erfolgen in der Vergangenheit

Der Bezirk und die Statutarstadt Wiener Neustadt (WN, WB) – 1. Wiener Neustädter Sportclub

Im Bezirk und der Statutarstadt Wiener Neustadt ist der 1. Wr. Neustädter SC der höchstklassierte Verein. Doch seine Geschichte ist mehr als turbulent und wohl einzigartig. 1908 gegründet, mehrmals niederösterreichscher Landesmeister und 1936 sogar österreichischer Amateurmeister, spielte man in den 1950er und 1960er Jahren noch einige Saisonen in der obersten Spielklasse mit, ehe ein schleichender Abstieg einsetzte, der dazu führte, dass man 1998 erstmal in die Viertklassigkeit musste. 2004 ging es dann noch eine Liga weiter runter und so spielte man auch noch in der Saison 2008/09 in der 2.Landesliga Ost. In diesem Jahr übernahm Frank Stronach die Zweitligalizenz vom 1.SC Schwanenstadt und verfrachtete diesen Verein nach Wiener Neustadt, wo unter dem Namen FC Magna gekickt wurde. 2009 übernahm dann der FC Magna die Mannschaften den 1.Wiener Neustädter SC, der daraufhin aufgelöst wurde. Der FC Magna spielte danach unter dem Namen SC Wr. Neustadt weiter.

2009 gelang dem FC Magna auch der Aufstieg in die Bundeliga, sodass in Wiener Neustadt erstmals seit der Saison 1966/67 wieder in der obersten Spielklasse des Landes gespielt wurde. Doch dort sollte es bald mit der Unbeschwertheit vorbei sein, denn Frank Stronach zog sich mit 2011 wieder vom Sponsoring des Vereins zurück. Zwar gelang es dem Verein noch einige Spielzeiten in der Bundesliga zu bestehen, aber 2015 musste man den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.

Dort hielt man gut mit und 2018 qualifizierte sich der Verein als Drittplatzierter der Ersten Liga für die Relegation gegen den SKN St. Pölten. Allerdings verlor man beide Spiele, legte aber Protest wegen eines Leihspielers ein, der in der Saison auch schon für zwei weitere Vereine (Salzburg und Liefering) spielte. Als Reaktion zog der SKN St. Pölten die Zusage für die Nutzung der NV-Arena für die Neustädter im Falle eines Bundesligaaufstieges zurück und die Bundesliga entschied schließlich zu Gunsten der Landeshauptstädter. Ein Jahr später wurde dem Verein die Zulassung zur 2. Liga entzogen, wodurch man in die Regionalliga absteigen musste. Im November 2019 benannte sich der SC Wiener Neustadt in 1. Wiener Neustädter Sportclub um. Dieser erfolgte in Anlehnung an den bis 2010 existierenden 1. Wiener Neustädter SC. Kurz davor wurde auch die neue für Zweitligafußball erbaute und Bundesligafußball adaptierbare Arena im Norden der Stadt eröffnet.

Doch von Bundeligafußball ist man 2020 wieder fast so weit entfernt wie vor 2008. Durch die Coronakrise spielt man in der Regionalliga Ost nur mit einem reinen Amateurteam und müsste derzeit als Tabellenletzter sogar wieder in die Landesliga absteigen.

In der Stadt ist man dennoch konkurrenzlos. Alle sonstigen Stadtvereine, nämlich der Club 83, der ESV Haidbrunn/Wacker und der SV Admira spielen allesamt in der 2.Klasse Steinfeld und somit in der letzten Spielklasse der Region. Die Amateure des 1. Wiener Neustädter Sportclubs spielen übrigens in der sechstklassigen Gebietsliga Süd, zusammen mit den ebenfalls aus dem Bezirk stammenden 1.SC Felixdorf, dem ASK Bad-Fischau-Brunn und dem SC Katzelsdorf.

Die Nummer eins im Bezirk Wiener Neustadt Land ist der in der Landesliga spielende SC Ortmann, aus der Gemeinde Waidmannsfeld, aus der auch Skiolympiasiegerin Michaela Dorfmeister stammt. In der 2.Landesliga Ost spielt noch der ASK Eggendorf, der nördlich von Wiener Neustadt und nur wenige Kilometer von der neuen Arena entfernt, beheimatet ist. Erwähnenswert ist noch der 1.SC Sollenau, der2005 und 2008 Sieger im NÖ Admiral Meistercup war und 2011 den Aufstieg in die Regionalliga Ost feiern konnte. Im Sommer 2016 zog sich der Verein allerdings in die 1.Klasse Süd zurück und überließ dem FCM Traiskirchen den Startplatz in der dritthöchsten Spielklasse. Nach einem Jahr in der 2.Klasse Steinfeld (2018/19) spielt man seither wieder in der 1.Klasse Süd.

Der Bezirk Bruck an der Leitha (BL, SW) – ASK-BSC Bruck/Leitha

Vielschichtig geht es im Bezirk Bruck an der Leitha zu. Das liegt auch daran, dass mit 01.01.2017 der Bezirk Wien Umgebung aufgelöst wurde und die um Schwechat liegenden Gemeinden in diesen Bezirk eingegliedert wurde, sodass er nun auch eine Grenze zum Südosten Wiens hat. Doch die Schwechater Vereine, SV Schwechat und der SC Mannswörth, spielen weiterhin im Wiener Verband mit. Zwar haben die beiden schon erfolgreichere Jahre in der Regionalliga Ost bzw. der Wiener Stadtliga verbracht, und so spielt man heute nur mehr viert- bzw. fünftklassig. Ebenfalls aus dem Bezirk Wien Umgebung stammt der SC Himberg, der mittlerweile nur mehr in der siebtklassigen 1.Klasse Ost spielt. In Himberg spielte man in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre noch in der Regionalliga Ost, ehe man in den letzten 20 Jahren ziemlich weit abstieg. Nach dem Abstieg der Himberger kam mit dem SV Hundsheim ein weiterer Vertreter aus dem Bezirk Bruck an der Leitha in die Regionalliga Ost. Nach einigen erfolgreichen Jahren war das Fußballmärchen in Hundsheim 2003 je zu Ende und man trat den Rückzug in die 2.Klasse Ost-Mitte an, in der man heute noch spielt. Danach folgte noch der Erfolgslauf des ASK Schwadorf. Der 1938 gegründete Verein wurde nach der Jahrtausendwende vom Unternehmer Richard Trenkwalder übernommen. 2002 sicherte sich der ASK Schwadorf die Meisterschaft in der 1. Klasse Ost, 2003 in der Gebietsliga Süd/Ost. Ebenfalls konnte man in diesem Jahr den niederösterreichischen Landescups gewinnen. 2004 schaffte man gleich den Durchmarsch in die Landesliga. Zwei Jahre später stieg der ASK Schwadorf wieder auf, diesmal in die drittklassige Regionalliga. 2007 schaffte es der Klub bereits drei Spieltage vor Schluss den Aufstieg in die Erste Liga perfekt zu machen. Nach Ende der Saison 2007/08 wurde er in FC Trenkwalder Admira umbenannt, womit Richard Trenkwalder völligen den Absturz der Admira verhindert. 2008 wurde in der Folge der ASK Schwadorf 1936 gegründet, der den Ligaplatz der ehemaligen ASK-Amateure in der niederösterreichischen 2. Landesliga Ost einnahm. Dort hielt man sich nicht langen und stieg einige Male ab. Die Talfahrt endete in der siebtklassigen 1. Klasse Ost, in der man aktuell noch spielt.

Anhand dieser Beispiele ist es daher alles nicht selbstverständlich, dass der derzeit erfolgreichste Verein in der Bezirkshauptstadt beheimatet ist. Der ASK-BSC Bruck/Leitha entstand 1983 durch den Zusammenschluss des ASK Bruck/Leitha und des Brucker Sportclubs. Fünf Jahre nach der Fusion konnte der neugegründete Verein erstmals in die Regionalliga Ost aufsteigen. Dort blieb man bis 1997. In diesem Jahr musste man als Vorletzter in der Abschlusstabelle den Gang in die Landesliga antreten. Es sollten aber 2000 und 2004 noch zwei weitere Abstiege folgen, sodass man sich sogar in sechstklassigen Gebietsliga wiederfand. Doch in der Gebietsliga hatte man die Talsohle erreicht und mit dem Aufstieg 2007 ging es wieder zurück in die 2.Landesliga. In dieser blieb man dann bis 2016. In diesem Jahr gelang der Aufstieg in der Relegation gegen SK Eggenburg. Die Landesliga war danach nur eine Zwischenstation, denn bereits nach einer Saison ging es wieder zurück in die Regionalliga Ost. Der Aufstieg konnte am letzten Spieltag fixiert werden, weil man den SV Leobendorf noch aufgrund des besseren Torverhältnisses abfangen konnte.

Der ASK-BSC Bruck/Leitha trägt seine Spiele übrigens im Brucker Parkstadion aus. An sich keine Besonderheit, wenn dieses nicht bereits im burgenländischen Bruckneudorf liegen würde. Dies führte im Oktober 2020 dazu, dass der niederösterreichische Verein seine Heimspiele nicht mehr austragen durfte, weil die Austragung von Fußballspielen abseits des Profiligen im Burgenland seitens der Landesregierung des Burgenlands untersagt wurden.

Die Nummer zwei der im niederösterreichischen Verband spielenden Vereine ist der ASK Mannersdorf an der Leitha, der sich in den letzten zehn Jahren stetig und kontinuierlich die Ligen nach oben gearbeitet hat, jedoch in dieser Saison das Schlusslicht in der Landesliga ist. Weitere Vereine aus dem Bezirk Bruck an der Leitha findet man dann erst wieder in der sechstklassigen Gebietsliga Süd/Südost, wo der ASK Marienthal, der SC Leopoldsdorf bei Wien und der SC Reisenberg um Punkte kämpfen.

Der Bezirk und die Statutarstadt Krems (KS, KR) – Kremser SC

In Krems ist der aus der Statutarstadt stammende Kremser SC das Aushängeschild einer Region, die sich von der Wachau tief ins Waldviertel erstreckt. Zwar ist der Bezirk nicht besonders dicht besiedelt, aber mit der fünftgrößten Stadt des Bundeslandes hat man auch einen Verein, der auf eine lange Fußballtradition zurückblicken kann. Der 1920 gegründete noch als Krems-Steiner SC gegründete Verein gewann 1930 die österreichische Amateurmeisterschaft und spielte in der 1950er Jahren sogar in der obersten Spielklasse. Ende der 1970er Jahre schaffte man es wieder zurück in die Zweitklassigkeit und nach einem kurzen Durchhänger, sollte mit dem erneuten Zweitligaaufstieg 1983 die erfolgreichste Zeit im Kremser Fußball eingeläutet werden. 1988 erreichte der Kremser SC als Zweitligist Cupfinale. Dieses wurde damals noch mit zwei Begegnungen ausgetragen, wobei man gegen den damals in Österreich tonangebenden FC Swarovski Tirol spielte. Mit den Ergebnissen 2:0 und 1:3 blieb Krems aufgrund der Auswärtstorregel siegreich, wodurch mit dem Cuptitel der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte eingefahren wurde.

Von 1989 bis 1992 spielte man sogar erstklassig, wobei so klanghafte Namen, wie Hans Krankl und Mario Kempes, im beschaulichen Sepp-Doll-Stadion aufliefen. Doch danach ging es ziemlich schnell bergab mit dem Kremser SC, der sich bereits 1995 in der niederösterreichischen Landesliga wiederfand. 2001 schaffte man noch einmal die Rückkehr in die Regionalliga Ost. 2007 stieg der Kremser SC wieder in die Landesliga ab und nach der Saison 2008/09 folgte ein weiterer Abstieg in die fünftklassige 2. Landesliga West. Doch 2014 schaffte man fulminant die Rückkehr in die Landesliga, wo man seither eine gute Figur macht und in den letzten Jahren immer im Spitzenfeld gewesen ist. Zum Abbruch der Herbstmeisterschaft im November 2020 war man Tabellenführer, hat jedoch auch schon mehr Spiele als die Konkurrenten ausgetragen. Doch in Krems hofft man, dass man bald wieder in die Regionalliga zurückkommen kann. Wenn möglich schon nach dieser Saison.

In der Stadt Krems hat man keine wirkliche Konkurrenz, zumal der 1.FCU Stein und der ESV Krems in der 2.Klasse Wachau antreten. Im Kremser Umland gibt es aber einige Vereine, die ebenfalls nicht unerfolgreich spielen. Mit dem SC Rohrendorf und dem SV Haitzendorf hat der Bezirk Krems-Land sogar zwei Vereine, die über Landesligaerfahrung verfügen. Beide Vereine spielen derzeit in der 2.Landesliga West, wobei der SV Haitzendorf noch ohne Punkteverlust nach neun Spielen die Tabelle vor dem SC Rohrendorf die Tabelle anführt. Eine Liga weiter darunter, in der Gebietsliga Nordwest/Waldviertel kommt der Tabellenführer mit dem USV Langenlois ebenfalls aus dem Bezirk Krems-Land. In der Spitzengruppe dieser Liga ist mit dem USC Weißenkirchen noch ein weiterer Verein aus diesem Bezirks vertreten.

Der Bezirk Zwettl (ZT) – SC Zwettl

Der Bezirk Zwettl ist nicht nur die Kernregion des Waldviertels, sondern auch der flächenmäßig größte Bezirk Niederösterreichs. Aufgrund der schwachen Bevölkerungsdichte, ist es auch naheliegend, dass aus der Bezirkshauptstadt Zwettl auch der Fußballverein stammt, der im Ligensystem am höchsten spielt. Hierbei handelt es sich um den SC Zwettl, der direkt nach dem 2.Weltkrieg gegründet wurde und seit 1947 den heute noch gültigen Namen trägt.

Die ersten 40 Jahre spielt der Verein ausschließlich in den unterklassigen Ligen im Niederösterreichischen Fußballverband, ehe man im Jahr 1985 den Aufstieg in die Regionalliga Ost schaffte und in der man dann auch bis zum Abstieg im Jahr 1996 spielte. Der Vereine war zu dieser Zeit das Aushängeschild des Waldviertels und noch vor den Rivalen aus Gmünd und Horn klassiert.

Doch Ende der 1990er Jahre begann diese Vormachtstellung im Waldviertel zu bröckeln, denn auch der SV Horn mischte nun in der Regionalliga mit. Der SC Zwettl pendelte nun oftmals zwischen der Landesliga und Regionalliga und hatte auch noch Probleme mit seiner Spielstätte, dem Stadion Zwettltal. Dieses wurde beim Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 weggespült und nach dem Wiederaufbau vier Jahre danach durch zwei weitere Hochwasser erneut in Mitleidenschaft gezogen. Als Konsequenz wurde der Abschied aus dem Zwettltal-Stadion beschlossen und eine neu Sportanlage in Edelhof 2008 eröffnet. Diese ist zwar modern, aber einige Kilometer außerhalb der Stadt gelegen, wodurch man auch eine breite Fanbasis der Stadtbewohner verlor.

2009 stieg man aus der Regionalliga ab und kickt seither in der viertklassigen Landesliga. Von dort blickt man wahrscheinlich noch das eine oder andere Mal nach Horn, wo mittlerweile ein etablierter Zweitligastandort entstanden ist, während man selbst zuletzt eher schauen musste, dass man nicht eine Liga weiter tiefer nach unten rutscht.

Eine Liga weiter darunter, nämlich in der 2.Landesliga West, spielt mit dem USC Schweiggers auch die Nummer zwei des Zwettler Bezirks. Doch so wie der SC Zwettl, muss auch Schweiggers dort schauen, dass man nicht in den Abstiegsstrudel gerät. In der sechstklassigen Gebietsliga Nordwest/Waldviertel gibt es drei Vertreter auch dem Zwettler Bezirk, von den nur der USV Groß Gerungs ohne Abstiegssorgen ist. Der USC Kottes und der in Echsenbach beheimatete SC Hartl Haus befinden sich im hinteren Tabellendrittel.

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.