Schlussendlich war es unvermeidbar. Der FC Schalke 04 steht in der deutschen Bundesliga vier Spieltage vor Saisonschluss als Absteiger fest und muss zum vierten... Deutsche Bundesliga: Schalkes Abstieg hinterlässt eine Lücke

Schlussendlich war es unvermeidbar. Der FC Schalke 04 steht in der deutschen Bundesliga vier Spieltage vor Saisonschluss als Absteiger fest und muss zum vierten Mal in der langen Vereinsgeschichte den Gang in die zweite Liga antreten. Die sportlichen Probleme der Königsblauen waren schon seit längerer Zeit offensichtlich.

Saison-Statistiken sprechen Bände

Der FC Schalke 04 weist nach 30 Spieltagen 21 Niederlagen auf, was in der bisherigen Vereinsgeschichte ein Negativrekord ist. Erschreckend ist auch die Tordifferenz von 18:76, die verdeutlicht, dass viele Niederlagen des Fixabsteigers empfindlich ausfielen. Im Schnitt kassierte der FC Schalke 04 2.53 Treffer pro Spiel, erzielte selbst jedoch bloß 0.6 Tore pro Partie. An den letzten beiden Spieltagen setzte es Niederlagen gegen den SC Freiburg und Arminia Bielefeld. Die Live-Trends und Statistiken des Analysetools Overlyzer vom Spiel gegen die Freiburger zeigen deutlich auf, wie hilflos die Mannschaft von Trainer Dimitrios Grammozis zuletzt agierte.

Die Performance des FC Schalke 04 wird in diese Grafik durch die rote Linie symbolisiert. Der FC Schalke war fast die gesamte Partie das deutlich unterlegene Team und die Niederlage fiel auch in dieser Höhe verdient aus.

Wie kam es aber dazu, dass ein Traditionsverein wie der FC Schalke 04, der kaum wie ein anderer Verein in der deutschen Bundesliga hohe Emotionalität verkörpert, so unterirdische Leistungen abliefert?

36 Spieler eingesetzt

Der FC Schalke 04 fand über die gesamte Saison hinweg nicht einmal annähernd so etwas wie eine Stammelf und setzte die meisten Spieler aller Bundesligisten ein. Insgesamt durften 36 verschiedene Akteure im Schalke-Trikot auflaufen – kaum ein Akteur konnte dabei überzeugen.

Probleme bei Standardsituationen und zahlreiche Eigentore

Auch hier erreichten die Schalker einen Rekord, auf den sie sicherlich gerne verzichtet hätten. Kein anderes Team in der Bundesliga kassierte mehr Tore nach gegnerischen Standardsituationen. Insgesamt 17-mal musste der Schalke-Keeper nach ruhenden Bällen hinter sich greifen! Dazu gesellen sich fünf Eigentore in dieser Saison, was ebenfalls einen Höchstwert in der aktuellen Bundesliga-Spielzeit darstellt.

Keine Kontinuität auf allen Ebenen

Seit September 2020 standen fünf verschiedene Trainer an den Seitenlinien. Auf David Wagner folgten Manuel Baum, Huub Stevens, Christian Gross und der aktuelle Coach Dimitrios Grammozis. Begleitet wurden diese Personalrochaden mit großen Unstimmigkeiten auf der Führungsebene. Jochen Schneider, der bis zu seiner Freistellung am 28. Februar 2021 als Sportvorstand im Amt war, verstand sich nicht mit dem Technischen Direktor Michael Reschke, was sich auch in der Kaderzusammenstellung des Vereins widerspiegelte.

Verunsicherte Spieler

Der aufgrund einer verfehlten Transferpolitik schwach zusammengesetzte Kader wirkte mit jeder zusätzlichen Niederlage stärker verunsichert. Die Spieler zweifelten an sich selbst und fanden keinen Weg mehr aus der Negativspirale heraus. Stürmer Mark Uth gab ein ehrliches aber bezeichnendes Interview, das durchaus als Hilferuf interpretiert werden konnte. Nach einer 0:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg klagte der Angreifer: „Wir kommen jedes Mal einen Schritt zu spät, wir kommen nicht mal in die Zweikämpfe, wir haben keine Gelbe Karte bekommen. Ich weiß nicht, wie wir so ein Spiel gewinnen sollen. Ich finde das unfassbar. Ich weiß gar nicht mehr, was man noch dazu sagen soll. Ich bin momentan so bedient und sauer. Ich könnte einfach nur in die Kabine gehen und weinen.“

Keine Unterstützung durch die Fans

Der letzte Punkt traf alle Vereine der deutschen Bundesliga, doch bei Schalke war aufgrund der oben angesprochenen hohen Emotionalität das Fehlen der Fans besonders spürbar. Der verunsicherten Mannschaft hätte die treue Anhängerschaft wahrscheinlich gutgetan. Die weltweite Corona-Pandemie sorgte aber für leere Plätze in den Stadien und der Funken der Schalke-Anhänger konnte nicht auf die Mannschaft überspringen. Nach dem Abstieg eskalierte zwar die Situation und die Spieler wurden von den Fans sogar körperlich angegriffen. Man sollte jedoch bedenken, dass die wenigen gewaltbereiten Anhänger nicht stellvertretend für die gesamte Schalke-Familie stehen.

Schalke gehört in die Bundesliga

Es ist nun Zeit für einen Neuanfang. Die Statements der Fans in den sozialen Medien lassen darauf schließen, dass sie trotz großer Enttäuschung ihre Mannschaft auch in der zweiten Liga unterstützen werden. Es bleibt zu hoffen, dass der Verein in den kommenden Monaten umsichtiger handelt und bald den Wiederaufstieg erfolgreich in Angriff nimmt. Der FC Schalke 04 sollte aufgrund seiner langen Tradition und seinen euphorischen Fans ein fixer Bestandteil der obersten Spielklasse in Deutschland sein und hinterlässt eine große Lücke in der Bundesliga.

Stefan Karger