Der FC Bayern München hat zwischen 2010 und 2020 ein ganzes Jahrzehnt des europäischen Fußballs mitgeprägt. Nun könnte am Sonntag im Finale der Champions... FC Bayern München: Ein Jahrzehnt „Mia san Mia“ (1)

Der FC Bayern München hat zwischen 2010 und 2020 ein ganzes Jahrzehnt des europäischen Fußballs mitgeprägt. Nun könnte am Sonntag im Finale der Champions League gegen Paris St. Germain die Krönung folgen. Ein Rückblick auf die Höhen, Tiefen und Entwicklungen der letzten zehn Jahre.

Der Anfang unter Louis van Gaal

Als Louis van Gaal 2009 den Job als Trainer des FC Bayern München antrat, lag die letzte Teilnahme der Münchner an einem Champions-League-Finale immerhin schon über acht Jahre zurück. Schlimmer noch: Der deutsche Rekordmeister war nach der Ära Hitzfeld/Kahn/Effenberg international nur noch zweitklassig. (Erinnert sich noch jemand an das 0:4 gegen den FC Barcelona im Frühjahr 2009? Bezogen auf das Viertelfinale 2020 ist Karma aus der Sicht der Katalanen wahrlich keine nette Frau.)

Unter dem Niederländer zogen die Bayern aber dann nur ein Jahr später in das Finale gegen Inter Mailand ein. Dieses ging zwar 0:2 verloren und Van Gaal war seinen Job bald wieder los – aber die systematischen und personellen Veränderungen des streitbaren Trainers prägen den Verein nun bereits schon ein Jahrzehnt.

Van Gaal führte den Ballbesitzfußball und das Positionsspiel in einer Mannschaft ein, die zuvor unter einem Trainer Jürgen Klinsmann taktisch nicht gerade gefordert wurde. Hinzu kommt, dass Van Gaal nicht davor zurückschreckte, auch in Sachen Personal seine Vorstellungen kompromisslos umzusetzen.

Die drei vielleicht wichtigsten und nachhaltigsten Veränderungen haben mit drei mittlerweile absoluten Klublegenden zu tun: Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und David Alaba. Denn bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Flügel agierenden Schweinsteiger stellte Van Gaal im zentralen Mittelfeld auf. Damit ebnete er dessen Weg zum Weltklassespieler und erwies auch dem deutschen Fußball insgesamt einen nachhaltigen Dienst.

Das gilt ebenso für die Personalie Thomas Müller. Diesen zog Van Gaal in die erste Mannschaft hoch, obwohl Müller eigentlich keinen Aspekt des Fußballs außergewöhnlich gut beherrschte. Die unorthodoxe Spielweise des selbsternannten „Raumdeuters“ brachte aber letztlich ein unverzichtbares Element in das zukünftige Spiel der Bayern.

Unverzichtbar für die Bayern ist mittlerweile auch David Alaba. Derzeit glänzt der Österreicher zwar vorwiegend als Innenverteidiger, zuvor verkörperte er aber auf der Position des Außenverteidigers Weltklasse. Alaba galt eigentlich als zentraler Mittelfeldspieler, ehe van Gaal den damals noch blutjungen Spieler erfolgreich umfunktionierte.

Heynckes und Guardiola: Die erfolgreichste Zeit

Aufgrund seines absolutistischen Ansatzes hatte es sich Van Gaal aber bald mit den Bayern-Granden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge (ebenfalls nicht gerade für ihre kleinen Egos bekannt) verscherzt. In der Königsklasse kam das Aus dieses Mal bereits im Achtelfinale gegen Inter Mailand.

Nach dem Van Gaals Co-Trainer Andries Jonker in der Bundesliga die Qualifikation für die Champions League letztlich doch noch perfekt machen konnte, übernahm im Sommer 2011 Jupp Heynckes die Mannschaft. Gleich im ersten Jahr zogen die Bayern mit Heynckes in das Finale der Champions League ein.

Dort wartete der englische Vertreter FC Chelsea. Es letztlich vielleicht das groteskeste Endspiel des letzten Jahrzehnts. Die Bayern waren klar überlegen, brachten aber nur einen Treffer zu Stande. Chelsea glich kurz vor Schluss aus und holte sich im Elfmeterschießen den Henkelpott.

Im kommenden Sommer griffen die Bayern für Javi Martinez tief in die Tasche und stabilisierten so die Defensive. Bereits ein Jahr davor schloss man mit dem Transfer von Manuel Neuer die Lücke auf der Torhüterposition, die dort seit dem Abgang von Oliver Kahn klaffte.

Heynckes adaptierte in der Saison 2012/13 den Pressingstil des großen Konkurrenten Borussia Dortmund, der den Bayern 2011 und 2012 die Meisterschaft wegschnappte und führte sein Team so zum nationalen Titel. International zog man erneut in das Finale der Champions League ein. Dort warteten ausgerechnet die Dortmunder. Arjen Robben entschied mit seinem späten Treffer zum 2:1 ein mitreißendes Endspiel zu Gunsten der Münchner. Damit holten die Bayern das erste Triple ihrer Vereinsgeschichte.

Robben und sein Pendant Franck Ribery gehörten auch unter dem neuen Trainer Josep „Pep“ Guardiola zu Fixpunkten der Offensive. Guardiola entwickelte die Mannschaft noch einmal weiter, wovon unter anderem David Alaba stark profitierte, der wie Philipp Lahm nochmals einen großen Schritt machte. National wie international traten die Bayern sehr dominant auf und spielten den vielleicht besten Fußball der Klubgeschichte.

Dennoch scheiterte das Team in den drei Jahren unter Guardiola regelmäßig im Halbfinale der Champions League an spanischen Vertretern (2014 Real Madrid, 2015 FC Barcelona, 2016 Atletico Madrid). Der Katalane verließ den FC Bayern nach drei erfolgreichen Jahren Richtung England zu Manchester City. Ob berechtigt oder unberechtigt haftet dieser Zeit der Makel an, dass die Bayern trotz aller Dominanz eben nicht den Henkelpott gewinnen konnten.