Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den Rückraum und widmen... Wiederholung in Zeitlupe (23) – Der wirklich erste Spieltag (KW 34)

Jeden Sonntag wollen wir in dieser neuen Serie einen Blick in die Vergangenheit werfen: Wir spielen sozusagen einen Zuckerpass in den Rückraum und widmen uns kurz und bündig legendären Toren, Spielen, Fußballpersönlichkeiten, Ereignissen auf oder neben dem Platz und vielem mehr. Wir wollen Momente, Begebenheiten, Biografien im Stile von Zeitlupenwiederholungen aus dem TV nochmals Revue passieren lassen. Diesen Sonntag reisen wir zurück zum 24. August 1963 als der erste Spieltag der deutschen Fußball-Bundesliga stattfand…

16 Klubs und ein erstes Tor in Bremen

Es ist kaum zu glauben, doch die deutsche Bundesliga ist tatsächlich nicht so alt, wie man vermuten mag: Anfang des 20. Jahrhunderts gab es noch ca. 70 Ligen im Deutschen Reich, der Meister wurde letztendlich nach einer Endrunde und einem K.O.-System ermittelt. Immer wieder gab es Bestrebungen ein umfassendes Ligasystem einzuführen, die jedoch nur Versuche blieben. Eng verflochten war der Gedanke den Amateursport zu professionalisieren, doch das diesbezügliche Hin-und-Her wurde durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Einführung von sechzehn Gauligen beendet. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges scheiterten die Projekte Profifußball und Einheitsliga zunächst durch die Trennung Deutschlands. Der DFB machte jedoch Zugeständnisse und erlaubte den Vereinen kleine Belohnungen an Spieler auszubezahlen und näherte sich so dem Profisport an. Hinter den Kulissen wurde den Kickern freilich Schwarzgeld für Wechsel bzw. Prämien zugesteckt. In den 50er machten Bundestrainer und Vater des „Wunders von Bern“ Sepp Herberger, der Verbandspräsident Hermann Neuberger und der Präsident des 1. FC Kölns Franz Kremer Druck endlich eine Bundesliga zu gründen. Es sollte jedoch bis Anfang der 60er-Jahre dauern bis dieser Vorschlag offiziell behandelt wurde.

Erst am 28. Juli 1962 stimmten DFB-Delegierte mit 103 zu 26 Stimmen in der Dortmunder Westfalenhalle für die Einführung der Bundesliga mit Lizenzspielern im Spieljahr 1963/64. Spieler wurden ab sofort als Angestellte des Vereins und nicht mehr als Mitglieder geführt, erhielten Gehalt trotzdem blieben die Fußallklubs weiterhin gemeinnützig. 46 Vereine hatten sich um Mitgliedschaft in der neugeborenen Bundesliga beworben, sechzehn von ihnen wurden – nicht immer nach objektiv-fairen Kriterien – ausgewählt. Zu den Gründungsmitgliedern der deutschen Bundesliga gehörten Großklubs wie Borussia Dortmund, der HSV und Schalke 04 aber auch traditionsreiche Vereine wie Eintracht Braunschweig, Preußen Münster oder der 1. FC Saarbrücken.

Vom allerersten Tor der Bundesliga gibt es nur ein Foto, dass den jubelnden Friedhelm „Timo“ Konietzka im Hintergrund, einen die Arme in die Höhe streckenden Mitspieler im Vordergrund und zwei geschlagene Bremer am Boden zeigt. Konietzka erzielte für Dortmund in der 58. Sekunde den Premierentreffer im Bremer Weserstadion. Trotzdem ging Werder am Ende des Spiels als Sieger vom Platz, ebenso wie der Meidericher SV (MSV Duisburg), der 1. FC Köln und Schalke 04. Weiters gab es vier Partien die 1:1 endeten. Premierentorschütze Konietzka erinnert sich an die damalige BVB‑Mannschaft: „Man nannte uns die Kohlenpott-Brasilianer. Jeder war technisch-taktisch gut drauf.“ Konietzkas Tor beschreibt ein Kollege in der typischen Fußballersprache dieser Zeit: „Die haben patsch-patsch gemacht und Timo in den Lauf gespielt.“ Meister wurde am Ende der Saison 1963/64 übrigens der 1. FC Köln, die erste Torschützenkanone holte sich HSV-Legende Uwe Seeler. Es war der Anfang einer großen Fußballgeschichte.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag