Shankly, Paisley, Klopp. Die Fans des Liverpool FC würden diese drei Trainer als die besten der Vereinsgeschichte nennen. Von ihnen hat Jürgen Klopp mit... Emotionaler Abschied: Jürgen Klopps letztes Spiel an der Anfield Road

Shankly, Paisley, Klopp. Die Fans des Liverpool FC würden diese drei Trainer als die besten der Vereinsgeschichte nennen. Von ihnen hat Jürgen Klopp mit etwa 60% die höchste Siegesquote und verbrachte nun knapp neun Jahre an der Merseyside. Doch wie der Deutsche bereits im Jänner 2024 verkündete, verlässt er die Reds nach der aktuellen Spielzeit. Am morgigen Sonntag verabschiedet sich Jürgen Klopp nach über 480 Spielen von der Seitenlinie des LFC an der Anfield Road. Und eine Ära geht zu Ende.

Klopps Laufbahn an der Merseyside

Im Oktober 2015 beerbte Jürgen Klopp den entlassenen Brendan Rodgers beim Liverpool FC. Bereits bei seiner ersten Pressekonferenz erntete er Sympathiepunkte bei den Fans mit der Aussage: „Ich bin ein total normaler Typ. Ich bin der Normale.“ Klopp, der nach Felix Magath erst zweite deutsche Trainer einer Premier-League-Mannschaft, erreichte bereits in seiner ersten Saison zwei Endspiele mit den Reds, im Ligapokal gegen Manchester City und in der Europa League gegen Sevilla, verlor jedoch beide. Nach einem achten Platz in seiner ersten Spielzeit, wurde er zweimal Vierter in der Premier League.

Nachdem er sich 2018 noch gegen Zinedine Zidanes Real Madrid geschlagen geben musste, gewann er im Folgejahr mit der Champions League, der sechsten für die Reds, seinen ersten Titel mit dem englischen Traditions- und Großklub. Im selben Jahr konnte er zudem den UEFA Super Cup gegen Chelsea und die FIFA Klub-WM gegen Flamengo erringen. Der Titelregen hörte seitdem nicht auf. So dominierte Liverpool 2020 die Premier League. Wo in der Vorsaison 97 Punkte nicht für den Pokal reichten, waren es nun 99 Zähler, die die begehrte Trophäe nach einer 30-jährigen Dürreperiode wieder nach Liverpool brachten. In den Folgejahren holte Klopp noch zweimal den Ligapokal und je einmal den FA Cup und das Community Shield, den englischen Supercup.

Das letzte Mal „You’ll never walk alone“

Mittlerweile sind wir am letzten Spieltag der Premier League-Saison 2023/24 angekommen. Die Reds haben keine Chance mehr auf den Titel, doch das wird die Emotionen am kommenden Sonntag an der Anfield Road keineswegs schmälern. Der 56-Jährige hinterlässt in Liverpool schließlich nicht nur Trophäen und Triumphe, es sind vor allem die Emotionen, schöne Geschichten und eine neue Selbstverständlichkeit, die dem Klub erhalten bleiben. Vor seiner Ankunft war man eine mittelmäßige Premier-League-Mannschaft, Klopp gelang es, das Team systematisch zu verbessern und zwischenzeitlich an die Spitze des Weltfußballs zu führen. Die Verbundenheit mit den Fans ist dem Deutschen trotz all des Ruhmes immer wichtig gewesen und er verstand bereits bei seiner Ankunft, was es heißt, Trainer des LFC zu sein. 2022 wurde ihm sogar die höchste bürgerliche Ehre der Stadt Liverpool, die Freedom of the City of Liverpool, verliehen.

Es ist nicht so wichtig, was die Leute denken, wenn du ankommst. Es ist viel wichtiger, was die Leute denken, wenn du gehst.“ Ein Zitat aus Klopps erster Pressekonferenz. Und die Leute sprechen in Liverpool nur in den höchsten Tönen von dem Trainer, mit dem sie über acht Jahre durch Höhen und Tiefen gegangen sind, der ihnen ein neues Selbstverständnis gab, und der sie am Sonntag Nachmittag nach dem letzten Heimspiel an der Anfield Road verlassen wird.

Während die Fans sich noch bis zu eben jenem Tag gedulden müssen, konnte Klopp sich bereits auf den wohl emotionalsten Tag in seiner Trainerkarriere vorbereiten. Ein Video, das sich neuerdings in den sozialen Medien verbreitet, zeigt den Trainer allein auf dem Feld und den Tribünen im leeren Liverpool-Stadion, starr stehend, wohl mit dem Gedanken, was sich wohl abspielen wird bei seinem letzten „You’ll never walk alone“ als Coach der Reds. Die ein oder andere Träne wird zweifelsohne fließen.

Tim Bosnjak, abseits.at

Tim Bosnjak