Lange Zeit sah es bei Manchester United nach einer erfolgreichen Saison aus. Doch nach dem Aus beim FC Sevilla in der Europa League geraten... Verspielt Manchester United im Finish die Champions League?

Lange Zeit sah es bei Manchester United nach einer erfolgreichen Saison aus. Doch nach dem Aus beim FC Sevilla in der Europa League geraten die Red Devils in der Premier League im Kampf um die letzten beiden verbliebenen Champions-League-Plätze zunehmend unter Druck. Was als gute Saison begann, kann als weitere Saison im Mittelmaß enden. Wie es dazu kam.

Triumph im Carabao Cup

Es dauerte nicht lange und Erik ten Hag durfte seinen ersten Titel mit Manchester United feiern. Nach einem souveränen 2:0 gegen Newcastle United im Londoner Wembley Stadion lieferte der Holländer das, was man im roten Teil von Manchester so dringend gebraucht hat: Einen Titel! Auch, wenn es nur der Carabao Cup war, dessen Gewinn in den Erfolgsjahren von Manchester United unter Sir Alex Ferguson, kaum eine Rolle gespielt hat. Sie haben sich geändert, die Zeiten beim englischen Rekordmeister. Und so befand sich der Klub nach dem ersten Pokalgewinn seit dem Carling Cup und dem Gewinn des englischen Supercups sowie der Europa League in der Saison 2017/17 in Aufbruchsstimmung.

FA-Cup-Finale gegen Manchester City

Auch im zweiten englischen Pokalwettbewerb, dem weitaus prestigeträchtigeren FA Cup, hat Manchester United mit teils starken Leistungen das Finale erreicht. Am 3. Juni wartet im Londoner Wembley Stadion Stadtrivale Manchester City. Es ist also alles angerichtet für ein Finale der Extraklasse.

Blamables Europa-League-Aus gegen den FC Sevilla als Wendepunkt in der Saison

Im Viertelfinale der Europa League hingegen setzte es auswärts beim FC Sevilla nach einer desaströsen Leistung eine 0:3 Klatsche. Harry Maguire und David de Gea erwischten im Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan einen rabenschwarzen Abend und leiteten mit schweren Fehlern die Niederlage quasi im Alleingang ein. Doch es war nicht die Niederlage und das Ausscheiden per se, sondern die Auswirkungen auf die Leistungen in der Premier League.

Nach gutem Saisonstart konnten die Mannen von Erik ten Hag in den letzten vier Premier League Spielen nach dem Aus gegen den FC Sevilla lediglich ein einziges, 1:0 gegen Aston Villa, gewinnen. Gegen die Tottenham Hotspurs verspielte das Team rund um Superstar Marcus Rashford eine 2:0 Pausenführung und musste sich mit einem 2:2 begnügen. Gegen den FC Brighton verlor man durch einen Handelfmeter, den Alexis Mac Allister in Minute 99 verwandelte, 0:1. Erst am Sonntag setzte es gegen Abstiegskandidat West Ham United eine erneute 0:1 Niederlage.

Am Wochenende wartet mit den Wolverhampton Wanderers ein unangenehmer Gegner, gegen den sich die Red Devils in der Vergangenheit oft schwer getan haben. Will man in die Champions League heißt es aber bereits: Verlieren verboten!

Vorsprung auf die Verfolger schrumpft

Am Wochenende setzte es beim abstiegsbedrohten Club aus London nach einem schweren Patzer von David de Gea eine weitere Niederlage. Nach vielen vergebenen Chancen im ersten Durchgang, schafften es die Red Devils im zweiten Durchgang nicht mehr zurückzukommen. Körperliche Defizite und die fehlende Qualität von der Bank ließen die Red Devils in der zweiten Hälfte blass aussehen. Erik ten Hag hat nach der Niederlage seiner Mannschaft erst einmal zwei Tage Trainingspause gegeben, wohl in der Hoffnung, dass seine Mannschaft Form und Fitness wieder findet.

Manchester United liegt derzeit nach 34 absolvierten Spielen mit 63 Punkten auf Platz 4, zwei Punkte hinter Newcastle United, das 65 Punkte aus 34 Spielen vorzuweisen hat. Auf Platz 5 folgt mit 62 Punkten aber bereits 35 absolvierten Spielen der FC Liverpool. Ebenso 35 Spiele absolviert haben die Sechstplatzierten Tottenham Hotspurs mit einem Punktestand von 57 Punkten. Auf Platz 7 folgt der FC Brighton mit 55 Punkten aus 33 Spielen.

Die Tabelle ist auf Grund der unterschiedlichen Anzahl an absolvierten Spielen zwar unübersichtlich, Newcastle United, Manchester United und der FC Liverpool werden sich aber die letzten beiden verbleibenden Champions-League-Plätze unter sich ausmachen.

Machbares Restprogramm

In den letzten vier Spielen der Saison empfängt das Team aus dem Old Trafford zu Hause die Wolverhampton Wanderers, den FC Chelsea sowie den FC Fulham, auswärts wartet der FC Bournemouth. Ein auf den ersten Blick eher leichtes Restprogramm, verglichen zur direkten Konkurrenz. Während Newcastle United noch den FC Chelsea, FC Brighton, Leeds United und Leicester City vor der Brust hat, muss der FC Brighton noch gegen Newcastle United, Manchester City, Aston Villa und Southampton ran. Etwas leichter hat es da schon der FC Liverpool mit Spielen gegen Aston Villa, Leicester City und den FC Southampton. Tottenham bekommt es mit Aston Villa, Leeds United und dem FC Brentford zu tun

Bereits 57 Bewerbsspiele absolviert

Manchester United hat bewerbsübergreifend in Carabao Cup, FA Cup, Liga und Europa League bereits 57 Spiele absolviert. So viele Spiele wie kaum ein anderer Club in Europa und das mit einem vergleichsweise kleinen Kader, vor allem was die Qualität in der Breite betrifft. In allen Bewerben hat Erik ten Hag insgesamt nur 26 Spieler eingesetzt.

Ein Befund, der sich mehr und mehr manifestiert, ist, dass die Mannschaft überspielt ist und konditionell im Finish nicht mehr zulegen kann. Seit dem Aus gegen Sevilla, bei dem die Mannschaft zu keiner Zeit mental und physisch in der Liga war mit den Spaniern mitzuhalten, wirkt das Team ausgelaugt. In der Liga waren die Red Devils zwar gegen Tottenham, Brighton und West Ham in Hälfte eins stark, in Hälfte zwei fand das Team aber nicht mehr statt und bettelte förmlich um Gegentore. Das Ergebnis: ein Punkt aus den letzten drei Spielen.

Verletzungen, Sperren und Formschwäche zum falschen Zeitpunkt

Mit Raphael Varane und Lisandro Martinez werden Manchester United bis zum Saisonende die beiden etatmäßigen Innenverteidiger wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. In den letzten Spielen rückte Luke Shaw neben Victor Lindelöf in die Innenverteidigung und ersetzte den formschwachen Harry Maguire. In der Offensive fehlte Hoffnungsträger Alejandro Garnacho wochenlang und bereits im Laufe der Saison musste das Team aus dem Old Trafford mehrere Monate auf Christian Eriksen verzichten, dazu gesellen sich die Langzeitverletzten Scott McTominay und Donny van de Beek. Neuzugang Casemiro verpasste wegen Gelb- und Rotsperren acht Bewerbsspiele. Dazu kommen die mittlerweile unter chronischer Formschwäche leidenden Jadon Sancho, Anthony Martial, Phil Jones, Wout Weghorst und Anthony Elanga. Wenn man Erik ten Hag nun vorwirft, dass er kaum rotiert, dann hat dies wohl auch damit zu tun, dass dem Holländer kaum adäquate Optionen zur Verfügung stehen, weswegen er Woche für Woche mit dem nahezu unveränderten Stammpersonal agieren muss.

Eklatante Auswärtsschwäche

Während Old Trafford mit zwölf Siegen, drei Unentschieden und einer Niederlage wieder zur Festung mutiert ist, tun sich die Red Devils in der Liga auswärts schwer. Sieben Siege, drei Unentschieden und acht Niederlagen stehen zu Buche. Aus Sicht von Manchester United wird man sich daher freuen, dass von den letzten vier Spielen drei im Old Trafford ausgetragen werden.

Fazit

Es spricht vieles gegen Manchester United – vor allem die derzeitige Formschwäche mit lediglich zwei Siegen aus den letzten fünf Spielen. Der FC Liverpool als Verfolger Nummer 1 konnte im selben Zeitpunkt fünf seiner letzten fünf Spiele gewinnen und hat definitiv das leichteste Restprogramm. So werden die Red Devils wohl drei ihrer letzten vier Spiele gewinnen müssen, um nächstes Jahr in der Champions League dabei zu sein.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer