Der Super-GAU ist eingetroffen. Der Tag danach. Hängende Köpfe. Fassungslosigkeit. Unverständnis und die sudernde österreichische Mentalität. So kann man unsere Lage der Nation, nachdem... EM-Tagebuch aus Bordeaux (3): Der Super-GAU ist eingetroffen

ÖFB FansDer Super-GAU ist eingetroffen. Der Tag danach. Hängende Köpfe. Fassungslosigkeit. Unverständnis und die sudernde österreichische Mentalität. So kann man unsere Lage der Nation, nachdem man eine Nacht drüber geschlafen hat, zusammenfassen.

Aber gehen wir nochmals einen Tag zurück. Die Leute euphorisch in Facebook, Whatsapp und in allen Medien wurde nur darüber gesprochen wie hoch wir heute gewinnen werden. So wie es sich am Matchtag gehört wurde das ÖFB-Dress bereits nach dem morgendlichen Bedürfnissen übergestreift. Es dauerte auch nicht lange, dass sich aufgrund unserer Montur und der rot-weiß-roten Fahnen einige andere österreichische Camper auf unseren LKW-Parkplatz, welcher etwa einen Kilometer vom Stadion entfernt war, dazugesellten. Man trank einige gemütliche Bierchen und freute sich auf das Spiel. Gemeinsam machte man sich dann bereit um 14 Uhr in einer Truppe von 20 Mann Richtung Stadion auf. Man sah die ersten Absperrungen. Die Polizeipräsenz war aber sehr gering.

Kälter als sonst…

Vorbei ging es an ein paar Fanshops und Würstelbuden, wo man schon mehrere Österreicher antraf, welche sich noch schnell vor dem Spiel stärkten. Die Stimmung war prächtig, was man aber vom Wetter allgemein in Bordeaux nicht sagen konnte. Einmal Wind, dann Regen dann wieder Sonne -typisches Aprilwetter hier im Juni. Ob es immer so ist fragte ich einen Einheimischen beim Vorbeigehen. Dieser verneinte, normal hat´s um diese Zeit immer um zehn Grad mehr. Schade drum, aber gegen das Wetter kann man ja bekanntlich nichts machen.

Die verdächtige Stiegl-Fahne

Um halb 3 waren wir dann bereits vor den Stadiontoren welche noch geschlossen waren. Und wieder einmal fing es zu regnen an. Alle wartenden Personen begaben sich schnell zu den überdachten Parkplätzen gegenüber, um dort das Ende des Regens abzuwarten. Darunter waren auch viele ungarische Fans, welche sich mit uns Österreichern ein lautstarkes Gesangsduell lieferten. Endlich dann der Einlass. Durch ging´s durch die erste Sicherheitszone, wo nur das Ticket auf Echtheit kontrolliert wurde. 70 Meter danach dann die zweite Zone, die Personenkontrolle war angesagt, die so wie in Österreich ablief. Drinnen konnte man sich frei bewegen die Blasmusik spielte ein paar Lieder – alles chillig und die Sonne lachte wieder vom Himmel. Schnell noch eine Zigarette rauchen, denn nach der 3. Zone ist Rauchverbot. Um halb vier ging´s bereits ins Stadion. Nochmal Karte herzeigen. Vom Freund wurde die mitgebrachte Stiegl Fahne durchsucht, ob sich eh nichts im Inneren des Plastikstiels befindet. Sicher eine halbe Minute hat er mit einem Auge durch das Röhrchen geschaut. Nachdem alles gepasst hatte schaute auch mein Freund nochmals durch das Röhrchen und das Gelächter unter uns und den Kontrolleuren war perfekt.

Das Bier hat seinen Preis…

Also rauf über die steilen Stufen zum Vorbereich. Dort hat der Wind pfiffen, das glaubte man gar nicht. Ich weiß nicht, ob das wirklich bei einem Neubau von einem Stadion so sein muss bzw. soll. In meinen Augen eine Fehlkonstruktion und das einzige Manko. Zuerst noch ein günstiges Bier um 6,50 EUR geholt – Carlsberg 0,5%, ohne Worte. Danach suchten wir gleich den Platz auf Reihe 17 in der Kurve und freuten uns über die perfekte Sicht. Um 16:30 dann ein Regenguss der seinesgleichen suchte. Auch Schneckerl musste sich einen Schirm für das Interview holen. Die Leute welche jetzt das Stadion betreten haben waren waschlnass.

I am from Austria

17:30: Andi Marek kündigte die inoffizielle Bundeshymne an, es wurde “I am from Austria“ gespielt, inklusive Mitsingtext am Stadiondisplay. Dann beim Einzug gab´s eine tolle Choreo vom Fanclub. Da hat der Ungarn-Fanclub auch deppat gschaut! 😉 Obwohl meiner Meinung nach mehr Österreicher im Stadion waren sind die Ungarn über die meiste Zeit lauter gewesen als wir. Da das Spiel sowieso die meisten Österreicher im TV miterlebt haben, spare ich es mir hier darüber zu berichten. Tatsächlich habe ich während dem Spiel keinen im Stadion rauchen gesehen. Zur Halbzeit qualmte es aber dann mächtig beim Stadionaufgang, aber das war allen Ordnern wurscht.

In guten wie in schlechten Zeiten….

Nach Abpfiff machten wir uns in die Fanzone und in die Innenstadt auf. Nachdem die Stimmung der Österreicher am Anfang natürlich getrübt war, wurde sie zur späteren Stunde dann relativ gut. Nach geschätzten 50 Beileidwünschen von allen möglichen Fans verschiedener Nationen und natürlich auch den Ungarn,  gings zurück zu unserem Abstellplatz wo wie nochmals bei einem Bier Fazit gezogen haben. Unter jeder Kritik fand ich danach die diversen Facebook-Eindrücke von den zuhause gebliebenen “Erfolgsfans“ welche teilweise wüste Beschimpfungen ins Netz stellten, die ich hier nicht aufzählen will. Diejenigen sollen in Zukunft bitte einfach den Fernseher ausgeschaltet lassen und das schon traditionelle Sudern unterlassen. Wir sind alles Österreicher und müssen in guten und schlechten Zeiten zu unserem Team halten!!!

Wie geht´s bei uns weiter? Heute noch einen Kurzbesuch zum Atlantik, bevor wir uns morgen auf den Weg nach Paris machen. Und am Samstag heißt es dann alles oder nichts. Egal wie das Spiel ausgeht für uns gibt es nur ein Motto: IMMER wieder ÖSTERREICH.

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Martin Koderhold, abseits.at

Martin Koderhold

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