Nachdem Marco Roses Salzburger im EL-Achtelfinale Borussia Dortmund aus dem Bewerb warfen, wartet nun mit Lazio der nächste große Brocken auf den Tabellenführer der... Offensivpower und Stars in Topform: Das ist Salzburg-Gegner Lazio

Nachdem Marco Roses Salzburger im EL-Achtelfinale Borussia Dortmund aus dem Bewerb warfen, wartet nun mit Lazio der nächste große Brocken auf den Tabellenführer der österreichischen Bundesliga. Wir wollen uns in diesem Artikel das Spielsystem des Serie-A-Klubs ansehen und auf die Schlüsselspieler eingehen.

Inzaghi statt El Loco Bielsa

Coach Simone Inzaghi verdiente sich nach seiner aktiven Karriere seine Sporen im Lazio-Nachwuchs, wo er zwischen 2010 und 2016 gute Arbeit leistete. Als im Frühjahr 2016 Coach Stefano Pioli entlassen wurde übernahm er interimsweise die erste Mannschaft und sollte im Sommer vom genialen, aber auch verrückten Marcelo Bielsa abgelöst werden. Der eigenwillige Argentinier zerstritt sich aber in nur zwei Tagen mit der Vereinsführung und trat zurück, sodass Inzaghi gebeten wurde sein Team in die neue Saison zu führen.

Die Medien sind inzwischen voll des Lobs für die Notlösung, denn der 1976 geborene Trainer, der heute übrigens Geburtstag hat, entwickelte sein Team in taktischer Hinsicht stark weiter und seine Mannschaft zeigt regelmäßig atemberaubende Spiele. Dies sieht man auch anhand des Torverhältnisses, denn nach 30 Spieltagen haben die Römer 73 Treffer sowie 39 Gegentore zu Buche stehen. Kein anderes Serie-A-Team erzielte heuer mehr Tore, gleich neun Mannschaften erhielten weniger Gegentreffer! Besonders hervorheben muss man dabei Inzaghis In-Game-Coaching, denn der Italiener erkennt es sehr schnell wenn seine Mannschaft Probleme bekommt und findet meist die passenden Lösungen von der Trainerbank.

Während Simone Inzaghi als Interimstrainer in den ersten Monaten sein taktisches Grundgerüst noch suchte und immer wieder zwischen einer 4-2-3-1-, 4-3-3- und 3-5-2-Grundformation wechselte, setzt er heuer voll auf ein 3-5-2, genauer ein 3-5-1-1-System. Dieses wollen wir uns nun näher ansehen.

Zwei Gesichter im Spiel gegen den Ball

Lazio zeigt situativ ein hohes und intensives Angriffspressing und brachte damit selbst Tabellenführer Juventus zuletzt einige Male in brenzlige Situationen. Charakteristisch in diesen Szenen ist, dass aus dem 5-3-2 eine 5-2-3- bzw. 3-4-3-Ordnung wird. Neben den beiden Stürmern Immobile und Luis Alberto schaltete sich auch Milinkovic-Savic ganz nach vorne ein um eine Manndeckung gegen die drei Juventus-Innenverteidiger herstellen zu können. Die beiden übrigen zentralen Mittelfeldspieler Leiva und Parolo orientierten sich an Pjanic und Khedira und Juventus hatte in diesen Situationen Schwierigkeiten freie Anspielstationen zu finden.

Natürlich lässt sich ein intensives Pressing nicht über 90 Minuten durchführen, sodass Lazio oftmals den Gegner bis zur Mittellinie halbwegs gemächlich aufbauen. Danach wird der Raum allerdings eng, denn die beiden Wingbacks lassen sich zurückfallen und bilden eine Fünferkette, während die drei zentralen Mittelfeldspieler das Zentrum verdichten. Mittelstürmer Ciro Immobile, der mit  26 Treffern die Torschützenliste der Serie A anführt, ist nun von schweren Defensivaufgaben entbunden. Er versperrt zwar Passwege ins Zentrum und versucht den Spielaufbau des Gegners auf den Flügel zu leiten, soll aber in erster Linie Positionen und Räume finden, die ihn nach einem möglichen Ballgewinn in aussichtsreiche Positionen für Konterangriffe bringen.

Meist gelingt es Lazio mit den drei zentralen Mittelfeldspielern und der Unterstützung der Offensivabteilung das Zentrum dicht zu machen und den Gegner auf die Flügel zu leiten, wo dieser allerdings aufgrund der breiten Fünferkette ebenfalls nicht viele Räume findet und oftmals wieder zurückspielen muss. Solange der Gegner nicht in gefährliche Zonen kommt verhalten sich die Römer recht passiv, was auch erklärt warum sie oftmals weniger als 50% Ballbesitz haben. Wird der Ball gewonnen soll schnell nach vorne umgeschaltet werden.

Merkmale im Aufbauspiel

Breite Wingbacks:
Die beiden Wingbacks (Außenverteidiger in der Fünferkette) nehmen im Lazio-Aufbauspiel sehr wichtige Rollen ein, denn sie sollen das Spiel breit machen und den Gegner auseinanderziehen. Es kommt selten vor, dass sie im Aufbauspiel ins Zentrum ziehen um Überladungen herzustellen. Lediglich bei Durchbrüchen über die Flügel positioniert sich auch der ballferne Außenverteidiger Richtung gegnerischem Strafraum. Diese Durchbrüche über die Flanken werden sehr stark forciert und sind auch enorm gefährlich, weil neben den Stürmern auch die zentralen Mittelfeldspieler sehr schnell in den gegnerischen Strafraum nachrücken. Selbst wenn die Flanke von den Verteidigern aus dem Strafraum geköpfelt wird ist die Gefahr oftmals nicht vorüber, da die Lazio-Spieler außerhalb des Strafraums eine Überzahl haben und Schüsse aus der Distanz beziehungsweise schnelle Kombinationen anbringen können.

Hier hat Lazio allerdings vor dem Salzburg-Spiel ein größeres Problem, da mit Senad Lulić und Jordan Lukaku beide linken Außenverteidiger ausfallen könnten. Dies sollte die Römer doppelt hart treffen, da die linke Seite im Normalfall besonders offensivstark ist. Insbesondere Lulić glänzte in dieser Saison im Zusammenspiel mit Milinkovic-Savic. Der Bosnier laboriert momentan an einer Oberschenkelzerrung und könnte im Gegensatz zu Lukaku, der mit Knieproblemen zu kämpfen hat, unter Umständen rechtzeitig fit werden.

Direktes Spiel und Distanzschüsse
Nicht nur nach einem Ballgewinn wird der schnelle Konter gesucht. Auch allgemein verzichtet Lazio auf lange Passstafetten, da Coach Inzaghi schnelle Abschlüsse verlangt. Im Lazio-Kader finden sich auch genug Akteure die vertikale Pässe in die Schnittstellen der Abwehr beherrschen. Mit Immobile verfügt der Klub zudem über einen Angreifer, der sich diese Saison perfekt anbietet und seine Chancen eiskalt ausnutzt. Zudem verfügen die zentralen Mittelfeldspieler allesamt über eine starke Schusstechnik und sind exzellente Distanzschützen. Hier muss abermals Milinkovic-Savic herausgehoben werden, der in der Serie A heuer bereits neun Treffer erzielte.

Kompakte Kaderübersicht

Vor dem albanischen Teamtorhüter Thomas Strakosha erwarten wir gegen Salzburg eine Dreierkette bestehend aus Luiz Felipe, Stefan de Vrij und Bastos. Der Niederländer Stefan de Vrij ist sicherlich der stärkste Akteur der Defensivabteilung, die nicht immer sattelfest ist und nicht zu Lazios Waffen gehört. Auf de Vrij muss allerdings auch bei gegnerischen Standards enorm aufgepasst werden, da er immer wieder für ein Kopfballtor gut ist. Der ehemalige Feyenoord-Innenverteidiger traf nicht nur zuletzt beim 2:0-Auswärtssieg gegen Dynamo Kiew, sondern erzielte auch in der Serie A am Wochenende sein bereits fünftes Saisontor. Im Abwehrzentrum wäre der Rumäne Stefan Radu eine Alternative zu Bastos, während der Brasilianer Wallace aufgrund einer Schienbeinverletzung vermutlich ausfällt.

Sollte auf dem linken Flügel neben Jordan Lukaku auch Senad Lulić ausfallen, dann wird der Spanier Patricio Gabarrón Gil, besser bekannt als Patric, dort auflaufen. Der 24-Jährige, der auch am rechten Flügel eingesetzt werden kann, ist verglichen mit Lukaku und Luli´c sowohl in der Defensive als auch in der Offensive ein Downgrade, das die Salzburger eventuell ausnutzen könnten. Auch im letzten Meisterschaftsspiel gegen den Tabellenletzten Benevento Calcio verschuldete er das zweite Gegentor, als er bei einem gegnerischen Durchbruch über seinen Flügel zu zaghaft attackierte. Auf dem rechten Fügel hat Adam Marusic die besten Karten auf einen Platz in der Startaufstellung. Der Montenegriner hat nach 25 Meisterschaftspartien in der heurigen Saison bereits drei Treffer und fünf Assists beisteuern können und entwickelte sich enorm weiter seit seinem Wechsel von KV Oostende in die italienische Liga.

Im zentralen Mittelfeld ist ohne Zweifel Sergej Milinkovic-Savic der große Star. Jeder zweite Top-Klub ist hinter dem zentralen Mittelfeldspieler her, der nicht nur als Vorbereiter glänzt, sondern auch selbst viele Treffer beisteuert. Neben den beiden Vereinen aus Manchester bemühen sich aktuell auch Real Madrid und Juventus um den serbischen Nationalspieler. Zwischen 70 und 100 Millionen muss man aber schon zum Verhandlungstisch mitbringen, wenn man ernsthaft an einem Transfer interessiert ist. Milinkovic-Savic verkörpert perfekt den modernen zentralen Mittelfeldspieler, der neben einer großartigen Technik und hoher Torgefahr auch eine enorme körperliche Robustheit mitbringt. Er kann dank seiner Physis perfekt den Ball abschirmen und ist auch in Luftduellen mit seinen 1.92 Metern Körpergröße nur schwer zu bezwingen.

Neben dem Serben agiert meist der 33-jährige Marco Parolo, der ebenfalls als kompletter Spieler bezeichnet werden kann.  Parolo ist ein typischer Box-to-Box-Mittelfeldspieler, der für seine Zweikampfstärke und Ausdauer bekannt ist, aber auch über eine gute Technik verfügt und sich immer wieder nach vorne einschaltet. So wie Milinkovic-Savic verfügt er über einen starken Distanzschuss und steuerte in dieser Saison vier Treffer und sechs Assists bei! Der Brasilianer Lucas Leiva agiert ein wenig defensiver auf der Sechserposition, wobei auch der 31-jährige in der Meisterschaft schon bei fünf Scorerpunkten steht. Am Wochenende trug er sich beim 6:2-Sieg gegen Benevento Calcio mit einem Distanzschuss ebenfalls in die Torschützenliste ein. Alternativen im zentralen Mittelfeld sind der 21-jährige Italiener Alessandro Murgia, der seine Stärken eher im Spiel gegen den Ball ausspielen kann und Luis Alberto, auf den wir gleich zu sprechen kommen.

Wenn als hängende Spitze oder als Sturmpartner von Immobile nicht Luis Alberto, sondern Nani oder Felipe Anderson zum Zug kommen, dann rückt Luis Alberto ins zentrale offensive Mittelfeld zurück. Der 25-jährige Spanier, der im Sommer 2016 von Liverpool zu Lazio wechselte explodierte in dieser Saison und steuerte in der Meisterschaft neben acht Treffern überragende 13 Assists bei!  Seine starken Leistungen bescherten ihm im November den ersten Kurzeinsatz im spanischen Nationalteam. Nani und Felipe Anderson stehen nur selten in der Startaufstellung der Römer, wobei letztgenannter nach seinem starken Einsatz als Joker gegen Benevento sich noch ein wenig bessere Chancen auf einen Einsatz von Beginn an gegen Salzburg machen darf.

Im Sturmzentrum erlebt Ciro Immobile bei Lazio seinen zweiten Frühling. Nachdem es für den 28-Jährigen bei Dortmund und Sevilla nicht nach Wunsch lief erzielte er bereits in der vergangenen Saison 23 Treffer und steht heuer nach 27 Meisterschaftsspielen schon bei 26 Toren und neun Assists. Er entwickelte sich nicht nur zum Goalgetter sondern auch zum Leader und verkörpert nun genau das, was man sich in Dortmund vom auserkorenen Lewandowski-Nachfolger erwartet hatte. Im Spielaufbau lässt er sich gerne auch mal zurückfallen um an den schnellen Kurzpasskombinationen teilzunehmen und die gegnerische Abwehrreihe etwas herauszulocken. Er bietet sich perfekt für tödliche Pässe in die Schnittstellen an und lässt momentan kaum eine Chance ungenutzt. Zudem ist der italienische Nationalspieler auch bei Kopfbällen enorm gefährlich, weshalb man ihn auch bei den zahlreichen Flankenläufen der Außenverteidiger und bei Standardsituationen nicht aus den Augen lassen darf.

Eine Wettempfehlung zur Partie zwischen Lazio und RB Salzburg findet ihr bei wettbasis.com. Eine detaillierte Vorschau auf das Spiel wird euch ebenfalls geboten.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert