Die Stars des FC Barcelona sind aktuell im besten Fußballalter und die Aufstellung der Katalanen liest sich wie eine Weltauswahl. Und trotz der unglaublichen... Die Zukunft der Blaugrana – Nur Stereotypen?

Die Stars des FC Barcelona sind aktuell im besten Fußballalter und die Aufstellung der Katalanen liest sich wie eine Weltauswahl. Und trotz der unglaublichen Erfolge von Messi, Iniesta, Xavi und Co gibt es schon wieder neue Stars, welche in den Kader nachrücken. Barça wird sich wohl auch in Zukunft keine Sorgen um den Nummer 1 Status im Weltfußball machen müssen, zumindest an Talenten mangelt es den Katalanen nicht. Einige dieser Spieler wurden schon in die erste Mannschaft hochgezogen, andere spielen noch in der B-Mannschaft des FCB, jedoch wird der Aufstieg in den Kader des großen FC Barcelona nicht mehr lange auf sich warten lassen. Welche Spielertypen fehlen den Katalanen allerdings in ihrer Zukunftsplanung?

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Trotz der Vormachtstellung des FC Barcelona im Weltfußball und der ausgezeichneten Arbeit im Nachwuchsbereich, gibt es natürlich auch Kritikpunkte. So werden beispielsweise fast nur Spieler in La Masia ausgebildet, welche mit den Attributen Geschwindigkeit, Antrittsschnelligkeit, technischer Hochbegabung und enger Ballführung ausgestattet sind. Hier kommt wieder der vielgescholtene Pedro ins Spiel, welcher eben als einer der ersten Spieler gilt, welche diesen Barça-Standard ausmachen. Sicherlich bestätigen hier Ausnahmen die Regel, aber bestimmten Spielertypen wird man in La Masia nie begegnen, da nicht alle Spielertypen auf diesen Attributen beruhen. Natürlich hat das System den Vorteil, dass den jungen Talenten schon von Grund auf die Ausrichtung des Barcelona-Spiels eingeimpft wird, allerdings können sich dadurch kaum Spieler entwickeln, deren Erfolg auf ihren Eigenheiten basiert. Der perfekte Spieler des FC Barcelona wäre also ein extrem schneller, technisch perfekter, dribbelstarker Spieler, welcher auf jeder Position eingesetzt werden kann. Unter diesem Training auf einen gewissen Typ hin leidet allerdings die Individualität eines Spielers und so passiert es zwangsläufig, dass jeder neue Flügelspieler, welcher aus La Masia in die erste Mannschaft kommt, sofort mit Pedro verglichen wird. Würden alle Fußballschulen und Akademien auf einem solchen Prinzip beruhen, wie jene des FC Barcelona, würde es nie wieder Typen wie Gennaro Gattuso, Eric Cantona oder in gewisser Weise auch Marko Arnautovic geben. Eben erwähnter Arnautovic hätte sich durch seine Arroganz und seine Eigenheiten in La Masia, abgesehen davon dass ihm hierzu wohl etwas an Talent fehlt, nicht durchsetzten können. Der Endpunkt dieser Entwicklung wäre dann ein fast schon emotionsloser Spieler, welcher nur strikt die Vorgaben des Trainers umsetzt und ausschließlich beim FC Barcelona spielen kann. Vor allem letzter Punkt, also die Kritik, dass ein Spieler des FCB bei einem anderen Verein keine Chance hat, ist nicht völlig falsch. Sicherlich ist es für Spieler, welche immer auf dieses Barça-System getrimmt wurden, nicht unbedingt leicht sich in ein anderes System einzuordnen. Allerdings sind diese unglaublich talentierten Spieler mit Sicherheit auch in der Lage, in einem anderen Spielsystem zu brillieren. Aber zurück zur Frage, welche Spielertypen bei Barcelona fehlen und auch im Nachwuchs nicht nachkommen.

Echter Mittelstürmer

Der aktuell verletzte David Villa ist der einzige echte Mittelstürmer im Kader des FC Barcelona und genau ein solcher Spielertyp fehlt den Katalanen aktuell in einigen Situationen. Ein kaltschnäuziger Stürmer, welcher in den richtigen Situationen auch völlig egoistisch abschließt und nicht versucht den Ball ins Tor zu tragen, würde die Effizienz des FCB wesentlich steigern. Bei fast allen Spielen von Barça fällt auf, dass trotz rund 20 Torchancen am Ende meist „nur“ zwei oder drei Tore zu Buche stehen. Mit einem eiskalten Stürmer an vorderster Front könnte dieses Problem behoben werden, allerdings steht derzeit kein solcher Spieler zur Verfügung und auch im Nachwuchs ist dieser Spielertyp de facto nicht vorhanden. So kommt es oft zu Situationen, wie auch im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen den AC Milan beim Elfmeter vor dem 1:0, als Lionel Messi alleine vor dem Tor nochmals versucht abzuspielen und dann nur mit Glück noch einen Elfmeter herausholt. Genau hier würde ein kaltschnäuziger Stürmer den Abschluss suchen und so hätte man sich einige Mühen erspart. Diese Eiseskälte vor dem Tor vermisst man bei einigen Barça-Spielern und so wird aus schön herausgespielten Szenen dann oft nichts, da niemand den Abschluss sucht.

Der Zerstörer

Was den Katalanen noch fehlt, allerdings nicht von so großer Bedeutung ist wie die Abschlussschwäche, ist ein Zerstörer im defensiven Mittelfeld a la Gennaro Gattuso oder Mark van Bommel. In manchen Spielsituationen wäre es hilfreich, durch so einen Spieler zum Beispiel einen Konter zu unterbrechen oder einen sehr feinfühligen Spieler wie es beispielsweise einst Ronaldinho war, oder es Leonardo in der österreichischen Bundesliga ist, zu zeigen, wer hier der Chef auf dem Platz ist. Auch wenn Spielertypen wie Gattuso oft dadurch auffallen, dass sie überhart in die Zweikämpfe gehen oder gelbe Karten kassieren, kann durch dieses Verhalten ein Spiel entscheidend verändert werden. Wenn durch harte Attacken der spielfreudige Regisseur des Gegners aus dem Spiel genommen werden kann, ist es leicht möglich, dass das Spiel besser für die aggressivere Mannschaft verläuft. Auch wenn Sergio Busquets seine Aufgabe im defensiven Mittelfeld bravourös löst und Struktur ins Spiel bringt, würde Barcelona hin und wieder ein Zerstörer nicht schaden. Alleine das Verhindern von Konterangriffen in Unterzahl, ein taktisches Foul an der Mittellinie oder das Unterbrechen des Spielflusses könnte hier Wunder wirken. Allerdings ist die Wichtigkeit dieser Aufgabe zu relativieren, da einerseits solche Zerstörer kaum über technische Fähigkeiten verfügen und andererseits das Spiel Barças schlicht und einfach daraus besteht, über Ballbesitz zum Erfolg zu kommen, womit der Aufgabenbereich eines solchen aggressiven Spielers stark geschmälert wird.

Der Torwart

Trotz der herausragenden Leistungen von Victor Valdes hat der FC Barcelona definitiv ein Tormannproblem. Der 30-jährige Valdes ist zwar im besten Keeper-Alter, allerdings verfügen die Katalanen auf dieser Position über absolut keine Alternativen. Der zweite Torhüter, Jose Manuel Pinto, machte eher mit Wutausbrüchen und Fehlern auf sich aufmerksam, denn mit Paraden oder Reflexen. Auch in der zweiten Mannschaft der Katalanen gibt es kein echtes Torwarttalent, es fehlt ein moderner Keeper wie es Marc-Andre ter Stegen oder Ron-Robert Zieler in der deutschen Bundesliga sind. Gut möglich allerdings, dass sich Barcelona in dieser Hinsicht bald verstärkt um Valdes den Rücken zu stärken oder auch um einen echten Kampf um die Einser-Position bei den Katalanen zu entfachen.

Fazit

Auch wenn die Spieler des FCB noch so stark sind, in gewisser Weise scheinen sie alle sehr ähnlich zu sein. Vor allem auf der Position des Mittelstürmers und auf jener des Torwart muss sich Barcelona extern verstärken, da aus dem Nachwuchs kein talentierter Spieler in unmittelbarer Zukunft nachrückt. Allerdings schafft es der Verein durch die Entwicklung dieser technisch versierten Flügelspieler möglicherweise auch, sein Budget zu sanieren. Spieler wie Tello und Cuenca werden, falls sie sich nicht durchsetzten, irgendwann den Verein verlassen und können zu gutem Geld verkauft werden, da Barcelona auf diesen Positionen ohnehin überbesetzt ist. So kann auch das Fehlen gewisser Elemente im Spiel der Katalanen durch die Ablösesummen dieser Spieler kompensiert werden.

Michael Prügl, abseits.at

Michael Prügl

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