Denken wir an die besten argentinischen Fußballspieler fallen uns natürlich sofort die Namen Lionel Messi und Diego Maradona ein. Als Weltmeister verewigten sich beide... Im Porträt: El Maestro – Adolfo Pedernera

Denken wir an die besten argentinischen Fußballspieler fallen uns natürlich sofort die Namen Lionel Messi und Diego Maradona ein. Als Weltmeister verewigten sich beide für immer in der Geschichte unseres geliebten Sportes. Blicken wir noch ein Stück weiter zurück, kommt der Name Alfredo di Stéfano auf, der ebenfalls zahlreiche Titel gewann. Jedoch gibt es einen weiteren Offensivakteur, der mit River Plates legendärer „La Máquina“ großartigen Fußball spielte, den meisten jedoch eher unbekannt ist. Er heißt Adolfo Pedernera und das ist seine Karriere.

Erste Schritte und Profidebüt

Am 15. November 1918 erblickte Adolfo Alfredo Pedernera in Avellaneda, Heimat von Independiente und Racing, zwei der Cinco Grandes (fünf großen Klubs in Argentinien, die anderen drei sind River Plate, Boca Juniors und San Lorenzo), geboren. Der Fußball lag ihm in den Genen, bereits sein Vater war in den 1910er-Jahren Spieler bei River Plate. Angeblich soll dieser seinem damals vierjährigen Sohn einen Ball zugeworfen haben, welchen er mit großer Kraft zurückschoss. Dadurch wurde man sich des Talents des kleinen Jungen bewusst.

In gleicher Weise schnell entwickelte sich seine Leidenschaft für das runde Leder. Er war Balljunge bei Racing, wo sein Bruder Raúl in der Jugend spielte. Der örtliche Klub war jedoch nicht von den Fähigkeiten Pederneras überzeugt. Cruceros de la Plata war sein erster Verein, schnell landete er aber bei CA Huracán. Im Alter von 15 Jahren wechselte er dann zu River Plate, die ihm bereits mit 1935 das Debüt in der ersten Mannschaft zutrauten. Dabei überzeugte er auf der linken Außenposition vollends, als er den Vizeweltmeister von 1930 José Della Torre von Ferro Carril Oeste demütigte. Die Mannschaft von River erhielt damals den Spitznamen „Millonarios“, da sie in den Jahren zuvor teure Spieler wie Carlos Peucelle und Bernabé Ferreyra engagierte, die ebenfalls für die Albiceleste bei der aller ersten Weltmeisterschaft mitwirkten, doch ein paar Jahre später kannte man das Team vor allem unter dem Namen „La Máquina“.

Titelreiche Jahre und eine brillante Offensivreihe

Bereits ein Jahr nach seinem ersten Spiel für Rivers Profis gewann Pedernera mit dem Verein aus dem Hauptstadtviertel Núñez drei Titel, zwei in Argentinien, wo die Liga erst 1931 professionalisiert wurde, und einen internationalen Pokal. Zwar ging die Copa de Honor Municipalidad de Buenos Aires an San Lorenzo, doch die reguläre Meisterschaft wurde in der vorletzten Runde von River, Spitzname El Millonario, gewonnen. Anschließen standen sich beide Mannschaften in der Copa de Oro, die aus heutiger Sicht als Superpokal zu bezeichnen ist, gegenüber. Renato Cesarini brachte River in Führung, doch El Ciclón glich zehn Minuten nach Wiederanpfiff durch Miguel Ángel Pantó aus. Nach einem Eigentor und einem Pedernera-Treffer ging El Millonario in eine Führung, die man nicht mehr hergab. Auf beiden Seiten fand das runde Leder noch jeweils einmal seinen Weg ins Netz, womit Rivers Triumph amtlich wurde und die Copa de Oro nach Núñez wanderte.

Auf diese beiden Erfolge kam die Copa Aldao hinzu, ein in unregelmäßigen Abständen ausgetragener Vereinswettbewerb zwischen argentinischen und uruguayischen Klubs. Als Copa de Oro-Gewinner qualifizierte man sich für das Finale gegen Peñarol Montevideo und besiegte souverän den Titelverteidiger mit 5:1, womit man komplettierte, auch wenn das Spiel erst im März des nächsten Jahres ausgetragen wurde.

Bei all diesen Erfolgen ist nicht zu vergessen, dass die berühmten Spieler, die auf die Namen Peucelle, Ferreyra, Pedernera (Spitzname „El Maestro“), Eladio Vaschetto und José Manuel „El Charro“ Moreno hörten, vom legendären ungarischen Trainer Imre Hirschl trainiert wurden. Sein fußballerisches Wirken fand in Südamerika großen Anklang. Bei River hatte er vor allem mit der Umstellung des damals weit verbreiteten „W-M“-Systems auf eine „M-W“-Formation großen Erfolg.

1937 verteidigte man die Meisterschaft vor Independiente, die mit Arsenio Erico den Top-Torschützen stellten. 47 der 106 Tore von El Rojo, so der Spitzname von Independiente, gehen auf sein Konto. Bernabé Ferreyra und José Moreno fanden sich hier immerhin noch in den Top-Fünf wieder. Adolfo Pedernera steuerte im Finale der Copa Ibarguren, dem damaligen nationalen Pokalwettbewerb in Argentinien, einen Treffer beim 5:0-Triumph über Rosario Central bei.

River verpasste die Meisterschaft in den anschließenden drei Spieljahren knapp, man wurde zweimal Zweiter und einmal Dritter. Nichtsdestotrotz nahm das Team immer mehr Fahrt auf, 1939 kam der junge Ángel Labruna zur Offensivreihe hinzu, womit schon vier der fünf Angreifer der legendären La Máquina beieinander waren. Der fünfte im Bunde war Félix Loustau. Er kam erst 1942 zu River und verdrängte dadurch Aristóbulo Deambrossi auf die Ersatzbank. Neben den Stürmern waren es aber auch die Verteidiger, die elementar für Rivers Erfolg in den 1930er- und 1940er-Jahren waren. Zu nennen sind Aarón Wergifker, ein Brasilianer, der später für Argentinien spielte und aufgrund seiner Wurzeln den Spitznamen „Rusito“ (kleiner Russe) trug, sowie Ricardo Vaghi, der seine ganze Karriere bei El Millonario verbrachte und einer der erfolgreichsten Kicker aller Zeiten ist, die jemals das Trikot mit dem roten Querstreifen trugen.

Goldene Zeit bei River und mit der Albiceleste

Was unter Hirschl anfing, setzte sich mit Renato Cesarini, der mittlerweile an der Seitenlinie für River stand, fort. Weiterhin praktizierte man schönen Fußball, der sich in vier Titeln im Jahr 1941 widerspiegelte. So wurde die Primera División mit vier Punkten vor San Lorenzo geholt, wobei der 25. Spieltag eben jener Meisterschaft als Geburtsstunde von La Máquina gilt. Cesarini kam der Aufforderung von Carlos Peucelle nach und stellte Pedernera von seiner angestammten linken Außenposition in das Zentrum der Offensive. Dieser taktische Kniff machte sich bezahlt, El Maestro wurde mit einem Hattrick beim 4:0-Sieg gegen Independiente zum Spieler des Spiels. Von da an formte sich eine Offensivreihe, die durch ihre Rotation und Symbiose brillant funktionierte. Adolfo Pedernera ließ sich von der Sturmmitte immer wieder ins Mittelfeld fallen, kontrollierte auf diese Weise gemeinsam mit José Manuel Moreno, dem rechten Halbstürmer, den Angriff. Beide Flügelangreifer konnten dadurch die offenen Räume nutzen und Labruna auf halblinks mit Vorlagen versorgen, die dieser zu verwerten wusste – bis heute ist er Rekordtorschütze von River Plate. Obwohl Aarón Wergifker den Verein verließ, war die defensive Stabilität mit José Ramos und Norberto Yácono dennoch gegeben, am Ende der Saison nahm kein Team weniger Gegentore als River hin.

Neben der Liga fuhr man drei Pokaltriumphe ein: Zum einen erzielte Pedernera das erste von drei Toren beim Sieg gegen Newell’s Old Boys in der Copa Ibarguren. Zum anderen feierte man vor 66.000 Zuschauern den Gewinn der Copa Adrián C. Escobar, einem nationalen Pokalwettbewerb, gegen Huracán. Mit der Copa Aldao kam der vierte Titel im Jahr 1941 nach Núñez, Nacional Montevideo wurde mit 7:2 über zwei Spiele besiegt. Dabei erzielte Robert D’Alessandro einen Hattrick in der ersten Partie. Er war noch immer ein treffsicherer Angreifer, der seine vier Jahre bei River torreich gestaltete, doch spätestens ab dem nächsten Jahr konnte El Maestro als Stürmer Nummer eins in der Offensive von El Millonario betrachtet werden.

Neben den vier Titeln im rot-weißen Trikot triumphierte der Stürmer von River auch im himmelblau-weißen Jersey, nachdem die Copa América 1941 in Chile mit Bravour, vier Siege aus vier Spielen, gewonnen wurde. Guillermo Stábile, der damalige Nationaltrainer der Albiceleste, profitierte in dieser Ära auch von den Angreifern von La Máquina.

1942 feierte Pedernera ein weiteres Double. Die Mission Titelverteidigung in der Meisterschaft erneut vor San Lorenzo und auch die Copa Ibarguren blieb in rot-weißen Händen. Mittlerweile war Deambrossi nicht mehr im Team und das Quintett, das als eigentliche Máquina galt, war komplett: Félix Loustau – Ángel Labruna – Adolfo Pedernera – José Moreno – Juan Muñoz. Gemeinsam standen sie allerdings nur insgesamt 18-mal auf dem Platz. Doch woher kam der Name „La Máquina“ eigentlich? Die Antwort findet sich in der bekannten, argentinischen Sportzeitschrift „El Gráfico“ wieder. Der uruguayische Sportjournalist und Schriftsteller Ricardo Lorenzo Rodríguez, bekannt als Borocotó, war nach dem 6:2-Sieg von El Millonario bei den Chacarita Juniors begeistert und schilderte seine Eindrücke folgendermaßen: „Das Wetter, das gute Training, die Moral, die die Mannschaft hat, und der individuelle Wert seiner Bestandteile tragen dazu bei, dass River aktuell das Gefühl vermittelt, eine Maschine zu sein.“

In der nächsten Saison musste man sich mit dem zweiten Platz in der Liga zufriedengeben. Der ewige Rivale Boca Juniors überbot El Millonario um nur einen Punkt, obwohl River sogar die beste Defensive der Liga hatte. Am Ende des Jahres 1944 standen beide Vereine auf denselben Tabellenrängen, dieses Mal hatte Boca jedoch zwei Punkte Vorsprung.

Ein kleiner Abgesang war bereits eingeleitet, hatten Pedernera, der zu einem wichtigen Bestandteil bei der Gründung der Spielergewerkschaft in Argentinien wurde, und River doch so wenige Tore wie seit langem nicht mehr geschossen und Trainer Cesarini verließ Buenos Aires. Mit dem neuen Chef an der Seitenlinie José Maria Minella, seines Zeichens selbst ehemaliger Kicker in Núñez, kam dann aber ein frischer Wind auf, der in seinem ersten Amtsjahr in Trophäen und Triumphen endete. 1945 wurde man wieder Meister und stellte mit Ángel Labruna den Torschützenkönig des Wettbewerbs. Dieser stellte auch in der Copa Aldao seine Künste unter Beweis, nachdem er im Hinspiel gegen Peñarol einen Doppelpack und im Rückspiel sogar einen Hattrick schnürte und damit quasi im Alleingang den internationalen Pokal zugunsten des argentinischen Vereins entschied.

1946 war Pederneras letztes Jahr bei River. Obwohl er mit seinem Klub nur Dritter hinter San Lorenzo und den Boca Juniors wurde, gestaltete er dieses Jahr dennoch erfolgreich. Die Copa América wurde souverän verteidigt, denn bereits 1945 gewann man sie, El Maestro war dabei allerdings nicht im Kader der Albiceleste.

Insgesamt gewann Adolfo Pedernera mit River zehn Titel in zehn Jahren, doch sein Einfluss auf dem Feld und auf die zukünftigen Generationen trugen ihr jeweiliges dazu bei, dass sein Legendenstatus bis heute einzementiert ist. Die originale La Máquina fand in den Folgejahren langsam ihr Ende, auch wenn sich die Offensivreihe, beispielsweise mit dem Aufkommen eines gewissen Alfredo di Stéfano, weiterhin in exzellenter Form hielt und unter Minella auch in den Folgejahren einige Triumphe einfuhr. Pedernera war es jedoch, der als das Zentrum des legendären River-Sturms galt. Mit seiner individuellen Interpretierung seiner Rolle, heutzutage würde man Falsche Neun sagen, setzte er aus spieltaktischer Perspektive neue Ansätze und beeinflusste unter anderem Di Stéfano, der die Rückennummer Neun von Pedernera bei River erbte und sich bei seinem späteren Engagement bei Real Madrid Elemente von dessen Spiel zu nutzen machte. Mit insgesamt 143 Toren in 278 Spielen ist El Maestro auf Platz sechs von Rivers besten Torschützen aller Zeiten.

Der Meister im goldenen Land

Nach seinem Abgang spielte er noch zwei Jahre in Argentinien, bei Atlanta und seinem Jugendklub Huracán, die eher mittelmäßig verliefen, bevor es ihn 1949 nach Kolumbien zog. Dort hinzuwechseln war für Argentinier besonders attraktiv, da die Spieler einerseits nach Streiks im eigenen Land nur eingeschränkt Geld verdienen konnten und Kolumbien andererseits ab 1949 kein Teil der FIFA war, wodurch sämtliche finanzielle Regularien keine Wirkung hatten. Diese Zeit im kolumbianischen Fußball ist als „El Dorado“ bekannt.

Carlos Aldabe, der Spielertrainer von CD Los Millonarios, war es, der El Maestro überzeugte, sich dem Verein aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá anzuschließen. Bei seiner Ankunft wurde er von 5.000 Fans begrüßt, der Klub soll an diesem Tag das Fünffache davon verdient haben, was bei einer normalen Spielervorstellung in etwa zusammenkam. Bei seinem Debüt am 26. Juni 1949 gewann Pederneras Team mit 3:0 gegen Deportes Caldas, doch früh wurde klar, dass es weitere Stars braucht, um eine stärkere Mannschaft zu formen. So wurden Alfredo di Stéfano und Néstor „Pipo“ Rossi verpflichtet. Ersterer absolvierte sogar vier inoffizielle Länderspiele für Kolumbien. Zahlreiche weitere kolumbianische Vereine machten sich die reguläre Freiheit zu nutzen und verpflichteten viele Spieler aus dem Ausland, doch vor allem Los Millonarios feierte in den folgenden Jahren große Triumphe, wodurch das Team als Ballet Azul (Blaues Ballett) bekannt wurde.

Seine erste Saison in Kolumbien krönte El Maestro mit der Meisterschaft. Zwar zählten Millonarios und Deportivo Cali am Ende dieselbe Punkteanzahl, doch im entscheidenden Play-Off gewann der Hauptstadtklub mit 4:2 nach Hin- und Rückspiel. Pedernera war dabei mit je einem Treffer in beiden Partien maßgeblich am Erfolg beteiligt. Dieser Erfolg konnte im Folgejahr nicht wiederholt werden, Carlos Aldabe verließ Los Millonarios, wodurch El Maestro zum Spielertrainer wurde. Er führte das Team auf den zweiten Platz hinter Deportes Caldas und vor Cali. Man hatte zwar die wenigsten Niederlagen der Top-Drei Teams, aber spielte gegen schwächere Gegner oft nur Unentschieden, wodurch wichtige Punkte liegen gelassen wurden.

1951 kehrte man mit dem Gewinn der Meisterschaft zurück auf die Spitze des kolumbianischen Fußballs, doch mit dem im selben Jahr geschlossenen Pacto de Lima wurde klar, dass El Dorado nicht ewig andauern würde. Die FIFA und kolumbianische Vertreter einigten sich darauf, dass alle ausländischen Spieler bis 1954 wieder zurück in ihre Heimat kehren sollten, Kolumbien wieder in die FIFA eintritt und die kolumbianischen Vereine keine Entschädigungszahlungen für die Transfers verrichten müssen.

Die beiden nächsten Meisterschaften gingen ebenfalls nach an das Ballet Azul, das nochmal einen kleinen Peak erlebte. So besiegte man Huracán aus Argentinien, Bolívar aus Bolivien, Rapid Wien oder auch Real Madrid bei internationalen Freundschaftsspielen und gewann 1953 den Kleinen Weltpokal in Caracas, Venezuela, einen Vorläufer der heutigen Klub-Weltmeisterschaft.

Nichtsdestotrotz wurde kolumbianische die Liga immer unattraktiver und der Wettbewerb immer schwächer. Vereine fusionierten sich, zogen sich aus dem Spielbetrieb zurück oder lösten sich ganz auf, wodurch die Liga im letzten El Dorado-Jahr 1954 nur noch aus zehn Mannschaften bestand. Darüber hinaus wurden manche Spiele gar nicht ausgetragen, somit auch nicht in die Tabelle eingerechnet, oder nur durch Walkover (eine Mannschaft konnte das Spiel nicht antreten) entschieden. Adolfo Pedernera erkannte, dass der Fußball in Kolumbien nicht mehr das Maß aller Dinge war und mit 36 Jahren strebte er nicht an, seine Karriere in einer mittlerweile schwachen Liga zu beenden. Die Rückkehr in die Heimat war also der logische Schritt um das Ende seiner Zeit als Spieler einzuläuten.

Karriereende in Argentinien und Zeit an der Seitenlinie

1954 kehrte er für seine Abschiedstournee nochmal zurück zu seinem Jugendklub Huracán. Wie bereits in Kolumbien übernahm El Maestro dort die Position des Spielertrainers und stellte sich selbst noch zehnmal auf das Feld, blieb allerdings ohne Torerfolg. Es kann als kleiner Erfolg gewertet werden, dass man immerhin nicht abstieg. Schließlich kassierte man die zweitmeisten Gegentore in der Liga, aber der Abstand auf den Drittletzten Gimnasia y Esgrima La Plata war kleiner als der zum letzten Banfield. Ein versöhnliches Ende für einen großartigen Spieler, dessen Zeit auf dem Feld nun endete, doch als Trainer hatte er noch einiges vor sich.

Er übernahm in den nächsten Jahren Nacional Montevideo, Gimnasia, Huracán, Independiente und América de Cali, bevor er 1961 als kolumbianischer Nationaltrainer engagiert wurde. Mit Los Cafeteros, wie die Elf des bevölkerungsmäßig zweitgrößten Staates Südamerikas genannt wird, qualifizierte sich Pedernera für die Weltmeisterschaft 1962 in Chile. Es war Kolumbiens erste Teilnahme an der Endrunde des größten Fußballturniers der Welt. In der Gruppenphase traf man auf die Sowjetunion, Uruguay und Jugoslawien, wobei man gegen erstere Nation, die mit Lev Yashin einen der besten Torhüter aller Zeiten im Tor hatte, ein beachtliches 4:4 erreichte. Nichtsdestotrotz verlor man die beiden anderen Begegnungen und musste als Letzter direkt wieder nach Hause fahren.

Anschließend übernahm er erneut Gimnasia, bis er jedoch bei den Boca Juniors an der Seitenlinie stand. Dabei war mit Aristóbulo Deambrossi ein alter Bekannter mit im Trainerstab dabei. Direkt in seinem ersten Jahr 1963 erreichte er das Finale der Copa Libertadores gegen den FC Santos. In den beiden Endspielen gelangen José Sanfilippo, der als sehr disziplinierter und viel von sich selbst fordernder Spieler galt, drei Treffer, doch Coutinho, Lima und Pelé sorgten für den Triumph des brasilianischen Teams. Mit Deambrossi und Pipo Rossi gewann El Maestro nochmal die argentinische Liga 1964 und 1965. Zwei Jahre später verließ er Boca. Nach kurzen Engagements bei Quilmes und Independiente wurde er zum Nationaltrainer Argentiniens. Von Erfolg war diese Zeit jedoch nicht gekrönt, da er es verpasste, sich mit seinem Heimatland für die WM 1970 zu qualifizieren. Anschließend ließ Pedernera seine Trainerkarriere langsam ausklingen und durchlief bis 1978 noch Stationen in Argentinien und Kolumbien.

Tod und Vermächtnis

In den Jahren vor seinem Tod veröffentlichte er noch eine Autobiografie und traf sich nochmal mit seinen langjährigen Freunden und Weggefährten Alfredo di Stéfano und Pipo Rossi. Am 12. Mai 1995 starb Adolfo Pedernera mit 76 Jahren.

In Argentinien wird er noch immer als einer der besten Spieler aller Zeiten verehrt, zählt er schließlich zu River Legenden der legendären La Máquina und auch in Kolumbien wird er sowie das Ballet Azul nach wie vor von zahlreichen Fans gefeiert. Mit der neuen Ausrichtung seiner Position wird er in der Nachbetrachtung als Vorgänger von Johan Cruyff angesehen, was angesichts der Tatsache, dass La Máquina als Vorgänger der großartigen niederländischen Mannschaft der 1970er-Jahre gesehen wird, eine sehr passende Einordnung ist. Nichtsdestotrotz war Pedernera nicht nur ein wunderbarer Dribbler mit Spielintelligenz, sondern auch ein Trainer, der Fairplay, Kampfgeist und Einsatzwillen predigte. Alfredo di Stéfano bezeichnete ihn als einen der besten Spieler, die er jemals gesehen hat und in Kolumbien gab man ihm dem Spitznamen El Maestro, was mit Meister, aber auch mit Lehrer übersetzt werden kann. Eine akkurate Zusammenfassung seiner erfolgreichen Karriere und seines Einflusses auf den argentinischen Fußball.

Tim Bosnjak, abseits.at

Tim Bosnjak