Rapid trifft heute Abend auf Vitesse Arnheim und damit auf einen sehr alten, sehr soliden Klub, der in der Vergangenheit vor allem als guter... Vitesse Arnheim: 130 Jahre alt, ein Titel und eine spannende Chelsea-Kooperation

Rapid trifft heute Abend auf Vitesse Arnheim und damit auf einen sehr alten, sehr soliden Klub, der in der Vergangenheit vor allem als guter Ausbildungsverein auf sich aufmerksam machte. Die großen Erfolge blieben bei den Gelb-Schwarzen allerdings bisher aus.

In den letzten zehn Jahren belegte Vitesse in der niederländischen Eredivisie immer einen einstelligen Tabellenplatz. Den größten Erfolg auf Ligaebene feierte der bald 130-jährige Klub, der demnach 1892 gegründet wurde, in der Saison 1997/98 als man Dritter wurde. Damals spielte Vitesse spektakulär, erzielte 85 Saisontore, alleine 34 davon steuerte der Grieche Nikos Machlas bei. Seit Ende der 80er ist Vitesse durchgehend erstklassig.

Ein Cup-Triumph als einzige Throphäe

Silberware gab es für Vitesse allerdings erst einmal. 2017 gewann das Team den niederländischen Cup, damals mit einem 2:0-Finalsieg über AZ Alkmaar. Auf Ajax oder PSV traf man im damaligen Turnierverlauf nicht, allerdings warf man im Viertelfinale bereits Feyenoord aus dem Bewerb. Vier weitere Male stand Vitesse im Finale des Cups, zuletzt in der Vorsaison, wo man sich aber Ajax Amsterdam mit 1:2 geschlagen geben musste.

Erst zwei internationale Gruppenphasen

International ist Rapid den Niederländern einige Schritte voraus. Anfang der 1990er-Jahre stieß Vitesse zweimal ins Achtelfinale des UEFA-Cups vor. Für Gruppenphasen qualifizierte sich das Team aber nur zweimal: 2017/18 wurde man in einer Europa-League-Gruppe mit Lazio Rom, Nizza und Zulte-Waregem mit fünf Punkten Letzter. Heuer schaffte man in der Conference-League-Gruppe den zweiten Rang hinter Stade Rennes und vor Tottenham Hotspur, deren Spiel gegen Rennes allerdings wegen eines Corona-Clusters mit 0:3 gewertet wurde. Vitesse überraschte dabei vor allem gegen die Spurs, die durch ein Tor des deutschen Linksverteidigers Maximilian Wittek zu Hause mit 1:0 besiegt wurden. Auswärts bei Stade Rennes gab es zudem ein respektables 3:3.

Von Merab Jordania zu russischen Oligarchen

Im Jahr 2010 übernahm ein gewisser Merab Jordania den Klub, der später als Head der Insignia Group zweifelhafte Berühmtheit in Wien-Favoriten erlangte. Seine Anteile am Klub hielt der Georgier bis 2013, ehe er vollständig ausstieg. Mittlerweile ist der Klub in russischer Oligarchenhand. Die ST Group um Alexander Tsjigiriski übernahm den Klub von Jordania. Zuvor, im Jahr 2005, hatte Vitesse seine Nachwuchsabteilung mit dem AGOVV Apeldoorn fusioniert, die nun komplett unabhängig vom Klub agiert, aber natürlich dem Profibereich zuarbeitet.

Von Cocu bis Gosens

Über die Jahre bildete Vitesse zahlreiche spannende Spieler aus, die später auf der großen Fußballbühne Karriere machten. So etwa die niederländischen Teamspieler Philip Cocu, Roy Makaay, Pierre van Hooijdonk oder Sander Westerveld. Im vergangenen Sommer war Vitesse indirekt Gesprächsthema, weil der deutsche Senkrechtstarter Robin Gosens hier seine ersten Schritte zum Top-Kicker machte.

Erfolgreiche Kooperation mit Chelsea

Besondere Spieler ermöglichte auch eine langjährige Partnerschaft mit dem Chelsea FC, der immer wieder Talente und Reservisten an die Niederländer verlieh. So spielten bei Vitesse etwa Mason Mount, Nemanja Matic oder Bertrand Traoré. In der vergangenen Saison lieh der Klub den albanischen Angreifer Armando Broja aus, der zum Topscorer des Teams avancierte und mittlerweile leihweise für Southampton spielt. In der Saison 2017/18 holte Vitesse sogar fünf Spieler aus London, von denen mit Mount, Dabo und Miazga drei zu Stammspielern wurden.

16 Millionen für Wilfried Bony

Was Transfers betrifft ist Vitesse wiederum Rapid um einige Millionen voraus. Insgesamt 30 Millionen-Transfers feierten die Arnheimer in ihrer Vereinsgeschichte. Der teuerste Export war der ivorische Stürmer Wilfried Bony, der 2013 um 16 Millionen Euro zu Swansea City wechselte. Für Marco van Ginkel bezahlte Chelsea fast zehn Millionen, Nikos Machlas ging Ende der 90er um 8,5 Millionen Euro zu Ajax und für den Kosovo-Albaner Milot Rashica bezahlte Werder Bremen acht Millionen.

Zahlungsfreudig, aber vorsichtiger in den letzten Jahren

Vitesse nahm über die Jahre aber auch immer wieder viel Geld in die Hand: Im Jahr 2000 holte man etwa den Stürmer Bob Peeters um 6,3 Millionen Euro vom RKC Waalwijk. Für Pierre van Hooijdonk bezahlte man ein Jahr davor 4,8 Millionen an Nottingham Forest und den späteren Rekordtransfer Bony holte Vitesse um vier Millionen Euro von Sparta Prag. In den letzten Jahren ging der Verein allerdings etwas sparsamer mit seinem Geld um: Nikolai Baden Frederiksen von Juventus Turin kostete die Niederländer etwa 1,8 Millionen Euro und war damit der zweitteuerste Spieler der letzten neun Jahre. Der teuerste war Hilary Gong, der um zwei Millionen Euro vom AS Trencin kam, seit 2018 beim Klub unter Vertrag steht, aber floppte. Er bestritt in 3 ½ Jahren nur 21 Spiele und erzielte keinen Treffer.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen