Auch abseits der großen Fußballbühne rollt Woche für Woche der Ball, wobei man manches Mal nicht unbedingt ferne Länder in exotischen Gegenden ansteuern muss,... Groundhopper’s Diary | Ein Wochenende im Unterhaus des Westens der Republik

Railjet_ZoomAuch abseits der großen Fußballbühne rollt Woche für Woche der Ball, wobei man manches Mal nicht unbedingt ferne Länder in exotischen Gegenden ansteuern muss, um etwas zu erleben. Selbst Österreich ist groß genug, um eine willkommene Abwechslung in das Programm zu bringen, denn insbesondere der Westen der Republik wird hierzulande meist stiefmütterlich behandelt. Auch wenn dort große Stadien und Arenen eher selten vorzufinden sind, macht der ländliche Charme doch wieder einiges wett und wenn man mit dem Wetter Glück hat, dann kann man ein Fußballspiel auch mit einem beeindruckenden Panorama verfolgen.

SV Innsbruck – SV Matrei  2:1 (1:0)

Der am Nachmittag einsetzende Regen sorgte an diesem Freitagabendin Innsbruck nicht gerade für das beste Fußballwetter. Jedenfalls war man froh, dass sich beide Teams zum Aufwärmen begaben und das Spiel der Tiroler Liga in der Wiesengasse am Platz C angepfiffen wurde. Da der Platz auch nur einen Eingang besitzt und sich der Kabinentrakt beim Platz A befindet, müssen sich selbst die Spieler und das Schiedsrichtergespann an der Engstelle beim Kassenhäuschen vorbeizwängen, um aufs Spielfeld zu gelangen. Neben dem Eingang befindet sich auch gleich das Buffet, sodass dort auch bei geringem Zuschauerandrang ein reges Treiben herrscht. Diesmal war das Gedränge noch etwas Schlimmer, weil die meisten Zuschauer unter den großen Sonnenschirmen Schutz vor dem Regen suchten. Insgesamt kamen doch 150 wetterfeste Besucher in die Wiesengasse und wer einen Schirm mithatte und sich einen Sitzplatz trockenwischen konnte, hatte diesmal noch etwas mehr Platz auf der Tribüne.

Die Gäste aus Matrei übernahmen von Beginn an das Kommando und hatten zahlreiche Chancen, doch zur Halbzeit führte der SVI. Ein einziges Mal kamen sie gefährlich vor das Tor der Gäste und trafen auch, während Matrei vermehrt mit dem Aluminium Bekanntschaft machte. Der SVI nutzte eben effizient seine einzige Chance. Nach dem Seitenwechsel wurde mit dem Treffer zum 2:0 derWiderstand der Gäste gebrochen. Erst in der Schlussphase gelang Matrei der Anschlusstreffer. Dieses Tor war zugleich der Schlusspunkt in dieser Partie.

SPG Mötz/Silz – SV Völs 0:2 (0:1)

40 Kilometer westlich von Innsbruck kam es in Silz zum Kellerduell der Tiroler Liga, wobei sich der Gewinner etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen konnte. Eigentlich muss man schon dort durch den ganzen Ort fahren und danach in den Wald abbiegen, um zu Sportplatz in Silz zu gelangen. Richtig gelesen, in den Wald, denn mitten im Wald hat mandie Bäume auf der Größe eines Fußballfeldes ausgeholzt, um dort den örtlichen Sportplatz zu errichten. Eine Seite hat man etwas großzügiger ausgeholzt, um noch Platz für das Vereinsgebäude zu haben. An allen anderen drei Seiten des Sportplatzes reiht sich hingegen kurz nach der Seitenauslinie wieder Baum an Baum. So besitzt die seit 1972 mit dem Nachbarort Mötz bestehende Spielgemeinschaft eine wirklich idyllische und einzigartige Heimstätte.

An diesem Abend hatten die Gäste aus Völs, das im Bezirk Innsbruck-Land gelegen ist, den besseren Start und gingen kurz nach dem Anpfiff durch einen Elfmeter in Führung. In der 60. Minute sorgte ein Abwehrfehler für den zweiten Treffer der Gäste und sohin für die Vorentscheidung in dieser Begegnung. Völs war an diesem Abend über 90 Minuten spielerisch klar besser und gewann daher auch verdient.

Nach dem Schlusspfiff sollte es dann via Seefeld und Garmisch nach München gehen. In Seefeld holte uns noch einmal der Winter ein, denn der Regen wandelte sich dort in Schneefall. Die dicken Schneeflocken waren nahezu wie eine weiße Wand, die eine Weiterfahrt nur mit geringer Geschwindigkeit möglich machte.

FC Ismaning – FC Bayern München II 1:3 (0:2)

Der FC Ismaning braucht in der neugeschaffenen Regionalliga Bayern jeden Punkt um den Klassenerhalt noch zu schaffen. Da kam die im vorderen Drittel der Tabelle platzierte Mannschaft der Bayern Amateure ungelegen, um das Punktekonto in realistischer Weise erhöhen zu können. Vor 380 Zuschauern gingen die Bayern schnell mit 2:0 in Führung, wobei auch der Tiroler Schöpf einen Treffer beisteuern konnte. Mit Friesenbichler spielte bei den Bayern noch ein weiterer Export aus Österreich durch. Im Stadion an der Lindenstraße war an diesem Nachmittag sowieso ein Österreichertag, denn auch das Schiedsrichtergespann kam aus Tirol.

Nach der Pause konnte Ismaning noch verkürzen, jedoch liefen die Bayern, nie erst ernsthaft in Gefahr, dieses Spiel zu verlieren. In der Schlussphase fixierte ihr dritter Treffer auch endgültig die drei Punkte. Trainer Mehmet Scholl konnte mit der Leistung seiner Mannschaft durchaus zufrieden sein.

Im Stadion konnte man auch die Umsetzung der (übertriebenen) Sicherheitsrichtlinien des DFB für die Regionalligisten zu Gesicht bekommen. So musste Ismaning einen vom Rest der Zuseher getrennten Bereich für Gästefans errichten. Man hat daher hinter einem Tor einen ebenerdigen Gästekäfig wie in Horn oder früher in Grödig errichtet. Allerdings ist dieser nur zum Erhalt der Lizenz errichtet worden, denn die Vereinsverantwortlichen sind vernünftiger als die Herren vom DFB. Die zahlreichen Fans der Bayern Amateure fanden sichnämlich im überdachten Stehplatzbereich der Haupttribüne ein. Sie störten dort niemanden undim Stadion verlief alles friedlich. Selbst mit den beiden einzigen Polizisten am Platz lief der Schmäh, als diese bei ihrer Stadionrunde kurz beim Gästebereich vorbeikamen.

SV Anthering – ASK/Polizei SV Salzburg 1:2 (0:2)

Am Sonntag besserte sich das Wetter und so konnte bei frühlingshaften Temperaturen die Haunsbergarena des SV Anthering besucht werden. Arena ist wohl etwas übertrieben, denn der enge Sportplatz bietet überhaupt nur auf einer Hintertorseite und einer halben Längsseite Platz für Besucher. Eine Tribüne sucht man hier vergeblich. Einzige Sitzmöglichkeiten sind ein paar Holzbänke entlang der Outline. Allerdings hat der Platz aufgrund der Nähe des Publikums zum Rasen wieder ein Ambiente, das seinesgleichen sucht.

Sportlich gesehen braucht Anthering dringend Punkte, um den Kontakt zu den Aufstiegsplätzen in die viertklassige Salzburger Liga nicht zu verlieren.Damit das Saisonziel Wiederaufstieg für Anthering nicht in Gefahr gerät, waren gegen die abstiegsbedrohte Spielgemeinschaft von ASK/Polizei SV Salzburg drei Punkte fix eingeplant. Vor 201 Zuschauern spielte der SV Anthering zwar gefälliger, jedoch erzielten die Gäste aus Salzburg die Tore. So ging es zur Freude der mitgereisten Fans überraschend mit 0:2 in die Pause. Nach dem Seitenwechsel änderte sich auch nichts an der Optik dieses Spiels. Anthering war zwar weiterhin feldüberlegen, jedoch wollte einfach kein Tor gelingen. So war es bald klar, dass es in diesem Spiel keine Wende mehr geben wird. Das Heimpublikum wurde zumindest mit Sonnenschein verwöhnt und durfte dochnoch einmal jubeln. Der Anschlusstreffer per Elfmeter kam allerdings viel zu spät. Anthering musste sohin einen überraschenden Dämpfer im Aufstiegsrennen hinnehmen. Die Gäste schöpfen durch diesen Punktezuwachs hingegen wieder etwas Mut im Abstiegskampf, sodass es nicht mehr so unwahrscheinlich ist, dass beide Teams auch in der nächsten Saison wieder in derselben Liga gegeneinander spielen.

ASV Taxham – UFC Eugendorf 1b 1:6 (1:2)

Bevor es wieder heimwärts ging, wurde noch einem Spiel der 2. Klasse Nord A ein Besuch abgestattet. Bevor sich viele die Frage stellen, warum man sich so ein Spiel der Schutzgruppe überhaupt „antut“, komme ich gleich mit der Antwort zuvor. Der Grund des Besuches war es, dass sich laut einer Journalistenumfrage in Taxham der hässlichste Fußballplatz des Landes Salzburgsbefinden soll. Er ist zwischen einer Wohnhausanlage, der Bahn und einem Einkaufszentrum eingebettet. An sicher wäre der Platz in Ordnung, aber die triste Umgebung lässt kein gutes Flair aufkommen. Erst recht nicht, wenn dann noch der Gestank von Abfall (Müllverbrennungsanlage?) über den Platz zieht. Sitzplätze sucht man auch vergebens. Einzig positiv sind die Graffitis auf der Wand, die den Sportplatz vom Parkplatz der Wohnhauslange abgrenzt.

An diesem Abend gab es vor rund 100 Besuchern für den ASV Taxham, dem Nachfolgeverein des ehemaligen Zweitligisten FC Salzburg, gegen die 1b Eugendorfs auch nichts zu holen. Konnte man das Ergebnis bis zur 75.Minute noch mit 1:3 offen halten, brachen nach einem Platzverweis gegen Taxham alle Dämme. Die Eugendorfer Reserve gewann mit 6:1 und das nicht einmal unverdient.

So ging ein dem Unterhausfußball gewidmetes Wochenende zu Ende. Diesmal konnte eine Region beleuchtet werden, der sonst – abgesehen von den lokalen Medien – wenig Aufmerksamkeit zukommt. Jedoch hoffe ich doch, dass ich durch diesen Bericht samt den dazugehörigen Bildern zu einem Fußballplatzbesuch im Westen der Republik angeregt habe.

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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