Seitdem der FK Novi Pazar in Serbiens höchste Spielklasse, der Superliga, aufgestiegen war, stand das Gradski Stadion Novi Pazar auf unserer Agenda. Novi Pazar... Groundhopper’s Diary | Hopping im Sandžak – Das Kontrastprogramm im serbischen Südwesten

serbienSeitdem der FK Novi Pazar in Serbiens höchste Spielklasse, der Superliga, aufgestiegen war, stand das Gradski Stadion Novi Pazar auf unserer Agenda. Novi Pazar ist im Übrigen die Hauptstadt der Region Sandžak, einem Gebiet im äußersten Südwesten Serbiens, das zu einem Großteil an den Kosovo und an Montenegro grenzt und nahezu ausschließlich von Muslimen bewohnt wird. Verkehrstechnisch gestaltet sich Anreise auch nicht einfach, zumal der Sandžak ziemlich abseits der Transitrouten liegt.

Als wir das zuletzt Ende April 2014 in Serbien zu Besuch waren und wir uns bei dieser Gelegenheit mit dem Groundhopperkollegen Saša – der seines Zeichens Partizan-Fan ist – trafen, fassten wir den Entschluss mit ihm zusammen zum Auswärtsspiel von Partizan nach Novi Pazar zu fahren. Im Juli wurde dieses Spiel auf das letzte Novemberwochenende gelegt und da sich Partizan für die Gruppenphase der Europa League qualifizierte, wussten wir ebenfalls, dass dieses Spiel am Sonntag stattfinden würde. So blieb auch noch Zeit, um auf der Anreise weitere Stadien zu besuchen, wobei am Freitag bereits ein Spiel in Ungarn den Anfang machen sollte.

Dunaújváros PASE – Budapest Honvéd FC 0:0

Nahezu perfekt lag auf dem Weg nach Serbien die Stadt Dunaújváros. Die Stahlstadt an der Donau hatte vor rund 15 Jahre mit dem Dunaferr SE ihre Hochblüte im ungarischen Fußball, wobei man sich im Jahre 2000 sogar die Meisterschaft sichern konnte. Bei meinem ersten Besuch in Dunaújváros im Jahre 2001 war das Eszperantó uti Stadion noch ein besserer Sportplatz, der wenige Zeit später zum Dunaferr-Stadion ausgebaut wurde. Doch bevor das Stadion noch vollständig fertiggestellt werden konnte, ging der Dunaferr SE Pleite und es sollten weitere zehn Jahre ins Land ziehen, bis ein Nachfolgeklub aus Dunaújváros wieder in die höchste Spielklasse Ungarns aufsteigen sollte.

Dunaújváros PASE befindet sich in seiner Premierensaison in der ungarischen ersten Liga (OTP Bank-Liga) nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten noch immer in der Abstiegszone. Da es aber mit dem Punktesammeln im Herbst schon weitaus besser klappte als noch im Sommer, sollte auch beim Heimspiel gegen Budapest Honvéd FC wieder angeschrieben werden.

Rund 1.000 Besucher verirrten sich zu Spielbeginn ins Stadion und sorgten somit für eine schüttere Kulisse. Die Temperaturen befanden sich an diesem Abend – so wie die beiden Mannschaften auch – im Keller und in Kombination mit dem feuchten Nebel war es nur allzu verständlich, dass ein Großteil der Besucher ausblieb. Die anwesenden Zuschauer unterstützten ihre Mannschaft auch ohne Fanblock lautstark. Die Gäste aus Budapest hatten rund 20 Leute am Start, wobei sich deren Konzentration nur bedingt auf das Spiel richtete, zumal vor ihnen die bekannte FIFA-Schiedsrichterin Gyöngy Gaál die Aufgabe der sechsten Offiziellen übernahm. Sie verpassten auf dem Rasen aber nicht wirklich etwas. Beide Teams waren zwar bemüht und überbrückten das Mittelfeld schnell, jedoch wurden kaum Torszenen herausgespielt und somit war das logische Ergebnis auch ein 0:0.

Danach ging es auf direktem Weg nach Serbien, wo wir kurz vor Mitternacht unser Quartier in Subotica bezogen. So bekamen wir noch ein wenig Schlaf, denn am nächsten Morgen sollte es zeitig nach Belgrad gehen, wo wir Saša trafen.

FK Jagodina – FK Radnički 1923 Kragujevac 2:1 (2:0)

Mit ihm fuhren wir die rund 140 Kilometer südwärts nach Jagodina, das verkehrstechnisch sehr günstig an der Autobahn Belgrad-Niš liegt. Durch gutes Zeitmanagement blieb vor dem Spiel noch Zeit für einen Besuch einer Pekara (= Bäckerei), in der wir uns mit einem Burek stärkten.

Bereits um 13.00 Uhr wurde die Partie gegen den Nachbarn aus Kragujevac angepfiffen. Aber im Stadion herrschte statt Derbystimmung gähnende Leere. Gerade einmal 500 Zuschauer kamen zu diesem Spiel der Superliga ins Gradski Stadion Jagodina. Zwar spielt der FK Jagodina erfolgreich in der obersten Spielklasse mit, aber mangels Tradition ist das fußballinteressierte Publikum hier mehr den Belgrader Großklubs zugetan, als dem Verein der eigenen Stadt.

Im Gegensatz dazu kann die Großstadt Kragujevac auf eine Fanszene zurückgreifen und so wurde FK Radnički 1923 auch heute von rund 150 Mann unterstützt.

Spielerisch war der FK Jagodina in den ersten 45 Minuten dem Tabellenletzten FK Radnički 1923 Kragujevac klar überlegen und so führten die Gastgeber zur Halbzeit verdientermaßen mit 2:0. Nach dem Seitenwechsel änderte sich jedoch das Bild und Kragujevac wurde stärker. Mit dem Anschlusstreffer in der 70. Minute sorgte der FK Radnički 1923 noch für eine spannende Schlussphase. Die Gäste gaben alles, um doch noch einen Punkt erringen zu können, aber es wollte einfach kein weiteres Tor mehr fallen. So zitterte sich der FK Jagodina zu drei Punkten und für Kragujevac wird es am Tabellenende immer düsterer.

FK Borac Čačak – FK Voždovac 0:0

Von Jagodina ging es nach zwei Stunden Fahrtzeit über Landstraßen ins zentralserbische Čačak. Dort hatte der Aufsteiger FK Borac Čačak im Stadion Borca kraj Morave im Abendspiel der Superliga den FK Voždovac aus Belgrad zu Gast. Das Stadion befindet sich derzeit aufgrund von Modernisierungsmaßnahmen und Kapazitätserweiterung noch im Umbau, aber Platzprobleme gab es dennoch keine. 800 Besucher fanden sich zu dieser Partie ein, die größtenteils ihre Plätze auf der unüberdachten Haupttribüne bezogen. Nur die Heimfans (Gästefans waren keine anwesend) positionierten sich auf der im Rohbau fertiggestellten überdachten Längstribüne.

Über das Spiel an sich gibt es nicht sehr viel zu berichten. Am auffallendsten waren die Trikots der Gäste im Camouflage-Stil und Čačaks einzige Sturmspitze, die aufgrund der Spielweise und ihrer Gesichtsbehaarung an Stefan Maierhofer erinnerte. Nach einer torlosen ersten Spielhälfte positioniert wird und auf der neuen Tribüne hinter dem Tor. Aber auch der Standortwechsel machte dieses Spiel nicht besser. Saša meinte nur, dass dies zwar die serbische Superliga sei, aber was daran super sein sollte, wisse er keineswegs. Mit dieser Weisheit und einem torlosen Unentschieden tauchten wir noch ein wenig in Čačaks Nachtleben ein.

FK Novi Pazar – FK Partizan 1:1 (0:1)

Nun war der Sonntag gekommen und es ging durch das Tal des Flusses Ibar weiter Richtung Süden. In Raška fließt der Ibar weiter in den Kosovo, doch wir bogen dort auf die letzte Teilstrecke nach Novi Pazar ab. Auf dieser wurden wir – ob unserer auswärtigen Nummerntafel – bei einer Polizeisperre angehalten und kontrolliert, denn Fans aus Belgrad hatten an diesem Tag ein Verbot nach Novi Pazar zu kommen.

Wir durften passieren und fuhren direkt zum Gradski Stadion Novi Pazar. Dort waren die letzten Vorbereitungen zum Spiel des Jahres bereits voll im Gange und das Stadion begann sich zu füllen. Im muslimischen Sandžak hat man mit dem übrigen Serbien nicht viel auf dem Hut, was sich auch im Fußball wiederspiegelt. Das Stadion ist bei allen Begegnungen gut besucht und für die fußballverrückten Bewohner dieser Stadt zählt nur der FK Novi Pazar. Ansonsten mag man hier nur noch den befreundeten Klub Fenerbahçe Istanbul. Die Belgrader Großklubs werden hier allerdings regelrecht verachtet.

Zu Spielbeginn fanden sich rund 6.000 Zuschauer im Stadion, wobei die Haupttribüne zum Bersten voll war. Nach einer tollen Choreographie der Novi Pazar-Fans setzte allerdings der FK Partizan das erste Ausrufezeichen in dieser Partie. Bereits in der vierten Minute gingen die Hauptstädter per Kopfballtreffer mit 1:0 in Führung. Dieser heizte die Stimmung aber noch weiter an, doch als in der zwölften Minute ein Feuerwerkskörper auf der Partizan-Bank explodierte, stand das Spiel kurz vor dem Abbruch. Der Stadionsprecher sagte durch, dass die Tribüne die gelbe Karte erhalten habe und dies fruchtete. Böller flogen von nun an keine mehr auf das Spielfeld und so unterstützte das gesamte Stadion ihre Mannschaft nur mehr lautstark. Besonders imposant war der Wechselgesang Sandžak – Novi – Pazar, der jede Tribüne miteinbezog.

Mit 0:1 ging es in die Pause und die Mannschaften wurden beim Wiederbetreten des Spielfeldes mit ein tollen Rauchchoreographie im Fansektor und großen Überziehfahnen auf den Längstribünen empfangen. Aufgrund des einsetzenden Regens und des bereits tiefen Bodens wurde das Spiel allmählich zu einer Schlammschlacht, wobei das Publikum merkte, dass Partizan nur mehr auf die Verwaltung des Vorsprungs aus war. So wurde der FK Novi Pazar unermüdlich nach vorne gepeitscht. Auch der Coach der Gäste wurde nervöser und nach einigen Ermahnungen schickte ihn der Schiedsrichter 15 Minuten vor dem Spielende auf die Tribüne, wobei der Trainer aber geistesgegenwärtig gleich in die Kabine verschwand.

Er verpasste somit den wenige Augenblicke später folgenden Ausgleich Novi Pazars. Eine Flanke wird vom Stürmer so abgelenkt, dass der Ball genau ins linke untere Eck passt, wobei der Tormann chancenlos ist. Es blieb bei 1:1 und während die Partizan-Spieler nach dem Schlusspfiff so schnell wie möglich den Rasen verließen um sich vor etwaigen Wurfgeschossen in Sicherheit zu bringen, wurde Elf vom FK Novi Pazar noch minutenlang mit stehenden Ovationen aller Tribünen bedacht.

Die Atmosphäre bei diesem Spiel war einzigartig und es hat sich gelohnt diese Mühen in Kauf zu nehmen, um in den äußersten Südwesten Serbiens zu gelangen, der ganz und gar nicht mehr typisch serbisch ist.

 

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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