An diesem Samstag war das Programm lange ungewiss, überzeugten uns zwei Spiele in Tschechien doch nicht wirklich, zumal wir aufgrund verschiedener Vormittagspartien auch mit... Groundhopping: Ein Ausflug nach Serbien im Zeichen der Kontraste

An diesem Samstag war das Programm lange ungewiss, überzeugten uns zwei Spiele in Tschechien doch nicht wirklich, zumal wir aufgrund verschiedener Vormittagspartien auch mit zwei Autos anreisen hätten müssen, sodass eine Fahrt nach Serbien in die Ziehung kam. Es stand nämlich das Schlagerspiel des FK TSC Bačka Topola gegen Roter Stern Belgrad auf dem Programm und da man diese Begegnung noch mit einem Spiel der zweitklassigen Prva Liga um 13.00 Uhr kombinieren konnte, machten wir uns am Samstag in der Früh bereits zeitig und noch bei Dunkelheit auf den Weg in Richtung Südosten.

FK Mladost GAT – FK Metalac Gornji Milanovac 1:0 (1:0)

Es ging zügig durch Ungarn und nach etwa einer halben Stunde Grenzwartezeit bei Landstraßengrenzübergang Horgoš 2 wurden auch die letzten Kilometer durch die Wojwodina abgespult, um kurz nach 11.00 Uhr Novi Sad zu erreichen. Dort steuern wir zuerst einen Supermarkt an und parken danach unser Auto bei der GAT Arena, der Heimstätte des FK Mladost GAT. Von dort machen wir uns noch rund zwei Kilometer auf den Weg, um zu einem Cevapi Restaurant zu gelangen. Das Mittagessen, das auf dem Rückweg zum Stadion verputzt wurde, schmeckte vorzüglich. Die scharfe Würze mit danach noch mit einem Jelen aus dem Minimarkt runtergespült, ehe wir die GAT Arena erreichen.

Dort machen sich die Teams des FK Mladost GAT Novi Sad und dem FK Metalac Gornji Milanovac bereits fertig zum Einlauf. 400 Zuschauer befinden sich zumeist auf der Längstribüne, doch rund um die Arena verfolgen auch zahlreiche Zaungäste dieses Zweitligaspiel. Die Besucher können sich heute ein ausgeglichenes Spiel erhoffen, trifft doch der Tabellendreizehnte auf den Tabellenzwölften.

Er sind noch nicht einmal alle Besucher auf ihren Plätzen, da tankt sich Mladosts Đorđe Šušnjar in den Strafraum der Gäste und verwertet eiskalt die erste Chance zur Führung der Gastgeber. Danach hat Metalac mehr Spielanteile vergibt aber doch einige Chancen kläglich, sodass man nach 45 Minuten weiterhin einen Rückstand von einem Tor hat.

In der Pause begeben wir uns auch auf die Tribüne und verfolgen von dort aus, mit einem Blick auf die etwas heruntergekommene Siedlung Satellit, diese Begegnung. Dass die Zuschauer sind stolz auf ihre Siedlung sind, merkt man auch dadurch, dass zahlreiche Jugendliche, die sich im Auswärtssektor einfinden und im Laufe des Spiels immer mehr werden, einen Chant über die Siedlung anstimmen. Ihr populärster Schlachtgesang ist allerdings der nationalistische Klassiker „Kosovo, Srbija“, den sie mit einer Gruppe von „Ausgesperrten“ hinter dem Zaun der Hintertortribüne sogar im Wechselgesang zu ihrem Besten geben.

Auf dem Rasen verwaltet Mladost GAT diesen Vorsprung schon souverän italienisch. Man lässt kaum Chancen der Gäste zu und ist eigentlich einem zweiten Treffer näher als Metalac dem Ausgleich. 15 Minuten vor dem Anpfiff machen wir uns dann auf den Weg zum Auto, um noch etwas Zeitpuffer vor dem Spiel in Bačka Topola zu haben, denn wir erwarten ein volles Haus, was zwar wünschenswert ist, aber meist auch längere Zeiten bei Anreise und Einlass nach sich zieht. Wir versäumen in Novi Sad aber nichts mehr, denn es bleibt beim 1:0 für den FK Mladost GAT.

FK TSC Bačka Topola – FK Crvena Zvezda 1:3 (0:1)

Wir verlassen Novi Sad nicht nur zeitgerecht, sondern gelangen mindestens ebenso perfekt durch die Stadt auf die Autobahn in Norden. Doch vor Bačka Topola beginnt das Unheil seinen Lauf zu nehmen, denn es gab einen doch größeren Rückstau bei Mautstelle der Autobahnabfahrt und in Bačka Topola eine Umleitung, was unser gesamtes Zeitpolster aufgefressen hat. Doch dann hatte das Schicksal ein Einsehen mit uns, denn auf der zum Stadion führenden Straße gab es rund 900 Meter vor unserem Ziel noch eine und wohl auch noch die einzige Parklücke in Stadionnähe. Mit den Worten „besser wird´s ned“, stellen wir das Auto ab und machen uns per pedes auf zur 2021 eröffneten TSC Arena, wo wir rund fünf Minuten vor dem Spielbeginn auf unseren Plätzen sind.

Im September 2018 begannen am Gelände des alten Stadions die Bauarbeiten. Da Bačka Topola größtenteils von Ungarn bewohnt ist, steht der ungarische Staat hinter der Errichtung dieses Stadions, das nun das modernste Stadions Serbiens ist, und übernahm die Baukosten in der Höhe von 15 Millionen Euro. Dies hat Ungarn bereits im slowakischen Dunajská Streda, im kroatischen Osijek und das im rumänischen Sfântu Gheorghe so gehandhabt. 4.500 Zuschauer fasst das Stadion mit seinen vier überdachten Tribünen. Auf der Haupttribüne befinden sich auch moderne Skyboxen. Die Heimfans sind auf der Hintertortribüne im Süden untergebracht. An sich auch für serbische Verhältnisse in einer ganz passablen Anzahl, aber heute haben sie nichts zu melden, weil die gegenüberliegende Seite den Ton angibt, zumal Crvena Zvezda in den Norden des Landes kommt und eigentlich auf allen drei anderen Tribünen die numerische Überlegenheit hat.

Die beiden Mannschaften laufen zu einer Art Hymne für Großungarn ein und beiden Teams haben heute auf einen Österreichbezug. Roter Stern wird vom 100-fachen ÖFB-Teamspieler Aleksandar Dragović, der auch die Kapitänsbinde trägt, aufs Feld geführt und auf Seiten Bačka Topolas kickt mittlerweile der ehemalige Rapid-Spieler Aleksa Pejić.

Stimmungstechnisch gibt Delje, die Ultragruppe Roter Sterns, von Beginn an den Ton an. Der kleine Auswärtssektor ist zu Beginn schon gefüllt, aber im Lauf der ersten 45 Minuten füllt sich auch die gesamte Hintertortribüne mit gesangesfreudigen Fans, sodass das Stadion heute ausverkauft ist. Als Delje in Richtung Gegengerade anstimmt, wer für Roter Stern ist, soll sich von den sitzen erheben, stehen rund 90% der Besucher auf. Im Zuge des Spiels gibt es daher immer wieder Wechselgesänge mit der Gegengeraden und wie auch schon am Nachmittag durfte auch hier das obligate „Kosovo, Srbija“ nicht fehlen.

Seiner Mannschaft fehlt Aleksandar Dragović übrigens bereits nach 30 Minuten, denn in dieser humpelt der Kapitän verletzt vom Feld. Aber auch ohne ihn sollten die Gäste aus Belgrad noch in der ersten Spielhälfte in Führung gehen. Nach einem VAR-Studium gibt es nämlich einen gerechtfertigten Elfmeter für Crvena Zvezda, den der Gabuner Kanga in der 36.Minute perfekt im Kreuzeck zur Führung für die Gäste verwandeln konnte. Bačka Topola kommt erst kurz vor dem Seitenwechsel das erste Mal gefährlich vor das Tor.

Nach dem Wiederbeginn gibt es auf den Rängen eine tolle Pyroshow auf Seiten der Gästefans, die mit roten Rauch untermalt wurde. Auf dem Rasen ist Bačka Topola nun besser und erzielt in der 62.Minute durch Miloš Pantović, der nach einer Ecke den Ball ins Tor der Gäste einköpfen kann, den nicht unverdienten Ausgleich. Doch die Freude über diesen Treffer währt nur kurz, denn nur zwei Minuten später kommt eine Flanke von links in den Strafraum Bačka Topolas, die alle Spieler bis auf dem am zweiten Pfosten lauernden Bukari, verpassen. Der Ghanaer hat aber keine Mühe, den Ball zur erneuten Führung der Gäste einzuschieben.

Bačka Topola war nun gebrochen und als der Südkoreaner Hwang in der 85.Minute einen weiteren Elfmeter zum 3:1 für Roter Stern verwandelte, waren die drei Punkte für das Team aus Belgrad im Trockenen. Crvena Zvezda bleibt damit dem Tabellenführer und Erzrivalen Partizan auf den Fersen. Im Kampf um die serbische Meisterschaft findet am kommenden Wochenende mit dem Belgrader Derby ein weiterer spannender Höhepunkt statt. Auch wenn sich der TSC Bačka Topola, Dank der Gelder aus Ungarn, zur soliden Nummer drei in Serbien hochgearbeitet hat, ist der Abstand zu den beiden Traditionsklubs aus Belgrad heuer einfach zu groß.

Für endet hier auch schon wieder der Tagesausflug nach Serbien. Da es an der Grenze leider wieder etwas länger dauert, kommen wir schon am Sonntag kurz nach Mitternacht zu Hause an, aber gelohnt hat sich diese Fahrt auf jeden Fall.

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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