Vor wenigen Tagen schoss der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG Karl-Heinz Rummenigge giftige Pfeile in Richtung Sepp Blatter. Der 56-jährige Funktionär sprach von... Revolution! – Was passiert, wenn die FIFA untergeht?

Vor wenigen Tagen schoss der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG Karl-Heinz Rummenigge giftige Pfeile in Richtung Sepp Blatter. Der 56-jährige Funktionär sprach von einer möglichen Revolution, sollte die FIFA nicht schleunigst sämtliche korrupte Elemente aus ihrem Verband entfernen.

Karl-Heinz Rummenigge erklärte vergangene Woche gegenüber dem Guardian: „Ich werde es nicht mehr länger akzeptieren, dass uns Menschen führen, die nicht seriös und sauber arbeiten. Jetzt ist der Moment gekommen, um zu handeln, denn man ist dazu verpflichtet Änderungen herbeizuführen, wenn man spürt, dass etwas falsch rennt.“

ECA GEGEN FIFA?

Rummenigge ist nicht nur beim FC Bayern München Vorstandsmitglied, sondern sitzt auch im Vorstand der European Club Association (ECA), einer Interessenvertretung der europäischen Fußballvereine, die als Nachfolger des G-14-Zusammenschlusses ins Leben gerufen wurde. Während der Vorgänger ein recht elitärer Klub war, dem am Ende 18 Vereine angehörten, besteht die ECA aus 103 Mitgliedern, die nach einem bestimmten Schlüssel zusammengestellt werden. Österreich hat mit Red Bull Salzburg, dem SK Rapid und Austria Wien drei Vertreter in der Interessenvereinigung, die primär dafür eintritt, dass die Vereine von der FIFA für die Abstellung der Nationalspieler bezahlt werden und dass die Anzahl der Länderspiele reduziert wird. Rummenigge behauptet, dass er nicht nur von den Spitzenklubs Rückendeckung erhält, sondern dass er innerhalb der ECA auf eine breite Zustimmung stößt.

ALTERNATIVEN ZUR FIFA?

Schon vor zwei Jahren wurde auf einem ECA-Meeting über die Schaffung einer europäischen Superliga diskutiert, die in nicht allzu ferner Zukunft die Champions League und die Europa League ersetzen soll. Von einer großen Revolution konnte damals jedoch keine Rede sein, da die neue Liga in Zusammenarbeit mit der UEFA entwickelt werden sollte. Wenn Rummenigge nun von großen Revolutionen spricht, dann wird er in letzter Konsequenz eine Spaltung von der FIFA nicht ausschließen. In diesem Fall drohen den Fußballfans einige Gefahren, da sich mit einem Schlag die komplette Fußball-Landschaft ändern könnte.

GEFAHR NR.1 – EINE EUROPÄISCHE SUPERLIGA

Eine europäische Superliga würde in erster Linie der Einnahmenmaximierung der großen Vereine dienen und es würde wohl ein geschlossenes System installiert werden, das es außen stehenden Mannschaften kaum ermöglicht hineinzukommen. Dazu kommt, dass die nationalen Ligen stark abgewertet werden, wenn die jeweiligen Spitzenvereine nicht mehr an den heimischen Meisterschaften teilnehmen. In letzter Zeit konnte man immer wieder den Vorschlag hören, dass diese Vereine mit einer zweiten Mannschaft in der nationalen Meisterschaft teilnehmen sollen. Es ist aber stark anzuzweifeln, dass diese Lösung bei den Fans gut ankommen wird, denn die B-Mannschaft von Bayern München wird sowohl die eigenen, als auch die gegnerischen Anhänger nur bedingt interessieren. Da sich die FIFA zudem nicht freiwillig auflösen wird, droht die Gefahr einer Zweigleisigkeit und es könnten Verhältnisse wie beim Boxen entstehen.

GEFAHR NR.2 – WELTMEISTERSCHAFTEN UND ANDERE GROSSEREIGNISSE

Sollte die FIFA an Macht verlieren und über die zahlreichen Korruptionsaffären stolpern, dann ist nicht auszuschließen, dass Leute wie Rupert Murdoch das Machtvakuum füllen und mit den jeweiligen nationalen Verbänden einen lukrativen Deal abschließen, der sie zum Austragen von Fußball-Weltmeisterschaften berechtigt. Das wäre ein lukratives Geschäft, da die FIFA bei einem Großereignis zwischen zwei und drei Milliarden Euro verdient. Praktisch ist zudem, dass die FIFA als gemeinnützige Organisation gilt, die diesen Gewinn nicht versteuern muss. Nach der Weltmeisterschaft im Jahr 2010 blieb Südafrika auf knapp zwei Milliarden Euro Schulden sitzen, während die FIFA Bonuszahlungen in Millionenhöhe an ihre Funktionäre vergab. Die strikte Verfolgung von Markenrechtsverletzungen scheint der FIFA zudem bei weitem wichtiger zu sein, als die Einhaltung der Menschenrechte, denn ansonsten würde sie die Weltmeisterschaft nicht an ein Land verkaufen, in dem es keine freie Meinungsäußerung gibt, Homosexuelle ins Gefängnis kommen und Gastarbeiter wie Tiere behandelt werden. Blatter meinte zynisch, dass homosexuelle Fans in Katar ihre sexuellen Aktivitäten eben unterlassen sollten. Hätte es abseits.at bereits zu diesem Zeitpunkt gegeben, dann wäre ihm der „Pfosten der Woche“ für diese Aussage sicher gewesen.

Angesichts dieser Tatsachen muss man sich fragen, ob ein gewinnorientierter, gieriger, multinationaler Konzern überhaupt weniger ethisch handeln kann, als die FIFA? Man darf es bezweifeln.

Stefan Karger, www.abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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