Diese Transferzeit wurde vom Corona-Virus geprägt und in den meisten großen und kleinen Ligen hielten sich die Klubs recht vornehm am Transfermarkt zurück. Eine... Trotz Corona der größte Gewinner der Transferzeit: Jorge Mendes

Diese Transferzeit wurde vom Corona-Virus geprägt und in den meisten großen und kleinen Ligen hielten sich die Klubs recht vornehm am Transfermarkt zurück. Eine Ausnahme bildeten die Vereine der Premier League, die für insgesamt 273 Zugänge rund 1.44 Milliarden Euro ausgaben. Demgegenüber stehen 240 Abgänge, die rund 460 Milliomen in die Kasse spülten. Es gab auch einen ganz großen Gewinner in dieser Transferzeit. Jorge Mendes und seine Spieleragentur Gestifute erwiesen sich als absolut krisensicher. Kein Wunder bei den Vernetzungen.

Es ist erstaunlich welche Netzwerke Jorge Mendes und seine Spieleragentur Gestifute in den vergangenen Jahren aufbauten. Der portugiesische Spielervermittler ist in der Welt des Fußballs bestens vernetzt und schneidet auch in Corona-Zeiten an zahlreichen großen Transfers mit.

Der größte Transfer gelang mit dem Verkauf des portugiesischen Innenverteidigers Rúben Dias. Manchester City überwies für den Abwehrspieler rund 80 Millionen Dollar. Nicolás Otamendi wurde nach diesem Transfer bei City nicht mehr gebraucht und wechselte gegen eine Ablöse von 15 Millionen Euro zu Benfica. Mendes schnitt auch beim zweiten Transfer mit, da der argentinische Abwehrspieler ebenfalls zu seinen Klienten gehört. Mendes fand zudem eine zufriedenstellende Lösung für James Rodríguez, der Real Madrid verließ und beim Everton FC sofort eine Schlüsselrolle einnahm.

Einer der größten Geschäftspartner der Spieleragentur sind die Wolverhampton Wanderers, die nun bereits neun portugiesische Legionäre im Kader haben. Die Wolves haben damit mehr Portugiesen im Kader, als einige portugiesische Erstligisten!
Mendes arrangierte den Verkauf von Diogo Jota zu Liverpool und brachte den irischen Verteidiger Matt Doherty bei Tottenham unter. Die Einnahmen von 73 Millionen Euro, die Wolverhampton mit diesen beiden Abschlüssen einnahm, wurden prompt in neue Spieler investiert, die ebenfalls bei Mendes unter Vertrag stehen. Nelson Semedo kam um 30 Millionen Euro vom FC Barcelona und für den 18-jährigen Stürmer Fabio Silva, der in der portugiesischen Liga in zwölf Einsätzen gerade einmal einen Treffer erzielte, bezahlte der Premier-League-Klub stolze 40 Millionen. Außergewöhnlich an diesem Transfer war, dass die Höhe der Kommission für Gestifute stolze 10 Millionen Euro betrug und damit weit über dem Marktwert lag. Der FC Porto wurde befragt, wie es zu so einer hohen Zahlung an die Spieleragentur kommen konnte, doch der Verein wollte dies nicht kommentieren. In jedem Fall verdiente Gestifute sowohl am Verkauf als auch am Kauf der Wolverhampton-Spieler mit.

Man sieht an diesem Beispiel sehr gut wie das System Mendes funktioniert. Das chinesische Unternehmen Fosun International ist der Eigentümer der Wolves und besitzt zudem Anteile an der Spieleragentur Gestifute. Wenn Mendes Geld einnimmt, nimmt das chinesische Unternehmen ebenfalls Geld ein. Laut businessinsider.de stellte Fosun in einer firmeninternen Präsentation im Jahr 2015 fest, dass Mendes indirekt viele Verein kontrolliert, da diese von seinen Geschäftsbeziehungen stark abhängig sind. An diesem Markt will das chinesische Unternehmen mitverdienen. Eine Entwicklung, die man als Fußballfan durchaus kritisch sehen kann.

Sehen wir uns noch einmal den Verkauf von Matt Doherty zu dem Tottenham Hotspur FC an. Die Wolves, die im Eigentum vom Fosun stehen, die einen Anteil an Gestifute besitzen, verkauften den Abwehrspieler um 20 Millionen Euro an die Spurs. Bei den Spurs ist Trainer José Mourinho am Ruder. Jose Mourinho steht ebenfalls bei Gestifute unter Vertrag und ist einer der wichtigsten Klienten von Jorge Mendes.

Damit soll natürlich keineswegs angedeutet werden, dass Mourinho den Spieler nur unter Vertrag nahm, weil er von seinem eigenen Agenten empfohlen wurde. Der portugiesische Trainer wird für diesen Transfer sicherlich sportliche Gründe gehabt haben. Es liegt aber auch auf der Hand, dass die Vernetzungen enorm weit gehen und den Fußballsport stark beeinflussen. Ob in eine positive Richtung sei jetzt einmal dahingestellt.

Stefan Karger