Bezugnehmend auf das Interview mit Peter Hacker im Kurier vom 3.9.2019 möchten wir, die Initiative Rapid 2020 (IR2020), einige der getätigten Aussagen einem Faktencheck... Faktencheck: Die Interessen der Stadt Wien beim SK Rapid

Bezugnehmend auf das Interview mit Peter Hacker im Kurier vom 3.9.2019 möchten wir, die Initiative Rapid 2020 (IR2020), einige der getätigten Aussagen einem Faktencheck unterziehen.

Peter Hacker: Die Stadt hat viel Steuergeld bei Rapid und anderen Vereinen in die Hand genommen, um die aktuelle Infrastruktur zu ermöglichen. Deswegen geniere ich mich nicht, zu sagen: Natürlich hab’ ich Interessen bei Rapid und zu diesen stehe ich. Wir machen ja keine Wirtschaftsbetriebsförderung, sondern wir investieren Steuergeld in die Sportinfrastruktur, damit die Menschen etwas davon haben. Darüber hinaus sponsern wir über unsere Beteiligungen zahlreiche Sportvereine – darunter auch Rapid.

IR2020 Faktencheck: Können die angesprochenen Förderungen oder ein Sponsoring von einem der Stadt Wien nahen Betrieb weitergehende „Interessen“ seitens der Stadt Wien rechtfertigen?

Abgesehen davon, dass die Stadt Wien primär Steuergeld in die Hand genommen hat um ihre eigene marode Infrastruktur vor dem völligen Verfall zu bewahren, um sie weiterhin vermieten zu können, handelte es sich doch am Ende des Tages um ein gutes Geschäft für die Stadt. Denn die bewilligten 17,7 Millionen Euro hätten bei weitem nicht für die Sanierung des Hanappi Stadion (einer Immobilie der Stadt Wien, der kurzfristig die Betriebsgenehmigung entzogen worden wäre) ausgereicht. Diesem Betrag sind hier natürlich alle Einsparungen gegenzurechnen, durch den Wegfall jeglicher Folgekosten für die Stadt Wien, denn die Betriebskosten und zukünftige Sanierungen sind ja von der Stadt auf Rapid übergegangen. Bei Betrachtung aller wirtschaftlichen Umstände, war der Neubau auch die einzige vernünftige Alternative, bei der die restliche Finanzierung komplett vom SK Rapid übernommen wurde. Daraus ergaben sich natürlich Punkte, die im Interesse der Stadt lagen, zum Beispiel die nachhaltige Kostensenkung und auch wie erwähnt, dass wir (also die Stadt UND der SK Rapid) Steuergeld bzw. Vereinsvermögen in die Sportinfrastruktur Wiens investierten, damit die Menschen etwas davon haben. Ganz zu schweigen von den enormen Abgaben und Steuern, die der SK Rapid durch diese Investition in die Infrastruktur abliefert, unmittelbar und mittelbar durch den Bau des Stadions und in Folge nachhaltig durch den Betrieb. Die durch den Stadionbau enorm erhöhte Wertschöpfung betrug nur in der Saison 2017/18 laut einer Studie von SportsEconAustria insgesamt 47,7 Millionen Euro pro Jahr, nur für die Stadt Wien. Offensichtlich gab es auch noch weitere positive Effekte der Umwegrentabilität, wenn man liest, dass die SPÖ damit wirbt, dass mit der Förderung, Rapid ein Motor für Wirtschaftsimpulse ist und ein wesentlicher Teil einer Beschäftigungsoffensive wurde. Vergleichbar verhält es sich mit der wesentlich niedrigeren Förderung der Akademie.

Nichts desto trotz sind wir als SK Rapid dankbar für diese Förderung, die von der Stadt Wien von den damals politisch verantwortlichen Personen beschlossen wurde und eine klassische Win-Win-Situation geschaffen hat.

Wir verstehen auch nicht welchen Hintergrund die Aussage hat, dass die Stadt Wien „über Beteiligungen auch den SK Rapid sponsert“. Sponsoring ist mit diversen Gegenleistungen (Logen, Tickets, Zugang zum Geschäftsnetzwerk, …) und vor allem mit einen enormen Werbewert verbunden, der üblicherweise bis auf wenige Ausnahmen sogar weit höher ist, als die Sponsoringbeträge. Dies ist durch einschlägige Literatur belegt und laut aktuellen Erhebungen liegt der Werbewert zum Beispiel für Wien Energie je nach Bewertungsmethode zwischen dem 1,5 bis zum 4-fachen des Sponsorings. Wir sind auch nicht überzeugt, ob solche Aussagen den Geschäftsführern der „Beteiligungen“ große Freude bereiten und auch wir als Steuerzahler gehen davon aus, dass es sich bei diesen um rational denkende Menschen handelt, die als ordentlicher Kaufmann nur dann ein Sponsoring tätigen, wenn dieses a) wirtschaftlich zu rechtfertigen ist und es sich b) als Betriebsausgabe verbuchen lässt und nicht als Geschenk der Stadt Wien vom Finanzamt abgelehnt würde.

Es ist folglich NICHT RICHTIG, dass sich aus den Förderungen und Sponsorings der Stadt Wien irgendwelche weitergehenden Interessen ergeben könnten als jene, die mit der unmittelbaren Gegenleistung verbunden sind. Basierend auf den Fakten, besteht sogar berechtigtes Interesse seitens des SK Rapid, dass sich die Stadt Wien weiterhin durch kooperatives Verhalten und/oder auch finanzielle Zuwendungen für das vom SK Rapid geleistete erkenntlich zeigt.

 

Peter Hacker: Ich erwarte mir von der Rapid wie auch von der Austria: Eine Weiterentwicklung der positiven Fankultur. Die Vereine sollen in den Breitensport hineinwirken, durch Kooperationen mit Schulen. Und ich will Frauenfußball gefördert wissen.

IR2020 Faktencheck: Macht diese als „Erwartung“ formulierte Forderung mit Blick auf Rapids gelebter gesellschaftlicher Verantwortung Sinn?

Zum Thema Schule und Breitensport macht der SK Rapid bereits jetzt weit mehr als es eine normale unternehmerische Gesellschaftsverantwortung gebietet und ist definitiv ein beispielhafter Fußballverein, der seine CSR bereits im Leitbild des SK Rapid verankert hat. Um nur einige Beispiele aus unserer Dachmarke „Rapid leben“ zu nennen: Das Projekt „Kinderzukunft – die Rapid-Familie hilft“, das Special Needs Team, die SK Rapid Käfig Tour, unsere Pink Ribbon Partnerschaft, oder auch der der Rapid-Lauf, etwas in Österreich Einzigartiges, welcher bereits im internationalen Fußballumfeld Nachahmer findet. Es gibt außerdem nicht nur Aktionen wie „Dein Schultag beim SK Rapid“, sondern auch eine Vielzahl an anderen bestehenden Schulkooperationen. Von der enormen Solidarität und dem oft bewiesenen sozialen Engagement seitens der Mitglieder und Fans gar nicht zu sprechen. Auch Frauenfußball ist für den SK Rapid ein wichtiges Thema, das im Zuge der neuen Akademie aktiv behandelt werden soll. Es ist im Kontext der Aussagen fast ironisch, dass dieses Thema durch die Verzögerung seitens der Stadt Wien, nun leider nicht wie gewünscht forciert werden kann.

Basierend auf den Fakten sind politische Fingerzeige auf den SK Rapid in dieser Beziehung NICHT ANGEBRACHT, auch die verwendeten Begriffe wie Rassismus und Rechtsextremismus finden wir im Zusammenhang mit Rapid befremdlich und in diesem gegenständlichen Interview deplatziert und völlig aus der Luft gegriffen.

 

Peter Hacker: Ich denke, der ÖFB hat aus dem Gerücke um das letzte Cupfinale gelernt, dass es gut wäre, mehrere Optionen zu haben. Wenn sich Wien mit drei Stadien für das Cupfinale bewirbt, kann man dann im Frühjahr entscheiden, ob es im Allianz Stadion oder woanders gut passt.

IR2020 Faktencheck: Kann sich Wien mit dem Allianz Stadion für ein Cupfinale bewerben?

Den Fakten entsprechend ist das Allianz Stadion kein Thema für ein Cupfinale, weil a) die Anrainer darauf vertrauen können, dass Rapid die (zwar nicht verbindliche) Zusage einhält, das neue vergrößerte Stadion nur für Rapid-Spiele zu nützen und wir b) eigentlich davon ausgehen, dass sich nicht die Stadt Wien mit einem Stadion im Eigentum des SK Rapid um ein Cupfinale bewirbt. Auch das Management des SK Rapid hat mehrfach erklärt, dass ein Cupfinale im Allianz Stadion nicht in unserem Interesse liegt. Im Übrigen gibt es wohl viele Menschen, die meinen, dass ein Cupfinale wie in den meisten anderen Ländern auch, in einem entsprechenden Rahmen, wie einem adäquaten Nationalstadion, ausgetragen werden sollte. Dann erspart man sich auch jegliches „Gerücke“.

Es ist folglich NICHT RICHTIG, dass sich Wien mit dem Allianz Stadion bewerben könnte, oder dies in nur irgendeiner Weise eine Option für ein Cupfinale darstellt.

 

Peter Hacker: Grüneis wäre ja nicht der Geschäftsführer bei Rapid, sondern Präsident. Er muss keine Sponsorverträge verhandeln. Würden alle Präsidenten Compliance-Probleme mit ihrem Arbeitgeber bekommen, würden Tausende Vereine im Land den Präsidenten verlieren. […] Ich vertrete die Steuerzahler gegenüber dem Verein, der Steuergelder bekommt – das ist mein Job. Ich mische mich aber nicht in das Geschäft von Rapid ein. Meine Vorgaben ändern sich nicht, egal, wer dort sitzt. Ob das der Herr A, B oder C wird, ist mir gleich. Und auch das Parteibuch ist mir gleich.

IR2020 Faktencheck: Kann sich ein Präsident des SK Rapid wirklich bei Sponsorverträgen enthalten?

Grundsätzlich sehen wir es kritisch, wenn sich politisch motivierte Kräfte in unser Vereinsleben einmischen, auch uns ist hierbei das Parteibuch gleich. Es ist durchaus richtig, dass ein Sponsorenvertrag üblicherweise nicht vom Präsidenten verhandelt wird, doch im Normalfall, von einem dem Präsidium weisungsgebundenen Geschäftsführer, der dann den Vertrag vom Präsidenten genehmigen lassen muss, weil es sich um ein genehmigungspflichtiges Geschäft im Sinne des Gesellschaftsvertrags der SK Rapid GmbH handelt. Am Ende des Tages ist es gar nicht kompliziert und simpel ausgedrückt bedeutet das, der Präsident schafft an. Wahrscheinlich hat sogar der eine oder andere Taubenzüchterverein mit einer derartigen Konstellation kein Compliance-Problem, allerdings gibt es auch nicht „Tausende Vereine“ mit angeschlossenen Kapitalgesellschaften, die mit Ihren weisungsbefugten Präsidenten Millionen-Verträge abschließen.

Wir würden es grundsätzlich sehr begrüßen, wenn Politiker aller Parteien von jeglichen „Vorgaben“ dieser Art Abstand nehmen, die nicht unmittelbar mit ihrer Funktion zusammenhängen. An diese wenigen Vorgaben wird sich der SK Rapid auch gerne halten, wie jeder andere Wiener Sportbetrieb im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen. Darüber hinaus handelt es sich um „gutes Einvernehmen“…

Es ist folglich NICHT RICHTIG, dass der Präsident des SK Rapid bei Verhandlungen mit Sponsoren nicht involviert ist, denn auch wenn er nicht direkt verhandelt, ist er sowohl mit den Vorgaben, als auch bei der zwingend erforderlichen Genehmigung des Verhandlungsergebnisses ein wesentlicher Teil der Verhandlung.

 

Peter Hacker: Es geht da um eine Kostenrechnung, die der Sportabteilung der Stadt nicht in der gewünschten Präzision vorliegt. Es geht nicht nur um die Investition, sondern auch um Betriebsführung und Finanzierung des Trainingsbetriebs auf einer neuen Rasenheizung oder unter Flutlicht. […] Ich war rund um den Stadionbau nicht dabei, das kann ich nicht beurteilen. Christoph Peschek ist ein sehr engagierter, talentierter Mann. Wir haben nicht so viel Kontakt, aber er weiß, was ich von Rapid fordere…

IR2020 Faktencheck: Haben Zahlen bezüglich „Betriebsführung und Finanzierung des Trainingsbetriebs“ zum geplanten Trainingszentrum überhaupt eine Relevanz für die Stadt Wien, dass dadurch die Umsetzung verzögert werden muss?

Fakt ist, dass der SK Rapid basierend auf grundsätzlichen Vereinbarungen bereits in Vorleistung gegangen ist und von einem der Stadt Wien nahen Betrieb, bzw. einem diesem Betrieb angeschlossenen Verein ein nicht mehr benötigtes Funktionsgebäude um mehrere Millionen Euro erworben hat und es nun darum geht, dass die Stadt Wien im (selbstverständlichen) Gegenzug, zügig die dazu gehörenden Genehmigungen erteilt und die gemieteten Trainingsplätze in einen Zustand versetzt und damit die Vermietung/Pacht des Areal überhaupt sinnvoll ermöglicht. Alle anderen Investitionen, wird der SK Rapid ohnehin auf eigene Kosten durchführen.

Was wir allerdings auch hoffen, dass die „Forderungen“ an unseren Geschäftsführer bei präzisen Zahlen von Relevanz für das Projekt bleiben. Weiters vertrauen wir darauf, dass es sich bei den aktuell angesprochenen offenen Punkten in Bezug auf das Trainingszentrum, nicht um eine unlautere Einflussnahme handelt, die in Verbindung mit den anstehenden Präsidentschaftswahlen des SK Rapid steht.

Wir konnten leider nicht klären ob es tatsächlich zwingend erforderlich ist, detaillierte Zahlen zur „Betriebsführung und Finanzierung des Trainingsbetriebs“ zu erbringen und nicht ein Nachweis der grundsätzlichen Bonität, ausreichend wäre, um Miet- bzw. Pachtverträge (inkl. Übergabezustand, Preis, …) zu finalisieren. SUSPEKT bleibt diese Aussage allemal.

 

Über die Verfasser

Die Initiative Rapid 2020 ist ein seit 2011 bestehender Zusammenschluss von Mitgliedern des SK Rapid, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, in den Bereichen Wirtschaft, Organisation, Architektur und Sport Visionen für einen europäischen SK Rapid des 21. Jahrhunderts zu entwickeln, daraus abgeleitete Ziele zu definieren und konkrete Vorschläge für deren Umsetzung zu machen. Die Ergebnisse dieser Arbeit, die bereits tausende Arbeitsstunden umfasste, stellt die IR2020 regelmäßig und unentgeltlich den Organen des SK Rapid zur Verfügung.

Initiative Rapid 2020