Verletzungen gehören unweigerlich zum Leben jedes Sportlers. Egal, ob es sich um Profis oder Hobbysportler handelt: Verletzungen bescheren aktiven Athleten täglich lange Pausen. Teil... Die Waffen des Verletzungsteufels, Teil 1 – Kreuzbandriss und Mittelfußbruch

Verletzungen gehören unweigerlich zum Leben jedes Sportlers. Egal, ob es sich um Profis oder Hobbysportler handelt: Verletzungen bescheren aktiven Athleten täglich lange Pausen. Teil 1 der Verletzungsreihe von abseits.at beleuchtet einen echten Klassiker und einen Newcomer unter den Verletzungen genauer.

Der Klassiker: Kreuzbandriss

Was für Tennisspieler der Tennisarm, ist der Kreuzbandriss für den Fußballer. Neben den immer wieder auftretenden Muskelverletzungen (Zerrungen, Verhärtungen, Faserrisse) ist der Kreuzbandriss die am meisten gefürchtete Verletzung unter Profis. Einerseits, weil ein Kreuzbandriss durch das Spiel auf Rasen sehr schnell passieren kann, andererseits, weil der Weg zurück nach einer solchen Verletzung lang und beschwerlich ist. Doch was passiert bei einem Kreuzbandriss eigentlich? Nach außen hin sieht eine solche Verletzung oft gar nicht sonderlich spektakulär aus. Ein Spieler bleibt im Rasen hängen, verdreht sich das Knie oder macht einen falschen Schritt und windet sich anschließend unter großen Schmerzen am Boden. Sogar Tore wurden schon mit gerissenem Kreuzband erzielt. Otto Addo gelang in der Europacup-Saison 2003/04 mit gerissenem Kreuzband das 1:0 gegen die Wiener Austria. Grund dafür ist, dass die beiden Kreuzbänder die Aufgabe haben, die Kniescheibe an ihrem Platz zu halten und ein Herunterfallen selbiger zu verhindern. Reißt nun ein Kreuzband, kann das verbleibende intakte Band gemeinsam mit der Kniemuskulatur die Kniescheibe stabilisieren. Ein kurzfristiges Weiterspielen ist also nicht unmöglich. Unter der Haut ereignet sich bei einer solchen Verletzung allerdings eine Katastrophe.

Die Katastrophe im Körper

Die Ursache für einen Riss des vorderen Kreuzbandes ist in den meisten Fällen ein zu großer Richtungsunterschied der Bewegungen von Unterschenkel und Oberschenkel. Wird der Unterschenkel zu stark nach außen gedreht, während gleichzeitig Druck nach innen (beispielweise durch ein Hängenbleiben im Rasen oder einen Gegenspieler) ausgeübt wird, wird das Band gedehnt und reißt schließlich. Risse des hinteren Kreuzbandes sind weitaus seltener und sind meist auf Gewalt von vorne zurückzuführen. Opfer eines Kreuzbandrisses gibt es wie Sand am Meer. Hier nur eine kleine Auswahl an Stars, die dieses Schicksal ereilte: Philipp Lahm, Michael Owen, Ronaldo, Filippo Inzaghi, Joe Cole. Auch in Österreich erwischt es jedes Jahr mehrere Bundesligakicker – so mussten allein heuer bereits Salzburgs Alan oder Rapids Thomas Schrammel die Horrordiagnose akzeptieren. Was folgt, ist ein langer und harter Weg zurück, der zwischen sechs und neun Monaten dauert und durch Rehabilitation, Stabilisierungsübungen und langsamer Belastungssteigerung gekennzeichnet ist.

Der Newcomer: Mittelfußbruch

Vor Knieverletzungen fürchteten sich bereits die Spieler in den Achtzigern wie Herbert Prohaska oder Franz Beckenbauer. Die Angst vor Knie- oder Knöchelverletzungen sind schon seit jeher allgegenwärtig. Der Mittelfußknochenbruch dagegen steht erst seit kurzer Zeit im Zentrum des Interesses. Erstmals zu internationaler Beachtung brachte es die Verletzung in den ersten Jahren des dritten Jahrtausends. Das hängt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit der hohen Anzahl der Bewerbsspiele zusammen. Die Mittelfußknochen sind als verlängerte Zehen zu betrachten. Sie sind von innen nach außen nummeriert und führen vom Ende des Zehengelenks zum Rist. Ein Mittelfußknochen misst im Schnitt zwischen acht und zehn Zentimeter, wobei der zweite Mittelfußknochen der längste ist. Der Mittelfußknochen gehört zur Art der Röhrenknochen – wie der Oberarmknochen, Elle oder Speiche. Diese Knochen sind gewölbt und mit Knochenmark gefüllt. Abgesehen davon, dass jeder einzelne der fünf Knochen brechen kann, gibt es zwei verschiedene Arten des Mittelfußknochenbruchs. Einerseits brechen diese knöchernen Verlängerungen der Zehen durch Gewalteinwirkungen wie Tritte oder Schläge, andererseits kann es durch Überbelastung zu einem Ermüdungsbruch kommen.

Die ewige Diskussion

Diese Art der Verletzung bewirkt immer wieder eine Diskussion über die Anzahl der Spiele, welche ein Spitzenspieler heutzutage absolvieren muss. Der Bruch erfolgt durch eine Ermüdung des Knochenmaterials, vergleichbar mit Holz, das allmählich brüchig wird. Der Grund dafür sind zu starke bzw. häufige Belastungen. Gestützt wird die Theorie auch durch die bekannten Opfer der Verletzung – und deren Arbeitgeber. Die prominentesten Opfer kommen nämlich aus England, wo bekanntlich durch Meisterschaft, Carling Cup, FA-Cup, Champions League bzw. Europa League und Länderspiele die Belastung für die Spieler extrem hoch ist. Allein im WM-Jahr 2002 erwische es David Beckham, Gary Neville und Danny Murphy – Murphy und Neville verpassten die WM, Beckham wurde zwar rechtzeitig fit, konnte aber nicht seine gewohnte Leistung abrufen. 2004 und 2006 erlitt Wayne Rooney einen Bruch des Mittelfußknochens. Rooney hatte in der Saison 2005/06 ohne Freundschaftsspiele bereits 49 Spiele absolviert – und das in einem Jahr, in dem Rooney mit Manchester United bereits in der Gruppenphase der Champions League gescheitert war. Die nächsten Opfer waren Phillip Lahm 2006 und abermals David Beckham 2010.

Die Diskussionen um die Anzahl der Spiele wird weitergehen, die Brüche von Mittelfußknochen ebenso. In Österreich blieben die Profis von der Verletzung bisher zum größten Teil verschont, Opfer gab es heuer trotzdem zwei: Roman Kienast (Sturm) und Stefan Ilsanker (Mattersburg) können es seit diesem Jahr Beckham, Rooney & Co. nachfühlen. Aus österreichischer Sicht das prominenteste Opfer ist aber wohl Ümit Korkmaz, dessen Körper die Umstellung von österreichischer Regionalliga in die deutsche Bundesliga in nur zwei Jahren nicht verkraftete. Korkmaz erlitt zwei Mittelfußbrüche hintereinander. Die Ausfallzeit nach einem Mittelfußbruch beträgt übrigens zwischen drei und fünf Monaten.

Archimedes, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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