In den Fällen Luka Jovic und Amine Harit war die Aufregung zuletzt wieder groß. Ihre Missachtung der geltenden Verhaltensregeln während der Corona-Krise hat dabei... [Kommentar] Die Fälle Harit und Jovic: Vorbildwirkung in Zeiten von Corona

In den Fällen Luka Jovic und Amine Harit war die Aufregung zuletzt wieder groß. Ihre Missachtung der geltenden Verhaltensregeln während der Corona-Krise hat dabei für viel Empörung gesorgt. Die Frage ist – muss das sein?

Eines möchte ich diesem Kommentar gleich voran stellen: Auch ich finde es verantwortungslos, wenn sich Menschen nicht an das verordnete „Social Distancing“ halten, auf Partys gehen oder unnötige Reisen antreten.

Einige Fußballer haben dies bezüglich während der letzten Tagen für negative Schlagzeilen gesorgt. Da wäre zum einen Luka Jovic der trotz Quarantäne eine Geburtstagsfeier in Belgrad besuchte und dies dann dummdreist damit entschuldigte, keine spezifischen Anweisungen darüber erhalten zu haben, wie er sich in der Selbstisolation verhalten solle. Rein von der Sache her hätte es wohl gereicht, die Wörter „Isolation“ und „Quarantäne“ einmal zu googeln. Dann wäre dem Stürmer von Real Madrid relativ schnell klar geworden, dass sich die genannten Begriffe und „Partys“ prinzipiell ausschließen.

Amine Harit vom FC Schalke 04 hat offensichtlich ebenfalls grundlegende Verhaltensregeln der aktuellen Situation nicht ganz durchblickt und wurde Donnerstagnacht von der Polizei in einer Essener Shisha-Bar aufgegriffen. Zumindest griff Harit bei seiner Erklärung nicht auf krude Beschuldigungen zurück, sondern gestand einen Fehler ein. „Amine tut es sehr leid, und es wird nicht wieder vorkommen“, so jedenfalls die Ansage von Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider.

Noch einmal: Ich sehe diese Verhaltensweisen sehr kritisch. Dennoch finde ich, sollte man bei der Berichterstattung darüber aufpassen, nicht in eine Kultur des simplen „finger pointings“ abzugleiten. Es mag etwas weithergeholt wirken – jedoch sehe ich die Gefahr, dass das Anschwärzen von anderen Menschen, die sich vielleicht nicht strikt an die Maßnahmen halten, bald zum Regelfall werden könnte.

Natürlich verhält es sich mit Profifußballern schon deswegen ein wenig anders, da sie nun einmal Personen von öffentlichem Interesse sind. Jedoch sollten auch sie in einer Zeit, da es vielen Menschen schwerfällt, mit den neuen Gegebenheiten einen entsprechenden Umgang zu finden, nicht für ihr Fehlverhalten an den öffentlichen Pranger gestellt werden.

Ich verstehe die Fußballer-haben-eine Vorbildfunktion-Argumentation, muss hier aber trotzdem einwerfen, dass es sich wie im Fall Harit und Jovic um sehr junge Menschen handelt, von denen man in dieser Hinsicht nicht zu viel erwarten darf und sollte.

Diese Fälle sind natürlich die ideale Gelegenheit für gewisse Medien, die allgemeine Empörungskultur auch in Zeiten von Corona aufrechtzuerhalten. Man darf dabei aber nicht vergessen: Menschen machen eben Fehler, jeder von uns. Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen.