Es ist Sonntagabend, weltweit haben Fans Fußball oder NFL Wetten abgeschlossen und fiebern dem anstehenden Spiel ihres Lieblingsvereins entgegen. Doch während das eine oder... Modetrends im Sport: Nationaltrikots im Wandel der Zeit

Es ist Sonntagabend, weltweit haben Fans Fußball oder NFL Wetten abgeschlossen und fiebern dem anstehenden Spiel ihres Lieblingsvereins entgegen. Doch während das eine oder andere Spiel in Folge vor sich hin trudelt, beginnen die Gespräche aus alten Zeiten. Oftmals sind die alten Trikots ein Gesprächsthema in eben diesen Unterhaltungen. Doch wieso verändern sich die Trikots eigentlich von Jahr zu Jahr und wieso gibt es teilweise so enorme Unterschiede zwischen früher und heute?

Bei einem Blick auf alte Familienbilder fällt der Blick oft auf den komisch anmutenden Kleidungsstil. Nicht nur Frisuren können leicht dem Trend eines bestimmten Jahrzehnts zugeschrieben werden, auch an der Mode lässt sich das Alter eines Fotos abschätzen. Der Wandel der immer wieder, wie aus dem Nichts, auftauchenden Modetrends hat auch im Sport seine Spuren hinterlassen.

Die Geschichte der Trikots ist lang

Zu Zeiten der Griechen und Römer wurden sportliche Wettkämpfe selbsterklärend noch nicht in Sportbekleidung bestritten. Doch spätestens seit dem Einzug des Breitensports in große Kreise der Gesellschaft wurde immer mehr Kleidung hergestellt, die ausschließlich für den sportlichen Gebrauch bestimmt war.

Im frühen 19. Jahrhundert durchlief Deutschland eine Welle der Begeisterung fürs Turnen. Erste Vereine wurden gegründet und trugen untereinander Wettbewerbe aus. Um die eigenen Athleten voneinander unterscheiden zu können, mussten Lösungen gefunden werden. Der Ursprung des Trikots war geboren.

Die Vereine begannen damit ihre Sportbekleidung in einheitlichen Farben zu gestalten. Zur eindeutigen Identifizierung fanden auch die Wappen einen Platz auf den Trikots. Allerdings war damals an atmungsaktive Kleidung aus Polyester noch nicht zu denken. Die Trikots waren häufig aus Leinen oder Baumwolle, es sollte noch einige Jahrzehnte dauern, bis erste Sportartikelhersteller den Fokus auf den Fußball setzen.

Olympische Spiele – Teilnehmer zu Trikots verpflichtet

1896 wurde die erste Olympiade in der Form, wie wir sie heute kennen, ausgetragen. Zunächst allerdings noch mit einigen Schwierigkeiten. Nicht jeder Athlet machte sich im Vorfeld Gedanken über die Wahl seiner Kleidung, oftmals kam es zu Verwechslungen. Genau diesem Problem wollte der Veranstalter in London bei den olympischen Spielen 1908 entgegenwirken. Das tragen einheitlicher Trikots wurde Pflicht und Sportler konnten fortan viel leichter ihren Nationen zugeordnet werden.

Die Trikots der deutschen Nationalmannschaft

Die erste Weltmeisterschaft wurde 1930 ausgetragen, die deutsche Nationalmannschaft nahm allerdings nicht Teil. Vier Jahre später in Italien enthüllte der DFB das erste WM-Trikot der deutschen Fußballgeschichte. Zwar änderte sich das Wappen nach zwei Turnieren wieder, am grundlegenden Design hat sich allerdings wenig verändert. Seit dem ersten WM Titel in der Schweiz 1954, schmückt der Adler im noch heute bekannten Design die Brust des Trikots.

Ansonsten blieb vieles gleich; in fünf Jahrzehnten wagte man sich nur ein einziges mal an andere Farben als Schwarz und Weiß. Der rote Kragen des WM-Trikots von 1938 war für lange Zeit der einzige Versuch, Farbe in die Kleidung zu integrieren. Die klassische Ausstattung mit schwarzer Hose und weißem Oberteil hat sich bis heute durchgesetzt.

Seit 1990 haben sich zusätzlich die Farben der deutschen Flagge in das Trikot eingeschlichen. Nach über 50 Jahren sind die Trikots der deutschen Nationalmannschaft bunt. Mal mehr, mal weniger präsent schmücken die Farben schwarz, rot und gold bis heute die WM-Trikots der DFB-Elf.

Sportbekleidung wird zur Goldgrube

Die erste Kleidung aus Textilfasern wurde in den 1930er Jahren produziert. Es dauerte allerdings knapp 40 Jahre, bis Kleidung aus Polyester zum Massenprodukt wurde.

Auch der Profisport durchlief in dieser Zeit eine rasante Entwicklung und erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Es entwickelte sich plötzlich ein neuer Markt.

Vereine konnten Werbung auf ihren Trikots platzieren und sie zusätzlich als Merchandise an Fans verkaufen. Auch die Sportartikelhersteller freuen sich über die große Reichweite, die einige Vereine mit sich bringen. So ist bis heute ein millionenschwerer Markt entstanden, bei dem Hersteller wie Nike, Adidas und Co um die Lizenzen für die Herstellung der Ausstattung konkurrieren.

Mehr als nur ein Fan-Produkt

Mittlerweile legen die Hersteller viel Wert auf Design. Trikots sollen nicht mehr nur für Fans interessant sein, sondern als alltägliches Kleidungsstück etabliert werden. Immer häufiger sieht man Trikots in Outfits kombiniert. Sei es auf der Straße oder in Videos von Musikern, Sportbekleidung ist längst ein Modetrend.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Heimtrikot der nigerianischen Nationalmannschaft. Mit seinen hellen Farben, hauptsächlich grün und weiß gefärbt, sorgte es schnell für Begeisterung in der Modeszene. Über ein halbes Jahr war der Andrang auf das Trikot so hoch, dass es quasi dauerhaft ausverkauft war.

Auch international wenig Abwechslung

Bei einem Blick auf andere Top Nationen in den gängigen Sportarten zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Auch Brasilien, Italien und Co variieren wenig bei den Designs der Trikots ihrer Sportler. Zwar kommt es hier öfter mal zu einem Wechsel der Primärfarbe, ansonsten sind aber auch diese eher zeitlos.

Herausstechen können vor allem immer wieder kleinere Nationen, die sich an außergewöhnliche Designs wagen. So ist das Trikot der mexikanischen Nationalmannschaft von 1998 noch heute ein gutes Beispiel für ein solches, spezielles Design.

Trikots im Vereinsfußball: mehr Abwechslung und größere Konkurrenz

Große Vereine wie Real Madrid, Manchester United oder der FC Bayern erreichen schnell höhere Trikotverkäufe als Nationalmannschaften. Dementsprechend begehrt ist der Markt unter den Herstellern der Trikots, die neben der Werbefläche auch einige Prozente am Verkaufspreis der Kleidung verdienen.

Durch die vielen unterschiedlichen Wettbewerbe haben die meisten Vereine mindestens drei Trikots zur Auswahl. Es gibt Fans, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, jedes Trikot zu besitzen. Die Absätze der Trikots sind dementsprechend gewaltig. Nach dem Wechsel von Cristiano Ronaldo zu seiner alten Liebe Manchester United, wurden innerhalb von sieben Tagen 220 Millionen Euro Umsatz durch Trikotverkäufe generiert.

Durch die vielen verschiedenen Trikotsätze kam es sogar schon zu ungewöhnlichen Kooperationen. Paris St. Germain überraschte vor einigen Jahren mit der Bekanntgabe, in der Champions League ab sofort mit Air Jordan Trikots aufzulaufen. In der nationalen Saison war Mutterunternehmen Nike allerdings weiterhin der Ausrüster der Franzosen.

Das ist nur einer von wenigen Versuchen, noch mehr Geld aus dem Markt für Trikots schöpfen zu können. Regelmäßig veröffentlichen Vereine auch Trikots, die temporär und für spezielle Events gedacht sind. Bestes Beispiel dafür sind die Oktoberfest-Trikots des FC Bayern München.

Erwin Novotny