Im Spiel der 34.Runde der österreichischen Bundesliga gastierte die Wiener Austria im Lavanttal beim WAC zum zweiten Duell um die „goldene Ananas“  innerhalb weniger... Analyse: Austria unterliegt WAC

Im Spiel der 34.Runde der österreichischen Bundesliga gastierte die Wiener Austria im Lavanttal beim WAC zum zweiten Duell um die „goldene Ananas“  innerhalb weniger Tage. Nachdem die Kärntner am Wochenende gegen die schwache Austria bereits mit 2:0 führten und  auch noch einen Mann mehr am Platz hatten, machte der Wettergott dem WAC einen Strich durch die  Rechnung und öffnete die Schleusen am Himmel, weshalb das Spiel abgebrochen und neu ausgetragen werden musste. So hatten die Veilchen die unverhoffte Gelegenheit sich von einer besseren Seite zu präsentieren, auch nachdem der Vertrag von Trainer Letsch trotz durchwachsener Leistungen überraschend verlängert wurde und nun feststeht, dass auch in der nächsten Saison der Deutsche an der Seitenlinie stehen wird.

Neues Spiel, neues System bei der Austria

Nachdem man sich gegen den WAC ganz schlecht präsentierte und der Trainer der Austria harte Worte nach dem Spiel in Richtung Mannschaft richtete, war man nun gespannt, wie diese Reaktion der Wiener ausfallen würde. Letsch entschied sich darüber hinaus auch noch für eine Systemumstellung, was wohl dem Umstand geschuldet war, dass der Abwehrchef Michael Madl gesperrt fehlte. Statt ihm rutschte Kadiri in die Startelf und Serbest rückte aus dem Mittelfeld nach hinten ins Zentrum der Abwehr, während Borkovic auf seiner Position verblieb. Das ergab dann eine 5-1-2-2/3-1-4-2 Grundordnung, in der im Mittelfeld Demaku den absichernden Part gab, während Grünwald und Prokop offensiver ausgerichtet waren.

Die Austria startete auch gut hinein in die Partie und konnte sich rasch ein klares Ballbesitzplus erarbeiten. Man ließ das Spielgerät geduldig in den eigenen Reihen zirkulieren und versuchte den tiefen Abwehrblock der Kärntner zu durchbrechen, die sich in einem raumorientierten 4-1-4-1 System formierten und versuchten, die Abstände zwischen den Spielern eng zu halten. Im Ballbesitz wurde aus der Fünfer- eine Dreierkette bei den Veilchen, indem die beiden Flügelverteidiger Klein und Salamon weit aufrückten und Breite gaben, während Grünwald, Prokop und der immer wieder aus der Spitze zurückweichende Venuto sich konstant im Zwischenlinienraum anboten und auf Zuspiele lauerten. Viel ging vor allem über die linke Seite, wo Flügelverteidiger Salamon viel Druck ausübte und sich speziell der schnelle Venuto fallen ließ, um ins Dribbling zu gehen und Tempo aufzunehmen. Dadurch kamen auch nicht von ungefähr die drei guten Torchancen der Austria über die linken Seite zustande, in der nachfolgend Kapitän Grünwald die Möglichkeit hatte seine Mannschaft in Führung zu bringen, jedoch knapp scheiterte.

Interessant war auch das Spiel gegen den Ball bei den Gästen aus der Hauptstadt. So verzichtete man wie in den letzen Spielen bereits auf ein höheres Angriffspressing und griff stattdessen zu einem Mittelfeldpressing, welches rund um die Mittellinie ausgelöst wurde. Man versuchte zunächst den Weg ins Zentrum für die Gastgeber zu versperren, indem sich die erste (Abwehr)Linie der Offensivspieler in einer 2-1 Staffelung formierten, um in weiterer Folge den WAC zum Abspiel auf die Seite zu zwingen. Infolgedessen war vor allem die Rolle von Flügelverteidiger Klein äußerst interessant, attackierte bzw. orientierte sich dieser doch sehr oft an den gegnerischen Außenverteidiger Palla, oder rückte ballfern ins Zentrum neben Demaku ins Mittelfeld. Dadurch gab es oft eine Hybridformation zwischen 5-2-1-2 und 4-4-2 zu sehen, die je nach Situation gewählt wurde. Jedoch wirkte das Ganze nicht immer stimmig und oft eher auf wackligen Beinen, was zu vielen Fragezeichen speziell bei Innenverteidiger Kadiri führte.

Der WAC antwortete auf die Fünferkette der Austria nämlich mit einem interessanten Kniff, der die meisten Offensivsituationen der Kärntner initiierte und zum Ursprung hatte. So rochierten und verließen der nominelle Flügelspieler Ouedraogo und der halblinke Mittelfeldspieler Jovanovic immer wieder ihre Positionen und sorgten für Übergabeprobleme bei der Austria, die mit diesen Positionswechseln aufgrund der eigenen Mannorientierungen überfordert waren. Da kam nämlich ein strategisches Problem bei den Violetten zum Tragen, da sie zwar das Zentrum mit ausreichend Mann verschließen konnten, jedoch auf der rechten Abwehrseite sich Klein und Kadiri oft einer Unterzahl gegen Palla, Jovanovic und Ouedraogo gegenübersahen. Dadurch wurden die klaren mannorientierten Zuordnungen von Klein und Kadiri sehr oft ausgehebelt, speziell wenn der WAC schnell auf die linke Seite verlagerte und dann einen Angriff startete. Dies kann man beim nächsten Bild auch gut sehen:

Der WAC im Ballbesitz, die Kärntner verlagern auf die linke Seite, wo sich Jovanovic (gelber Kreis) aus dem Zentrum auf den Flügel fallen lässt, während Ouedraogo (schwarzer Kreis) in die Spitze geht. Das hebelt zum Teil die klare Zuteilung der Austria aus, da sich Kadiri (wie man an dessen Kopfposition sieht) weiterhin nach seinem nominellen Gegenspieler Ouedrago umschaut, während Klein ihm mit einer Handbewegung deutet, dass er nun Jovanovic zu decken hat. Die Kommunikation geht jedoch schief, Klein attackiert den ballführenden Palla, während Kadiri in seiner Position verharrt, wodurch Jovanovic völlig frei steht und angespielt werden kann.

 Diese Szene steht symptomatisch für die gruppentaktischen Probleme der Austria in der ersten Halbzeit. Solche Situationen gab es mehrmals in verschiedenen Variationen, was aber durchgehend zu Problemen in der Defensive führte. Auch wenn mal Kadiri aus seiner Position herausrückte, öffnete sich dadurch eine Schnittstelle zwischen ihm und Serbest, wodurch Serbest immer wieder alleine gelassen und in Eins gegen Eins Duelle gegen den physisch starken Orgill geschickt wurde – dabei oft nicht gut aussah, da die restliche Abwehr nicht entsprechend durchsicherte und nachrückte. Erschwerend hinzu kam, dass der Trainer der Austria von draußen auf diesen Umstand nicht reagierte und versuchte dies zu korrigieren. Eine recht ähnliche Situation gab es übrigens auch bei Salzburg unter Marco Rose, der beim Duell gegen Rapid im Herbst ebenfalls kurzfristig auf eine Fünferkette umstellte und auf die Probleme im Spiel bereits nach wenigen Minuten reagierte und dadurch die Leistung seiner Mannschaft merklich stabilisierte. Letsch tat dies nicht, mit fatalen Konsequenzen, wie man im Vorfeld des 2:0 sehen kann:

WAC im Ballbesitz, die Austria versucht den Gegner auf der Seite mit einer klaren Mannorientierung anzupressen. Deshalb rückt auch hier Klein erneut auf Außenverteidiger Palla heraus, wodurch sich hinter ihm im Rücken ein großes Loch auftut, da die restliche Abwehr nicht nachrückt und auf die Seite verschiebt. So kann IV Luan mit einem einfachen langen Ball die Abwehr der Austria aushebeln, wo im Anschluss nach Vorlage von Ashimeru das 2:0 fällt.

Diese Probleme ermöglichten letztlich auch die Führung die Gastgeber, die rundum die 30. Minute immer mehr das Kommando übernehmen konnten und begannen auch vermehrt offensive Akzente zu setzen, was sich auch sofort im Ergebnis widerspiegelte. Zunächst hatte man beim Führungstreffer Glück, als ein Distanzschuss unhaltbar für Torhüter Pentz abgefälscht wurde. Beim 2:0 machten sich die eigenen taktischen Bemühen gegen die Fünferkette der Austria bezahlt und mündeten in einen weiteren Treffer. So gingen die Kärntner wie bereits wenige Tage zuvor mit einer 2:0 Führung in die Halbzeitpause.

Letsch verwirft Plan und haucht seiner Mannschaft neues Leben ein

Nachdem seine Mannschaft im ersten Spielabschnitt immer mehr abbaute und mit 0:2 in Rückstand lag, war der Trainer der Austria naturgemäß gefordert zu reagieren und Umstellungen vorzunehmen. Daher wechselte Letsch auch erneut das System und kehrte zum 4-2-3-1 zurück, welches die Spieler der Austria durch die Zeit unter Fink bestens kannten. Serbest rückte aus der Abwehr wieder ins Mittelfeld neben Demaku, Prokop gab den linken inversen Flügel, während Venuto auf rechts sehr breit stand und für Flügeldurchbrüche sorgen sollte. Das ganze sah nun auch wesentlich stimmiger aus und das Spiel der Veilchen wurde merklich besser. Man hatte nun in der Offensive ein verbessertes Positionsspiel, wobei mit dem eingewechselten Fitz nochmal eine zusätzliche Qualität ins Spiel der Austria kam, wodurch man mit Grünwald, Prokop, Serbest und Fitz ein sehr pass- und spielstarkes Zentrum hatte und damit die Kärntner nach hinten drückte.

Dass die Gastgeber aus dem Lavanttal kaum mehr von hinten herauskamen, lag auch am starken Gegenpressing der Austria, welches durch die Umstellung und das erhöhte Risiko nun noch griffiger wurde. Das schlug sich auch gleich im Ergebnis nieder und wurde belohnt. Prokop kam nach einem schnellen Angriff im Strafraum an den Ball und traf mit einem schönen Abschluss zum 2:1. Mit dem Anschlusstreffer im Rücken witterten die Gäste nun Morgenluft und arbeiteten auf den Ausgleich hin, der förmlich in der Luft lag. Vor allem über den schnellen Venuto konnte man die Kärntnern immer wieder vor Probleme stellen. Jedoch haperte es bei der Austria oft am letzten Pass und der Genauigkeit im Angriffsdrittel, wodurch man viele aussichtsreiche Situation etwas leichtfertig liegen ließ. Die besten Gelegenheiten vergab jeweils Venuto, der den Ball nicht im Tor unterbringen konnte. Im Gegenzug wurden nun die Räume im Konter für die Gäste größer, wodurch Pentz auch einige Male retten musste.

In der letzten Viertelstunde flaute das Offensivspiel von der Austria erneut merklich ab und ging speziell durch die Auswechslung von Kapitän Grünwald nicht mehr so strukturiert vonstatten, wie es noch zuvor der Fall war. Dadurch konnten der WAC das Ergebnis letztlich über die Zeit retten und die drei Punkte im Lavanttal behalten.

Fazit

Die Austria leistete sich also innerhalb von wenigen Tagen quasi zwei Niederlagen gegen den Vorletzten der Tabelle. Zwar steigerte man sich im Vergleich zum Samstag, jedoch hatte man vor allem in der Defensive erneut mit vielen Problemen zu kämpfen und ließ dem Gegner vor allem in der ersten Halbzeit zu viele Räume. Die erneute Systemumstellung wirkte nicht wirklich von den Abläufen her stimmig und gut einstudiert, wodurch die gruppentaktischen Probleme immer wieder entblößt wurden. Erst in der Halbzeit reagierte Letsch auf die Schwierigkeiten und nahm Adaptionen vor bzw. kehrte zum 4-2-3-1 zurück, was der Mannschaft mehr Sicherheit gab und für eine deutliche Leistungssteigerung sorgte. Letztlich agierte man jedoch im letzten Drittel zu ungenau, weshalb man aus der deutlichen Überlegenheit in der zweiten Halbzeit nicht noch mehr herausholen konnte. So bleibt man nun auch im fünften Spiel nacheinander ohne Sieg und die Stimmung bei den Veilchen ist endgültig im Keller.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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