Alles wieder auf Anfang bei der Austria? Es scheint dringend notwendig zu sein. Nach zwei sportlich erfolgreichen Jahren, folgt in dieser Saison nun wieder... Kommentar: Welchen Trainertypen benötigt die Austria?

Alles wieder auf Anfang bei der Austria? Es scheint dringend notwendig zu sein. Nach zwei sportlich erfolgreichen Jahren, folgt in dieser Saison nun wieder der Absturz in der Tabelle und das Verpassen des internationalen Geschäfts, was für die Violetten angesichts von fünf Startplätzen einer Katastrophe gleichkommt und vor allem zu einem Zeitpunkt, wo man doch im Sommer in die runderneuerte Heimstätte zurückkehrt. Doch in jedem Scheitern wohnt auch die Möglichkeit eines Neubeginns inne, denn Fehler können im schnelllebigen Fußballgeschäft immer passieren und sind auch ein ständiger Begleiter der Verantwortlichen. Das entscheidende ist, aus diesen Fehlern zu lernen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Doch ist die Führungsetage der Austria dazu auch in der Lage? Nachdem wir uns im ersten Teil eingehender mit der Vereinsstruktur auseinandergesetzt haben, widmen wir uns nun einer Schlüsselposition – nämlich der des Cheftrainers der Kampfmannschaft.

(K)eine Zukunft für Thomas Letsch?

Als Fan der Austria könnte man sich in einem Déjà-vu wähnen, ist man doch wie so oft in der Vergangenheit mal wieder auf der Suche nach einem neuen Trainer. Nachdem die Zeit von Thorsten Fink am Verteilerkreis ablief und dieser mit seinen zweieinhalb Jahren zu den längst dienenden Trainern in der jüngeren Geschichte der Austria zählte, steht nun wieder eine richtungsweisende strategische Entscheidung für die Verantwortlichen der Austria an.

Doch für welchen Trainertyp werden sich die Violetten entscheiden? Das hängt in erster Linie davon ab, welchen Fußball man bei den Veilchen in Zukunft sehen will. Die oberste Regel bei einer Trainerbestellung lautet nämlich einen Trainer zu finden, der die eigene Philosophie in die Praxis umsetzen soll. Das heißt, nicht der Verein richtet sich nach dem jeweiligen Trainer aus, sondern umgekehrt, der Trainer hat die Vorgaben und die Philosophie des jeweiligen Vereins umzusetzen und mit den vorhandenen Spielern zu arbeiten. Im Falle der Austria lautet also zunächst die Frage, für welchen Fußball möchten die Violetten stehen? Diese Frage lässt sich wohl am besten mit einem Blick in das Leitbild der Austria beantworten: Wir stehen für Spielkultur. Das Streben nach technisch hochwertigem und intelligentem Fußball verbunden mit Spielwitz wird auf allen Ebenen gelebt.

Die Austria strebt also nach technisch hochwertigem Fußball mit Spielwitz und einer eleganten Spielkultur. Dabei handelt es sich um ein Ideal – heißt also nicht, dass man das auch zwingend in jedem Spiel haargenau so umsetzen muss. Dieser Anspruch jedoch lässt sich klarerweise nur mit Ballbesitz bewerkstelligen, ergo möchte man laut Leitbild einen gepflegten Ballbesitzfußball am Verteilerkreis sehen. Dazu passt auch, dass dieser Stil offen in der Akademie propagiert und bei der Ausbildung der Spieler angestrebt wird. So gab Akademieleiter Ralf Muhr erst kürzlich in einem Interview bei Laola1 auf die Frage, für was die Austria-Jugend stehen möchte folgende Antwort:,, Es macht auf jeden Fall Sinn, sich auf Grundwerte des Spieles festzulegen. Da geht es darum – wie wollen wir im Ballbesitz auftreten? Wie wollen wir defensiv agieren? Und das ohne jetzt zu sagen, wie die Anordnung/System aussehen soll, da es einen Unterschied ausmacht, ob ich auswärts gegen Red Bull Salzburg oder zu Hause gegen den Tabellenletzten ein Spiel bestreiten muss. Wichtig ist jedoch immer erkennen zu können, für was stehen wir? Wir stehen als Austria traditionell bedingt für einen technisch hochwertigen Fußball, der über einen kontinuierlichen Spielaufbau und Kombinationen zum Torerfolg führen soll. Wir sind nicht die Ausbildungseinrichtung, die den Fokus Spiel auf zweite Bälle oder das Umschaltspiel legt, sondern legen auf andere Dinge Wert. Daraus leitet sich dann eben auch die Spielerauswahl und Rekrutierung ab, die nach diesen Parametern vonstatten geht „.

Der Akademieleiter stellt nicht nur die Philosophie und das Spielsystem in den richtigen Kontext, sondern bekennt sich hier auch ganz klar zu einer ballbesitzorientierten Ausrichtung, nach der man die eigenen Spieler ausbilden möchte. Diese Philosophie wurde auch in den letzten zweieinhalb Jahren von Ex-Trainer Thorsten Fink in der Kampfmannschaft vorgelebt und praktiziert, ebenso die Spieler überwiegend nach diesen Gesichtspunkten verpflichtet.

Auch wenn es Sportdirektor Franz Wohlfahrt nicht gerade überall hinausposaunt und dieses Thema eher stiefmütterlich behandelt wird, die Austria stand zumindest auch in der Kampfmannschaft die letzten Jahre für Ballbesitzfußball. Das bedeutet nicht, dass man ein bestimmtes System spielen muss oder nicht auch mal defensiv agieren kann. Das Ideal lautet jedoch wie bereits erläutert, die eigene Vereinsphilosophie sollte in der Regel sichtbar sein. Auch wenn sich über den Spielstil der Austria die Geister schieden, viele den pragmatischen Ansatz und die Interpretation von Thorsten Fink nicht zu unrecht kritisch sahen, dennoch hatte die Austria in der Bundesliga laufend die höchste Ballbesitzquote und dominierte die daraus resultierenden Statistiken – ergo waren die Grundprinzipien der eigenen Philosophie überwiegend zu sehen.

Noch interessanter waren jedoch die Grundprinzipien, auf die der Fußball von Thorsten Fink basierte. Der Deutsche ist nämlich ein Verfechter des „Positionsspiel“  und hat seine Spieler dementsprechend auf diese Prinzipien geschult. Auch wenn bei dem Deutschen einiges an Dogmatik und Starrheit im Spiel vorhanden war, wodurch der Ballbesitz oft zum Selbstzweck mutierte, statt zielgerichtet vonstatten zu gehen. Dennoch war diese Philosophie des ballorientierten Verschiebens und strategisch gezielte Besetzung der Räume auf dem Spielfeld im Ansatz die Richtige, nur in der Umsetzung eben noch ausbaufähig.

Das Positionsspiel erfreut sich nicht umsonst in der Fußballwelt immer größerer Beliebtheit, vor allem seitdem Pep Guardiola mit dieser Art und Weise des Fußballs für Furore sorgte und sein Streben nach dem perfekten Fußball mit diesem Stilmittel versucht nahe zu kommen. Immer mehr Trainer versuchen sich diese Prinzipien anzueignen und mit eigenen Akzentuierungen ihren Spielern zu vermitteln, in Österreich vor allem Oliver Lederer, Marco Rose oder auch Christian Ilzer. Die Austria sollte sich daher auch in Zukunft bei ihrer Auswahl eines neuen Trainers am besten an der Philosophie des Positionsspiel orientieren und versuchen dies umzusetzen, denn das ist die nähere Zukunft des Fußballs.

Interessant war dann allerdings die Entscheidung in der Frage des Nachfolgers von Thorsten Fink, die letztlich auf dessen Landsmann Thomas Letsch fiel. Dieser steht nämlich gänzlich für einen anderen Fußball, da Letsch bei Red Bull „sozialisiert“ wurde und die Philosophie quasi von den Zehenspitzen an komplett aufgesogen hat. Interimsmäßig ist die Entscheidung nicht das große Problem, da es für die Austria im letzten Viertel der Saison galt, die Mannschaft speziell gegen den Ball zu stabilisieren und neue Impulse zu setzen. Thomas Letsch kündigte bei seinem Antritt auch an, dass er nicht alles über den Haufen werfen möchte, sondern gedenkt nur Details zu verändern und an einigen Schrauben zu drehen, wie z.B. eine höhere Intensität in das Spiel zu bekommen. Langfristig ist jedoch die Frage, passt Thomas Letsch  zur eigenen Vereinsphilosophie und  der eigenen Spielidee, die man sehen will?

Und da zeigte sich relativ schnell, dass von der Ankündigung Letschs, nur Details und Kleinigkeiten zu verändern, relativ wenig übrig blieb. Im Gegenteil, der Spielstil der Austria wurde innerhalb kürzester Zeit ziemlich radikal geändert und Anpassungen von Letsch auf die Philosophie der Violetten gab es kaum zu sehen. Während in der Zeit von Fink der strategische Fokus auf das Spiel mit dem Ball lag, wurde dieses Prinzip unter Letsch quasi umgekehrt und nun lag das Augenmerk auf das Spiel gegen den Ball. Das bedeutet, Letsch wollte vor allem über das eigene Pressing bzw. die hohe Intensität  kommen und das eigene Ballbesitzspiel war in erster Linie so ausgerichtet, dass man im Falle eines Ballverlustes sofort ins Gegenpressing gehen konnte.

Um das noch prägnanter auf den Punkt zu bringen, folgen nun Bilder von zwei Spielen der Austria, jeweils eines unter der Ägide von Thorsten Fink und Thomas Letsch. Daran kann man gut festmachen, wo die Unterschiede zwischen den beiden Philosophien liegen:

Die strategische Ausrichtung bzw. das Positionsspiel unter Thorsten Fink im Spiel gegen Rijeka, in der die Spieler auf verschiedene Zonen verteilt sind und die Formation breiter steht, damit auch der Gegner auseinandergezogen wird und der Ball zu den Spielern in den jeweiligen Positionen kommen soll, nicht umgekehrt. Alle relevanten Räume am Feld sind hier quasi besetzt.

Dagegen die Ausrichtung von Thomas Letsch im Wiener Derby, die eine andere Strategie verfolgt. Die Spieler sollen nun kompakter stehen, kürzere Abstände zueinander einhalten und mit einem hohen Zentrumsfokus agieren, damit sie im Falle eines Ballverlustes sofort ins Gegenpressing gehen können. Dadurch nutzt man zwar nicht die Fläche des Spielfeldes, kann jedoch nach Ballverlust durch den verknappten Raum schnell genug beim Gegenspieler sein.

Grundsätzlich muss man noch hinzufügen, dass beide Philosophien keine Gegensätze sein müssen. In der Regel sollte man das Ballbesitzspiel bereits so strukturieren, dass man im Falle eines Ballverlustes ihn schnell wieder zurückholen kann und ins Gegenpressing kommt. Gerade Mannschaften von Pep Guardiola sind nicht umsonst jene mit den wenigsten Gegentoren, obwohl sie am offensivsten ausgerichtet sind, weil das Spiel mit und gegen den Ball perfekt kombiniert werden und eine harmonische Struktur entstehen lassen.

Bei Fink und Letsch sehen wir zwei Fälle eines jeweiligen Extrems. Während Fink seine Spieler im Ballbesitz sehr breit positionierte, wodurch die Abstände zum Teil relativ groß wurden und es dadurch teilweise schwerer war sofort nach Ballverlust ins Gegenpressing zu kommen, lässt Letsch die Spieler so eng nebeneinander stehen, dass sie zwar nach Ballverlust sofort ins Gegenpressing gehen können, allerdings die Fläche des Spielfeldes nicht genutzt wird. Eines ist somit klar, die Herangehensweise der beiden Trainer unterscheidet sich fundamental und ihre Philosophien haben verschiedene Akzentuierungen.

Die Austria sollte im Sommer einen Trainer präsentieren, der zur Vereinsphilosophie passt

Thomas Letsch hat in seiner kurzen Zeit bei der Austria zweifellos einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das liegt weniger am sportlichen Auftreten der Mannschaft unter seiner Ägide, als mehr an seinen charakterlichen Eigenschaften. Der Deutsche ist nämlich ein äußerst charismatischer, eloquenter Zeitgenosse und kommt im Umgang mit anderen Menschen sehr entspannt rüber, wodurch ihm viel Sympathie von den Fans entgegengebracht wird. Die sozialen Kompetenzen und Menschenführung scheint ohne Zweifel eine der Stärken von Letsch zu sein, der darüber hinaus gewiss ein Händchen für junge Spieler hat, wo er sich dank seiner Zeit bei der Red Bull-Salzburg Akademie viel Kompetenz aneignen konnte.

Doch bei aller Sympathie und positiver Ausstrahlung, die Austria sucht keinen Trainer, der sympathisch ist, sondern erfolgreich und zur Vereinsphilosophie passt. Die Frage für die Austria-Verantwortlichen lautet nun – welchen Fußball und welche Philosophie wollen wir in Zukunft verfolgen?

Thomas Letsch ist nämlich ganz klar geprägt von der klassischen Red-Bull-Schule und macht auch keinen Hehl aus dieser Tatsache, da er auch RB-Mastermind Ralf Rangnick als seinen Mentor bezeichnet. Letsch versuchte daher auch seine Philosophie in die Mannschaft der Austria zu implementieren, bisher mit durchwachsenem Erfolg. Hohe Niederlagen gegen Salzburg und Rapid, schwache Leistungen gegen Altach und LASK waren die Folge, auch wenn das Spiel gegen Sturm ein Ausreißer nach oben war (zumindest eine Halbzeit lang).

Dabei wirkte es teilweise so, als wolle der Deutsche seine Spieler zum Teil in ein Korsett pressen, in das sie nicht so wirklich reinpassen. Am besten lässt sich das an den beiden Flügelspielern Pires und Venuto festmachen. Während unter Fink das Spiel darauf ausgerichtet war, dass die Außenverteidiger oft den Halbraum zwischen Außenbahn und Zentrum besetzten – damit die beiden Brasilianer aus einer breiten Position am Flügel ins Dribbling gehen konnten, treiben sie sich nun unter Letsch speziell im Falle von Felipe Pires nahezu ausschließlich im Zentrum herum und sollen in diesen Räumen angespielt werden.

Daher verwundert es auch nicht, dass gerade bei letzterem die Leistungen nach einer starken Saison unter der Ägide von Fink nachließen, ist Pires doch ein temporeicher Dribbler und statistisch jener Spieler in der Liga, der die meisten Dribblings eingeht und auch gewinnt. Daher braucht der Brasilianer folgerichtig Platz und Raum für seine Aktionen, um seine Geschwindigkeit auszuspielen und fühlt sich in engen Situationen im Zentrum nicht so wohl, da eben auch nicht wirklich optimal zur Entfaltung kommt.

Daher lautet auch eine der Regeln im Fußball nicht umsonst wie folgt: Wenn ein Spieler nicht optimal zur Geltung kommt, liegt das nicht immer an dem Spieler selbst, sondern an dessen Einbindung. Das prägendste Beispiel ist wohl Henrikh Mkhitaryan, der in Dortmund unter Jürgen Klopp schon als Flop abgestempelt wurde, allerdings unter Thomas Tuchel und dessen Philosophie vollkommen aufblühte und zu einem der dominantesten Spieler auf der europäischen Bühne aufstieg. Seine Qualitäten waren also immer da, nur wurden sie nicht richtig eingebunden und freigesetzt. Ähnliches ist auch bei Felipe Pires der Fall, dessen Anzahl der Dribblings seit der Übernahme von Letsch übrigens doch deutlich abnahm.

Thomas Letsch zeigte darüber hinaus eine Sturheit in seiner strategischen Ausrichtung, die man selbst unter Thorsten Fink in der Form nicht kannte. Selbst als man im Wiener Derby bereits mit 0:4 in Rückstand lag, versuchte die Mannschaft der Violetten weiter zu pressen und wurde von Rapid quasi wie eine Schülermannschaft ausgekontert, weshalb die Veilchen mit den vier Gegentoren am Ende des Tages letztendlich sogar noch gut bedient waren. Durch diese Spielweise unter Letsch agiert man rastlos, spielt beständig nach vorne, presst wie wild den Gegner an und muss eine extrem hohe Intensität über die gesamte Spielzeit an den Tag legen. Eine Ausgewogenheit und Balance im eigenen Spiel ist da fehl am Platz, es gibt nahezu nur dieses eine Extrem und diese klassische Red Bull-Schule zu sehen. Dadurch hat man wenig Flexibilität im eigenen Spiel und der Gegner kann sich relativ leicht auf diese Spielweise einstellen, wie es speziell Rapid bei dem beigefügten Bild offenbarte. Die Ironie dabei ist, sogar der aktuelle Trainer von Salzburg Marco Rose ist kein eiserner Verfechter der Red-Bull-Philosophie, wie es Thomas Letsch ist, sondern agiert wesentlich flexibler und facettenreicher, wobei auch das Positionsspiel eine große Rolle dabei spielt.

Daher muss sich die Vereinsführung die Frage stellen: Wollen wir unsere Vereinsphilosophie wirklich völlig ändern? Dies hätte nämlich große Implikationen auf den gesamten sportlichen Bereich. Von der U15 in der Akademie, über die Amateure bis hin zur Kampfmannschaft müsste man die Spieler dahingehend ausbilden und nach Kriterien  verpflichten, die ein hochintensives, physisch forderndes Pressing ermöglichen. Dadurch würde man allerdings die eigene Identität aufgeben und einen Prozess in Gang setzen, von dem man gar nicht wüsste, ob er  tatsächlich erfolgreich und umsetzbar wäre.

Das Red Bull-Modell ist nämlich nicht beliebig übertragbar und dahinter bündeln sich riesige Ressourcen und enorme Anstrengungen, die selbst für Vereine aus Top-Ligen in der Form zu kostspielig sind.  Darüber hinaus erinnert das ganze frappant an die Ära Gerald Baumgartner und die Umstände, nach denen dieser verpflichtet wurde. Am Verteilerkreis rief man damals den Aufbruch in das moderne Zeitalter des „Pressings“ aus und wollte einen Hauch von Jürgen Klopps Dortmund nach Wien-Favoriten holen, was nicht von ungefähr krachend scheiterte.

Dabei zeigte Baumgartner wunderbar die Problematik auf, die sich hinter einem alleinigen Fokus auf das Spiel gegen den Ball verbirgt. Die meisten Mannschaften überlassen der Austria nämlich bewusst den Ball und wollen sich auf gar kein Risiko einlassen angepresst zu werden, sondern lauern auf Ballgewinne, um dann kontern zu können. Während Baumgartner gegen die Topvereine meist gute Ergebnisse erzielen konnte und dort seine Stärken im Spiel gegen den Ball zur Geltung brachte, war sein Latein gegen tiefstehende, destruktiv agierende Mannschaften am Ende und er fand dagegen im Ballbesitz nahezu keine Lösungen.

Bis auf Salzburg, Rapid und Sturm definiert sich nämlich quasi jede Mannschaft in der Bundesliga  in erster Linie über das Spiel gegen den Ball und daher verwundert es auch nicht, dass in der höchsten Spielklasse bereits eine stabile Defensive reicht, um meist in die Spitzengruppe vorzustoßen – so wie es dieses Jahr dem LASK und im vergangenen Altach gelang. Das liegt vor allem daran, dass allerhöchstens die Topvereine in der Lage sind, erfolgsstabile Lösungen in der Offensive dagegen zu kreieren und aufs Feld zu bringen. So gesehen wäre es zweifelhaft, wenn die Austria nun ebenso diesen Weg einschlagen und den Fokus auf das Spiel gegen den Ball legen würde. Daher sollte die Austria-Chefetage danach trachten, einen Cheftrainer zu installieren, der für das moderne Positionsspiel und eine strategische Ausrichtung in Richtung Spiel mit dem Ball steht und daraus seine Spielprinzipien ableitet. In den meisten Fällen werden nämlich Lösungen gegen destruktive Mannschaften vonnöten sein, während man gegen die Spitzenmannschaften der Liga dahingehend flexibel auftreten und je nach Ausgangslage die Spielausrichtung wählen könnte.

Die Attitüde der Austria sollte also lauten – wir wollen den Ball, wir wollen das Spiel kontrollieren, wir wollen den Gegner mittels Kombinationsspiel erfolgreich bespielen. Allerdings nicht zum reinen Selbstzweck, sondern um das wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren, nämlich den zielgerichteten Weg vor das gegnerische Tor. Allerdings sollte dazu auch gesagt werden, dass man das nach außen hin viel offener propagieren sollte. Wie bereist angeschnitten, wird das Thema Vereinsphilosophie von Sportdirektor Franz Wohlfahrt gelinde gesagt eher stiefmütterlich behandelt und zumindest in der Außendarstellung grob vernachlässigt.

Doch dieser Aspekt ist für jeden Verein geradezu essentiell, sei es bei der Auswahl des Trainers oder der Spieler. Man muss nämlich wissen, für was man stehen möchte, welche Parameter bei den Personalentscheidungen herangezogen werden und in welche Richtung man sich gedenkt, langfristig zu entwickeln. Die Austria hat nämlich bereits eine tolle Akademie, in der die Philosophie tagtäglich von der „Wiege“ an aufgesogen und vermittelt wird. Von daher sollte sich auch die Kampfmannschaft noch offener dazu bekennen und Strategien entwickeln, wie man diese gedenkt umzusetzen und weiterzuentwickeln.  Denn dann würde man den eigenen angestrebten violetten Idealen letztendlich auch gerecht werden, die im vereinseigenen Leitbild nämlich festgelegt sind : Wir stehen für Spielkultur. Das Streben nach technisch hochwertigem und intelligentem Fußball verbunden mit Spielwitz wird auf allen Ebenen gelebt.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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