spusu SKN St. Pöltens General Manager Andreas Blumauer spricht über das notwendige Wachstum des Vereines und die Herausforderungen für einen Profi-Klub in der heimischen... Andreas Blumauer im Interview: „Wir wollen wachsen“

spusu SKN St. Pöltens General Manager Andreas Blumauer spricht über das notwendige Wachstum des Vereines und die Herausforderungen für einen Profi-Klub in der heimischen Bundesliga.

Der spusu SKN St. Pölten hat nach der katastrophalen Vorjahressaison – aus sportlicher Sicht – in der Bundesliga einen fulminanten Start in die neue Saison gelegt. Mit Dietmar Kühbauer wurde gegen Ende der letzten Saison offensichtlich der richtige Mann für den Trainerposten gefunden. Ranko Popovic hat dann die Mannschaft übernommen, nachdem Kühbauer nach Hütteldorf gewechselt ist und das Team letztendlich in die Meistergruppe geführt. Der spusu SKN St. Pölten möchte wachsen, um mittel- und langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Hängt ein Wachstum eines Vereines immer von der Performance der Profi-Mannschaft ab? Kann ein Verein wachsen, unabhängig von den sportlichen Resultaten? Andreas Blumauer nimmt dazu Stellung.

abseits.at: Am Anfang des Jahres wurde ein neues Logo präsentiert, warum?

Blumauer: Wir haben durch den Einstieg des neuen Hauptsponsors spusu auch das Naming right verkauft, das heißt das Recht des Sponsors, auch im Logo des Vereines aufzuscheinen. Das lag spusu-Geschäftsführer Franz Pichler sehr am Herzen. Dadurch mussten wir einerseits vom Corporate Design her gesehen eine Möglichkeit schaffen, um zukünftig Sponsoren im Logo integrieren zu können, andererseits haben wir diese Chance gleich ergriffen, um unserem Auftritt mehr Modernität und Dynamik zu geben.

Es gab aber auch Proteste von den Fans…

…die gibt es immer in solchen Situationen. Ich habe noch keine Logo-Umstellung eines Vereines gesehen, die konfliktfrei vor sich gegangen ist. Sogar Juventus Turin hat sich ein neues, modernes Outfit zugelegt, das mit dem alten Erscheinungsbild nur sehr wenig zu tun hat. Es geht immer um die Identität der Fans mit dem Verein und daher wird da selten eine Veränderung gewünscht. Wir haben schon im Vorfeld mit den Fans darüber gesprochen, haben auch unsere Position dargelegt. Wir stehen ganz klar zu unserer Vergangenheit und wir haben ja auch kein gänzlich neues Erscheinungsbild geschaffen. Das alte Wappen ist etwas in den Hintergrund gerückt, der Wolf, unsere Identitätsfigur, mehr in den Vordergrund, die Farben Blau, Gelb, Rot sind ebenfalls erhalten. Das neue Logo ist auch ein Bekenntnis zum Land Niederösterreich und zur Stadt St. Pölten.

Die Integration des Sponsors ist Teil der Wachstumsstrategie?

Wir beschäftigen uns permanent damit, wie wir das budgetäre Wachstum vorantreiben können. Fakt ist, dass wir von den ersten sechs Klubs in der Tabelle mit Abstand das kleinste Budget haben. Das bedeutet, dass wir auch keine Top-Spieler in die Landeshauptstadt holen können, weil wir mit den Gehältern der anderen Klubs nicht mithalten können. Nicht mithalten können wir auch in puncto administrativer Struktur. Bei anderen Klubs gibt es Kommunikationsabteilungen, Sales-Teams, Event-Teams, usw.  Die Anforderungen sind in vielen Bereichen enorm gestiegen. Wir haben ein kleines Team an fleißigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zur Verfügung, die alle Bereiche bestmöglich abdecken. Aber bei einem Klub unserer Größe man muss gut überlegen, ob man einen Euro in den Sport steckt oder in die Administration.

Wo soll die Reise des spusu SKN St.Pölten hingehen?

Wir müssen uns definitiv nach oben orientieren und wachsen. Die Entwicklung der Vereine, insbesondere in den großen Fußball-Ländern, geht eindeutig dahin, dass sich Sport- und Medienkonzerne entwickeln, Marketing-Unternehmen, welche die Dienstleitung Fußball, das heißt Unterhaltung, in den Mittelpunkt stellen. Für den spusu SKN ist es auf der einen Seite immer wichtig, die regionale Identität zu bewahren und eine Bindung zur Bevölkerung in der Stadt und im Umland St.Pölten herzustellen. Das ist unsere Basis. Wir müssen aber auch die Marke SKN noch besser nach außen transportieren und zeigen, dass wir innovativ, aufgeschlossen und willig sind, auch neue Wege zu gehen, um den Verein besser werden zu lassen. Dazu zählen Themen wie Internationalisierung, Suche von potentiellen Investoren, Entwicklung neuer Business-Modelle, verstärktes Engagement im sozialen Bereich und vieles mehr. Der Vorstand ist diesen Themen gegenüber sehr aufgeschlossen.

Werden diese Themen dem Verein auch sportliche Inputs bringen?

Wir sind einerseits mit dem NÖFV in guter Kooperation, was die Zusammenarbeit mit der Akademie betrifft. Thomas Flögel leistet auch eine hervorragende Arbeit mit den Juniors – und wir haben mit Marcel Ketelaer einen Sportkoordinator installiert, der die Entwicklung der jungen Spieler im Auge hat und mannschaftsübergreifend aktiv werden soll. Viele junge Spieler kommen zum spusu SKN, weil sie hier Spielpraxis und Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Nehmen Sie als Beispiel Robert Ljubicic, der bei uns zum Stammspieler geworden ist. Wir möchten und werden die nächsten Jahre mit Sicherheit ein Ausbildungsverein bleiben, der junge Spieler entwickelt. Wir brauchen aber auch den einen oder anderen Führungsspieler mit Qualität, der Ruhe, Kontinuität, Vertrauen und Führung in die Mannschaft bringt. Die kosten Geld! Eine unserer Zielsetzungen ist auch, Transfererlöse zu erzielen. Es ist klar, dass wir dann auch ausgebildete Spieler verkaufen müssen und nicht alle für das eigene Team behalten können. Derzeit sind unsere Transfer-Erlöse noch deutlich zu gering.

Dazu braucht es aber auch Stabilität und keinen Abstiegskampf…

Es ist ja unser Ziel, dass wir uns mittelfristig im oberen Drittel der Tabelle bewegen und auch dort halten können. Der Erfolg dieser Saison, in der wir ja letztendlich auch den Schritt in die Meistergruppe geschafft haben und jetzt auch in den letzten Runden eine entscheidende Rolle im Kampf um die Europacupplätze spielen wollen, soll keine Eintagsfliege sein und das Team hat bewiesen, dass es gute Leistungen bringen kann. Die Transfersperre war im letzten Winter für uns leider hinderlich, weil es auch dem Team ganz gut getan hätte, neue Spieler und damit auch neue Anreize zu bringen.

Warum sollen sich Partner und Sponsoren gerade in St. Pölten engagieren?

Ich denke, dass wir viel zu bieten haben. Es gibt mit den strategischen Partnern ein etabliertes Netzwerk an niederösterreichischen Unternehmen, die voneinander profitieren können. Wir stehen für neue Ideen, für eine gemeinsame Entwicklung und freuen uns, auch von den Partnern lernen zu dürfen. Wir sind gerne bereit, festgefahrene Strukturen zu verändern und über Neues nachzudenken. Ein Engagement im Fußball bringt eine hohe Emotionalität verbunden mit einer modernen Marke. Wir bieten überdies mit der NV Arena eine hervorragende Infrastruktur für eine optimale Präsentation. Es gibt nichts Schöneres als gemeinsam mit Partnern neue Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Von den Zusehern her wäre definitiv noch Luft nach oben.

Auf jeden Fall. Wir haben die kontinuierliche Integration unserer Fans und Freunde noch nicht geschafft. Die Leute kommen, wenn wir attraktive Gegner haben, wenn es um etwas geht. Nur wenige kommen, weil sie eine so starke Verbundenheit mit dem Verein und der Mannschaft haben. Daran wollen und müssen wir arbeiten. Die NV Arena bietet alles: kurze Wege, Parkplätze, Gastronomie, moderne Infrastruktur, moderate Preise – aber das alleine macht es nicht aus. Wir brauchen mehr Bindung zu den Fans. Wir hatten Top-Heimspiele in dieser Saison, wie zum Beispiel beim 2:2 gegen den LASK, wir hatten aber leider auch Flops wie gegen Rapid. Solche Spiele sind „lost opportunities“, um Werbung zu machen. Daher tun solche Niederlagen doppelt weh.

Was sind die konkreten nächsten Schritte?

Wir möchten die Mannschaft weiter stabilisieren und die Marke SKN weiter entwickeln. Parallel arbeiten wir an der Bindung unserer Fans und halten immer die Ohren und Augen offen für neue, innovative Partnerschaften.

Vielen Dank für das Gespräch!

abseits.at Redaktion

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