Liganeuling Wolfsberger AC möchte mit wenigen Veränderungen zur Vorsaison die Bundesliga aufmischen und möglichst schnell nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben.    ... Kaderanalyse WAC –  Verteidigung als Schwachstelle, Offensive als Trumpf

Liganeuling Wolfsberger AC möchte mit wenigen Veränderungen zur Vorsaison die Bundesliga aufmischen und möglichst schnell nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben.

 

 

 

Die Torleute 

Die Nummer eins der Saison 2012/13 wird Christian Dobnik heißen. Der Kärntner lernte sein Handwerk in der AKA Kärnten und sammelte im Amateurteam und im Kader der Kampmannschaft des FC Kärnten erste Erfahrungen. Im Oktober 2007 avancierte er zur Nummer eins und wechselte nach der Spielzeit 2007/08 zum FC Lustenau. 2008/09 kämpfte er mit Pavao Pervan um das Einserleiberl und setzte sich durch, war in der Folgespielzeit der Einsergoalie im blauen Ländle. Zum Aufstieg der Wolfsberger ging der heute 26-Jährige zum WAC und bekleidet hier nun die Position als Einser. Sein Trainer schätzt den mit 1,81 Meter „kleinen“ Schlussmann ob seiner tollen Reflexe. Darüber hinaus ist er sehr flink, was dem dominanten Spiel der Wolfsberger in der Ersten Liga zu Gute kam, wenn Konter kamen.

Die Nummer zwei wird Marco Knaller sein. Der Sohn des ehemaligen Nationalteamspielers Wolfgang Knaller entstammt der Akademie der Admira und versuchte seit 2009 sein Glück beim 1. FC Kaiserslautern. Am Betzenberg kam er aber nie über die Rolle des dritten Goalies hinaus, musste sich nach einer Verletzung in einem Regionalligaspiel im Februar 2012 am Ellbogen operieren lassen.

Der WAC ist auf der Tormannposition eigentlich nur auf der Einserposition topp besetzt. Nach Dobnik, der schon 149 Profieinsätze in der zweiten Leistungsklasse verbuchte, ist Knaller ein unsicherer Faktor, da dieser zum Einen nach der Verletzung noch kein Pflichtspiel absolvierte, zum Anderen aus der vierten deutschen Liga kommt.

Die Verteidiger 

Der Routinier in der Verteidigung ist Nenad Jovanovic. Der gebürtige Serbe, der seit Juli 2000 in Österreich spielt und 2011 die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, kam nach acht Jahren beim DSV Leoben und zwei weiteren Spielzeiten bei den RB Juniors 2010 zum Verein. Er absolvierte in den letzten beiden Jahren 57 Einsätze, sah dabei 18 Mal Gelb und einmal Gelbrot. Jovanovic hat einen Hang zum harten Spiel, ist nicht mehr der Schnellste, aber überzeugt mit gutem Stellungsspiel. Der Nebenmann heißt Michael Sollbauer, ist 22 Jahre alt und gilt als eines der größten Innenverteidigertalente Kärntens. Im Falle eines Nichtaufstieges wäre er gerüchteweise zur SV Ried gewechselt. Sollbauer debütierte am 23. September 2009 als 19-Jähriger für Austria Kärnten in der Bundesliga, erspielte sich einen Stammplatz und behielt diesen auch nach seinem Wechsel zum WAC im Juli 2010. Der Rechtsfuß kann trotz seines jungen Altes auf die Erfahrung von 78 Profispielen zurückblicken und ist auch aktueller U21-Teamspieler.

Als weitere Optionen stehen Jose Antonio Solano und Rene Gsellmann bereit. Der Spanier kam bereits im Winter, da sich da bereits herauskristallisierte, dass Hannes Jochum andere Funktionen im Verein übernehmen würde. Solano spielte im spanischen Unterhaus, unter anderem aber in der Saison 2008/09 bei Barcelona B. Gsellmann ist wie Solano 27 Jahre alt und spielte in seiner Jugend in Gnas und kurz in der AKA Sturm, ehe er bei Gratkorn, Wacker und Horn unter Vertrag stand. Für den WAC absolvierte er seit seinem Wechsel 2011 nur zwei Ligapartien.

Die defensive Flügelzange in der Viererkette bildeten in der abgelaufenen Saison am öftesten Gernot Suppan (27) über links und Dario Baldauf (27) über rechts – er kann aber auch auf beiden Seiten spielen. Der Linksverteidiger arbeitet recht wenig nach vorne, lediglich ein Assist steht für 2011/12 zu Buche. Vor ihm agierte allerdings Jacobo, der sehr viele Freiheiten besaß. Noch dazu hat Suppan mit dem Ex-Rapidler Christian Thonhofer (27), der bereits Ende Mai als Neuzugang präsentiert wurde, erfahrene Konkurrenz bekommen. Dario Baldauf, Abgänger der AKA Vorarlberg und früher beim FC Lustenau, Bregenz und der Admira engagiert, beherrscht beide Außenbahnen, bekleidete gegen Ende der Saison die Position des Rechtsverteidigers. Er erzielte sechs Tore und assistierte bei vier weiteren Treffern, darf somit als torgefährlicher Außenverteidiger beschrieben werden. Der erfahrene Matthias Berchtold (28), der seine gesamte Karriere im Lavanttal verbrachte, ist der etwas biedere Back Up für Baldauf. Christoph Cemernjak (30) war an Neusiedl ausgeliehen.

Die Lavanttaler haben sich in der Abwehr nur punktuell verstärkt, die Breite ist nicht sonderlich groß. Die Frage ist, wie die Kicker, die hauptsächlich Zweitligaerfahrung aufweisen, mit dem schnelleren Tempo in der Bundesliga zu Recht kommen. Die Abwehr könnte das große Problem sein, denn mit Jochum fehlt nun auch der erfahrene Kitt. Somit ist die Defensive als Schwachstück zu bezeichnen, denn auch bis zum Fünften der abgelaufenen Saison in der Ersten Liga hielt die Defensive besser dicht.

Das Mittelfeld 

Die vier Mittelfeldspieler werden von Bjelica ähnlich interpretiert wie von seinem Kollegen Slaven Bilic. Im zentralen Mittelfeld, welches leicht verschoben mit einem Sechser und einem Achter agierte, verstärkte sich der WAC. Neben den Akteuren Gernot Messner (31) und Talent Roland Putsche, die sich mit dem fürs Frühjahr ausgeliehenen Kapfenberger Danijel Micic die Zentrale aufteilten, kamen mit Michael Liendl (FAK) und Michele Polverino (Azin Steel Teheran) neue Leute. Je nach Gegner vertraute Bjelica auf verschiedene Pärchen im Mittelfeld. Der 31-jährige Messner, der den defensiven Part einnahm, wird wohl Kapitän sein und den Takt angeben. Eigengewächs Putsche (Jahrgang 1991) lieferte einige Talentproben ab. Gemeinsam mit den Neuzugängen werden die drei Letztgenannten um die zwei Plätze kämpfen, wobei die defensivere Variante mit Kapitän Messner und Polverino/Liendl wohl den Vorzug gegenüber dem jungen Putsche oder dem offensiveren Neuzugang David de Paula Gallardo (27) bekommen werden. Die Mittelfeldzentrale hat beim WAC auch weniger die Aufgabe, das Spiel direkt zu machen, sondern soll dieses beruhigen und die Bälle an die starken Flügelspieler weiter reichen.

Die rechte Außenbahn gehört Manuel Kerhe. Der rechte Mittelfeldspieler, der Ende Juni 25 Jahre alt wurde, spielte eine tolle Saison. Der Hitzkopf (sieben gelbe Karten, einmal Gelbrot) schoss fünf Tore und bereitete elf vor. Er ist wieselflink und seine Flanken sorgen im Grunde genommen durch das große Repertoire – in den Rückraum, flach in den Fünfer, hoch vor den Kasten – immer für sehr viel Gefahr. Seine gute Vertretung ist Mario Kröpfl. Der 22-jährige Klagenfurter konnte in nur neun Einsätzen fünf Assists verbuchen. Im linken Mittelfeld ist ein Spieler, der auf den klingenden Namen Jacobo Marían Ynclán Pajares (28)hört, die Nummer eins. Jacobo, das „J“ wird als „H“ ausgesprochen, drückte der vergangenen Saison so richtig seinen Stempel auf. Er zog oft zur Mitte, bewies seine Stärken im Eins-gegen-Eins, erzielte 14 Tore und bereitete acht vor. Der Spanier wird wohl noch so manchem Verteidiger in der Bundesliga Kopfzerbrechen bereiten, die Ausbildung bei Atlético Madrid macht sich seit einem Jahr im Lavanttal mehr als bezahlt. Als Sicherheit hinter den beiden Spielern steht mit Sandro Zakany (23)  ein technisch versierte Spieler bereit, der vorwiegend als Wechselspieler kam, eben eine echte Alternative zu den beiden darstellt.

Das Mittelfeld der Wolfsberger bietet viele Alternativen, vor allem die Flügelzange Kerhe/Jacobo wird für Furore sorgen. In der Zentrale hat man sich klug verstärkt und hat im Großen und Ganzen einen guten Mix zwischen Jung und Alt parat. Mit Jacobo – Messner – Polverino/Liendl – Kerhe ist die Einserreihe sehr gut, der Rest kann immer wieder für neue Impulse sorgen.

Der Angriff 

Leitwolf im Sturm ist unumstritten Christan Falk (25). Der zweite der Torschützenliste der abgelaufenen Saison verarbeitete, was seine Kollegen ihm gaben erzielte 18 Tore. Der 1,94 Meter große Stürmer bereitete acht weitere Tore vor und wirft seine mächtige Statur oft als Prellbock in den Offensivkampf. Der ehemalige Hartberg-, Bad Aussee und Vöcklabruck-Akteur ist seit drei Jahren im Verein und startete bereits in der Aufstiegssaison mit 20 Toren ordentlich durch und Sturm Graz ließ ihn laut Medienberichten in der vergangenen Saison beobachten. Um ihn herum agierte vor allem Stephan Stückler. Der 26-jährige Glatzkopf erzielte zehn Treffer und assistierte vier Mal. Die bullige Laufmaschine besticht durch Einsatz, weniger durch eine ausgefeilte Technik. Über diese verfügt Wechselspieler Mirhet Topcagic (24), der 20 Mal von der Bank kam und eine Bilanz von acht Toren und drei Assists aufweist. Neben den drei Stürmern spielte auch Jacobo des Öfteren die hängende Spitze, Ruben Rivera Corral (27), der aus der der Jugend von Deportiva La Coruna stammt und zuletzt in der dritten spanischen Liga für Montañeros CF stürmte, komplettiert den Viererpack im Sturm.

Das große Manko der Sturmreihe ist die mangelnde Erfahrung. Der Prellbock Falk und der Rackerer Stückler bewiesen im Zusammenspiel mit Jacobo, Kerhe und Topcagic durch 71 Tore gegen Altach, Austria Lustenau und Co. ihre Qualitäten. Ob das aber in der Bundesliga auch gut gehen wird und ob die spanischen Verstärkungen ihrem Anspruch gerecht werden, bleibt die Frage.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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