Als Zoran Barisic im Mai die Nachfolge von Fredy Bickel als Sportdirektor beim SK Rapid antrat, durfte er sich keine lange Einarbeitungszeit gönnen, denn... So geht es den verliehenen Rapid-Stürmern Alar und Pavlovic

Als Zoran Barisic im Mai die Nachfolge von Fredy Bickel als Sportdirektor beim SK Rapid antrat, durfte er sich keine lange Einarbeitungszeit gönnen, denn seine erste Aufgabe war es mehrere Kaderspieler an den Mann zu bringen. Für einige nicht mehr erwünschte Akteure fanden sich Dauerlösungen, bei anderen geschah der Abgang auf Raten. Deni Alar und Andrija Pavlovic wurden für ein Jahr ins Ausland verliehen und man wird gespannt abwarten müssen, ob die aufnehmenden Vereine ihre Optionen wahrnehmen werden. Das hängt neben den ausverhandelten Konditionen natürlich in erster Linie von den Leistungen der Leihspieler ab, weshalb wir einen genaueren Blick auf die beiden Stürmer werfen wollen.

Starkes Debüt gefolgt von schwächerer Phase

Andrija Pavlovic wechselte Anfang Juli zum zypriotischen Rekordmeister APOEL Nikosia und feierte dort gleich einen Einstand nach Maß. Nachdem er in der zweiten Runde der CL-Qualifikation im Heimspiel gegen den FK Sutjeska Nikšić zum ersten Mal von Beginn an für seinen neuen Arbeitgeber auflaufen durfte, erzielte er beim 3:0-Sieg alle Treffer seiner Mannschaft. Dank dieser Tore war er danach zunächst einige Zeit lang gesetzt und durfte beispielsweise in beiden CL-Playoffspielen gegen Ajax von Beginn an auflaufen. Er sollte aber erst wieder Mitte September treffen – zunächst bei seinem Liga-Debüt in der dritten Runde der zypriotischen Meisterschaft, danach bei der unerwarteten 3:4-Niederlage gegen Düdelingen, wo er zwei Treffer beisteuerte.

Seit dem 19. September erzielte er jedoch nur noch einen weiteren Treffer für sein Team und spielte nur zweimal über die vollen 90 Minuten durch. Man muss allerdings bedenken, dass sein Klub erst acht Meisterschaftsrunden absolvierte, da aufgrund der internationalen Begegnungen einige Partien verschoben wurden. In diesen acht Partien stand er vier Mal von Beginn am Platz, wurde dreimal eingewechselt und steuerte dabei zwei Treffer und einen Assist bei. Klammert man seine Einsätze in Freundschaftsspielen aus, dann erzielte er in 1218 Minuten für seinen neuen Klub sieben Tore und bereitet einen Treffer vor. In seinen letzten neun Einsätzen gelang ihm allerdings nur ein Scorerpunkt.

Vom Joker zum Stammspieler

Auch Deni Alar konnte schnell ein Erfolgserlebnis bei seinem neuen Verein für sich verbuchen, denn beim 2:0-Sieg in der Europa-League-Qualifikation gegen Ružomberok wurde er in der 78. Minute eingewechselt und erzielte in seinem ersten Einsatz knapp vor Schluss den zweiten Treffer der Partie. Eine Qualifikationsrunde später durfte er gegen AEK Larnaka sein Startelfdebüt feiern, wurde aber bereits zur Pause ausgewechselt. In weiterer Folge wechselte er zwischen einem Platz in der Startaufstellung und einem Platz auf der Bank, was man auch an seiner Einsatzstatistik schön sehen kann. Alar stand in 16 von 18 Meisterschaftspartien am Platz, wobei er acht Mal von Beginn an auflief und ebenso oft eingewechselt wurde.

Die gute Nachricht ist allerdings, dass er seit Ende Oktober in allen Spielen vom Anpfiff weg am Platz stand und so gut wie jede Partie über die vollen 90 Minuten bestritt (einmal wurde er in der 88. Minute ausgewechselt). In insgesamt 960 Spielminuten erzielte er drei Treffer und vier Assists, wobei er fünf seiner sieben Scorerpunkten in seinen letzten vier Einsätzen beisteuerte! Deni Alar ist momentan Stammspieler, wobei sich sein Coach noch nicht sicher zu sein scheint, auf welcher Position der 29-Jährige am besten aufgehoben ist. Alar kam zu Beginn meist als Solospitze in einem 4-2-3-1-System zum Einsatz – die letzten beiden Partien agierte er aber über die volle Distanz im offensiven Mittelfeld.

Statistiken

Wir wollen die Leistungsdaten der Spieler nun miteinander vergleichen. Alle Bilder und Statistiken stammen von Wyscout S.p.a

Es fällt auf, dass Deni Alar durchaus Chancen auf mehr Treffer gehabt hätte, da sein Expected-Goal-Wert höher ist, als die Anzahl der tatsächlich erzielten Treffer. Dafür steuerte der Levski-Legionär deutlich mehr Assists bei.

Es folgen weitere Angriffs-Statistiken. Auffallend ist unter anderem, dass beide Spieler beinahe die gleiche Anzahl an „erfolgreichen Angriffssituationen“ pro 90 Minuten haben. Die Expected-Goal-Werte pro 90 Minuten sind ebenfalls sehr ähnlich. Deni Alar steuerte aber deutlich mehr Assists bei. Deni Alar geht kaum in Eins-gegen-Eins-Situationen mit dem Ball, denn pro 90 Minuten bestreitet er im Schnitt nur 0.66 Dribblings, was ein extrem niedriger Wert ist. Immerhin kommt er aber auf ein wenig mehr Ballberührungen im gegnerischen Strafraum.

Alar ist stärker in defensive Duelle verwickelt und fängt mehr gegnerische Pässe ab. Pavlovic bestreitet wenig überraschend deutlich mehr Luftzweikämpfe und gewinnt auch mehr Kopfball-Duelle.

Die Anzahl der Pässe pro 90 Minuten hält sich bei beiden Akteuren in Grenzen. Alar spielt mehr Pässe nach vorne, was aber auch daran liegt, dass er manchmal als offensiver Mittelfeldspieler eine tiefere Position einnimmt, beziehungsweise sich auch als Stürmer weiter zurückfallen lässt. Die Passgenauigkeit bei den Zuspielen nach vorne lässt bei beiden Akteuren zu wünschen übrig.

Fazit

Pavlovic startete furios in die neue Saison, konnte die hohen Erwartungen danach aber nur selten erfüllen. Seit dem 10. November stand er nur in zwei Kurzeinsätzen insgesamt über 26 Minuten am Spielfeld und wird auch in den kommenden Monaten um einen Platz in der Startaufstellung kämpfen müssen. Deni Alar wiederum wusste nach einem schwachen Start in den letzten Wochen vermehrt zu gefallen und glänzte dabei vor allem als Vorbereiter.
Keinem der beiden Spieler gelang es bisher sich uneingeschränkt zu empfehlen. Die beiden Angreifer wären wohl auch beim SK Rapid, zumindest sobald die Verletztenliste wieder kleiner wird, in dieser Verfassung keine Verstärkung. Sie entsprechen auch nicht Didi Kühbauers Idealbild eines Angreifers, weshalb es allen beteiligten Parteien zu wünschen ist, dass sowohl Pavlovic als auch Alar in den nächsten Monaten überzeugender agieren als bisher. Zumindest bei Alar stimmt momentan wenigstens die Richtung.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger