Im ersten Pflichtspiel der Saison 2017/18 musste der Favorit Austria Wien beim Underdog aus der Regionalliga Ost ASK Ebreichsdorf antreten. Dabei nahmen sich... Analyse: Austria zittert sich im Cup in die nächste Runde

_Osman Hadzikic - FK Austria Wien 

Im ersten Pflichtspiel der Saison 2017/18 musste der Favorit Austria Wien beim Underdog aus der Regionalliga Ost ASK Ebreichsdorf antreten. Dabei nahmen sich die Wiener im Vorfeld der Partie vor, die Gastgeber nicht erneut wie im Vorjahr zu unterschätzen und sich diesmal keinerlei Blöße zu geben. Allerdings tat man sich erneut gegen einen aufopferungsvoll kämpfenden Gegner schwer und musste darüber hinaus weite Strecken der Partie in Unterzahl absolvieren. Letztendlich bewahrten die Veilchen im Elfmeterschießen  jedoch die Ruhe und konnten die faustdicke Überraschung so früh in der Saison gerade nochmal abwenden.

Die violetten Gäste mit keinen Überraschungen in Aufstellung und Formation

Die Austria reiste nahezu mit der Bestbesetzung nach Ebreichsdorf und unterstrich damit, dass man das Spiel nicht auf die leichte Schulter nahm. Einzig der angeschlagene Serbest musste passen und wurde durch Holzhauser ersetzt, der in seine alte Rolle als abkippender Sechser schlüpfte.

In der Innenverteidigung durfte Neuzugang Westermann trotz Trainingsrückstand auflaufen und bildete mit Filipovic ein zweikampfstarkes Duo. In der Sturmspitze bekam zunächst Friesenbichler den Vorzug, da Cheftrainer Fink einen tiefstehenden Gegner erwartete und den körperlich präsenteren Friesenbichler als geeigneter erachtete.

Thorsten Fink sollte auch recht behalten mit seiner Prognose. Ebreichsdorf machte von Beginn an keinerlei Anstalten, die Gäste in der gegnerischen Hälfte anzulaufen und verlagerte ihre Pressinglinie tief in die eigene Hälfte. Man formierte sich in einer 4-4-2-Anordnung und versuchte raumorientiert im Block die wichtigen Räume zu verschließen.

Dabei verschob man auch teilweise sehr extrem auf die Seite, konnte dadurch konstant Überzahl in Ballnähe kreieren und drängte so die Austria damit zu Beginn oft erfolgreich aus den Räumen in der Offensive. Die Abwehrreihe der Gastgeber ließ sich darüber hinaus oft frühzeitig nach hinten fallen und verfolgte konsequent die Läufe in die Tiefe der Austria, was man lange Zeit durchaus erfolgreich praktizierte.

Die beiden Stürmer der Ebreichsdorfer positionierten sich ebenfalls in engen Abständen zueinander und wollten damit das Aufbauspiel der Veilchen unterbinden und auf die Seite leiten, um dann wie bereits angesprochen aggressiv zu verschieben und durch die Überzahl den Ballgewinn zu provozieren bzw. für einen Rückpass zu sorgen.

Ebreichsdorf verteidigt gut, Austria zu pomadig

Die Austria hatte zu Beginn der Partie einige Probleme, richtig konstruktiv nach vorne zu kommen und gefährlich zu werden. Man lief in einer 4-1-4-1-Formation auf, in welcher Holzhauser den abkippenden Sechser gab, während Grünwald und Prokop die Halbpositionen im Mittelfeld bekleideten.

Im Aufbauspiel griff man darüber hinaus wie gewohnt auf die asymmetrischen Außenverteidiger zurück, in welcher Larsen wesentlich offensiver auftrat und Martschinko eine etwas tiefere Rolle einnahm bzw. eher balancegebend agierte.

Jedoch tat man sich zunächst äußerst schwer auf dem kleinen und schwer zu bespielenden Spielfeld eine konstante Ballzirkulation in höheren Zonen aufrecht zu erhalten, musste dadurch immer wieder zurückspielen und die Angriffe neu initiieren.

Einer der ausschlaggebenden Gründe war dabei die schlechte Bewegung ohne Ball und das eher lasche Positionsspiel. Man verabsäumte es immer wieder für eine passende Gegenbewegung in der Offensive zu sorgen und konnte dadurch aus offenen Räumen, die man nach Sprints in die Tiefe öffnete, nicht konsequent bespielen, da man sie nicht besetzte. So war es für Ebreichsdorf naturgemäß deutlich einfacher, die Angriffe der Gäste zu verteidigen, da man vor keine komplexen Aufgaben gestellt wurde.

Erst nach gut einer halben Stunde wurde das Spiel der Austria etwas besser und speziell der junge Prokop kam immer besser ins Spiel. Dieser sorgte mit seinen guten Bewegungen oft für eine passende Unterstützung im Kombinationsspiel und wich oft auf die Seite aus, um für Raumüberladungen zu sorgen. Richtig zwingend wurde es jedoch selten, einzig Friesenbichler kam aus einer aussichtsreichen Position zum Abschluss.

Die größte Chance in der ersten Halbzeit hatten die Gastgeber nach einem Martschinko-Patzer, jedoch war Hadzikic zur Stelle und parierte den Schuss. In der nachfolgenden Szene gab es dann eine umstrittene Situation, in welcher Holzhauser beim Versuch den Ball abzudecken seinen Gegenspieler unglücklich im Gesicht traf und der Schiedsrichter dies als Tätlichkeit wertete. Somit musste der Favorit fortan in Unterzahl agieren, was die Aufgabe nicht gerade einfacher machte.

Austria in Unterzahl nun wesentlich gefährlicher im Spiel nach vorne

Die Pausenansprache von Thorsten Fink schien deutlich ausgefallen zu sein, denn nach dem Wiederanpfiff kamen die Veilchen wesentlich zielstrebiger aus der Kabine. Pires kam nach einer schönen Kombination aus einer aussichtsreichen Position zum Abschluss, verzog jedoch nur knapp. Man schaffte es nun sich konstant in der gegnerischen Hälfte festzusetzen und verlagerte die Ballzirkulation nun einige Etappen nach vorne.

Speziell Filipovic hatte im Aufbauspiel einige gute Szenen und schien die Anweisung erhalten zu haben, das gegnerische Mittelfeld anzulaufen und so den Gegner zum herausschieben zu zwingen, um dann den freigewordenen Mitspieler einzusetzen. Auch dadurch wurde speziell Prokop immer wieder freigespielt und konnte so für Akzente sorgen. Flügelspieler Pires zeigte sich in der Positionsfindung auch wesentlich verbessert und bereitete dadurch dem Gegner einige Probleme.

Die offensive Ausrichtung speziell im zentralen Mittelfeld barg jedoch immer wieder die Gefahr ausgekontert zu werden, da sich hinter Grünwald und Prokop riesige Räume entblößten und die Innenverteidiger oft gezwungen waren weit herauszurücken. Dadurch kamen die Gastgeber auch zu einigen aussichtsreichen Umschaltaktionen, welche die Austria jedoch dank einer guten Restverteidigung zumeist bereinigen konnte.

Mit Fortdauer der zweiten Halbzeit schwanden auf beiden Seiten zunehmend die Kräfte und man schien sich mental bereits frühzeitig auf die Verlängerung einzustellen.

Überragender Torwart verhindert Vorentscheidung in der Verlängerung

Bei der Austria kam nun zur Verlängerung Neuzugang Monschein gegen seinen Ex-Verein ins Spiel und sorgte für einigen Betrieb in der gegnerischen Hälfte. Durch seine klugen Bewegungen stiftete er einiges an Verwirrung und öffnete so Räume für seine Mitspieler, in die speziell Pires immer wieder gut hineinstieß.

Darüber hinaus schienen die Ebreichsdorfer mit den Kräften allmählich am Ende angelangt zu sein, wodurch sich immer mehr offene Räume für die Gäste anboten oder man sich nur noch per Foul zu helfen wusste. Die Austria war in dieser Phase körperlich augenscheinlich wesentlich fitter und schlug daraus folgerichtig Kapital.

Man kam zu zahlreichen hochkarätigen Torchancen, die jedoch der Torhüter der Gastgeber allesamt sehenswert vereiteln konnte. Dadurch retteten sich die Ebreichsdorfer ins Elfmeterschießen, in welchem der Favorit aus Wien jedoch die Oberhand behielt und letztlich den Aufstieg in die nächste Runde fixierte.

Fazit

Der Gastgeber aus Ebreichsdorf wurde seinem Ruf als Cup-Schreck wieder einmal beinahe gerecht und hatte den großen Favoriten und Vizemeister aus der Hauptstadt lange Zeit erfolgreich geärgert. Dabei verteidigte man über weite Strecken im Rahmen der Möglichkeiten gut und ließ in den 90 Minuten nur wenige Torchancen zu, wobei man natürlich von der Überzahl profitierte. Letztlich kann man trotz des Ausscheidens Stolz auf die eigene Leistung sein und darauf aufbauen.

Die Austria bewies hingegen trotz aller Widrigkeiten Moral, vertraute auch in Unterzahl auf ihre Qualitäten und setzte sich schlussendlich doch noch durch. Dabei präsentierte man sich in Unterzahl wesentlich zielstrebiger und schien ab da an endgültig den Ernst der Lage erkannt zu haben. Letztendlich zählt im Cup nur der Aufstieg, auch wenn die Leistung naturgemäß in Zukunft wesentlich besser werden muss, wenn man den um den Titel mitspielen will.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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