In dieser Serie wollen wir ausnahmsweise nur Transfers betrachten, die nicht zustande kamen. Wir blicken auf erfolgreiche Spieler und sehen uns an, zu welchen... Kuriose Transfers, die nicht zustande kamen (6): Jimmy Floyd Hasselbaink

In dieser Serie wollen wir ausnahmsweise nur Transfers betrachten, die nicht zustande kamen. Wir blicken auf erfolgreiche Spieler und sehen uns an, zu welchen Vereinen diese beinahe gewechselt wären. Wie wären ihre Karrieren verlaufen, wo würden die jeweiligen Klubs heute stehen? In den bisherigen Teilen blickten wir auf ganz große Spieler, wie etwa Diego Maradona, Ruud Gullit und Neymar. Unser heutiger Kandidat ist vielleicht nicht ganz so ein großes Kaliber wie die vorangegangenen Spieler, muss sich allerdings keinesfalls verstecken. Immerhin wurde Jimmy Floyd Hasselbaink unter anderem zweimal Torschützenkönig in der Premier League!

Gefängnis oder Profifußballer

Die Karriere des Jimmy Floyd Hasselbaink startete eher langsam, denn der in Suriname geborene Stürmer sollte erst mit 23 Jahren den Durchbruch schaffen. Dies lag zum Teil auch an seiner schwierigen Kindheit, denn er schloss er sich einer Jugendbande an und kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und musste aufgrund eines Diebstahls für drei Monate ins Gefängnis. Beim AFC DWS wurde er aus der Nachwuchsmannschaft geschmissen, nachdem er einem Teamkollegen in der Garderobe die Uhr stahl. Selbst als er sein Profi-Debüt beim SC Telstar gab, war er noch immer ein Gang-Mitglied, hatte große disziplinäre Probleme und wurde schließlich aus dem Kader geschmissen, da er immer wieder zu spät zum Training erschien.

Durchbruch lässt auf sich warten

Sein älterer Bruder Carlos spielte zu dieser Zeit bei AZ Alkmaar und überredete die Vereinsverantwortlichen seinen Bruder für ein Probetraining einzuladen. Jimmy Floyd erhielt einen Vertrag und schoss in 46 Partien fünf Tore, was für die Funktionäre nicht ausreichte, um ihm nach Ablauf eine Vertragsverlängerung anzubieten. Hasselbaink spielte vergeblich für die PSV Eindhoven vor und konnte sich auch mit PEC Zwolle trotz nicht einigen, sodass er in der Saison 1993/94 keinen Arbeitgeber fand und sich beim HFC Haarlem fit hielt. Der Stürmer kickte lediglich in Amateurligen und wollte sein Glück bei einem Verein im Ausland versuchen.

Vienna-Coach erkennt Hasselbainks Talent…

Zu diesem Zeitpunkt spielte Marcel Oerlemans im Vienna-Sturm. Er kannte seinen Landsmann und stellte den Kontakt mit dem Verein her. Der vereinslose Angreifer durfte vorspielen und hinterließ beim ehemaligen Vienna-Coach Rudi Eggenberger einen fantastischen Eindruck, obwohl er beim Testspiel gegen Himberg keinen Treffer erzielte. Eggenberger versuchte den Vorstand zu überreden die benötigte halbe Million Schilling aufzustellen und hätte dafür sogar auf einen Teil seines Gehalts verzichtet. Gegenüber der APA gab Eggenberger an, dass er sein Talent sofort erkannte: „Es war offensichtlich, dass er ein außergewöhnlicher Spieler war – schnell, technisch und körperlich sehr stark und ein extrem scharfer Schuss.“

…doch der Stürmer macht woanders Karriere

Der Transfer scheiterte aber schlussendlich am Geld, sodass Hasselbaink weiterhin auf Arbeitgebersuche war. In Portugal wurde er schließlich fündig und nach einem holprigen Start gelang es ihm dann doch noch zwölf Treffer in 31 Partien für den SC Campomaiorense zu schießen, der jedoch nach dieser Saison in die zweite Liga abstieg. Hasselbainks Talent offenbarte sich nun aber auch für die Ligakonkurrenten und für Boavista Porto erzielte er 20 Tore in nur 29 Einsätzen. Nun kam Hasselbainks Karriere weiter in Schwung und Leeds legte zwei Millionen Pfund für den Torjäger auf den Tisch. Der Transfer sollte sich auszahlen, denn nach 34 Treffern in 69 Partien wechselte er gegen eine Ablöse von zwölf Millionen Pfund zu Atletico Madrid, wo er in der Saison 1999/2000 24 der nur 48 Atletico-Treffer erzielte. Die Spanier stiegen trotz seiner Treffer ab und für den FC Chelsea, der die damalige Rekord-Ablösesumme von 15 Millionen Pfund bezahlte, schoss er anschließend in seiner ersten Saison 23 Treffer. Er blieb bis 2004 in London, ehe er seine Karriere bei Middlesbrough, Charlton Athletic und Cardiff City ausklingen ließ. Jimmy Floyd Hasselbaink wurde mit Leeds, Atletico und Chelsea jeweils einmal Torschützenkönig (zweimal geteilter erster Platz) und schoss in 23 Einsätzen für die niederländische Nationalmannschaft neun Treffer.

Der jetzige Trainer der zweiten Rapid-Mannschaft, Zeljko Radovic, nahm damals beim Himberg-Testspiel als Vienna-Angreifer ebenfalls teil und denkt, dass die Vienna damals Pech und Hasselbaink viel Glück hatte. Laut Radovic hätte sich der Niederländer beim Wiener Traditionsverein sicher nicht so gut entwickeln können, wie in der portugiesischen Liga und Hasselbainks Karriere wäre wohl weit unspektakulärer verlaufen.

Unterstütze abseits.at in der Krise! Hol dir jetzt eine unserer Fanzeichnungen im abseits.at Shop – mit dem Gutscheincode „stayathome“ um 20% billiger!

Stefan Karger