Wenn kommenden Freitag um Punkt 20:30 Uhr im Westfalenstadion zu Dortmund die im Mittelkreis liegende Torfabrik freigegeben wird, haben 83 bundesligafreie Tage ein Ende.... Auch in Deutschland geht’s wieder los – Vorschau auf den ersten Spieltag, Teil 1

Wenn kommenden Freitag um Punkt 20:30 Uhr im Westfalenstadion zu Dortmund die im Mittelkreis liegende Torfabrik freigegeben wird, haben 83 bundesligafreie Tage ein Ende. Eine Saison, die einen absoluten Favoriten hat und die nach Aussagen dessen Verantwortlichen nicht mal angepfiffen werden muss um den neuen Titelträger zu finden. abseits.at wirft einen Blick auf die ersten neun von 306 hoffentlich spannenden, hochklassigen, brisanten, torreichen aber auch fairen Begegnungen zwischen den 18 besten deutschen Klubmannschaften.

BORUSSIA DORTMUND – HAMBURGER SV
Signal Iduna Park | Freitag, 20:30 Uhr

Eröffnet wird die 49. Bundesliga-Saison traditionell freitags mit dem Heimspiel des Titelverteidigers. Dieser heißt in der kommenden Spielzeit Borussia Dortmund, das sich letzte Saison in eindrucksvoller Art und Weise die Schale holte. Ein unvergesslicher Moment für die jungen Schützlinge von Jürgen Klopp. Ebenso unvergesslich, vor allem für die rund 8000 mitgereisten BVB-Fans, auf dem Weg zur Meisterschaft war das Auswärtsspiel beim Hamburger Sportverein am 29. Spieltag. In den letzten Augenblicken des Spiels knallte der Pole Jakub „Kuba“ Blaszczykowski das Leder zum 1:1 in die Maschen. Ebenjener Hamburger Sportverein ist es auch, der Gast des deutschen Meisters beim Eröffnungsspiel sein wird.

Während Klopp seine Jungs in der Schweiz schwitzen lies, schlugen die Hanseaten im Zillertal ihre Zelte auf. Mit dabei waren auch die von Neo-Sportchef Frank Arnesen geholten Neuzugänge Mancienne, Töre, Bruma und Sala. Letzterer wird ebenso wie der Norweger Skjelbred – der einzige Neuzugang, der nicht von Arnesens Ex-Klub Chelsea FC kommt, schnürt seine Schuhe bis Donnerstag noch für Rosenborg Trondheim – fehlen. Der 20-jährige Italiener zog sich im ersten Trainingslager auf Sylt einen Muskelbündelriss zu und konnte den Großteil des Trainingspensums nicht mitmachen. Fraglich ist auch der Einsatz des niederländischen Innenverteidigers Bruma, dem eine gereizte Achillessehne zu schaffen macht. Der ausgeliehene 20 Jahre alte Nationalspieler tritt die Nachfolge von Joris Mathijsen, der zum FC Málaga wechselte, an und soll dazu beitragen die letzte Saison 52 Tore schwache Defensive zu stabilisieren. Ebenfalls Teil des Defensivverbundes wird sein Ex- und nun wieder Teamkollege Michael Mannciene sein. Der 23-Jährige kristallisierte sich als fester Bestandteil der Innenverteidigung heraus. Offen hingegen ist, ob der Vierte im Bunde der ehemaligen Stamford Bridge-Akteure im Spielbericht als Spieler der Startelf stehen wird. Der türkische Neo-Teamspieler wird im rechten offensiven Mittelfeld von Änis Ben-Hatira bedrängt. Ebenso offen ist der Kampf um die beiden Positionen im zentralen defensiven Mittelfeld. Kacar, Jarolim und Tesche sind die drei Kandidaten dafür. Im Spiel gegen den BVB wird ihr eine signifikante Rolle zukommen, geht dessen Stärke doch vor allem von der Dominanz im Mittelfeld aus. Dass keiner der drei Anwärter in den Vorbereitungsspielen die nötige Stabilität gewährleisten konnte, bereitet Hamburgs Cheftrainer Oenning Sorgen. „Wir haben zu viel zugelassen. Den Raum müssen wir besser schließen“, stellte er nach dem LIGA total! Cup klar. Beim Vorbereitungsturnier kam es im Finale bereits zum Duell der beiden Traditionsklubs. Auf Seiten der Hamburger überzeugte damals, so wie auch in der restlichen Vorbereitung, besonders der 19-jährige Heung-Min Son mit seiner Spielfreude und seinen Offensivqualitäten. Nach 18 Toren in bisher neuen Testspielen ist der flinke Südkoreaner beim Achten der abgelaufenen Saison ebenso gesetzt wie Flügelflitzer Elia und Solospitze Petric.

[http://www.abseits.at/public/abseits/images/fotos/tn_BVB-HSV.png]

SV WERDER BREMEN – 1. FC KAISERSLAUTERN
Weserstadion | Samstag, 15:30 Uhr

Der nördlichste Austragungsort am Eröffnungsspieltag ist das Weserstadion. Nachdem blamablen Cup-Aus bei Drittligist Heidenheim ist für die Hausherren der kürzeste und vermeintlich leichteste Weg das Saisonziel („Wir wollen das internationale Geschäft erreichen.“ – Klaus Filbry) zu erreichen passé. Das ist natürlich kein Grund die Flinte bereits vor dem Bundesligastart ins Korn zu hauen. Die Kritiker, deren Zahl nach der verpatzen Saison 2010/2011 zweifellos angestiegen ist, werden allerdings ganz genau hinschauen, wenn die Werderaner das heimische Grün betreten. Ob Marko Arnautovic einer von ihnen sein wird ist noch nicht klar. Bei der Pokalpleite wurde die launische Diva erst nach einer Stunde für den 19-jährigen Lennart Thy eingewechselt. Der deutsche Juniorennationalspieler konnte in der Vorbereitung aufzeigen, sodass sich selbst Trainer Thomas Schaaf zu einem Sonderlob hinreißen ließ: „Lennart war in der Vorbereitung sehr auffällig. Er spielt mit viel Einsatz, kann den Ball behaupten, hat eine gute Trefferquote – er ist in allen Punkte vorne dabei.“ Ob man den U17-Europameister, der zwar den ersten Scorerpunkt verbuchen konnte, sonst allerdings unauffällig agierte, oder den Astronauten am Samstag in der Startelf sieht, wird man wohl erst vor Spielbeginn erfahren. Fix rechnen darf man hingegen mit dem schwedischen Rückkehrer Markus Rosenberg. Neben Werders einzigen Pokal-Torschützen standen in Baden-Württemberg mit den beiden Ex-Nürnbergern Wolf und Ekici, Genoa-Leihgabe Papastathopoulos sowie Magath-Entdeckung Schmitz vier weitere Neuzugänge am Spielfeld. Doch die Weserkicker gehen nicht nur mit neuem Personal sondern auch mit neuem System in die Wiedergutmachungssaison. Nach einigen Experimenten in der letzten Saison hat sich der dienstälteste Bundesligatrainer wieder zur altbewährten Raute, in dessen Herz schon Micoud und Diego zauberten, bekannt.

Während den Bremern eine Steigerung gegenüber letzter Saison zuzutrauen ist, würde das bei Auftaktgegner Kaiserslautern einem Wunder gleichkommen. Den ausgezeichneten siebenten Platz belegten die roten Teufel bei ihrer Bundesligarückkehr. Doch dieser Erfolg weckte beim Klub mit dem zweitkleinsten Etat keine Begehrlichkeiten, der Klassenerhalt wurde als Saisonziel ausgegeben. Die nötigen Tore dazu beisteuern soll insbesondere der israelische Topstürmer Itay Shechter. Für viele überraschend und darüber hinaus recht billig – 2,5 Millionen Euro plus 20 Prozent Beteiligung bei einem Weiterkauf kassierte Hapoel Tel Aviv – landete der 24-jährige nach van der Vaart’schen Gedächtnisverhandlungen in der Pfalz. Wo er die Nachfolge des Kroaten Srdjan Lakic antritt. Ebenfalls von den Israelis kommt Mittelfeldallrounder Gil Vermouth, der jedoch nach langer Verletzungspause in Bremen fehlen wird. Neben den beiden Verpflichtungen lag der Fokus von
Lautern-Boss Stefan Kuntz vor allem darauf keine weiteren Leistungsträger zu verlieren. Neben Senkrechtstarter Trapp, hinter dem Pokalsieger Schalke her war, weckte Flügelflitzer Ivo Ilicevic das meiste Interesse der Konkurrenten. In beiden Fällen war der Europameister von 1996 erfolgreich, sodass Letzterer gemeinsam mit einem weiteren Neuzugang, Olcay Sahan vom MSV Duisburg, für viel Wirbel auf den Flügeln sorgen wird. Im zentralen Mittelfeld wird Neo-Kapitän Christian Tiffert eine ebenso entscheidende Rolle zukommen.

[http://www.abseits.at/public/abseits/images/fotos/tn_SVW-LAU.png]

HANNOVER 96 – 1899 HOFFENHEIM
AWD-Arena | Samstag, 15:30 Uhr

Ebenfalls im Norden Deutschlands kommt es zum Auftritt eines weiteren Überraschungsteams der letzen Saison. Ein Jahr zuvor am letzten Spieltag gerade noch den Ligaverbleib gesichert, konnte der Hannoversche Sportverein Lange Zeit Ligakrösus Bayern München im Kampf um Platz drei die Stirn bieten. Geworden ist es für die Niedersachsen im Endeffekt der vierte Rang, der zur Teilnahme an den Europa League Playoffs berechtigt. Zum ersten Mal seit dem Sensationspokalsieg als Zweitligist vor 19 Jahren sind die 96er damit wieder Teil des internationalen Geschäfts. Doch auch Schmadtke verzichtete auf die Verpflichtung großer Namen und war darauf bedacht die Stammelf zusammenzuhalten. Und auch ihm gelang dies, sodass die steirische Abrissbirne Pogatetz weiterhin dem gleichem Personal den Rücken frei hält. Zu den nicht großen Namen zählt neben Österreichs U20 Nationaltorwart Radlinger auch der von Schalke ausgemusterte Linksverteidiger Christian Pander. Der dauerverletzte Freistoßspezialist will nach nur 78 Spielen in sieben Saisonen in Hannover angreifen. Für den Angriff hat man mit Polens Nationalstürmer eine weitere Option neben den bewährten Offensivkräften geholt. Bis Mirko Slomka diese allerdings ernsthaft in Erwägung ziehen kann, wird er noch warten müssen. Der 21-Jährige laboriert an einer Überreizung im Knie. Fit dürfte nach überstandener Muskelverletzung hingegen Top-Torjäger Ya Konan werden. Sollte der Ivorer wider Erwarten nicht in der Startelf stehen, wird ihn wie schon beim 6:0-Pokalsieg bei Anker Wismar Jan Schlaudraff ersetzen.

Gar so einfach taten sich die Profis von der TSG Hoffenheim in ihrem Erstrundenspiel nicht. Erst nach der 30-minütigen Verlängerung war der Sieg gegen den engagierten Sechsligisten Germania Windeck in trockenen Tüchern. Zwar hielten sich die Transferaktivitäten auch bei den Kraichgauern in überschaubaren Rahmen, dennoch wartet auf Neo-Coach Holger Stanislawski, vor allem im Bereich der Menschenführung, einiges an Arbeit. Simunic liegt mit Manager Tanner im Clinch, Jaissle wird zum Dauerpatienten und Prince Tagoe soll noch abgegeben werden. Wie die Geschichten der drei
genannten Spieler ausgehen werden steht noch in den Sternen. Bei drei weiteren Spielern hat der langjährige St. Paulianer bereits seine Qualitäten gezeigt. Ryan Babel ist nach seiner sehr dürftigen ersten Halbsaison in Sinsheim angekommen, steuerte auch einen Treffer beim 3:1-Sieg im DFB-Pokal bei. Der Niederländer soll gemeinsam mit dem Nigerianer Obasi die Flügelzange der SAP-Truppe bilden. Fraglich ist allerdings wie gut er an die Leistungen vor seinem Beinbruch anschließen kann. Der dritte Stanislawski-Patient auf dem Weg zur Heilung ist Franco Zuculini. Früh wurde er von vielen bereits abgeschrieben, nun will er das Vertrauen „dem Verein zurückgeben mit viel Arbeit.“ Und das zeigt er auch auf dem Platz – weniger Verspieltheit, dafür mehr Biss und Ehrgeiz. In Hannover wird der 20-Jährige, für den Hoffenheim einst 4,6 Millionen locker gemacht hat, aber vorerst keine Rolle spielen.

[http://www.abseits.at/public/abseits/images/fotos/tn_H96-TSG.png]

axl, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert