In dieser Serie soll pro Bundesliga-Verein ein Spieler portraitiert werden, der im Vergleich zu den anderen Mannschaften, den Unterschied ausmachen kann. Hierbei sollen nicht... Der feine Unterschied (3) – Leon Andreasen

In dieser Serie soll pro Bundesliga-Verein ein Spieler portraitiert werden, der im Vergleich zu den anderen Mannschaften, den Unterschied ausmachen kann. Hierbei sollen nicht nur die vermeintlich besten Fußballer, sondern auch die Führungspersönlichkeiten oder interessante Talente, von denen dieses Jahr der große Sprung erwartet wird, begutachtet werden.

Leon Andreasen (Hannover 96)

Der 26.08.2012 wird Leon Andreasen wohl für immer als einer der schönsten Tage seines Lebens in Erinnerung bleiben. Nach unfassbaren 28 Monaten bestritt der Mittelfeldspieler endlich wieder ein Bundesligaspiel. Das blaue Auge, das er sich während seines Einsatzes holte interessiert ihn im Anschluss nur marginal. Der Däne war einfach nur glücklich nach einer scheinbar nie enden wollenden Leidenszeit auf dem Platz stehen zu können.

Die Misere begann im Frühjahr 2010. Hannover stand nach der Tragödie um Robert Enke tief im Abstiegskampf. Leon Andreasen war in der Winterpause für 2,5 Millionen Euro vom FC Fulham nach Niedersachsen gewechselt. Er wollte unbedingt seinen Beitrag dazu leisten, dass 96 nicht absteigt und quälte sich mit Hilfe von Schmerzmitteln von Einsatz zu Einsatz. Nach einem Spiel gegen den Hamburger SV ging es jedoch nicht mehr weiter. An Andreasens Leiste sah es nach eigener Aussage „wie nach dem Zweiten Weltkrieg“ aus. Er ließ sich in Berlin operieren, ohne dass die Schmerzen danach weniger wurden. Auch ein Arztwechsel einhergehend mit einer weiteren Operation in Basel, lies die Schmerzen nicht verschwinden. Die Mediziner zeigten sich ob der ausbleibenden Besserung ratlos. Sogar die Weisheitszähne zog man, in der Hoffnung Andreasen damit endlich von seinen Leiden zu befreien. Vergeblich.

Die Vereinsärzte glaubten nun gar, dass sich der Däne die Schmerzen nur einbilde und schickten ihn in eine Spezialklinik. Da waren schon über 12 Monate seit seinem letzten Bundesligaspiel vergangen. Andreasen war mittlerweile von der Mannschaft isoliert und ging noch nicht einmal zu den Heimspielen ins Stadion. Seine Karriere, die beim dänischen Erstligisten Aarhus GF einst so hoffnungsvoll startete, schien vorüber.

Im September 2011 kehrte die Hoffnung jedoch zurück. Ein Arzt in Kopenhagen entdeckte Narbengewebe, das auf einen Muskel drückte. Während seiner mittlerweile siebten Operation wurde dies erfolgreich entfernt – plötzlich waren die Schmerzen weg.

Andreasen stieg wieder ins Training der Reserve von Hannover ein und blieb schmerzfrei. Sein Verein glaubte zudem an ihn und untermauerte dieses Vertrauen in seine Rückkehr mit einem neuen Vertrag im Frühjahr 2012.

Dieses Vertrauen zahlte der Mittelfeldspieler während der Vorbereitung auf diese Saison mit harter Arbeit zurück. Trainer Mirko Slomka zeigte sich beeindruckt: „Er gibt immer Vollgas, will am liebsten viermal am Tag trainieren. Leon ist unser fünfter Neuzugang. Er ist ein toller Bursche, ein echter Typ!“.

Vor seiner Verletzung zeichnete sich Andreasen durch seine Dynamik, Aggressivität, seine enorme physische Stärke und seine Torgefährlichkeit aus. Seine 1,88m machen ihn zudem zu einer Waffe bei Standardsituationen.

All diese Stärken kehrten während der Saisonvorbereitung zurück und so war es nicht verwunderlich, dass sich Andreasen einen Stammplatz erkämpfen konnte. Im Hinspiel der Qualifikation zur Europa League gegen St. Patricks kam er zum ersten Mal von Anfang an zum Einsatz und erzielte mit einem fulminanten Rechtsschuss das 1:0. Eine Wiederauferstehung, die sogar Lazarus vor Neid erblassen ließe und auch von Hollywood nicht besser hätte inszeniert werden können.

Auch im Pokal und im Rückspiel gegen St. Patricks traf Andreasen. Gegen den polnischen Meister Slask Wroclaw gelang ihm in der nächsten EL-Qualifikationsrunde beim 5:3-Hinspielsieg gar ein Doppelpack. Am zweiten Bundesliga-Spieltag erzielte er beim 4:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg sein erstes Bundesligator seit seinem Treffer gegen Eintracht Frankfurt vor über zweieinhalb Jahren. Vergesst also Cinderella – hier ist Leon Andreasen!

Ral, abseits.at

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