Am kommenden Freitag fällt in der zweiten deutschen Bundesliga der Startschuss zur neuen Saison. Von 3. August 2012 bis 19. Mai 2013 kämpfen 18... Ein Blick ins deutsche Unterhaus: Das hat sich bei den Zweitligisten getan (Teil 3)

Am kommenden Freitag fällt in der zweiten deutschen Bundesliga der Startschuss zur neuen Saison. Von 3. August 2012 bis 19. Mai 2013 kämpfen 18 Mannschaften um das Erbe der SpVgg Greuther Fürth, Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf und gegen jenes des Karlsruher SC, Alemannia Aachen und Hansa Rostock. Wer sind die Favoriten auf den Aufstieg? Für welche Teams ist der Klassenerhalt schon ein Erfolg? abseits.at wirft vor dem Saisonstart einen ausführlichen Blick auf die 18 Zweitligisten.

SV Sandhausen

Für den amtierenden Drittligameister beginnt die erste Saison in der zweiten Bundesliga am Sonntag mit dem Spiel gegen den FSV Frankfurt. Der SV Sandhausen ist fest entschlossen sich dort langfristig zu halten. Das heimische Hardtwaldstadion wird gerade umgebaut, soll bald über 15.000 fassen. „Selbst Waldhof Mannheim hatte in der Regionalliga manchmal mehr Zuschauer als wir. Aber vielleicht schaut der ein oder andere ja mal vorbei. Unser Ziel ist jedenfalls, den Schnitt zu verdoppeln“, war Trainer Gerd Dais mit dem biederen Zuschauerschnitt – 2.600 Fans kamen im Schnitt zu den Heimspielen – im Meisterjahr unzufrieden. Warum es so wenige Leute in die Heimstätte des SVS zieht ist auch schnell erklärt: Das Hardtwaldstadion ist nur einen Steinwurf vom Wildparkstadion des Traditionsklubs KSC und der Rhein-Neckar-Arena von Bundesligist Hoffenheim entfernt. Dass im Vorverkauf bereits 1.500 Dauerkarten abgesetzt wurden, ist eine gute Basis um das angepeilte Ziel zu erreichen. Auch sportlich hat sich der SV Sandhausen vorgenommen. „Für uns ist die Liga absolutes Neuland“, sagt Trainer Dais, „ich bin aber zuversichtlich, dass wir auch eine Etage höher bestehen können.“ Präsident Machmeier schlägt noch forschere Töne an: „Wir bleiben drin. Unsere Mannschaft ist stark genug. Da bin ich ganz sicher.“

Schon in der dritten Liga galten die Nordbadener als sehr investitionsfreudig. Ehemalige Erstligaprofis wie Regis Dorn, Sreto Ristic und Matias Cenci verstellen zum Beispiel Admira-Stürmer Hosiner bei dessen Gastspiel den Weg in die erste Mannschaft. Erster ist noch immer Teil des Kaders, der mit acht Spielern verstärkt wurde – unter anderem auch mit sehr erfahrenen Kickern. Für die Abwehr verpflichtete Sandhausen Fabio Morena vom FC St. Pauli und im Mittelfeld sollen mit Timo Achenbach (Alemannia Aachen) sowie Nicky Adler (Wacker Burghausen) zwei ehemalige deutsche Nachwuchs-Teamspieler wirbeln. Auch ein Österreicher fand sich auf der Transferliste wieder: Michael Langer. Für den Vorarlberger ist es die vierte Station in Deutschland, bei der allerdings zunächst wieder nur auf der Ersatzbank platznehmen muss. Was ist aber sollten der SV Sandhausen trotz aller Investitionen wieder absteigt? Geschäftsführer Otmar Schork: „Dann sind wir für die Dritte Liga gut aufgestellt. Aber wir verschwenden keinen Gedanken an den Abstieg.

FSV Frankfurt

Schaut man sich die Saisonverläufe des FSV Frankfurt in der zweiten Bundesliga seit dem Aufstieg 2008 ist ein durchgängiges Muster zu erkennen: die Hessen mussten jedes Mal lange um den Klassenerhalt zittern, retteten sich manchmal sogar erst im letzten Moment. Auch während der letzten Saison war der Klub stets in der unteren Tabellenhälfte beheimatet. Das Saisonziel bleibt daher auch in der kommen Spielzeit unverändert, allerdings soll es diesmal früher erreicht werden um sich eine bessere Perspektive zu schaffen. „Ich denke, dass der Verein immer noch in der Situation ist, in der er sich in der 2. Bundesliga stabilisieren muss“, so Chefcoach Benno Möhlmann. „In den letzten Jahren hieß die Priorität immer Klassenerhalt und darauf musste dann sukzessive reagiert werden, im vergangenen Jahr auch mit einem Trainerwechsel. Wenn wir es schaffen, uns in dieser Saison vielleicht sogar etwas früher als zuletzt den Klassenerhalt zu sichern, dann kann man sich vielleicht auch um andere Dinge kümmern. Wenn das so kommt, dann kann der Verein in den nächsten Jahren auch eine bessere Rolle spielen.

Dadurch verspricht man sich auch am Spielersektor dominanter auftreten und entsprechende Neuverpflichtungen tätigen zu können. Ilian Micanski und Macauley Chrisantus, zwei wichtige Offensivakteure waren in der letzten Saison zum Beispiel nur ausgeliehen. Da mit Karim Benyamina ein weiterer Angreifer den FSV in der Sommerpause verließ, besserten die Verantwortlichen im Sturm nach. John Verhoek wechselte von Stade Rennes an den Main und Mathew Leckie wurde von Borussia Mönchengladbach ausgeliehen. Weiters holte man mit Edmond Kapllani einen sehr routinierten Stürmer ins Boot. Bei seinen letzten beiden Stationen (Augsburg und Paderborn) kam der Albaner allerdings kaum zum Einsatz. Für den Auftakt scheint Kapllani gesetzt, da Leckie verletzt ausfällt – ebenso wie fünf weitere, teils enorm wichtige Spieler. Trotz dieser Misere ist Möhlmann davon überzeugt, zu Saisonbeginn eine „schlagkräftige Mannschaft auf dem Feld zu haben.

Eintracht Braunschweig

Den ausgezeichneten achten Platz belegte Eintracht Braunschweig letzte Saison in der Endabrechnung. Für den Traditionsverein mit ein Grund mit viel Optimismus in die zweite Spielzeit nach dem Wiederaufstieg zu gehen. Ist es das vielzitierte „schwere zweite Jahr“? „Ich glaube, dass kann man sich auch einreden. Das hängt von zu vielen Faktoren ab. Wichtig ist, erst einmal gut in die Saison zu starten“, meint Kapitän Dennis Kruppke. Der Mittelfeldspieler war letzte Saison mit zehn Toren gemeinsam mit Stürmer Dominick Koumbela der torgefährlichste Akteur. Was zunächst nach einer schwer berechenbarer Offensivtaktik klingt, ist auf den zweiten Blick aber der Schwachpunkt der Eintracht, die 2012/2012 nur 37 Tore erzielte. Schaffte es der Gegner den Wirkungsbereich von Kruppke und Koumbela einzuschränken, war das Angriffsspiel quasi lahmgelegt.

Demensprechend setzte Erfolgscoach Torsten Lieberknecht den Hebel im taktischen Bereich an. Man möchte taktisch flexibler werden, auf einer beeindruckend starken Defensive, die letzte Saison nur 35 Gegentore zuließ, aufbauen. Der Kader wurde weitestgehend zusammengehalten. Nur vier Spieler – Mathias Fetsch, Julius Reinhardt, Benjamin Fuchs und Nico Zimmermann – verließen die Niedersachsen, ebenso viele wurden neu eingegliedert. Dabei schaute man sich auch in Österreich um, denn vom SCR Altach kam Orhan Ademi. Zu einer offiziellen Zielausgabe ließen sich die Verantwortlichen der Eintracht nicht hinreißen. „Wenn wir natürlich eine ähnliche Saison spielen könnten wie zuletzt, wäre das überragend. Aber auch wenn wir es schaffen sollten, uns einfach nur in der 2. Liga zu halten, hätten wir wieder etwas Grandioses erreicht“, so Lieberknecht. „Das ist für den Verein das wichtigste. Dennoch sind wir ehrgeizig genug zu sagen, dass wir uns weiter verbessern wollen.

1. FC Köln

Lange gehört der 1. FC Köln zum Inventar der ersten Bundesliga, wurde drei Mal deutscher Meister und gewann vier Mal den DFB-Pokal. Mit der Jahrtausendwende änderte sich aber das Standing. Während der vergangenen 14 Jahre verbrachte der Traditionsverein sechs Spielzeiten in der zweiten Liga. Nach einer miserablen Bundesliga-Rückrunde 2012 kommt eine weitere dazu. In dieser wird der FC von vielen neuen Gesichtern getragen. Neben der halben Mannschaft tauschte man auch die sportliche Leitung aus. Neuer Sportdirektor ist Jörg Jakobs, der früherer Chefscout von Hannover 96. Der 41-Jährige mit dem neuen Trainer Holger Stanislawski eine schlagkräftige Truppe zusammenzimmern, geht dabei aber nicht immer konventionelle Wege. „Man kann richtig Geld anpacken. Aber es gibt auch andere Wege zum Erfolg bei der Planung eines Kaders“, so Jakobs und zitiert Jürgen Klopp: „Für die richtige Mentalität verzichte ich gerne auf ein paar Prozent Qualität.“ Mit Stanislawski funke er auf einer Wellenlänge und verfolgt langfristige Ziele.

Einige etablierte und teilweise lange dem Verein angehörige Spieler, zum Beispiel Torhüter Rensing, Abwehrchef Geromel oder Torjäger Novakovic, wurden in der Sommerpause deshalb abgegeben. Schulden in Höhe von über 20 Millionen zwingen die Geißböcke zu einem Sparkurs. Neben arrivierten Aufstiegsspezialisten wie Matthias Lehmann, der unter Stanislawski bereits zweimal den Aufstieg schaffte und Thomas Bröker, der sowohl letztes Jahr mit Fortuna Düsseldorf als auch vor acht Jahren mit dem FC Köln die Rückkehr in die Bundesliga feiern durfte, holte man auch einige junge Spieler ins Boot. Mit Daniel Royer und Kevin Wimmer gehören auch zwei Österreicher gehören dem neuen Kader an. „Ganz ehrlich, der neue FC ist auch für mich eine Art Wundertüte. Ich denke, wir haben eine interessante Mischung, viele Spieler, die noch nicht so zeigen konnten, was in ihnen steck“, streitet Stanislawski nicht ab vor einer ungewissen Saison zu stehen.

1. FC Kaiserslautern

Einen ähnlichen Wandel wie der FC Köln vollzog auch der 1. FC Kaiserslautern. Stellten die roten Teufel in den 90er-Jahren noch den Bundesligameister, sind sie mittlerweile eine Fahrstuhlmannschaft. Nachdem man als abgeschlagener Tabellenletzter erneut den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste, wurde am Betzenberg ordentlich umgekrempelt. Mit Franco Foda stellte der FCK einen hierzulande sehr bekannten neuen Übungsleiter vor. Der ehemalige Sturm-Meistermacher soll die Mannschaft wieder auf Vordermann bringen. Vor allem im Angriff hatte Kaiserslautern im letzten Jahr arge Defizite zu verzeichnen – nur 24 Tore wurden erzielt. Dass das in der neuen Saison besser wird, holte man mit Mohamadou Idrissou ein bekanntes Stürmergesicht. Der 32-jährige Kameruner war bei Bundesligaaufsteiger Eintracht Frankfurt nicht mehr gefragt. Die anderen beiden Sturmhoffnungen sind ebenfalls mehr oder weniger neu. Ilian Micanski gehört zwar seit 2010 dem Verein an, brachte es bisher nur auf zehn Ligaspiele. In der letzten Rückrunde war der Bulgare an den FSV Frankfurt ausgeliehen, wo er mit neun Toren in 15 Spielen aufzeigte. Weiters verpflichtete man mit Albert Bunjaku einen weiteren erfolgshungrigen Spieler. Der Schweizer, der die Mannschaft als Kapitän anführen soll, kam nach einer schweren Knieverletzung 2010 außer Tritt und will sich mit starken Leistungen wieder in die „Nati“ spielen.

Ebenfalls eine Rundumerneuerung vollzogen die Verantwortlichen im Mittelfeld nachdem Oliver Kirch (Borussia Dortmund), Olcay Sahan (Besiktas) und Thanos Petsos (Greuther Fürth) gingen. Neuer Taktgeber soll Enis Alushi werden, der letztes Jahr die Fäden im Mittelfeld des SC Paderborn zog. Im Offensivbereich soll Mimoun Azaouagh, gekommen vom FSV Mainz 05, EM-Teilnehmer Konstantinos Fortounis und Rückkehrer Chadli Amri für Wirbel sorgen. Letzter fällt aber mit einem Wadenbeinbuch vorerst aus. Auch deshalb sucht man beim FCK noch nach einer Verstärkung für die Außenbahn. Ein Kandidat dafür ist Rapids Christopher Drazan. Sollte kein externer Transfer zustande kommen, wäre es für Foda auch kein Beinbruch. „Ich bin jemand, der dann lieber in den eigenen Reihen sucht. Ich habe mich schon im Nachwuchsbereich und bei den Amateuren umgeschaut, da gibt es einige, die es schaffen könnten, in den nächsten Jahren nach oben zu kommen.“ Dass das Ziel als sofortiger Wiederaufstieg hoch angesetzt ist, stört den Coach nicht: „Wir sollten uns als 1. FC Kaiserslautern hohe Ziele stecken und die so schnell wie möglich erreichen. Wir haben tolle Fans, aber entscheidend wird sein, dass wir die Stimmung vom Rasen auf die Ränge bringen.

1. FC Union Berlin

Gast in Kaiserlautern beim ersten Montagsspiel der Saison wird der 1. FC Union Berlin sein. In der Hauptstadt ist man nicht nur wegen des Duells mit Stadtrivalen Hertha BSC heiß auf das kommende Fußballjahr. „Wir wollen mindestens Platz 5 bis 7 erreichen“, gibt Präsident Dirk Zingler ein konkretes Saisonziel aus. Man will die Leistungen der letzten Saison, die auf Platz sieben abgeschlossen wurde, bestätigen. Mit einem Rekordetat von 18 Millionen Euro nehmen die Eisernen dieses Unterfangen in Angriff. Auch in anderen Bereichen wächst der Verein. So verdoppelte sich die Mitgliederzahl im Vergleich zum ersten Zweitligajahr auf rund 10.300. Zudem bekommt das Stadion An der Alten Försterei eine neue Haupttribüne. Bis dahin wird die Heimfestung – Union war letzte Saison die fünftbeste Heimmannschaft – nur ungefähr 17.000 Zuschauer fassen. Einen Einbruch der exzellenten Stimmung erwartet man sich in Berlin aber nicht. „Nein, überhaupt nicht. Die Bauarbeiten schreiten sehr zügig voran. Vielleicht stehen beim zweiten Heimspiel sogar schon die Treppen, sodass die Seite schon zu ist und wir nicht allzu sehr in ein Loch schauen. Aber die 17.000, die immer noch hineinpassen, werden uns enthusiastisch unterstützen. Die Freude auf die neue Tribüne überwiegt ohnehin alles andere“, ist Trainer Uwe Neuhaus zuversichtlich.

Die Mannschaft des 52-Jährigen veränderte sich wie schon in den letzten Jahren nur punktuell. Mittelfeldmotor Chinedu Ede musste man zwar nach Mainz ziehen lassen, dennoch ist man zuversichtlich. „Damit sind wir bisher ganz gut gefahren. Natürlich muss man in jedem Jahr aufs Neue schauen, ob die Neuzugänge einschlagen“, so Neuhaus. Mit Björn Kopplin und Fabian Schönheim verstärkte man die Außenverteidigerposition. Zudem holte man mit Daniel Haas einen neuen Torhüter. Der bundesligaerfahrene Ex-Hoffenheimer soll den Konkurrenzkampf beleben, denn obwohl Jan Glinker letzte Saison ligaintern zu den besten seines Fachs zählte, sieht man Verbesserungspotenzial zwischen den Pfosten. „Letztendlich entscheidet immer die Leistung“, will sich Neuhaus auf keine klare Nummer eins festlegen. Das gesteckte Saisonziel sieht der Trainer als realistisch an, viel hänge aber auch vom Start ab. Damit könnten die Eisernen zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen, denn schon am vierten Spieltag steigt das Derby gegen die Hertha.

axl, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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