Unai Emery ist Geschichte. Die Interimslösung Freddie Ljungberg ebenso. Auf der Suche nach neuer Identität haben sich die Gunners die Dienste des hochgelobten Trainer-Neulings... Mikel Arteta – Arsenals neue Hoffnung

Unai Emery ist Geschichte. Die Interimslösung Freddie Ljungberg ebenso. Auf der Suche nach neuer Identität haben sich die Gunners die Dienste des hochgelobten Trainer-Neulings Mikel Arteta gesichert. Der ehemalige Schützling von Star-Trainer Pep Guardiola soll dem Verein wieder zu altem Glanz verhelfen. Von klingenden Namen wie Carlo Ancelotti und Massimiliano Allegri hat man diesmal Abstand genommen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen für den jungen, aufstrebenden Trainer mit Stallgeruch entschieden. Eine Wahl, die viel Risiko birgt. Der Hunger nach Erfolg ist enorm. Beginnt nun die Ära Arteta? 

Sein Werdegang

Der ehemalige spanische Nationalspieler wechselte im Jahr 2011 von Everton zu Arsenal und stand weit über 100 Mal für die Nordlondoner auf dem Rasen. Dabei trug er in den letzten beiden Jahren seiner erfolgreichen Karriere sogar die prestigeträchtige Kapitänsbinde der Gunners. Nachdem er 2016 seine Fußballschuhe an den Nagel hängte, standen ihm mehrere attraktive Optionen offen und er übernahm schließlich eine Schlüsselrolle im Coaching-Team von Pep Guardiola.

Guardiola und Arteta kannten sich bereits aus früheren Zeiten beim FC Barcelona und blieben seither in Kontakt. Eine oft erzählte Legende besagt sogar, dass Pep Guardiola 2012 kurz vor dem Halbfinale der Champions League gegen den FC Chelsea, den damals noch aktiven Arteta angerufen haben soll, um entscheidende Informationen zu erlangen. Beeindruckt von Arteta’s fundierter Analyse, legte dies den Grundstein für die spätere Zusammenarbeit bei Manchester City. Dort gewannen die Beiden insgesamt zwei Premier-League-Titel, einen FA Cup sowie zwei EFL Cups.

Bereits 2018, nach dem Abgang von Arsène Wenger, war Mikel Arteta stark mit der Vakanz des Chefpostens der Gunners verbunden, doch in sprichwörtlich letzten Sekunde, schreckten die Verantwortlichen vor der Unerfahrenheit des Spaniers zurück und entschieden sich für die vermeintlich sichere Variante Unai Emery.

Im Dezember 2019 war es schließlich soweit und Mikel Arteta darf sich seinen großen Traum erfüllen und sich bei den Nordlondonern beweisen. Die Rückkehr zu dem Klub, bei dem er 2016 seine aktive Karriere beendete, entspricht dem aktuellen Trend der Premier League, Vereinsikonen das Traineramt bekleiden zu lassen.

Vorschusslorbeeren

Intern hatte der geschätzte und hochprofessionelle Spanier viele Fürsprecher, zahlreichen Spielern war er als inspirierende Führungsfigur und heimlicher Trainer in Erinnerung geblieben, der oft unbequeme Wahrheiten ansprach, die andere unerwähnt ließen.

Des Weiteren spricht der Erfolgstrainer Pep Guardiola ausschließlich in höchsten Tönen über ihre Zusammenarbeit. Besonders seine herausragende Arbeitsmoral und sein außerordentliches Talent, das Geschehen auf dem Rasen zu analysieren und Lösungen zu entwickeln, streicht der zweimalige UEFA-Champions-League-Gewinner immer wieder hervor.

Vor allem bei der Entwicklung von Raheem Sterling und Leroy Sané, zwei der talentiertesten Flügelspieler der Welt, soll Arteta eine tragende Rolle gespielt haben. Generell sei die Entfaltung von jungen Spielern eine der Stärken des jungen Trainers. Bei dem Gedanken, aus Spielern wie Nicolas Pépé oder Gabriel Martinelli ähnlich komplette Spieler zu formen, richten sich die Mundwinkel der Fans sicher wieder nach oben.

Erste Erkenntnisse

Die bisherige Bilanz: Drei Spiele. Ein Sieg, ein Unentschieden sowie eine Niederlage. Mikel Arteta hat aus seinen ersten Spielen als Trainer des Arsenal FC zwar lediglich vier Punkte geholt, doch das Auftreten der Mannschaft gibt vor allem eines: Hoffnung.

Bereits bei seiner Antrittspressekonferenz hat er seine hohen Ansprüche und Vorstellungen unmissverständlich klar gemacht. Die Rückkehr zum dominierenden Angriffsfußball ist das ausgegebene Ziel. Wer nicht dazu bereit oder fähig ist, wird unter diesem Trainer keine Spielzeit bekommen.

Die Wirkung, die Mikel Arteta, in der bereits kurzen Zeit, auf die Spieler hat, ist eklatant und seine Handschrift unverkennbar. Passen, passen, passen. Gerade die erste Hälfte gegen den FC Chelsea dürfte den Fans der Gunners Auftrieb gegeben haben. Die Art und Weise wie das Team, unter dem aktuell jüngsten Premier-League-Trainer, aufgetreten ist, war äußerst ermutigend. Schneller, aggressiver Offensivfußball. Die Spieler zeigten Tugenden, die man vor seiner Übernahme oft sehnsüchtig herbeisehnte. Das Team ließ den Lokalrivalen aus London vor allem in den ersten 30 Minuten des Spiels nicht den Hauch einer Chance und erinnerte in den stärksten Phasen sogar an die Dominanz Manchester Citys aus den letzten beiden Saisonen.

Profiteur des Trainerwechsels ist ohne Zweifel Mesut Özil. Arteta, der noch unter Wenger mit Özil zusammenspielte, beorderte den Deutschen unmittelbar in die Startelf und stattete ihn mit zahlreichen Freiheiten aus. Bei den bisherigen Spielen lief der Spielmacher wieder zur Höchstform auf und glänzte durch präzises Passspiel sowie herausragender Laufbereitschaft.

Des Weiteren lässt sich konstatieren, dass die mangelnde Kompaktheit der letzten Monate binnen kürzester Zeit stark verbessert wurde. Im gestrigen Spiel gegen Manchester United bewegten sich die Linien ausgezeichnet im Raum und stellten die gegnerischen Spieler weitestgehend zu. Aggressivität und Laufbereitschaft, gepaart mit starkem Positions- und Passspiel ließen United vor allem in der Anfangsphase wenig Raum zur Entfaltung. Arteta hat es geschafft die Grundtugenden des Fußballs wieder mit modernem Kombinationsfußball zu verbinden, auch wenn man der Mannschaft nach wie vor eine gewisse Unsicherheit anmerkt und das gewünschte Tempo des Trainers noch nicht über die volle Distanz abgerufen werden kann.

Ein Licht am Ende des Tunnels

Mikel Arteta – das helle Licht in der blinden, undurchdringlichen Dunkelheit der geschundenen Fan-Seele. Ein Mann, mit der Mission, Spieler und Fans zu vereinen, explosiven Angriffsfußball zu etablieren, die Lethargie zu beseitigen und den Klub endlich wieder auf allen Ebenen konkurrenzfähig zu machen.

Eine mutige Wahl, die den Verantwortlichen des Vereins nicht abzusprechen ist und auch Arteta selbst, betritt durch seine Entscheidung einen riskanten Pfad. Seine klaren Worte sowie sein imposantes Auftreten entfachen große Erwartungen und so hat er sich die Last, einen taumelnden Riesen in der Fußballwelt wieder zu alter Stärke zu verhelfen, selbst auferlegt. Mikel Arteta – bislang lediglich ein Versprechen, aber ein Großes.

Manuel Plaschka

Manuel Plaschka