Nach 16 absolvierten Premier-League-Runden liegt Aston Villa für viele sensationell auf Platz 3. Zuletzt wurden mit Manchester City und dem Arsenal FC zwei absolute... Wie Aston Villa die Top-Teams der Premier League verzweifeln lässt

Nach 16 absolvierten Premier-League-Runden liegt Aston Villa für viele sensationell auf Platz 3. Zuletzt wurden mit Manchester City und dem Arsenal FC zwei absolute Top-Teams in die Knie gezwungen. Warum Platz 3 aber gar nicht so sensationell ist, Aston Villa aber trotzdem die größte Überraschung in der diesjährigen Premier League ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Überraschungsteam der bisherigen Premier-League-Saison

Nach Platz 14 in der Saison 21/22 und Platz 7 im Vorjahr können die Mannen aus Birmingham auch dieses Jahr eine deutliche Leistungssteigerung vorweisen. Nach 16 Runden liegt Aston Villa auf Platz 3 und damit vor den beiden Clubs aus Manchester, dem FC Chelsea, Newcastle United, Tottenham sowie dem Überraschungsteam des letzten Jahres aus Brighton.

Drittbester Angriff, viertbeste Verteidigung

Mit ein Grund warum die Mannschaft aus dem Villa Park dieses Jahr so stark ist, sind die ausgeglichenen Mannschaftsteile. So kann der Club aus Birmingham den drittbesten Angriff und die viertbeste Verteidigung der Liga vorweisen.

Aber nicht nur in puncto Mannschaftsleistung kann das Team aus den West Midlands punkten. Ollie Watkins rangiert derzeit mit acht Toren auf Platz 5 der Torjägerliste. Und nicht nur das – der Engländer liegt mit sechs Torvorlagen auf dem geteilten vierten Rang der besten Vorlagengeber. Bedeutet Platz 4 in der Liste der Top Scorer.

Taktische Disziplin

Unai Emery und Aston Villa – das passt einfach. Vieles von dem, was man im Villa Park bestaunen kann, erinnert an Emerys Glanzzeit beim FC Sevilla.

Der Spanier zelebriert ein gelungenes Konterspiel aus einer soliden Abwehr heraus und nützt Fehler des Gegners schonungslos aus. Dies bekamen zuletzt auch Manchester City und der FC Liverpool auf ganz unterschiedliche Weise zu spüren. Den Citizens gelangen in 90 Minuten lediglich zwei Torschüsse und sie fanden zu keiner Zeit ein Rezept gegen das Abwehrbollwerk der Villans. Ein ganz anderes Bild zeichnete der Villa-Coach aber gegen den Arsenal FC. Das Team von Mikel Arteta kam auf 62% Ballbesitz und fünf Torschüsse, Emerys Team reichte aber einer von drei Torschüssen, um das Match für sich zu entscheiden.

Emerys Erfolgsrezept ist es, dass er sich wie kaum ein anderer auf seinen Gegner einstellen kann. Und so findet er immer ein Rezept, seinen Gegner zur Verzweiflung zu bringen. Wollte man gegen Manchester City erst gar kein Spiel der Mannschaft von Pep Guardiola aufkommen lassen und sämtliche Offensivbemühungen der Citizens im Keim ersticken, gewährte man den Gunners mehr Freiraum und Ballbesitz, um selbst Platz für die Konter vorzufinden.

Was dahinter steckt, ist eiserne Disziplin und taktische Raffinesse. Emerys Teams lassen in der Regel wenig zu, sind aber im Konter brandgefährlich und brauchen nur wenige Chancen, um das Spiel für sich zu entscheiden.

Emery at his best

Der Spanier übernahm den kriselnden Traditionsklub aus Birmingham erst im November 2022, ersetzte den im Finish glücklosen Steven Gerrard und führte Aston Villa saisonübergreifend in 27 Premier-League-Spielen zu 15 Siegen, vier Unentschieden und acht Niederlagen.

Wenn es um Erfolge geht, ist Unai Emery kein Unbekannter. In seiner Erfolgsbilanz findet sich vier Mal der Gewinn der Europa League (3x mit Sevilla, 1x mit Villareal) und ein Meistertitel in Frankreich mit Paris Saint Germain. Zudem gewann er je zwei Mal den französischen Pokal, den französischen Ligapokal und den französischen Super Cup mit Les Parisiens.

Eine der wenigen Stationen, die Emery keinen Erfolg bescherte, war jene bei Arsenal, seine erste in England. Nicht zuletzt deswegen, waren viele skeptisch, ob ihm bei Aston Villa der Durchbruch in jener Liga gelingen würde, in der er einst gescheitert war. Es war aber nicht die Liga, es war der Klub. Emery und Arsenal war ein Missverständnis. In London legt man Wert auf gepflegten Offensivfußball. Etwas, womit Emery nicht dienen kann. Sein Fußball ist das exakte Gegenteil und passt bei Aston Villa wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Disziplin, harte Arbeit und eine geschlossene Mannschaftsleistung. Wenn auch taktisch komplex, Unai Emerys Fußball ist eines: Bodenständig. Etwas, das man in Birmingham liebt.

Dass Unai Emery zu alter Stärke zurückgefunden hat, spiegelt sich auch bei den Neuzugängen wider. Am Transfermarkt kann man in Birmingham nicht so frei agieren wie manch anderer Klub. Transfers mit Augenmaß hieß die Devise im Sommer. Mit Moussa Diaby, Pau Torres und Youri Tielemans wurden lediglich drei Spieler fest verpflichtet. Auch, wenn der Königstransfer, der Franzose Diaby noch etwas hinter den Erwartungen hinterherhinkt, so kann man in Birmingham auch auf den Leihen von Nicolo Zaniolo und Clemens Llenglet von einem erfolgreichen Transfersommer sprechen. Insgesamt hat man sich um 93 Millionen Euro verstärkt.

Was ist noch drinnen für Aston Villa?

Maßgeblich wird die Konstanz sein. Die Villans haben gezeigt, dass sie sich gegen spielstarke Gegner leichter tun als gegen defensivstarke Mannschaften. So konnten Arsenal, Manchester City, der FC Chelsea, die Tottenham Hotspurs und Brighton geschlagen werden. Gegen Bournemouth, Nottingham und die Wolves etwa konnte nicht die volle Punktezahl geholt werden.

Fakt ist aber, dass in der Hinrunde mit Brentford, Sheffield United und Manchester United noch drei Gegner auf Aston Villa warten, die man schlagen kann. Vor allem der Klub aus dem Old Trafford sollte Unai Emery und seinen Schützlingen liegen.

Wenn Aston Villa weiterhin konstant gute Leistungen abliefert, spricht vieles dafür, dass man in Birmingham am Saisonende die Europa-League-Teilnahme bejubeln kann.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer