Siegen oder Fliegen, hieß es für die Wiener Austria im Auswärtsspiel auf Zypern gegen Apollon Limassol. Nachdem man das Heimspiel mit 1:2 verlor, galt... Analyse: Austria fliegt aus dem Europacup

Siegen oder Fliegen, hieß es für die Wiener Austria im Auswärtsspiel auf Zypern gegen Apollon Limassol. Nachdem man das Heimspiel mit 1:2 verlor, galt es für die Violetten diesen Rückstand aufzuholen, um doch noch den Sprung in das Playoff der Europa League zu schaffen. Zuversicht für dieses Unterfangen gab der 5:1-Kantersieg gegen Mattersburg, wo man sich den Frust von der Seele schießen konnte. Dennoch war für alle klar, dass Apollon ein anderes Kaliber darstellt und auf Zypern auch noch schwierigere Verhältnisse auf die Violetten warten würden.

Ilzer überrascht mit seiner Aufstellung

Dass der Austria-Trainer Christian Ilzer immer für Überraschungen gut ist, demonstrierte der Steirer schon bei seinen letzten Aufstellungen. Doch mit jener Startformation im Rückspiel gegen Apollon, hätte wohl niemand gerechnet. Einerseits wurde kräftig rotiert und Stammkräfte wie Serbest, Jeggo oder Prokop mussten auf der Bank Platz nehmen und andererseits wurde darüber hinaus auch noch das System kräftig angepasst, was wohl die mit Abstand größte Überraschung war. Ilzer kehrte dem 4-3-1-2/4-3-2-1 aus den letzten Wochen den Rücken und setzte nun auf eine 3-4-3/5-2-2-1 Grundausrichtung. So bildeten Handl, Maudo und Zwierschitz die Innenverteidigung, während Demaku und Grünwald das Mittelfeldzentrum besetzten und dem Angriffstrio Fitz, Sax und Monschein den Rücken freihalten sollten.

Die Systemumstellung machte dabei durchaus Sinn und war quasi die Konsequenz aus den Lehren, die man aus dem Hinspiel gegen Apollon gezogen hatte. Die Zyprer haben eine überaus flügellastige Spielanlage und greifen nahezu exklusiv über die Flügelzone an, wo man auf Durchbrüche und viele Flanken setzt. Da macht es durchaus Sinn, einerseits genügend Mann in die eigene Box zu positionieren und andererseits die Flügelpärchen und vor allem die offensiven Außenverteidiger von Apollon optimal aufzunehmen und zu verteidigen. Im Hinspiel übernahmen diese Aufgabe die ballnahen Achter, die aus den zentralen Position nach außen attackierten und die gegnerischen Außenverteidiger stellten. Allerdings ist das gleichwohl mit sehr viel Laufarbeit verbunden und führte mit Fortdauer des Spiels auch zu größeren Lücken, wodurch die Austria nicht mehr konsequent ins Pressing kam.

Da auf Zypern nahezu tropische Bedingungen und ein schwierig zu bespielendes Klima herrscht, hieß es für Austra-Trainer Ilzer für eine gewisse Effizienz im defensiven Verbund und im Pressing zu sorgen und sich gleichzeitig noch besser auf den Gegner einzustellen, ohne dabei zu viele leere Kilometer abspulen zu müssen. Der Matchplan der Austria sah dann so aus, dass man oft aus einem 3-4-2-1 heraus attackierte und sich augenscheinlich auf die Stärken des Gegners ausrichtete. In der ersten Linie agierte Monschein alleine und kümmerte sich vordergründig um Abwehrchef Yuste, während dahinter Fitz und Sax ebenfalls recht zentral blieben und mehr oder weniger als hängende Spitzen agierten. Ihre Hauptaufgabe war es nämlich, die beiden spielstarken Sechser von Apollon abzudecken und diese vom Spiel abzuschneiden, damit sie das Spiel aus dem Zentrum heraus nicht gestalten konnten. Sobald dann der Pass auf die Außenverteidiger der Gastgeber erfolgte, war dies der Pressingauslöser für die violetten Flügelverteidiger, die nach vorne stießen, während der ballnahe Halbverteidiger durchsicherte und nachschob, die aber auch noch vom ballnahen Sechser zusätzlich unterstützt wurden. So gewährleisteten die Violetten einerseits effiziente Laufarbeit und deckte sowohl das Zentrum gut an, konnte gleichwohl aber auch auf den Flügeln doppel und den Gegner stellen.

Gut strukturierte Austria bringt Apollon ins Schwitzen

Und die Spieler der Violetten setzten den Plan in der Anfangsphase der Partie prompt sehr ordentlich um. Man bekam sofortigen Zugriff auf die Partie und schien sehr fokussiert und zielstrebig zu agieren. Die Folge war bereits die erste Topchance nach nur wenigen Spielminuten, als nach einer Eckball-Variante Kapitän Grünwald nur hauchzart am Kasten vorbeischoss. Danach versuchte Apollon mittels hohem Ballbesitz und einer sicheren Ballzirkulation das Spiel zu beruhigen und Druck vom Kessel zu nehmen. Die Austria ließ die Gastgeber aus weitestgehend in der eigenen Hälfte spielen und gewähren. Man tastete sich langsam vor mit der Pressinglinie und wartete auf den richtigen Moment, um den Pressingauslöser zu wählen und auf die Balleroberung zu gehen. Das klappte auch recht gut und immer wieder konnte man nicht nur den Flügel erfolgreich anpressen und für Ballverluste beim Gegners sorgen, auch das spielstarke Zentrum der Zyprer leistete sich einige ungewöhnliche Fehler.

Die Falle der Austria schnappte ein ums andere Mal zu. Für Apollon stellte sich die eigene breite Spielanlage als Nachteil heraus, da man im Ballbesitz extrem auffächerte und versuchte, das Spiel breit zu machen. Dadurch bekam die Austria den strategischen Vorteil, durch die eigene Kompaktheit schnell gute Umschaltmomente zu kreieren und über das Zentrum zügig nach vorne zu kommen, da sich die Gastgeber nicht schnell genug wieder zusammenziehen konnten. Nach Ballgewinn sollte es schnell und direkt nach vorne gehen und im Umschaltspiel das Tempo von Monschein ins Spiel gebracht werden. Doch darüber hinaus gab es auch sonst einige weitere interessante Anpassungen. So wich Offensivspieler Sax sehr stark nach rechts aus und sorgte im Verbund mit Klein und Fitz für Überladungen auf dieser Seite, mit denen man für Flügeldurchbrüche sorgen wollte. Vor allem Fitz spielte eine wichtige Rolle und sollte sich im Zwischenlinienraum bewegen, der der Austria viele Möglichkeiten gab. So ließ sich die Innenverteidigung von Limassol extrem weit nach hinten fallen, um Monschein auf gar keinen Fall Rückraum zu ermöglichen.

Das nahm teilweise solch extreme Ausmaße an, dass die Defensivspieler der Zyprer teilweise zwanzig Meter Abstand zum defensiven Mittefeld hatten und folglich ein riesiges Loch im Zentrum klaffte. In diese Räume stießen die beiden Halbspieler Fitz und Sax sehr oft und ermöglichte es den Wienern immer wieder frontal und mit Tempo auf die Abwehr zuzulaufen. Das Problem dabei war, dass man strukturell und strategisch zwar den Matchplan umsetzte, allerdings es an der individuellen Umsetzung haperte. So liefen alle drei Angreifer an vorderster Front mehrmals in aussichtsreiche Gleichzahlsituationen gegen die Abwehr an und man konnte sich trotz zahlreicher toller Möglichkeiten quasi nie durchspielen und den letzten Pass anbringen, da man viel zu schlampig und unsauber agierte.

So verschenkte die Austria leichtfertige Möglichkeiten und man konnte die Unzulänglichkeiten der Zyprer nicht noch konsequenter ausnutzen. So blieb es letztlich nur beim Treffer von Maudo nach einem Freistoß, der die Austria in Führung brachte. Apollon Limassol wirkte in der Phase unsicher und man wurde ins Wanken gebracht, fiel allerdings nicht, da die Wiener gnädig mit den Gastgebern umgingen.  Nach rund einer halben Stunde ging das Pressing und Attackieren der Austria auch nicht mehr so griffig zu Werke und Apollon konnte sich öfter aus engen Situationen befreien. Der Trainer der Zyprer griff auch mit Adaptionen ein und stellte das System um auf ein 4-3-3, um besseren Zugriff auf das 3-4-3 der Austria zu bekommen. So ließ sich der linke Flügelstürmer immer mehr neben den beiden Sechsern fallen und überlud den Raum, wodurch sich Apollon öfter befreien konnte und in weiterer Folge schnelle Spielverlagerungen suchte.

Dadurch wurde auch sehr oft das Durchsichern und Nachschieben der Austria auf die Probe gestellt und es traten immer öfter Probleme zu Tage. Man merkte in einigen Szenen der Abwehr noch die Uneingespieltheit an und beim Herausrücken agierte man ab und an zu zögerlich und kam dadurch einen Schritt zu spät. Auch Innenverteidiger Maudo machte nicht den sichersten Eindruck und leistete sich einige Schnitzer, die aus Austria-Sicht zum Glück nicht bestraft wurden. Gleichwohl ließ die Austria keine großen Möglichkeiten des Gegners zu und hatte selber die Topchance auf das 2:0 auf dem Fuß, jedoch traf Fitz aus kurzer Distanz den Ball nicht richtig und ließ diese große Gelegenheit liegen. Als die Austria immer weiter zurückfiel und auch  vor der Halbzeit physisch etwas angeschlagen wirkte, fiel kurz vor dem Halbzeitpfiff der Ausgleich für die Gastgeber. Der polnische Schiedsrichter fiel auf eine Schwalbe herein und zeigte auf den Elfmeterpunkt, wodurch die Zyprer quasi mit dem Pausenpfiff auf 1:1 stellen konnten. Damit ging die Austria mit einem Nackenschlag in die Halbzeitpause.

Austria kann nicht mehr nachlegen

Nach dem Wiederanpfiff und dem eingefangenen Ausgleich, blieb für die Austria die Ausgangssituation recht ähnlich und man war weiterhin gefordert einen zweiten und dritten Treffer zu erzielen. Doch Apollon schien durch den Moralschub des Ausgleichs nicht nur gestärkt, sondern nahm in der Halbzeitpause auch noch taktische Adaptionen vor. Man agierte nun gruppentaktisch wesentlich kompakter und verzichtete darauf, mit der eigenen Formation im Ballbesitz aufzufächern und das Spiel extrem in die Breite zu ziehen, wodurch man nun die Räume speziell im Zentrum kompakter gestalten konnte. Apollon kehrte auch zu einem 4-4-2 System zurück und verstärkte damit den Fokus auf das Zentrum, um der Austria strategisch diese Region streitig zu machen. Nun konnten die Gastgeber die Wiener auch besser kontrollieren und offenbarten nicht mehr so große Räume, so wie sie die Austria in der ersten Hälfte bekam.

In der Phase, wo das Spiel auf Augenhöhe war, kassierte die Wiener Austria einen weiteren bitteren Gegentreffer. Nachdem man vorne schlecht attackierte und nicht ins Pressing kam, konnte sich Apollon vom Torhüter bis in den gegnerischen Sechszehner durchspielen, wo sich der Linksverteidiger Aguirre durchtankte und Handl zu einem Eigentor zwang. Durch den 1:2 Rückstand war nun klar, dass die Austria zwei Treffer benötigen würde, um nicht nur das Spiel zu gewinnen, sondern auch den Aufstieg zu packen. Jedoch agierte das offensive Trio im Angriff weiterhin extrem fehlerhaft, leistete sich viele Ballverluste und Fehlpässe und blieb oft unbedrängt an der gegnerischen Abwehr hängen. Das kostete der Austria viel Kraft und nach und nach schien man physisch nachzulassen, da man bei ungemein schwülen Bedingungen sehr viel hinterherlaufen musste.

Trainer Ilzer versuchte es mit einem Doppelwechsel und brachte Jeggo und Edwomwonyi, wodurch man das System auf ein 3-5-2 umstellte und noch mehr versuchte über das Zentrum zu agieren. Die Zyprer ließen die Violetten allerdings kommen, machten das Zentrum extrem eng und zogen sich nun zusammen, um der Austria in diesen Regionen weiterhin keinen Platz mehr zu geben. Der Austria fehlte es auch an diesem Abend an der nötigen Sauberkeit in den eigenen Aktionen, um sich dennoch durchzuspielen, weshalb man auch kaum mehr durchkam und wenig Durchschlagskraft entwickelte. Apollon hingegen sorgte nach einem kurz abgespielten Eckball für die endgültige Entscheidung und Flügelspieler Gianniotas versenkte die Kugel mit einem Schlenzer ins lange Eck zum 3:1. Danach war der Traum vom Weiterkommen endgültig geplatzt und so war diese Aktion mehr oder weniger der Schlusspunkt in diesem Aufeinandertreffen.

Fazit

Es war ein kurzer und ungemein bitterer Auftritt der Austria in der diesjährigen Europacupsaison. Zwar konnte man in beiden Duellen gut sehen, dass Apollon Limassol nicht zu unrecht zuletzt Stammgast in der Europa League war und dabei nicht umsonst auch gute Vereine bezwingen konnte, aber nichtsdestotrotz hätte die Austria genügend Möglichkeiten gehabt, wesentlich mehr herauszuholen und den Zyprern noch mehr Probleme zu bereiten. Teilweise hatte man allerdings auch Pech und vor allem kein Glück mit den Schiedsrichtern, allerdings waren auch die eigenen Unzulänglichkeiten ein Problem und letztlich waren die schlechten zweiten Halbzeiten in den beiden Duellen der Sargnagel für die Austria.

Für die Violetten schien es so, als sei dieser Auftritt im Europacup etwas zu früh gekommen und man mannschaftlich noch nicht so gefestigt, um eine abgebrühte und routinierte Mannschaft wie Apollon aus dem Bewerb zu kegeln. Allerdings sah man erneut einige gute Ansätze bei der Austria und Trainer Ilzer schickte seine Truppe mit einem  Matchplan und der optimalen Struktur aufs Feld, wodurch man strategisch sehr viel richtig machte und Apollon und ihrer Spielanlage vor große Probleme stellte, wodurch die Zyprer von dieser in Teilen Abstand nehmen mussten. Letztlich war es ein Problem der Ausführung, weshalb sich einige Spieler an die Nase nehmen und in Zukunft entschlossener agieren müssen, damit man auf diesem Niveau bestehen kann.

Dalibor Babic