In der dritten Runde der Qualifikation für die UEFA Europa League, trifft die Wiener Austria auf den zyprischen Vertreter Apollon Limassol. Wir wollen uns... Unter der Lupe: Das ist der Austria-Gegner Apollon Limassol

In der dritten Runde der Qualifikation für die UEFA Europa League, trifft die Wiener Austria auf den zyprischen Vertreter Apollon Limassol. Wir wollen uns den Gegner der Violetten daher näher ansehen.

Erfolgreiche Auftritte im Europacup

Nach zweijähriger Abstinenz, kehrt die Wiener Austria wieder auf die internationale Bühne zurück. Wie damals, startet man nicht nur gegen einen zyprischen Verein, sondern geht es auch gegen die gleiche Stadt. Vor zwei Jahren kreuzte man mit AEL Limassol die Klingen und setzte sich mit viel Bauchweh durch, diesmal ist der zuletzt erfolgreichere Stadtrivale Apollon Limassol an der Reihe. Zwar hat man insgesamt drei Meisterschaften weniger am Konto als AEL und läuft bereits seit mittlerweile 14 Jahren dem zyprischen Titelgewinn hinterher, dafür konnte man sich in den letzten Jahren konstant vor dem Stadtrivalen platzieren und beendete die abgelaufene Saison auf dem dritten Tabellenplatz – hinter Liga-Krösus APOEL Nikosia und AEK Larnaca.

Mit insgesamt dreizehn Meisterschafts- und Pokalgewinnen ist man zwar weit hinter Vereinen wie Rekordmeister APOEL oder Omonia Nikosia abgeschlagen und befindet sich in der „ewigen Tabelle“ nur auf Rang fünf, allerdings konnte man sich in den vergangenen Jahren konstant im Spitzenfeld halten und beendete die letzten drei Spielzeiten jeweils in den Top Drei. Damit qualifizierte man sich auch folglich konstant für den Europacup und startet nun das fünfte Jahr in Folge in die Qualifikation für die Europa League. Dabei konnte man vor allem die letzten beiden Spielzeiten beachtliche Erfolge einfahren und teils für Aufsehen sorgen. In der Saison 2017/18 setzte man sich im Playoff gegen den dänischen Spitzenverein FC Midtjylland durch und zog in die Gruppenphase der Europa League ein, wo man in der Hammergruppe gegen Lyon, Atalanta Bergamo und dem FC Everton immerhin drei Unentschieden holte. Das Kunststück, in die Gruppenphase einzuziehen, gelang Apollon auch im Jahr darauf, wo man im Playoff den Schweizer Liga-Krösus FC Basel sensationell eliminieren konnte.

In der Gruppenphase 2018/19 erwischte man dann erneut eine Hammergruppe und bekam es mit Eintracht Frankfurt, Olympique Marseille und Lazio Rom zu tun, wo man erneut mit Achtungserfolgen aufwarten konnte. Marseille trotzte man insgesamt vier Punkte ab und gegen Lazio holte man auch immerhin einen Dreier, wobei die sechs Punkte an den letzten beiden Spieltagen gegen die B-Mannschaft von Lazio und eine bereits ausgeschiedene und früh in Unterzahl agierende Mannschaft von Marseille gelangen. Dennoch sind diese Achtungserfolge nicht zu verachten und zeigen, dass die Mannschaft von Apollon Limassol Qualität hat und auch auf der internationalen Bühne konkurrenzfähig ist.

Ein hoher Flügelfokus im Offensivspiel

Trainer der Zyprer ist der 42-Jährige Sofronis Avgoutis, der bereits als Torhüter die längste Zeit seiner Karriere bei Apollon verbrachte und nach seinem Karriereende im Jahr 2013 als Co-Trainer bestellt wurde, was er drei Jahre lang blieb. Ende 2016 übernahm er dann interimistisch das Ruder und leitet nun seit mittlerweile knapp drei Jahren erfolgreich die Geschicke seines Herzensklubs. Dabei kommt er auf einen guten Punkteschnitt von 1,96 pro Spiel und weiß vor allem mit den Auftritten auf dem internationalen Parkett zu überzeugen. Dabei setzt Avgoutis nahezu ausschließlich auf eine 4-2-3-1-Grundformation, wobei in der letztjährigen Gruppenphase auch mal das 5-2-3/3-4-3 zum Einsatz kam.

Die Spielanlage kann dabei auf einen Aspekt reduziert werden: Flügelspiel – sehr, sehr viel Flügelspiel. Apollon setzt auf einen hohen Flügelfokus und viel Direktheit im Angriff, greift konstant mit jeweils zwei Flügelpärchen auf den Außenbahnen an und versucht, im Verbund mit den hochaufrückenden Außenverteidigern für Durchbrüche zu sorgen. Mittels vieler Hereingaben in den Strafraum und einer konstant guten Strafraumbesetzung, wird nicht nur der Mittelstürmer Zelaya gefüttert, sondern rücken auch der ballferne Flügelspieler und der „Zehner“ sehr früh in den Strafraum und lauern auf die Hereingaben. Aufpassen muss die Austria vor allem auf den Rechtsverteidiger Joao Pedro, der im Stile eines Flügelstürmers agiert und nicht nur viel Tempo mitbringt, sondern auch für gefährliche Flanken sorgt. Abgesichert werden diese Angriffe von der „Doppelsechs“, wobei der Serbe Markovic den offensiveren Part einnimmt und gerne auch aus der Etappe nach vorne stößt. Brandgefährlich sind die Zyprer bei Distanzschüssen aus der zweiten Reihe, wo man u.a. mit Markovic oder Kyriakou über mehrere schussgewaltige Spieler verfügt, die scharfe Bälle auf den Kasten bringen können, wo folglich die Mitspieler sehr oft auf Abpraller lauern.

Verwundbar sind die Zyprioten allerdings speziell bei Konterangriffen und sofern man hinter die beiden Sechser in den Zwischenlinienraum eindringt. Durch die hoch aufrückenden Außenverteidiger, haben die verbleibenden Spieler in der Absicherung teils große Räume abzudecken, allerdings verfügt Apollon nicht wirklich über viel Tempo in der Absicherung und verlässt sich ausschließlich auf ihre Routine und das Stellungsspiel. Das führt dann dazu, dass selbst schwächere Gegner wie Zalgiris oder die Shamrock Rovers zu ungewöhnlich vielen Torgelegenheiten kamen. Da könnte es für die schnellen Spitzen der Austria im Verbund mit der Qualität von Kapitän Grünwald beim letzten Pass einige Möglichkeiten geben, den Zyprern wehzutun. Große Schwierigkeiten hatte Apollon auch bei Standardsituationen gegen die Shamrock Rovers, weshalb Limassol zuletzt vermehrt Trainingszeit in das Verteidigen von Standards investierte.

Positiv für die Austria ist, dass einerseits mit Kapitän Papoutis und Abräumer Sachetti zwei wichtige Mittelfeldspieler mit Sperren ausfallen werden, genauso wie Mittelstürmer Zelaya, der das Gesicht im Angriffsspiel der Zyprer und auf den die Spielanlage ausgerichtet ist.

Bunt zusammengewürfelte Legionärstruppe

Wenn man sich den Kader von Apollon Limassol genauer ansieht, fällt sofort auf, dass einheimische Spieler keine große Rolle spielen und das Team zu knapp zwei Dritteln aus Legionären besteht. Ganze 20 (!) Legionäre stehen im Kader von Apollon und von einigen Südamerikanern, Spaniern, bis hin zu einem Schweizer sind die verschiedensten Nationen vertreten. Die Startelf der Zyprer ist darüber hinaus sehr erfahren und das Durchschnittsalter betrug im letzten Spiel 29,2 Jahre im Schnitt.

Das Tor bei Apollon wird der 28-jährige Schlussmann Joel Mall hüten. Der Schweizer wechselte in diesem Sommer innerhalb Zyperns zu Apollon Limassol und hat in der Vergangenheit immerhin 147 Spiele in der ersten und zweiten Liga der Schweiz bestritten, wo er für den FC Aarau und die Grasshoppers Zürich im Kasten stand. Nach einem kurzen Abstecher beim SV Darmstadt, wo er als Back-up fungierte, ging es für Mall nach Zypern. Joel Mall ist mit seinen 1,96m ein richtiger Schrank, der dementsprechend viel Spannweite mitbringt und nicht so leicht zu bezwingen ist. Vor allem in der Luft geht Mall sehr energisch aus seinem Kasten und scheut keinen Kontakt, wobei er manchmal auch zu viel Risiko eingeht und Bälle fallen lässt. Technisch ist Mall nicht der sauberste Keeper und er wehrt Bälle gerne kurz nach vorne ab oder klärt Schüsse recht unkonventionell.

In der Verteidigung ist auf der rechten Außenbahn der 33-Jährige Portugiese Joao Pedro gesetzt. Der Routinier verfügt über viel Erfahrung und verbrachte die meisten Jahre seiner Karriere in der höchsten portugiesischen Spielklasse. Ihn zeichnet vor allem sein Offensivdrang aus und sein Tempo über den Flügel, aber vor allem auch seine Flanken sind brandgefährlich und der Portugiese schießt auch meist die Standards von Apollon. Daneben wird der Spanier Hector Yuste in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen, wo der 33-Jährige mit seiner Routine als Abwehrchef fungiert, gleichzeitig aber auch sehr wichtig im Spielaufbau ist. Als sein Partner wird wohl Neuzugang Atilla Szalai fungieren. Der 21-Jährige dürfte speziell den Rapid-Fans bekannt sein, war er doch ein Teil der Amateurmannschaft und absolvierte auch eine Vorbereitung mit der Kampfmannschaft. Der Ungar ist mit seinen 1,92m physisch sehr stark und ein guter Zweikämpfer, darüber hinaus dank seines Kopfballspiels auch defensiv wie offensiv eine Waffe. Spielerisch hat er so seine Probleme und etwas hölzern und hüftsteif wirkt er ebenfalls, weshalb er wohl die Schwachstelle in der Abwehr darstellt. Wer auf der linken defensiven Außenbahn zum Einsatz kommt, ist noch offen. Mit Diego Aguirre kam zuletzt ein nomineller Offensivspieler auf der Position zum Einsatz, da die eigentlichen Linksverteidiger, wie etwa der nominelle Kapitän Giorgos Vasiliou und der Franzose Vincent Bessat nicht zu überzeugen wussten und die beiden Haudegen mittlerweile in die Jahre gekommen sind.

Im defensiven Mittelfeld wird der eigentliche Abräumer Esteban Sachetti aufgrund einer Sperre das Hinspiel verpassen, könnte aber im Rückspiel zum Einsatz kommen. Für ihn wird einer der wenigen Zyprer im Team, Charalampos Kyriakou ins Team rücken. Der zwanzigfache Teamspieler Zyperns ist die spielerisch stärkere Option im defensiven Mittelfeld und verfügt über einen starken rechten Fuß, mit dem er nicht nur schöne Pässe spielt, sondern auch punktgenaue Spielverlagerungen und scharfe Distanzschüsse anbringt. Neben ihm wird der Serbe Sasa Markovic agieren, der als Herz und Hirn der Mannschaft gesehen werden kann. Der zentrale Mittelfeldspieler ist technisch unheimlich beschlagen, verfügt über viel Übersicht und spielt sehr schöne und teils anspruchsvolle Pässe auch mal mit dem Außenrist. Vor allem ist Markovic allerdings für seine Distanzschüsse bekannt und gefürchtet und er ist aus nahezu aus jeder Entfernung in der Lage ein Tor zu erzielen. Die Austria wird danach trachten müssen, den Serben aus dem Spiel zu nehmen, denn damit würde man Apollon einer Waffe berauben.

In der offensiven Dreierreihe wird wohl auf der rechten Seite der von AEK Athen gekommene Giannis Gianniotas den Vorzug bekommen. Der Flügelspieler bekam es bereits mit der Austria in der Gruppenphase der Europa League zu tun, wo er im Kader stand und auch ansonsten hat er eine sehr interessante Visitenkarte. Der Grieche ist äußerst flink und wuselt sich gerne mit seiner Beweglichkeit und engen Ballführung durch die gegnerischen Abwehrreihen, weshalb bei ihm höchste Vorsicht geboten ist. Die Position hinter der Spitze ist bei Limassol nicht in Stein gemeißelt und bislang konnte sich niemand so richtig festspielen. Zuletzt kam auf der „Zehn“ der 34-Jährige Kapitän Papoulis zum Einsatz, der allerdings gesperrt fehlen wird. Dessen Ersatz wird vermutlich Ioannis Pittas sein, der in der Offensive alles spielen kann und über eine äußerst gute Schusstechnik verfügt und deswegen auch vor allem im Abschluss seine Stärken hat. Facundo Pereyra wäre die spielerisch stärkere und routiniertere Alternative und war in der vergangenen Saison der beste Torschütze von Apollon, allerdings dürfte der Argentinier etwas in Ungnade gefallen sein, nachdem er bislang meist nur von der Bank ins Spiel kam. Auf der linken Seite würde eigentlich der Togolese Serge Gakpe zum Einsatz kommen, allerdings wird dieser wohl im Sturmzentrum gebraucht. Durch die Ausfälle könnte hier der zuletzt als Linksverteidiger aufgebotene Diego Aguirre wieder auf seine angestammte Position zurückehren. Der Spanier verfügt über ein gutes Tempo und ist als Linksfuß ein klassischer Flankenläufer, der sehr breit steht und über eine enge Ballführung verfügt.

Im Sturmzentrum findet sich ein Schlüsselspieler von Apollon Limassol wieder, nämlich Emilio Zelaya. Der argentinische Stürmer ist ein Torjäger der klassischen Sorte und erzielte in 82 Spielen für die Zyprer starke 40 Treffer, womit er seinen Ruf als Goalgetter unterstreicht. Was die Statistik bereits offenbart, zeigt sich auch beim Fähigkeitsprofil des Angreifers, denn der Strafraum ist ganz klar sein Revier. Egal ob mit dem Fuß oder mit dem Kopf, Zelaya verfügt über einen sauberen Abschluss und einen ausgeprägten Torriecher, besetzt konstant den ersten Pfosten und arbeitet viel mit seiner Wucht. Dementsprechend ist auch das Spiel von Limassol auf die Stärken des Stürmers ausgerichtet und Zelaya wird permanent gesucht und mit Bällen in den Strafraum gefüttert. Außerhalb des Strafraums setzt er seine Qualitäten als Wandspieler ganz ordentlich ein und kann den Ball gut abdecken, auch wenn er wenig am Spiel teilnimmt und nahezu exklusiv ein Strafraumstürmer ist. Gut für die Violetten, dass Zelaya aufgrund einer Sperre im Hinspiel fehlen wird, was ein herber Verlust für Apollon ist. Vor allem auch deswegen, weil die Zyprer keinen zweiten echten Stürmer im Kader haben und nun improvisieren müssen.

Deshalb wird höchstwahrscheinlich Serge Gakpe im Sturmzentrum aushelfen und den Torjäger ersetzen. Gakpe blickt auf eine höchstinteressante Laufbahn zurück und spielte in Topligen wie Italien oder Frankreich, wo er u.a. für Monaco, Genua und Atalanta Bergamo zum Einsatz kam. Der Glanz von früher ist beim mittlerweile 32-Jährigen allerdings verflogen, weshalb der togolesische Nationalspieler auf Zypern gelandet ist. Dennoch verfügt auch Gakpe nach wie vor über Qualität, hat an seinen Abschlussqualitäten kaum etwas eingebüßt und ist nach wie vor recht flott zu Fuß, weshalb man ihn nicht aus den Augen verlieren darf. Mit Gakpe kommt mehr spielerische Linie und Tempo ins Sturmzentrum, auch wenn er bei weitem nicht an die Präsenz eines Zelaya rankommt.

Fazit

Mit Apollon Limassol bekommt es die Austria mit einer recht unangenehm zu bespielenden Mannschaft als Gegner zu tun. Die Zyprer verfügen über sehr viel Erfahrung in ihren Reihen, waren in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils in der Europa League-Gruppenphase und schlugen sich dort gegen starke Gegner recht tapfer. Aufpassen müssen die Violetten vor allem auf das Flügelspiel, welches man unbedingt kontrollieren muss und auf den Taktgeber Sasa Markovic, der das Spiel der Zyprer leitet und lenkt.

Allerdings hat Apollon auch einige Schwächen und tut sich vor allem gegen Gegner schwer, die kompakt stehen und schnelle Spitzen zum Umschalten in ihren Reihen haben, wodurch die Tempodefizite der Zyprer in der Absicherung entblößt werden können. Das könnte der Schlüssel zum Erfolg für die Wiener sein und vor allem hinter den Außenverteidigern könnte es für die Offensivspieler der Violetten viele Räume geben, die man bespielen kann. Von Vorteil sind zweifellos die Ausfälle bei Apollon, die allesamt wichtige Spieler betreffen und der Austria zumindest im Hinspiel ein Aufeinandertreffen mit dem Torjäger Zelaya ersparen, der immer für einen Treffer gut ist und ohne den es in Sachen Toren recht düster bei Apollon aussieht. Auch Sachetti und Papoulis fallen im Hinspiel aus.

Dennoch muss die Austria in erster Linie danach trachten, die eigene Leistung auf das Feld zu bringen und nicht nur eine kompakte Defensive aufzubieten, sondern auch das Ballbesitzspiel und vor allem das Umschaltspiel in Gang zu bringen. Wenn das gelingt, könnten die Violetten diese Hürde nehmen und sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel verschaffen.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic