Nach 33 langen Jahren kehrt die Meisterschaftstrophäe endlich wieder nach Neapel zurück!  Ein Unentschieden in Udine genügt Napoli, um bereits fünf Spieltage vor Schluss... 5 Gründe für Napolis dritten Meistertitel

Nach 33 langen Jahren kehrt die Meisterschaftstrophäe endlich wieder nach Neapel zurück!  Ein Unentschieden in Udine genügt Napoli, um bereits fünf Spieltage vor Schluss als Meister in der Serie A festzustehen. Für diejenigen, die bei Serie A Wetten auf Napoli gesetzt haben, war dies sicherlich eine erfreuliche Nachricht, denn die Mannschaft von Trainer Luciano Spalletti ging nicht unbedingt als Favorit in die Meisterschaft. Wir kam es zu diesem großartigen Triumph? Wir wollen euch fünf Gründe für den überlegenen Titelgewinn aufzeigen.

Der SSC Neapel landete vergangene Saison hinter den beiden Mailänder Klubs auf Platz drei der Serie A und wies sieben Punkte Rückstand auf den AC Milan auf. Der letzte Meistertitel datiert aus der Saison 1989/1990 und liegt damit mehr als 30 Jahre zurück. Nur die AS Roma musste nach einem Titel länger auf die nächste Meisterschaft warten – nach dem Titelgewinn 1942 war es erst 1983 wieder soweit.

Wie kam es dazu, dass sich der Verein so souverän gegen die Konkurrenz durchsetzte? Wir wollen hier kurz erklären, weshalb der SSC Neapel seine Konkurrenz in dieser Saison deklassierte?

Zunächst einmal muss man festhalten, dass der Zeitpunkt des Meisterschaftsgewinn noch einmal überraschender ist, als der Meistertitel selbst. Man konnte schon vor der Saison den Neapolitanern zutrauen, dass sie um den Titel spielen, aber dass sie fünf Runden vor Schluss als Meister feststehen, ist eine grandiose Leistung. Dabei schwächelte der Klub nur in der Schlussphase – Spallettis Team schied im italienischen CL-Duell gegen den AC Milan aus der Königsklasse aus und verlor zudem gegen den gleichen Klub in der Meisterschaft mit 0:4. Zuletzt kam man in drei Partien en suite gegen überschaubar starke Konkurrenz aus Verona (0:0), Salernitana (1:1) und Udinese (1:1) nicht über drei Unentschieden hinaus. Da die Mannschaft aber speziell im Herbst bärenstark agierte und auch Anfang des Jahres eine Siegesserie startete, durfte sich das Team diese Ausrutscher erlauben.

1. Stärke bei Standards

Dieser Punkt muss ganz oben auf unserer Liste stehen, denn die Statistiken sind einfach unglaublich.  Napoli erzielte in dieser Saison unglaubliche 22 Tore nach Standardsituationen, wobei 15 Tore nach Eckbällen fielen. Das ist nicht nur der aktuelle Rekord in der Serie A, auch in den Top-5-Ligen Europas gibt es keine Mannschaft, die nach Standardsituationen mehr Treffer erzielte.

Umgekehrt kassierte Spallettis Mannschaft auch nur drei Tore nach Standardsituationen, was in der Serie A ebenfalls der beste Wert ist.

2. Unterschiedsspieler in der Offensive

Es ist kein Wunder, dass Mittelstürmer Victor Osimhen mit seinem Treffer beim 1:1-Unentschieden gegen Udinese seine Mannschaft zum Titel schoss. Der 24-jährige Nigerianer ist mit 22 erzielten Treffern der Führende der Torschützenliste in der Serie A. Daneben kam er auf fünf Torvorlagen in der Liga und fünf Treffer in der Champions League.

Nicht weniger wichtig für die Mannschaft ist aber der georgische Shootingstar Khvicha Kvaratskhelia, der in der Liga auf starke zwölf Tore und zwölf Assists kam und auch in der Champions League sechs Scorerpunkte beisteuerte.

Kvaratskhelia kommt als Linksaußen zum Einsatz, ist aber trotz dieser Position der Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel und es laufen extrem viele Angriffe über seine Seite. Er präsentiert sich enorm stark in Eins-gegen-Eins-Situationen, geht keinem Dribbling aus dem Weg, sondern läuft mit viel Speed auf den Verteidiger zu, wobei er vorzugsweise den diagonalen Durchbruch zwischen dem rechten Außenverteidiger und der Innenverteidigung sucht.

3. Eingespielter Abwehrverbund

Mindestens so wichtig wie die starke Offensive war aber der eingespielte Abwehrverbund und das zentrale Mittelfeld. Napoli kassierte bis zur Fixierung des Meistertitels die wenigsten Tore aller Mannschaften, auch weil Spieler wie Innenverteidiger Min-jae Kim einen riesigen Schritt nach vorne machten. Der Abwehrspieler soll bei mehreren Spitzenklubs, darunter etwa der Liverpool FC, ganz hoch im Kurs stehen, doch Präsident de Laurentiis bezeichnete die Schlüsselspieler seiner Meistertruppe als unverkäuflich – man wird sehen wie sehr man sich aber schlussendlich unmoralischen Angeboten entschlagen kann.

Jedenfalls fiel auf, dass Spalletti in der Abwehr und im zentralen Mittelfeld nur sehr wenig rotieren musste und so einen verlässlichen Stamm fand. Tormann Meret, der oben erwähnte Kim, die zentralen Mittelfeldspieler Stanislav Lobotka und Frank Anguissa standen allesamt in mindestens 31 von den bisherigen 33 Meisterschaftspartien auf dem Platz und absolvierten jeweils mehr als 2640 Spielminuten. Lobotka, Anguissa und Piotr Zieliński bildeten ein sehr starkes zentrales Mittelfeld, das selten auseinandergerissen wurde und insbesondere gegen den Ball enorm stark agierte.

Hier war auch ein wenig Glück im Spiel, da der Klub auf diesen Positionen weitgehend verletzungsfrei blieb und so ungeheuer konstante Leistungen abgerufen wurden.

4. Starke Optionen auf der Bank

Mit Giovanni Simeone und Giacomo Raspadori hat man zudem zwei interessante offensive Akteure auf der Bank, die in erster Linie weniger aufgrund ihrer unmittelbaren Torgefährlichkeit überzeugen, sondern weil sie die Mannschaft aufgrund ihrer Spielweise kompakter und variantenreicher machen. Simeone ist beispielsweise der perfekte Einwechselspieler, wenn die Mannschaft vorne liegt und der Gegner mehr Risiko nehmen muss. Aufgrund seines Tempos und seiner Spielintelligenz, die beispielsweise intelligente Läufe hinter die Abwehr betrifft, hat Napoli eine Option mehr und ist schwerer ausrechenbar.

5. Intelligentes Pressing

Napoli schafft es über weite Strecken ein enorm effektives Pressing auf den Platz zu bringen. Dabei rückt ein zentraler Mittelfeldspieler zum Mittelstürmer Osimhen auf, während sich die beiden offensiven Flügelspieler auf eine Linie mit den beiden anderen zentralen Mittelfeldspielern zurückfallen lassen und relativ breit bleiben, wodurch die verteidigende Mannschaft oftmals Schwierigkeiten bekommt, die Außenverteidiger ins Aufbauspiel effektiv einzubinden. So wird der gegnerische Aufbau über die Mitte gelenkt, wo Napoli aber sehr giftig ist und den Gegenspielern weder Zeit noch viele Räume anbietet. Den gegnerischen Mittelfeldspielern gelingt es selten aufzudrehen und ein Rückpass zur Innenverteidigung ist ein Pressing-Auslöser für Mittelstürmer Osimhen, sodass den gegnerischen Innenverteidiger oftmals nur der hohe Ball nach vorne übrigbleibt, den die starke Napoli-Innenverteidigung dankend herunterpflückt.

Auch beim Feiern ein Meister

Nach dem ersten Titelgewinn seit Diego Maradona gab es kein Halten mehr bei den Fans. Hier findet ihr mehrere eindrucksvolle Videos!

Stefan Karger