Maldini, Cafu, Costacurta, Serginho, Rui Costa, Inzaghi, Dida, Redondo – die Liste der über 30-jährigen die im vergangenen Jahrzehnt erfolgreich beim AC Milan spielten... Milan-Lab – der AC Milan als weltweiter Vorreiter der medizinischen Individualanalyse

Maldini, Cafu, Costacurta, Serginho, Rui Costa, Inzaghi, Dida, Redondo – die Liste der über 30-jährigen die im vergangenen Jahrzehnt erfolgreich beim AC Milan spielten ließe sich noch lange fortsetzen. Die Klasse dieser Spieler stand damals außer Frage und die Titel die Milan mit dieser „Pensionistentruppe“ insbesondere von 2002 bis 2007 gewann, sprechen eine klare Sprache. Champions League Sieger in den Jahren 2003 und 2007, sowie eine Finalteilnahme 2005, Serie A Meister in der Saison 2003/04, Italienischer Cupsieger in der Saison 2002/03. Doch warum haben es die Rossoneri danach verabsäumt, die Mannschaft mit jungen Spielern zu verstärken?

Mit Hightech zum Erfolg

Die Erfolge Milans zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatten ihren Ursprung in einem neuen Projekt. Milanello, das Trainingszentrum des Vereins wurde 2002 um eine Einrichtung größer. Das damals geheimnisumwobene Milan-Lab wurde eröffnet. Zu damaliger Zeit die mit Abstand modernste Einrichtung die je auf einem Trainingsgelände vorzufinden war. Die grundlegende Idee hinter dem Milan-Lab war es, die hohe Anzahl an Verletzungen die der AC Mailand im Jahr 2000 beklagte zu reduzieren und die Leistungen der Spieler zu steigern. So machten sich die beiden späteren Leiter des Labors, Bruno Demichelis und Jean-Pierre Meersseman schon im Seuchenjahr auf die Suche nach den Gründen der hohen Verletzungsquote und starteten das Projekt Milan-Lab.

Wie funktioniert das Lab?

Die Arbeitsweise des Milan-Labs erklärt Bruno Demichelis anhand eines Vergleiches mit einem Bordcomputer eines Autos. Sobald ein Wert von seiner Norm abweicht, sei es der Ölstand oder die Bremsflüssigkeit beim Auto, gibt das System eine Warnung aus um vor Schaden zu bewahren. Die Spieler werden also regelmäßig auf alle möglichen Werte getestet, überwacht und sobald ein oder mehrere Werte von der Norm abweichen, schlägt der Computer Alarm. So war es möglich, die Anzahl der Verletzungen in den ersten 3 Jahren nach Einführung des Milan-Labs verglichen mit den 8 Jahren davor um fast 90 Prozent zu reduzieren.

Nebenbei ist es den Mitarbeitern des Labs laut eigenen Aussagen möglich, zu sehen, wann ein Spieler in Topform ist. Es wurde laut Demichelis eine „Norm der Wellness“ erschaffen, die den Zustand eines Spielers erstaunlich exakt widerspiegelt – nur anhand von mentalen und physiologischen Werten des Spielers. Wie aussagekräftig diese Werte sind, bewies Demichelis höchstpersönlich, als er im Frühjahr 2007 trotz schlechter Tabellenplatzierung in der heimischen Liga (die Demichelis übrigens auf den fehlenden Urlaub der Spieler nach der WM 2006 schob) den Sieg in der Champions League ankündigte. Tatsächlich hat sich seine Voraussage bestätigt und Milan triumphierte vier Monate später im Champions League Finale von Athen dank eines 2:1 Sieges gegen den FC Liverpool.

Fluch und Segen zugleich

Der Verein fühlte sich von der Arbeit des Milan-Labs nach diesem Triumph bestätigt, beging dann aber einen schwerwiegenden Fehler. Anstatt sich mit jungen, ambitionierten Spielern zu verstärken, verpflichtete der Verein Spieler wie Ronaldo, Shevchenko, Ronaldinho, Emerson oder Zambrotta, mit dem Hintergedanken, dass das Alter aufgrund der Überwachung im Milan-Lab keine Rolle mehr spielt. Dieser Plan ging jedoch ordentlich schief und die Rossoneri verschwanden für eine Weile aus dem Kreise der absoluten Weltklasseklubs. Erst in der Saison 2010/11 konnte man wieder einen Serie A Titel erringen. Mit einer Mannschaft die im Schnitt ca. 5 Jahre jünger ist, als die Champions League Elf von 2007.

Der große Vorteil den man zu Beginn des Milan-Labs hatte ist ebenfalls enorm geschwunden, da mit der Zeit immer mehr Topklubs auf High-Tech Ausstattung zur Leistungssteigerung setzten. Was bleibt ist lediglich die Erkenntnis, dass man als erster Großklub auf moderne Technologien vertraute und somit einen Meilenstein im Fußball gesetzt hat.

Andreas Himmelbauer, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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