Juli und August gelten traditionell als jene Monate, in denen Mannschaften aller Herren Länder quer durch Europa gehetzt werden, um Qualifikationsrunde um Qualifikationsrunde zu... Österreich gegen die Schweiz und Israel – so stehen wir derzeit im Fünfjahreskampf um Europacupplätze da!

Juli und August gelten traditionell als jene Monate, in denen Mannschaften aller Herren Länder quer durch Europa gehetzt werden, um Qualifikationsrunde um Qualifikationsrunde zu absolvieren, damit am Ende das Erreichen des großen Ziels steht, das entweder Champions League oder Europa League lautet. In diesen Spielen wird auch die Grundlage dafür gelegt, welche Position die einzelnen Verbände in der Fünfjahreswertung der UEFA belegen, die darüber entscheidet, wie viele Teams in den Europacup entsandt werden dürfen und in welcher Runde sie starten müssen. Österreich hat nach aktuellem Stand gute Möglichkeiten, zumindest den 15. Platz zu erringen, was in der Bundesligasaison 2012/13 zwei Teilnehmer an der Qualifikation zur Champions League und drei für die Europa League bedeuten würde.

Die UEFA-Fünfjahreswertung setzt sich, wie der Name schon sagt, aus den Resultaten der letzten fünf Europacupsaisonen zusammen und entscheidet darüber, wie viele Teams die einzelnen Ligen nach Europa entsenden dürfen. Ab den Gruppenphasen werden für diese Wertung pro Sieg zwei Punkte gutgeschrieben, für ein Remis einer, in der Qualifikation gibt es jeweils halbe Zähler, für das Erreichen der Champions League sowie der KO-Runden im europäischen Frühjahr so genannte Bonuspunkte. Alle Zähler werden durch die Anzahl der Mannschaften geteilt, die pro Land am Europacup teilnehmen.

Vor Beginn der laufenden Saison stellte sich die Fünfjahreswertung wie folgt dar (es wird hier nur jener Bereich behandelt, der für Österreich relevant ist):

12. Dänemark: 24,425 (5)
13. Belgien: 22,300 (5)
14. Schweiz: 20,800 (5)
15. Österreich: 19,200 (4)
16. Schottland: 18,391 (4)
17. Zypern: 16,374 (4)
18. Israel: 16,000 (4)
19. Kroatien: 15,124 (4)
20. Tschechien: 15,100 (4)

In Klammer befindet sich die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften, die den Divisor darstellt. So erhält Österreich für einen Sieg in der Qualifikation beispielsweise 0,250 Punkte, die Schweiz hingegen nur 0,200.

Die jeweiligen Platzierungen haben folgende Auswirkungen auf die Teilnahme am Europacup:

Platz 12:
Meister: Champions League; Vizemeister: Champions League Qualifikation; Cupsieger, Dritter und Vierter der Meisterschaft: Europa League Qualifikation

Platz 13:
Meister: Champions League – sofern sich der Titelverteidiger direkt über die Liga für die Königsklasse qualifiziert; Vizemeister: Champions League Qualifikation; Cupsieger, Dritter und Vierter der Meisterschaft: Europa League Qualifikation

Platz 14 und 15:
Meister und Vizemeister: Champions League Qualifikation; Cupsieger, Dritter und Vierter der Meisterschaft: Europa League Qualifikation

Ab Platz 16:
Meister: Champions League Qualifikation; Cupsieger und Dritter der Meisterschaft: Europa League Qualifikation

Zwischen den einzelnen Positionen gibt es noch Unterschiede bezüglich den Runden, in denen die Mannschaften in die Qualifikation einsteigen. Auf diese wird hier jedoch nicht explizit eingegangen, da dies sekundär ist. Zudem könnte es in der Europa League ab der kommenden Saison aufgrund einer Regeländerung (die Cupsieger der besten sechs Ligen sind direkt für die Gruppenphase qualifiziert) zu geringfügigen Verschiebungen kommen, diese wurden seitens der UEFA allerdings noch nicht verlautbart.

Die wichtigsten Plätze sind daher der 13., da hier der Meister zu sehr großer Wahrscheinlichkeit direkt an der Champions League teilnehmen darf (der Titelverteidigerplatz wird so gut wie nie in Anspruch genommen) sowie der 15., der zwei Vereinen die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League ermöglicht und zusätzlich drei Clubs sich an der Qualifikation zur Europa League versuchen können. Ab Platz 16 gibt es hingegen nur mehr vier Europacupteilnehmer.

Mittlerweile wurden in beiden Bewerben vier Qualifikationsrunden gespielt und die Teilnehmer an den Gruppenphasen stehen fest. Wie sich die Situation der jeweiligen Nationen darstellt, ist im Folgenden beschrieben. Die Zahlen in Klammer stehen für die Anzahl der Clubs in Champions bzw. Europa League, die Punktezahl ist der aktuelle Stand vor Beginn der Gruppenphasen.

12. Dänemark: 26,125 (0/2)

Mit dem FC Kopenhagen und Odense stellt Dänemark zwei Teilnehmer an der Europa League. Beide Teams schieden im Playoff zur Champions League aus, wobei Odense um dahin zu kommen bereits Panathinaikos ausschalten musste und gegen Villarreal den Kürzeren zog. Der Serienmeister aus der Hauptstadt verlor hingegen gegen Viktoria Pilsen aus Tschechien, was für den Achtelfinalteilnehmer des Vorjahres eine herbe Enttäuschung darstellte. Odense trifft in den Gruppenspielen auf Fulham, Twente Enschede und Wisla Krakau; Kopenhagen auf Standard Lüttich, Hannover 96 sowie Vorskla Poltava.
Bereits in der Europa League Qualifikation scheiterten Brøndby (gegen Ried), Nordsjælland und Midtjylland.

13. Belgien: 25,200 (1/3)

Bis auf Westerlo, das in der Europa League Qualifikation scheiterte, schafften alle belgischen Vereine den Sprung in die Gruppenphase. Meister Genk konnte im Elfmeterschießen gegen Maccabi Haifa den Einzug in die Champions League fixieren und trifft dort auf Chelsea, Valencia und Leverkusen; Anderlecht (AEK Athen, Lokomotive Moskau, Sturm Graz), Standard Lüttich (Hannover 96, Kopenhagen, Vorskla Poltava) und Club Brügge (Braga, Birmingham, Maribor) spielen in der Europa League.

14. Schweiz: 23,300 (1/2)

Meister Basel steht aufgrund der guten Leistungen der Schweizer Clubs der letzten Jahre direkt in der Champions League und trifft dort auf Manchester United, Benfica Lissabon und Oțelul Galați, Vizemeister Zürich scheiterte hingegen in der Qualifikation am FC Bayern und muss sich in der Europa League mit den Gegnern Lazio Rom, Sporting und Vaslui begnügen. Weiters konnte sich Cupsieger Sion gegen Celtic Glasgow durchsetzen und trifft in einer schweren Europa League Gruppe auf Atlético Madrid, Udinese und Rennes. Sion nimmt jedoch vorerst unter Vorbehalt teil, da man sich in einem Rechtsstreit mit der FIFA aufgrund des Umgehens eines Transferverbots befindet, so dass Celtic womöglich noch den Startplatz erben könnte.
Die Young Boys Bern scheiterten aufgrund der Auswärtstorregel an Vorjahresfinalist Braga, Thun schied gegen Stoke City aus, konnte jedoch in der Runde zuvor Palermo eliminieren.

15. Österreich: 22,575 (0/3)

Schon wieder keine Champions League für den österreichischen Meister, nach dem Aus gegen BATE Borisov muss sich Sturm Graz in der Europa League mit den Gegnern Anderlecht, AEK Athen und Lokomotive Moskau trösten. Dort stehen auch auch Salzburg und Austria Wien. Die Mozartstädter treffen dabei auf Paris Saint Germain, Athletic Bilbao und Slovan Bratislava; die Wiener auf Metalist Kharkiv, AZ Alkmaar sowie Malmö. Bereits in der Qualifikation musste Cupsieger Ried die Segel streichen, lieferte gegen Brøndby und PSV Eindhoven jedoch mehr als respektable Vorstellungen ab.

16. Zypern: 20,749 (1/1)

Vor einigen Jahren undenkbar, mittlerweile jedoch fast schon Standard: der zypriotische Meister kann sich für die Champions League qualifizieren. APOEL Nikosia konnte sich mit einem späten Tor gegen Wisla Krakau durchsetzen und trifft in der Gruppenphase auf den FC Porto, Shakthar Donezk und Zenit St. Petersburg. Für die Europa League qualifizierte sich AEK Larnaca bei der ersten Europacupteilnahme überhaupt. Auf dem Weg dorthin konnte unter anderem Rosenborg Trondheim ausgeschaltet werden, das nur mehr ein Schatten früherer Tage ist. In den Gruppenspielen wird Larnaca auf Schalke 04, Steaua Bukarest und Maccabi Haifa treffen. Die Segel streichen mussten hingegen Omonia Nikosia (gegen Salzburg) und Rapid-Schreck Anorthosis Famagusta (gegen Rabotnicki Skopje).

17. Schottland: 19,516 (0/0)

Der fast beispielslose Abstieg des schottischen Clubfußballs setzt sich auch in dieser Saison fort, erstmals überhaupt zog kein Verein in die Hauptrunde eines europäischen Bewerbs ein. Dundee United scheiterte bereits früh an Śląsk Wrocław, die Hearts wurden von Tottenham abgeschossen, für Celtic war Sion eine zu große Hürde und die Rangers schieden gegen Malmö in der Champions League Qualifikation aus, danach war Maribor in der Europa League eine zu große Hürde. Bezeichnend: Die Rangers gewannen nur eines ihrer letzten 22 Europacupspiele. Celtic kann allerdings noch darauf hoffen, dass Sion disqualifiziert wird und man den Platz der Schweizer einnehmen kann.

18. Israel: 19,250 (0/3)

Wie Österreich ist auch Israel mit drei Teams in der Europa League vertreten. Maccabi Haifa, das in der Champions League Qualifikation an Genk scheiterte, trifft auf Schalke 04, Steaua Bukarest und AEK Larnaca; Hapoel Tel-Aviv duelliert sich mit PSV Eindhoven, Rapid Bukarest sowie Legia Warschau und Maccabi Tel-Aviv hat Dynamo Kiew, Beşiktaş Istanbul und Stoke City zum Gegner. Bnei Yehuda Tel-Aviv scheiterte in der Qualifikation an Helsingborg.

19. Tschechien: 19,100 (1/0)

Ausgerechnet Viktoria Pilsen, das in der vergangenen Saison seinen ersten Meistertitel feierte, ist Tschechiens einziger Gruppenphasenvertreter und schaffte es nach Siegen über Rosenborg und Kopenhagen sogar in die Champions League und trifft dort auf Barcelona, Milan und BATE Borisov. Eine herbe Enttäuschung setzte es für Vorzeigeclub Sparta Prag, das gegen Vaslui aus Rumänien in der Europa League ausschied. Auch Mlada Boleslav (gegen Larnaca) und Jablonec (gegen Alkmaar) mussten den Bewerb bereits verfrüht verlassen.

20. Kroatien: 18,874 (1/0)

Ähnlich wie in Tschechien ist auch Kroatiens einziger verbliebener Vertreter Meister Dinamo Zagreb. Die Hauptstädter konnten sich erstmals seit 1999 für die Champions League qualifizieren, wo sie auf Real Madrid, Olympique Lyon und Ajax Amsterdam treffen. Hajduk Split scheiterte in der Europa League an Stoke City, RNK Split an Fulham und Varaždin an Dinamo Bukarest.

Österreich hat demnach auf Zypern einen Vorsprung von 1,826 Punkten oder drei Siegen und einem Remis. Nachdem Zypern weniger verbliebene Teilnehmer hat und diese zudem eine relativ schwere Auslosung haben, ist nicht davon auszugehen, dass der Inselstaat in der Wertung an Österreich vorbeiziehen wird, eher wird sich die Punktedifferenz noch vergrößern.

Israel liegt rund 3,325 Zähler zurück, was mehr als sechs Siegen und einem Remis entspricht. Zwar werden die israelischen Vereine aufgrund der teils nicht zu harten Auslosung auf jeden Fall einige Punkte sammeln können, aber dies ist auch Österreich zuzutrauen. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass der 15. Platz und der damit verbundene zusätzliche Champions League Qualifikationsplatz noch verloren geht, auch wenn dies nicht gänzlich auszuschließen ist. Alle anderen Nationen, die derzeit hinter Österreich liegen, sind aktuell nicht weiter von Relevanz, da sie zu viel Rückstand und zu wenige verbliebene Teams im Bewerb haben.

Nach vorne dürfte der Rückstand auf Dänemark (3,550) und Belgien (2,625) zu groß sein, als dass Österreich auch nur in die Nähe dieser Nationen kommen könnte, zumal vor allem Belgien mit seinen vier verbliebenen Vereinen noch einige Punkte sammeln dürfte. Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass diese Nationen durch den Divisor 5 teilen müssen, Österreich nur durch 4.

Der Rückstand auf die Schweiz, die ihre Punkte ebenfalls durch 5 teilen muss, beträgt aktuell 0,725 Punkte, was aufholbar wäre. Basel wird sich in der Champions League womöglich den dritten Platz sichern können, Zürich und Sion wurden allerdings in schwere Europa League Gruppen zugelost, zudem könnte Sion auch noch vom Bewerb ausgeschlossen werden.

Für die laufende Saison scheint es demnach so, dass sich Österreich in einem Kampf mit der Schweiz und Israel befindet, alle anderen Nationen dürften nicht in Schlagdistanz sein. Die Zahlen zeigen, dass Österreich tatsächlich eine sehr gute Chance hat, den 15. Platz zu verteidigen, zumal die bisherige Performance ausgezeichnet ist und man derzeit die fünftmeisten Punkte von allen 53 Verbänden errungen hat.

Für den Vizemeister bietet ein Startplatz in der Champions League Qualifikation gleich mehrere Vorteile. Zwar startet man in der so genannten League Route und trifft anders als der Meister auf Vereine aus den Topnationen, jedoch sind diese, wie die Vergangenheit zeigt, in dieser frühen Phase der Saison durchaus verwundbar, zudem besteht quasi die doppelte Chance auf die Gruppenphase der Europa League, denn scheitert man gleich in seiner ersten Qualifikationsrunde, geht es im Playoff der Europa League weiter. Kommt das Aus hingegen im Champions League Playoff, kann man sich mit der Europa League Gruppenphase trösten. Zudem sind die Gegner als durchaus attraktiv einzustufen, was sich auch finanziell positiv niederschlagen sollte.

Nach aktuellem Stand, der sich gewiss noch verändern wird, würde es mit folgender Ausgangslage in die kommende Saison gehen:

11. Türkei: 21,825
12. Dänemark: 21,000
13. Belgien: 20,700
14. Österreich: 19,375
15. Zypern: 18,083
16. Schweiz: 17,050
17. Israel: 16,875

Sollte also nach einer guten heurigen Saison auch noch eine weitere solche folgen, ist sogar Platz 13 und der damit sehr wahrscheinliche Direktstartplatz für den Meister in der Champions League durchaus realistisch. Jedoch muss der Blick auch nach hinten gerichtet werden, bei schlechtem Abschneiden ist es genau so möglich, dass man aus den Top 15 fällt.

OoK_PS, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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