Am kommenden Freitag trifft die österreichische Nationalmannschaft im Rahmen der Qualifikation für die WM-Endrunde 2014 in Brasilien auf Schweden. Ein richtungsweisendes Spiel für das... Den EM-Stamm punktuell verändert – das ist der Kader von WM-Quali-Gegner Schweden

Fußball in SchwedenAm kommenden Freitag trifft die österreichische Nationalmannschaft im Rahmen der Qualifikation für die WM-Endrunde 2014 in Brasilien auf Schweden. Ein richtungsweisendes Spiel für das ÖFB, da die Schweden punktegleich auf Platz drei rangieren. Deshalb nimmt abseits.at den kommenden Gegner genauer unter die Lupe. Bevor auf die taktischen Besonderheiten eingegangen wird, blicken zunächst auf den Kader.

Wir haben im Heimspiel gegen Irland Punkte liegen gelassen, deshalb ist ab jetzt jeder Zähler doppelt wichtig“, gibt Teamchef Erik Hamren nach dem 0:0 im März die Marschroute vor. Das 23-Mann starke Aufgebot des 55-Jährigen unterscheidet sich zwar nicht nennenswert von jenem, das er vor einem Jahr mit zur EM mitgenommen hat, dennoch lohnt es sich genauer hinzusehen. Die Entwicklungskurve mancher Spieler hat sich seitdem nämlich geändert.

Torhüter

Die Nummer eins der Schweden ist Andreas Isaksson. Dem 31-Jährigen attestierte man einst Potenzial zum internationalen Topkeeper. Er stand unter anderem bei Juventus und Manchester City unter Vertrag, eine herausragende Karriere machte er jedoch nicht. Nachdem sein Vertrag beim PSV Eindhoven nicht verlängert wurde wechselte er letztes Jahr nach Istanbul zu Kasimpasa. Beim Aufsteiger spielte er in 34 immerhin elfmal zu Null. Auf der Linie ist der baumlange Schlussmann weiterhin sehr stark, allerdings muss er in den modernen Disziplinen Abstriche machen. Zuletzt sorgte er mit einer spektakulären Rettungstat“ frameborder=“0″ allowfullscreen> gegen Lionel Messi für Aufsehen.

Die Ersatzleute für Isaksson sind der der routinierte Johan Wiland vom FC Kopenhagen, der allerdings verletzt ausfällt, und der 23-jährige Kristoffer Nordfeldt vom SC Heerenveen. Internationale Klasse verkörpern die beiden zwar nicht, im Gegensatz zu ihren österreichischen Pendants haben sie es aber geschafft im Ausland fußzufassen.

Innenverteidigung

Nachdem Olof Mellberg nach der EM seine Teamkarriere beendete, musste sich Hamren für die WM-Qualifikation um einen neuen Abwehrchef umsehen. Einen eins-zu-eins-Ersatz für den 117-fachen Nationalspieler gibt es naturgemäß nicht, seinen Platz in der Startelf nahm jedenfalls Andreas Granqvist von Genoa ein. Der 28-Jährige war in einer äußerst schwachen Saison seines Vereins noch einer der stärksten. Bei einer Körpergröße von 1,92m ist er sowohl robust im Zweikampf als auch sicher im Spielaufbau.

Sein Nebenmann in der Innenverteidigung dürfte Jonas Olsson sein, der seit 2008 sein Geld bei West Bromwich verdient. Mit Mellberg an seiner Seite übernahm er in erster Linie die Aufgaben beim Herausspielen, nun wanderten diese Kompetenzen auf Granqvist über. Ansonsten ähnelt der 30-Jährige seinem Nebenmann in hohem Maße, ist ebenfalls zweikampfstark und bei Standards für das eine oder andere Tor gut.

Eine weitere Option in der Innenverteidigung ist Per Nilsson vom 1. FC Nürnberg. Der 30-Jährige kämpft während seiner Karriere regelmäßig mit kleineren und größeren Verletzungen, konnte aufgrund dieser Tatsache in der Saison 2011/2012 nur fünf Spiele für die Franken machen. Dennoch wurde ihm für die abgelaufene Spielzeit das Vertrauen geschenkt – zu Recht, wie sich herausstellte. Nilsson wurde zum „Clubberer der Saison“ gewählt und war mit sechs Saisontreffer sogar teamintern Torschützenkönig.

Der vierte Innenverteidiger im Kader ist Rasmus Bengtsson. Der 26-Jährige war einst ein begehrtes Abwehrtalent. Nach einer starken U21-EM wechselte er 2009 zu Hertha BSC, wo er sich nur schwer zurechtfand. Nachdem die alte Dame 2010 abstieg, war Bengtsson zwar als Innenverteidiger in der zweiten Liga fest eingeplant, er verließ jedoch die deutsche Bundeshauptstadt und heuerte bei Twente an.

Außenverteidigung

Die rechte defensive Außenbahn ist fest in der Hand von Celtics Mikael Lustig. Mit den Schotten holte er in der abgelaufenen Saison die Meisterschaft und schaffte den Sprung ins Achtelfinale der Champions League. Die Stärken des 26-Jährigen liegen in der Offensive. Er postiert sich so hoch es geht und verfolgt seinen Gegenspieler notfalls bis in dessen eigene Hälfte. Aber auch was die defensiven Eigenschaften betrifft dürfte Lustig am Freitag am Platz der stärkste der vier Außenverteidiger sein.

Auf der linken Seite kamen seit der EM hingegen viel mehr Akteure zum Einsatz. Nachdem Martin Olsson nicht im Kader steht, wird es ein Zweikampf zwischen Oscar Wendt und Behrang Safari. Im Vergleich mit Olsson sind die beiden offensiv dynamischer. Nachdem Wendt, der auf beiden Seiten und auch im Mittelfeld eingesetzt werden kann, 2011 nach Gladbach wechselte hatte er in seiner ersten Saison Probleme. 2012/2013 kam der 27-Jährige immerhin auf 21 Einsätze. Safari kämpft hingegen in Anderlecht um regelmäßige Einsatzzeit und wird aufgrund einer Verletzung kurzfristig von Pierre Bengtsson (25, FC Kopenhagen) ersetzt.

Defensives Mittelfeld

Auf der Doppelsechs des vermutlichen 4-4-1-1 hat Hamren mehrere Möglichkeiten. Gesetzt dürfte Kim Källström sein. Der 30-Jährige, der mittlerweile bei Spartak Moskau kickt und der manchen noch vom letzten“ frameborder=“0″ allowfullscreen> Aufeinandertreffen in Graz in Erinnerung sein dürfte, ist aus taktischer Sicht ein extrem wichtiger Spieler. Er gibt das Kommando zum Pressing und initiiert mit schnellen Pässen das Umschaltspiel. Während sich sein Nebenmann – unabhängig davon, wer das sein wird – vermutlich horizontal bewegt, geht Källström eher vertikale Wege.

Nachdem man auswärts spielt, dürfte Hamren neben dem ehemaligen Lyon-Mittelfeldspieler den erfahrenen Anders Svensson aufbieten. Mit 36 Jahren ist er der älteste Spieler im Kader und punktet vor allem mit seiner Abgeklärtheit, anstatt wie wild dem Gegner hinterher zu hetzen. Dem 139-fachen Internationalen, der mit Ausnahme eines vier Jahre langen Gastspiels bei Southampton seine gesamte Karriere bei IF Elfsborg verbrachte, fehlen übrigens nur vier Spiele auf den Länderspielrekord von Thomas Ravelli.

Die offensivere Variante wäre Rasmus Elm von ZSKA Moskau. Der 25-Jährige könnte mit Källström eine technisch starke Doppelacht bilden oder unter Umständen auch als Zehner aushelfen. Er ist ballsicher und kann mit seiner Übersicht sowie Passstärke das Spiel von hinten heraus diktieren. Defensiv zeichnet er sich mehr durch intelligentes Ablaufen als kompromissloser Zweikampfsführung aus. Zudem tritt er präzise Standards und kann auch auf den Flügeln aushelfen.

Eine weitere defensive Option ist Pontus Wernbloom, der wie Elm bei ZSKA Moskau unter Vertrag steht. Das Spiel des 26-Jährigen zeichnet sich in erster Linie durch einen hohen läuferischen bzw. physischen Aufwand aus. Daneben gibt es mit Albin Ekdal ein weiteres ehemaliges Talent. Der 23-Jährige wechselte 2008 zu Juventus, wo er jedoch hauptsächlich bei der Primavera zum Zug kam. Über Siena und Bologna kam er zu Cagliari, wo er seit zwei Jahren Stammspieler ist. Auch er wäre eine Sicherheitsvariante, ist zweikampfstark, aber auch mit einer guten Grundtechnik ausgestattet.

Offensive Außenbahnen

Die Flügel werden von Spielern besetzt, die in der englischen Premier League kicken. Auf der rechten Seite ist dies Sebastian Larsson von Sunderland, der seine Karriere als Außenverteidiger begann. In seiner ersten Saison bei den Black Cats erzielte er in 32 Spielen stolze sieben Tore, 2012/2013 war es in 38 Spielen nur ein einziger. Das hat jedoch auch mit seiner veränderten Position zu tun. Er wurde vom Flügel ins Zentrum gezogen, was ihm jedoch dabei geholfen hat, seine Defensivfähigkeiten zu erweitern. Überdies hinaus tritt Larsson ausgezeichnete“ frameborder=“0″ allowfullscreen> Freistöße.

Auf der anderen Seite steht mit Alexander Kacaniklic ein Spieler, der erst nach der EM sein Länderspieldebüt gefeiert hat. Der 21-jährige Flügelspieler ist überaus vielseitig. Er ist stark im Dribbling und aufgrund seines niedrigen Schwerpunkts schwer vom Ball zu trennen. Er sucht stets den Weg zum Tor und spielt daher zentral eingerückt. Er kann aber genauso gut auch den Haken nach außen setzen und flanken. Aufgrund seiner Dynamik könnte Kacaniklic gerade gegen eine der größten Bruchstellen des ÖFB-Teams eine entscheidende Rolle spielen.

Die Alternativen zu den beiden Premier-League-Legionären spielen in der Türkei und sind von bedeutend niedrigerer Qualität, was alleine die Anzahl an Länderspielen bei vergleichsweise hohem Alter zeigt. Der 24-jährige Jimmy Durmaz lief bisher sechsmal im Teamdress auf, Erkan Zengin (27) gar erst einmal.

Hängende Spitze

Der große Star des Teams ist zweifelsohne Zlatan Ibrahimovic. Der 31-Jährige gilt als einer der besten Spieler der Gegenwart, holte die Meisterschaft bereits in vier verschiedenen Ländern (Niederlande, Italien, Spanien, Frankreich). Anders als beim Klub agiert er im schwedischen Team nicht als Stürmer, sondern hat hinter der nominellen Solospitze eine Freirolle inne. Er ist die zentrale Figur im Spiel der Nordeuropäer und führt sie in erster Linie durch Einzelaktionen. Diese hohen individuellen Fähigkeiten können sich allerdings auch als Schwachstelle herausstellen. Ibrahimovic ist von allen Defensivaufgaben enthoben und macht nur selten Anstalten verlorenen Bällen nachzusetzen.

Ersatzmann für den Kapitän ist Ola Toivonen, der wie Ibrahimovic bei Mamlmö FF seine Profikarriere startete. Beim PSV Eindhoven war der 26-Jährige in den letzten Jahren ein zuverlässiger Torlieferant, musste aber zwischen Oktober und Februar wegen eines Sehnenrisses pausieren. Er hat einen guten Torabschluss, ist kopfballstark und bewegt sich gut in freie Räume bzw. aus ihnen mit Tempo heraus. Unter Umständen kann Toivonen auch als Mittelstürmer eingesetzt werden.

Stürmer

Für die Position des Stürmers hat Hamren nur zwei Akteure nominiert. Das ist zum einen Johan Elmander, der aktuell für Galatasaray auf Torjagd geht. Der 32-Jährige bringt in vielen Bereichen gute Anlagen mit. Gemessen an seiner Körpergröße (1,88m) ist er durchaus schnell und im Zweikampf robust. Er kann sowohl als klassische Nummer neun spielen, als auch durch Driftbewegungen auf die Seite Räume für seine Mitspieler schaffen. Zudem verfügt er über einen starken Schuss und einen guten Torinstinkt. Was ihm jedoch fehlt, ist die Konstanz. In keiner Saison konnte Elmander mehr als zwölf Ligatore erzielen.

Die andere Alternative wäre Tobias Hysen gewesen. Allerdings fällt auch er aus. Neben Svensson wäre er der einzige Spieler, der in der schwedischen Liga aktiv gewesen wäre. Der 31-Jährige gab bereits im Jänner 2005 sein Länderspieldebüt, zum festen Stammspieler hat es der Göteborg-Angreifer jedoch nicht geschafft. Vom Spielstil her ist er Elmander durchaus ähnlich und hätte dem ÖFB-Team vor allem im Konter wehtun können.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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