Der Mittelfeld-Regisseur Vassilis Hatzipanagis ist den meisten Fußballfans kein Begriff, obwohl er Spielern wie Maradona und Pelé, sein Können betrachtet, um nichts nachstand. Dubiose... Vassilis Hatzipanagis – Der beste Kicker, den du nie gesehen hast

Der Mittelfeld-Regisseur Vassilis Hatzipanagis ist den meisten Fußballfans kein Begriff, obwohl er Spielern wie Maradona und Pelé, sein Können betrachtet, um nichts nachstand. Dubiose Gesetze, Regelungen und Spielervermittler verhinderten, dass der Grieche sich international einen großen Namen machen konnte.

Vassilis Hatzipanagis wurde am 26. Oktober 1954 in Taschkent geboren, nachdem seine Eltern in Griechenland kein Asyl bekamen und in die damalige Sowjetunion flüchten mussten. Sein Vater, der ursprünglich aus Zypern stammte, hatte in Griechenland einige Verwandte und hoffte, dass er und seine schwangere Frau in Thessaloniki eine neue Heimat finden würden. Stattdessen musste die Familie das Land verlassen, sodass seine Frau in der heutigen Hauptstadt Usbekistans ihren Sohn Vassilis gebar.

FUSSBALLBOOM IN DER SOWJETUNION

Als Hatzipanagis zwölf Jahre alt war kam die Nationalmannschaft der Sowjetunion bei der Weltmeisterschaft 1966 bis ins Halbfinale, wo sich das Team rund um Lew Jaschin erst gegen Deutschland geschlagen geben musste. Davor gewann die Sowjetunion alle Vorrundenspiele und das Viertelfinale gegen die ungarische Nationalmannschaft. Der Fußball war im Aufschwung und es entstanden im ganzen Land Fußballschulen. Hatzipanagis besuchte die Akademie von Pakhtakor Taschkent, einem Verein, der damals in erster Linie die Aufgabe hatte Dynamo Moskau mit Talenten zu versorgen. Mit 17 Jahren gab Hatzipanagis sein Debüt in der Meisterschaft und spielte bald darauf in der sowjetischen U21-Nationalmannschaft. Kurze Zeit später wurde er ins sowjetische Nationalteam einberufen, wo er unter anderem neben Oleg Blochin spielte, der Ende der 80er-Jahre bei Vorwärts Steyr unter Vertrag stand.

EIN SCHWIERIGER TRANSFER

Die griechische Militärdiktatur fiel im Jahr 1974 und Hatzipanagis Eltern hatten nun gute Chancen, dass sie in das Land ihrer Vorfahren einreisen durften. Auch Vassilis Hatzipanagis wollte nach Griechenland, da viele Verwandte von ihm dort lebten und er auch in der Sowjetunion mit der griechischen Kultur aufwuchs. Das Problem war jedoch, dass die meisten Fußballspieler in der Sowjetunion zu diesem Zeitpunkt nicht bei ihrem Verein, sondern bei einem staatlichen Betrieb angemeldet waren. Nicht Pakhtakor Taschkent hielt die Transferrechte, sondern das technische Komitee der sowjetischen Fußball-Föderation. Dieses Komitee hatte jedoch kein Interesse daran, den Spieler ins Ausland wechseln zu lassen, da es die stärksten Spieler zum Wohle des sowjetischen Nationalteams in der heimischen Liga spielen lassen wollte.

Ein armenischer Spielervermittler bot Hatzipanagis eine Lösung an, die der Mittelfeldspieler in den kommenden Jahren teuer bezahlen sollte. Hatzipanagis legte auf Rat des Armeniers seine russische Staatsbürgerschaft zurück, sodass er für das technische Komitee an Bedeutung verlor, da er dem russischen Fußball nicht mehr helfen konnte. Er unterschrieb gleichzeitig einen Vertrag bei Iraklis Saloniki, da seine Familie nur nach Thessaloniki einreisen durfte, da sämtliche Verwandte dort lebten. Der Armenier verschwieg ihm jedoch, dass Iraklis Saloniki eine Klausel nutzen konnte, die den Verein dazu ermächtigte, den Vertrag jedes Jahr einseitig um weitere zehn Jahre zu verlängern.

16 JAHRE LANG GEFANGENER BEI IRAKLIS SALONIKI

Während Hatzipanagis vor Gericht gegen den Verein kämpfte, hielt er in der Meisterschaft die Mannschaft im Alleingang in der obersten Liga. Hatzipanagis gewann gleich in der ersten Saison den griechischen Cup und führte die Griechen in weiterer Folge zwei Mal zum Vizemeistertitel, was für diesen Klub ein riesiger Erfolg war. Als er wegen einer Knieverletzung in London behandelt wurde, trainierte er während der Rehabilitation bei Arsenal mit, das ihn unbedingt verpflichten wollte. Iraklis lehnte aber jedes Angebot kategorisch ab. Als der Verein im Jahr 1981 in die zweite griechische Spielklasse abstieg, trainierte Hatzipanagis beim VfB Stuttgart mit, da er nicht dazu verpflichtet war in der zweiten griechischen Liga zu spielen. Iraklis verlängerte dennoch seinen Zehnjahresvertrag und schlug in der Zwischenzeit Angebote von Lazio Rom, VfB Stuttgart und allen großen griechischen Vereinen aus. Als Iraklis ein für die damalige Zeit hohes Angebot von umgerechnet zwei Millionen Euro von Panathinkaikos Athen ausschlug, gab der Mittelfeldspieler auf und fand sich damit ab, dass Iraklis sein letzter Verein bleiben würde.

DIE FUSSBALLWELT UM EINEN STAR BETROGEN

Kurz nach dem Ende seiner Karriere erklärten Gesetzesbestimmungen derartige Knebelverträge für ungültig. Hatzipanagis ärgert sich noch heute darüber, dass er nicht 15 Jahre später auf die Welt kam, denn er hätte nur zu gerne bei einem Spitzenvereinen wie Arsenal gespielt. Das Ärgerliche ist, dass seine Eltern in den 60er-Jahren beinahe nach London gezogen wären, wodurch sich seine Karriere in eine gänzlich andere Richtung entwickelt hätte. Das Niveau der griechischen Liga war ihm damals bei weitem zu niedrig und ältere griechische Fußballfans schwören noch heute, dass Hatzipanagis auf eine Stufe mit Maradona zu stellen war.

Der offensive Mittelfeldspieler ist am meisten darüber verbittert, dass er nur zwei Partien für die griechische Nationalmannschaft spielen durfte, da ihm die FIFA weitere Auftritte untersagte, zumal er sechs Spiele für die Sowjetunion bestritt. Hatzipanagis erklärte, dass er sich immer als Grieche gefühlt habe und dass er nur schwer etwas gegen die Einberufungen der Sowjetunion unternehmen hätte können. Selbst der sowjetische Verband unterstützte den Griechen bei seinem Ansuchen an die FIFA, die in seinem Fall jedoch keine Ausnahme zuließ. So konnte sich der geniale Mittelfeldspieler weder bei guten Klubmannschaften, noch im griechischen Nationalteam der Fußballwelt präsentieren. Kleinliche Regelungen und Verträge, die aus Fußballern Leibeigene machten, stahlen den Fußballfans auf der ganzen Welt einen der genialsten Spieler aller Zeiten. Wenigstens lassen sich im Internet noch Videos von dem unglücklichen Griechen finden, die seine Genialität bezeugen.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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