Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (6): Liebe UEFA!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag adressieren wir unseren Brief an eine Organisation.

Liebe UEFA!

Setzen, nicht genügend! Ihr seid wirklich um nichts besser als die FIFA: Die Herren des weltweiten Fußballs haben „jüngst“ die WM-Vergabe in den Sand gesetzt, ihr den Finalaustragungsort für den UEFA-Cup. Fußball in der Diktatur? Das funktioniert einfach nicht. Geld stinkt aber bekanntlich nicht und so bekam Baku den Zuschlag, weil das staatlich kontrollierte Energieunternehmen Socar ein fleißiger Sponsor ist. Schon wieder wird mit dem Ball Politik gespielt und das ist einfach mühsam und unnötig.

Über die Verfehlungen der FIFA könnte man ein ganzes Buch schreiben, ich habe damals so viel Schandhaftes wie eben in vier kurze Teile passt in meine Artikel zu diesem Thema hineingepresst.

Bert Brecht sagt: „Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral!“, für euch gilt auch: „Wer zahlt, schafft an!“ Lippenbekenntnisse zu einer offenen Gesellschaft und Toleranz, gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus anschreien, aber mit Diktatoren und Autokraten packeln. Das hängt nicht nur mir zum Hals heraus.

Aber abgesehen von der moralischen Frage, die sich besonders dann auftut, wenn sich der einfache Fußballkonsument mit hochgelegten Füßen Leistungssport in von Sklaven errichteten Tempeln reinzieht, nimmt die chose in diesem Fall auch eine sportliche Dimension an: Die optimale Durchführung eines Wettkampes ist nicht gewährt, wenn ein Akteur – wie in diesem Fall Mkhitaryan – nicht mitspielen kann, der Flughafen für einen Fanansturm nicht gerüstet ist oder das Spiel auf 23 Uhr Ortszeit verlegt wird, damit es zur Prime Time über den Bildschirm flimmert. Zumindest die Illusion eines fairen Wettkampfs könntet ihr irgendwie wahren, aber scheinbar geht nicht einmal das.

Euch, ihr Herren von der UEFA, ist das egal. Aleksander Ceferin ist das egal. Das beweist die letzte Aussage des Präsidenten, als er das Baku-Dilemma mit jener Situation bezüglich der EM in Frankreich verglichen hat: „Wenn sich der Fußball von solchen Spannungen aufhalten lässt, können wir künftig gar nichts mehr organisieren. Wir haben auch eine sichere Europameisterschaft in Frankreich ausgetragen, als das Land Ziel von Terroristen war.“ Dazu fällt mir nichts mehr ein. Außer ein Satz:

UEFA, wach auf!

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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