Italien und Wetterglück ist normalerweise ein seltenes Vergnügen, aber nach dem schon bei der Tour in diesem Februar meistens die Sonne vom Himmel lachte,... Groundhopper´s Diary: Italien im März 2019 – Eine Zeitreise (2)

Italien und Wetterglück ist normalerweise ein seltenes Vergnügen, aber nach dem schon bei der Tour in diesem Februar meistens die Sonne vom Himmel lachte, konnte sich der März da nicht lumpen lassen und ließ an diesem Samstag in der Region Piemont die Temperaturen fast auf ein sommerliches Niveau schnellen.

USD Ciserano – AC Ponte San Pietro Isola 0:3 (0:1)

Die zweite Station an diesem Sonntag sollte Ciserano lauten. In diesem kleinen Ort südlich von Bergamo, der sich unmittelbar neben Zingonia (und dem bereits besuchten Atalanta-Trainingszentrum) befindet, wird auch in der viertklassigen Serie D gekickt. Die Rollen sind bei diesem Derby allerdings klar verteilt. Für USD Ciserano geht es in den restlichen acht Runden nurmehr darum, dass man den direkten Abstieg vermeidet und auf einem sogenannten „Play-Out“-Platz bleibt. Die Gäste, die in Ponte San Pietro ihren Sitz haben und mit ihrem Verein zwei weitere Orte (Terno d’Isola und Chignolo d’Isola) vertreten, sind im oberen Mittelfeld platziert, wobei der Rückstand auf die Play-Off-Plätze allerdings schon zu groß ist.

Zu Spielbeginn tummeln sich immerhin 300 Besucher im Stadio Comunale Carlo Rossoni, einem an nur einer Seite zugänglichen Sportplatz mit einer etwas erhöhten Tribüne. Daneben gibt es noch einen kleinen Auswärtssektor und jede Menge Stehplätze am Zaun, die manch ein Besucher mit einem Plastiksessel des unter der Tribüne befindlichen Cafés doch noch zu einem Sitzplatzbereich umfunktioniert.

Die Gastgeber halten in den ersten 45 Minuten sehr gut mit dem Favoriten mit und so sehen die Zuschauer eine unterhaltsame und ausgeglichene Partie. Als der aus Neapel stammende Schiedsrichter gegen Ende der ersten Spielhälfte einen Elfmeter für Ciserano gibt, ist das Publikum voller Euphorie. Jedoch wird der platzierte Strafstoß aber etwas zu schwach geschossen, sodass der Tormann der Gäste diesen entschärfen kann. Im Publikum überhäufen sich die Wehklagen. „Den hätte man auch während eines Telefonats abwehren können!“ oder „Das ist der siebente Elfer in der Saison der vergeben wird“ konnte ich dank meiner bescheidenen italienischen Sprachkenntnisse wiedergeben. Natürlich war auch ein „Porca miseria!“ dabei, doch das wahre Unheil hielt nur wenige Minuten später Einzug. Denn noch vor dem Seitenwechsel ging der AC Pontisola nach einem schönen Spielzug in Führung.

Mit der Führung im Rücken könnten die Gäste das Spiel danach besser verwalten. Sie kontrollieren die Begegnung und schlugen ab dem Zeitpunkt als Ciserano offensiver werden musste, eiskalt zu. Ein Heber und ein verwandelter Elfmeter ließen das Ergebnis Mitte der zweiten Spielhälfte auf 3:0 für die Gäste erhöhen, die somit einen klaren Favoritensieg feierten.

Aber auch Cisreano zeigte Moral und war in diesem „Derby Bergamasco“ lange Zeit auf Augenhöhe. Mit so einer Leistung und einem besseren Spielverlauf ist der Klassenerhalt allemal machbar.

AS GIANA Erminio 1909 – AS Gubbio 1910 4:0 (2:0)

 Von Ciserano ging es direkt weiter in das nur wenige Minuten entfernte Gorgonzola, wo der AS GIANA Erminio 1909 beheimatet ist. Der Verein, der in dieser Saison in der Gruppe B der Serie C spielt, steckt mitten im Abstiegskampf und hatte heute den AS Gubbio 1910 aus Umbrien zu Gast. Das Team aus der Provinz Perugia braucht ebenfalls noch Punkte, um den Klassenerhalt zu sichern und so galt für beide Vereine die Devise „Verlieren verboten“.

999 Zuschauer befinden sich zu Spielbeginn auf den beiden längsseitigen Tribünen des Stadio Comunale Città di Gorgonzola, während die Hintertortribüne mit 12 Personen aus Gubbio besetzt ist. Nach einer Anreise von 457 Kilometer folgte für die Auswärtsfans bereits in der sechsten Minute der erste Tiefschlag. Nach einem Eckball von links zappelt der Ball bereits im Netz und auch danach stellt sich kaum Besserung im Spiel Gubbios ein. Die wenigen Chancen wurden allesamt nicht genutzt und in der 26.Minute war es wieder mit einem Gegentreffer so weit. Ein Eigentor von Schiaroli bringt Gorgonzola mit 2:0 in Führung.

Die Hoffnung, dass man aus der Lombardei mit einer starken zweiten Spielhälfte noch einen Punkt entführen kann, wurde bereits drei Minuten nach Wiederbeginn zu nichte gemacht. Mit dem 3:0 für GIANA Erminio war diese Partie wohl schon in der 48.Minute entschieden. Dementsprechend ereignislos verlief dieses Spiel in den restlichen 40 Minuten dann auch, denn beide Teams sparten ihre Kräfte für die nächsten Wochen, denn im Tabellenkeller sind für beide Mannschaften sowohl der Direktabstieg als auch ein sicherer Tabellenplatz noch möglich, ebenso wie einer der vier Play-Out-Plätze.

Doch bevor sich die beiden Vereine auf ihre weiteren Aufgaben konzentrieren konnten, weckte der eingewechselte Dalla Bona noch einmal alle Besucher aus ihrer Lethargie. Sein Freistoß in der 88.Minute passt genau und somit endet diese Partie mit 4:0 für GIANA Erminio. In Gorgonzola wird dieser Sieg euphorisch gefeiert und gibt wohl einen dringenden Motivationsschub im Abstiegskampf der Serie C. Dort ist AS Gubbio nach einem Monat ohne Sieg spätestens nach dieser Partie endgültig angekommen.

 SC Juvenilia – Polisportiva Ausonia Oreno 0:1 (0:1)

 Eigentlich sollte nun der Bericht aus Meda kommen, wo normalerweise der Drittligist AC Renate seine Heimspiele austrägt. Doch eine Woche vor meiner Abreise wurde die Partie gegen AlbinoLeffe von Sonntag 20.30 Uhr eben auf Samstag 20.30 Uhr vorverlegt. So wurden danach die Ansetzungen der unteren Ligen in der Region um Monza genauer durchforstet und nach kurzer Suche wurde man auch fündig.

Der SC Juvenilia sollte nämlich sein Heimspiel gegen Polisportiva Ausonia Oreno am Sonntag um 19.00 Uhr austragen. Wir befinden und hier in der Seconda Categoria Lombardia in der Gruppe U, eine der beiden Gruppen, die Monza Brianza in dieser Leistungsstufe zugewiesen ist. Die achte Spielklasse Italiens ist wahrlich kein Zuschauermagnet. Rund 40 Besucher kommen heute ins Stadio Comunale Gino Alfonso Sada, das sich gleich hinter dem Bahnhof der Stadt befindet. Das alterhrwürdige Stadion hat noch eine große überdachte Tribüne, die 2.000 Besuchern Platz bietet, in Betrieb. Sonstige Längs- und Hintertorseiten sind entweder dem Verfall Preis gegeben oder fungieren mittlerweile als Parkplatz.

Das Stadion wird allerdings noch sehr oft bespielt. Neben dem Nachwuchs des SS Monza, trägt auch die erste Mannschaft hier ab und an Freundschaftsspiele aus. Außerdem ist es noch die Heimstätte von Fiammamonza, einem Frauenteam, das in der dritten italienischen Liga kickt. Da deren Heimspiel gegen Brixen heute bereits um 14.30 Uhr angepfiffen würde, kam ich in den Genuss, nun am Abend den SC Juvenilia zu sehen.

Wobei Genuss relativ ist, denn das auf dem (Kunst-)Rasen Gebotene ist wahrlich kein Fußballleckerbissen. In den ersten 45 Minuten bietet Juvenilia, das an vorletzter Stelle der Tabelle liegt, dem im Spitzenfeld der Liga befindlichen Gegner Ausonia durchaus Paroli. Allerdings muss Juvenilia schon früh den Tormann wechseln, weil sich die etatmäßige Nummer Eins bei einem Ausschuss eine schmerzhafte Zerrung zuzieht. Der junge Ersatzmann hält ausgesprochen gut, allerdings ist er bei einem Elfmeter für die Gäste in der 40.Minute chancenlos. Der Favorit geht somit doch noch mit einer Führung in die Pause.

Die zweiten 45 Minuten sind ehrlich gesagt nicht zum Anschauen. Ausiona muss nichts mehr tun und Juvenila kann sich auch nicht mehr aufbäumen, um den Ausgleich zu erzielen. Somit endet diese Partie mit einem knappen Arbeitssieg der Gäste. Für mich endet damit auch fußballerisch dieser Italienausflug, der diesmal wieder ein breites Spektrum von den Profiligen über den Frauenfußball bis hin zum unterklassigen Amateurfußball abdeckte.

Hier einige Impressionen dieser Reise:

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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