Aufgrund der von letzter Woche noch gültigen Autobahnvignette und des günstigen Spielplans, der es uns wieder ermöglichte drei Spiele am Sonntag in und um... Groundhopping Budapest 2023 – Das traditionelle Frühlingserwachen in Ungarn (2)

Aufgrund der von letzter Woche noch gültigen Autobahnvignette und des günstigen Spielplans, der es uns wieder ermöglichte drei Spiele am Sonntag in und um Budapest zu machen, ging es erneut in die ungarische Hauptstadt. Da sich die Besatzung von letzter Woche bewährt hat, ist Stebl erneut ab Schwechat mein Mitfahrer.

MTK Budapest II – Budapest Honvéd FC II 2:1 (0:1)

Und wie es sich für Gewohnheitstiere gehört, eröffnen wir den heutigen Tag mit einem Spiel der ungarischen dritten Liga, wo bei wir hier sogar der Közép csoport der NB III treu bleiben und sogar wieder die zweite Mannschaft von Honvéd Budapest sehen, der wir vor einer Woche einen Besuch bei ihrer Heimstätte abgestattet haben.

Unser heutiges Ziel ist das Lantos Mihály Sportközpont, das Trainingszentrum vom aktuellen Zweitligisten MTK Budapest. Dieses wurde vor fünf Jahren zwar generalsaniert, aber im Zuge dessen ist doch einiges schiefgelaufen, sodass das Hauptfeld derzeit unbenutzbar ist, weil der Rasen bei Regen kein Wasser aufnehmen hat können. Da es noch einige Zeit dauern wird, bis man dort wieder trainieren und eventuell Flutlichtspiele austragen kann, wird auf dem Rasenplatz neben der Tankstelle gekickt. Dort befinden sich sogar zwei Tribünenelemente auf der als Zuschauerbereich dienenden Längsseite, sodass man auch von erhöhter Position dem Spiel folgen kann. Auch wenn heute kein Eintritt bezahlt werden muss, befinden sich zahlreiche Kiebitze hinter dem Zaun zur Tankstelle. Dafür waren wohl das nahe Buffet und der Platz an der Sonne ausschlaggebend.

So verfolgen insgesamt rund 70 Interessierte diese Begegnung zwischen MTK Budapest II und Budapest Honvéd FC II. Wie auch schon in der letzten Woche, ist Honvéd seinem Gegner spielerisch unterlegen, obgleich beide Teams nahezu Tabellennachbarn im Mittelfeld sind. Doch die Gastgeber können ihre zahlreichen Chancen in der ersten 45 Minuten allesamt nicht nutzen und so kommt es wie so oft im Fußball, dass der Gegner mit seiner ersten Möglichkeit auch trifft. In der 40.Minute ist Benkő zur Stelle und erzielt den Führungstreffer für das Team aus dem Budapester Stadtteil Kispest.

Nach dem Seitenwechsel ändert sich nichts am Charakter des Spiels. MTK ist die überlegene Mannschaft und kann durch zwei Tore durch den Slowaken Špalek in der 67. und 70.Minute dieses Spiel auch drehen. Danach werden wir von einem Vater eines Spielers auf Deutsch angesprochen und bekommen einige interessante Geschichten aus der Welt von MTK erzählt. Nicht nur vom Trainingszentrum, sondern auch über den Abstieg und die Konsolidierung bei der ersten Mannschaft und über knappe Ausscheiden des Teams in der Youth League.

Honvéd drängt in der Schlussphase zwar noch auf den Ausgleich, schafft diesen jedoch nicht mehr. Die Punkte bleiben heute verdientermaßen bei MTK und wie auch letzten Sonntag trennen sich unsere Wege für das Drittligaspiel um 14.00 Uhr. Stebl zieht es zu Előre und mich nach Zsámbék.

 

Zsámbéki SK – Csornai SE 0:1 (0:0)

Wie bereits letzten Sonntag begebe ich mich wieder vom Vormittagsspiel in der Gruppe Mitte der NB III in die Nyugati csoport, der Westgruppe, der NB III. Stebl begibt sich anfangs mit mir ebenfalls westwärts, um nach wenigen Minuten mein Auto wieder zu verlassen. Er vollbringt das Kunststück bei BKV Előre ein Spiel der Ostgruppe der NB III zu sehen, obwohl es ihn geographisch in den Westen zieht. Apropos Westen, in diesen zieht es mich heute wirklich, denn zum Spiel in Zsámbék muss man schon gute 40 Kilometer in Richtung Wien fahren, um den dortigen Sportplatz zu erreichen.

Der Zsámbéki SK trifft heute auf den Csornai SE. Beide Mannschaften sind Aufsteiger in diese Liga und haben es dementsprechend schwer in dieser auch zu punkten. Csorna, das ich bereits letzte Woche beim Frühjahrstart beim Kelen SC gesehen habe, konnte in diesem Jahr bereits anschreiben und einen Punkt ins Komitat Győr-Moson-Sopron entführen. Zsámbék verlor zum Auftakt in die Frühjahrssaison knapp gegen Budaörs mit 1:2. Zsámbék liegt mit sechs Punkten am Tabellenende, Csorna ist mit zwölf Punkten zwei Ränge vor dem heutigen Gastgeber platzier. Das bedeutet für beide Teams, dass verlieren verboten ist, will man noch eine realistische Chance auf den Klassenerhalt haben.

Das Spiel beginnt vor etwas mehr als 100 Zuschauern bei Sonnenschein, doch von Westen her ziehen dunkle Gewitterwolken auf, die sich gegen Ende der ersten Spielhälfte zu entleeren beginnen. Auf dem Rasen wird Schonkost geboten. Zwingende Torchancen gibt es auf beiden Seiten nicht, sodass es torlos in die zweiten 45 Minuten geht. Nach dem Seitenwechsel ist der Regen so stark, dass sich die meisten Zuschauer, unter ihnen auch der die Ultras Zsámbék, die mit Trommeln und Fahnen für Stimmung sorgen und die Mannschaft zeitweise lautstrak unterstützen, unter das Kantinendach begeben.

Nachdem sich der Regen verzogen hat, kommt die Sonne wieder zum Vorschein. Und die Sonne sollte zugleich für Csorna scheinen, zumal Kerékgyártó sein Team in der 60.Minute nicht unverdient in Führung bringt. Die Heimfans müssen sich mit dem Regenbogen trösten, der nach dem Regen und auch dem Rückstand Zsámbéks im Nordosten auftaucht und von der als Zuschauerbereich dienenden erhöhten Längsseite besonders gut zu sehen ist.

Csorna hat danach noch einige Möglichkeiten, den Sack endgültig zuzumachen, aber es bliebt bei der knappen Führung für die Gäste. Zsámbék gibt nicht auf und zeigt in der Schlussphase eine gute Moral. Allerdings wurde man nicht mit dem Ausgleich belohnt, wobei die Csornaer Hintermannschaft in der Nachspielzeit noch mit vereinten Kräften einen Ball von der Linie kratzen konnte. Durch diesen Frühjahrauftakt, mit vier auswärts geholten Punkten, hat Csorna nun wieder realistische Chancen auf den Klassenerhalt. Zsámbék wird wohl nach einer Saison wieder in die Megye I. zurückgehen. Auch wenn sich Zsámbék im Komitat Pest befindet, wird es nicht in die Megye I. des Komitats Pest gehen, spielt man doch im Verband des angrenzenden Komitats Komaróm-Esztergom.

 

Budapest Honvéd FC – Debreceni VSE 2:3 (0:1)

In meinen Aufzeichnungen folgte im Jahr 1999 nach meinem Besuch bei Vasas als nächstes Erstligaspiel auch ein Besuch im Stadion von Honvéd Budapest. Gespielt wurde damals im Bozsik Stadion im Stadtteil Kispest und Győr gewann diese Begegnung ziemlich klar mit 3:0. 20 Jahre später wurde dieses Stadion abgerissen und, etwas versetzt vom alten Standort, neu errichtet. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die 8.200 Zuschauer fassende Bozsik Aréna im Jahr 2021 eröffnet. Während der Bauarbeiten war Honvéd Budapest im Hidegkuti-Nándor-Stadion einquartiert. Dies war ein Entgegenkommen von MTK Budapest, spielte MTK doch von 2014 bis 2016 im Bozsik-Stadion bis das eigene Stadion fertiggestellt wurde.

Der Budapest Honvéd FC trifft heute auf den Debreceni VSC. Während die Heimelf in der NB I auf einem Abstiegsplatz steht, geht es den Gästen aus dem Osten Ungarns in dieser Saison um einiges besser. Man befindet sich in der oberen Tabellenhälfte und es ist bei idealem Saisonverlauf sogar noch der Vizemeistertitel möglich.

Vor der guten Kulisse von 3.368 Zuschauern verlief der Start der Begegnung sehr ausgeglichen, aber Debrecen kommt nach der Anfangsviertelstunde besser ins Spiel. In der 27.Minute ist der Mazedonier Babunski per Kopf zur Stelle und bringt eine Flanke von Sós im Tor Honvéds unter. Debrecen, das von einer guten Zahl an mitgereisten Fans unterstützt wurde, ist somit voll auf Kurs drei weitere Punkte zu holen.

Doch nach dem Seitenwechsel kommt Honvéd völlig ausgewechselt aus der Kabine. Domingues erzielt in der 47.Minute den doch überraschenden Ausgleich. Doch damit noch nicht genug, denn Lukic wird in der 54.Minute steil geschickt und läuft alleine auf das Tor zu. Trocken schiebt den Ball zur Führung der Gastgeber ins rechte untere Eck. Die Freude ist auf Seiten Honvéds natürlich groß, denn mit diesen drei Punkten wäre man im Kampf um den Klassenerhalt wieder an Videoton und Újpest dran.

Doch die Freude über mögliche drei Punkte nimmt in der 72. Minute ein jähes Ende. Torwart Szappanos hätte in dieser, nachdem er den Torraum verlassen hat, einen Ball ins Aus klären können, aber er trifft die falsche Entscheidung und so landet der Ball bei Babunski, der den Ball nahe der Seitenauslinie abfängt und diesem in einem hohen Bogen ins verwaiste Tor zirkelt. Babunski ist weiterhin bestechender Form hat er im Jahr 2023 mit fünf Treffern bereits mehr Treffer erzielt, als in der Herbstsaison 2022, wo es deren vier waren.

Honvéd war dennoch weiterhin bemüht und das Unentschieden wäre wohl verdient gewesen, allerdings gelingt den Gästen in der 86.Minute ein idealer Befreiungsschlag, der von der Seitenauslinie genau in den Strafraum gebracht wird, wo der Kroate Antonio Mance diesen weiten Ball instinktiv abläuft und meisterhaft mit der Ferse im Tor versenkt. Damit war diese Partie entschieden und Honvéd bleibt trotz ansprechender Leistung im Jahr 2023 weiterhin sieglos. Während die Heimfans dieses Ergebnis mit Pfiffen quittieren, feiert das Team des DVSC ausgiebig vor dem Gästesektor. Ein wahres Fußballfestival wurde da heute von beiden Seiten geboten und Honvéd darf dennoch darauf hoffen, dass man mit solch ansprechenden Leistungen noch die nötigen Punkte für Klassenerhalt einfahren wird können.

Zur Arena muss noch gesagt werden, dass diese zwar ein klassischer Neubau, aber an sich nicht schlecht gelungen ist. Es lohnt sich auf jedem Fall diesem Stadion einmal einen Besuch abzustatten. Am besten noch in der ersten Liga, denn für die zweite Liga ist diese wohl etwas überdimensioniert.

Es folgen einige Impressionen der Reise, die sich per Klick vergrößern lassen:

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.