Eine Berlinreise stand diesmal auf dem Programm. Deutschlands Hauptstadt ist nicht nur reich an Sehenswürdigkeiten und besitzt aufgrund ihrer Größe ein kosmopolitisches Flair, das... Groundhopping in Berlin – Ein Wochenende zwischen 3.Liga und Kreisliga C (1)

Eine Berlinreise stand diesmal auf dem Programm. Deutschlands Hauptstadt ist nicht nur reich an Sehenswürdigkeiten und besitzt aufgrund ihrer Größe ein kosmopolitisches Flair, das man in anderen Städten im deutschsprachigen Raum so nicht vorfindet. So hat man hier tatsächlich das Gefühl, sich in einer Weltstadt zu befinden. Aber auch der Fußball kommt in Berlin nicht zu kurz, gibt es hier rund 200 Anlagen, auf denen regelmäßig gespielt wird, und einige große Stadien, die logischerweise auch für einen Besuch lohnenswert sind.

FC Viktoria 1889 Berlin – TSV 1860 München 0:2 (0:2)

Eines dieser Stadien ist der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Es ist das drittgrößte Stadion der Stadt und wurde 1952 eröffnet. Mittlerweile fasst es noch knapp unter 20.000 Zuschauer. Es befindet sich im Bezirk Pankow und damit schon im Ostteil der Stadt, weshalb es zu DDR-Zeiten auch lange die Heimstätte des BFC Dynamo gewesen ist. Dieser Verein nutzte den Jahn-Sportpark auch in den Jahren von 2014 bis 2020 als Heimstätte. Jedoch ist das Stadion in den letzten Jahren nie über den Status eines Ausweichstadions für kleinere Vereine, Events (wie etwa Europacupspiele der beiden Berliner Großklubs oder dem Champions League Finale der Frauen) oder als Heimat für American Football hinausgekommen. Daher gibt es schon seit Jahren Pläne, dieses Stadion abzureißen und hier ein Leichtathletikzentrum zu errichten. Dass die Abrissbirnen auch im Jahr 2022 hier noch nicht tätig wurden, liegt einzig und alleine am FC Viktoria 1889 Berlin. Der Fusionsverein aus Berlin-Lichterfelde, im Süden der Stadt, verfügt über kein für den Profifußball taugliches Stadion und so spielt man, durch den Aufstieg in die 3.Liga bedingt, in dieser Saison eben im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.

Die gute Nachricht ist, dass solange die Viktoria in der 3.Liga spielt, die Bagger hier nicht auffahren. Die schlechte Nachricht daran ist aber, dass sich die Viktoria im Abstiegskampf der 3.Liga befindet und die Formkurve vor dem Saisonfinale alles andere als gut ist. Es könnte also passieren, dass am Jahnsportpark die Bagger doch früher auffahren als gedacht. Allerdings will dies die Viktoria verhindern und hofft daher im heutigen Heimspiel gegen den TSV 1860 München auf Punktezuwachs. Dieses Unterfangen dürfte sich aber schwer gestalten, haben die Münchner den Relegationsplatz bereits in Griffweite und bei einem Sieg auch noch die Chance ins Aufstiegsrennen einzugreifen.

Dementsprechend motiviert gehen die Gäste auch heute zu Werken und sorgen bereits in der dritten Minute für einen Torjubel der zahlreich aus der bayerischen Hauptstadt mitgereisten Fans. Tallig zieht von der rechten Seite in den Strafraum und zieht aus spitzem Winkel ab. Ein Verteidiger der Viktoria fälscht diesen Schuss, unhaltbar für den Tormann, ins eigene Netz ab. In dieser Tonart sollte es auch weitergehen. In der 20. Minute sollte es, nach einem klaren Foul an Löwen-Kapitän Lex, einen Elfmeter geben, den Stürmer Bär sicher und sehenswert im linken Kreuzeck unterbringt.

Danach flacht die Partie vor 3.398 Zuschauern, von denen sich die meisten in der Gästekurve aufhalten, etwas ab. Die Viktoria muss jetzt das Spiel machen, bleibt aber bis zur Pause harmlos. Auch nach dem Seitenwechsel blieb das Spielgeschehen unverändert. Die Münchner kontrollieren zwar die Partie, vergeben aber im Verlauf der zweiten Spielhälfte noch sehr gute Möglichkeiten, um diese endgültig zu entscheiden.

Zuerst scheitert Biankadi zweimal freistehend am Berliner Torhüter Krahl und Torjäger Bär konnte den Ball nach einem Eckball aus fünf Metern nicht im Tor unterbringen. Nach dieser Chance in der 70. Minute sollte sich nichts mehr ereignen. Auch wenn die Münchner Löwen längst den dritten Treffer verdient gehabt hätten, reichten deren zwei ebenfalls, um das Spiel locker über die Zeit zu bringen. Die Hausherren waren in der Offensive viel zu harmlos und hatten auch nach der Pause keine nennenswerte Torchance. Im Nachtragspiel gegen den FSV Zwickau muss die Viktoria eine bessere Offensivleistung zeigen. Verliert man gegen den Mitkonkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, sieht es nicht besonders gut aus, für einen möglichen Klassenerhalt der Viktoria. Aber vielleicht bringt dieses Spiel die Trendwende für die Berliner und die Bagger verschonen das Stadion am Prenzlauer Berg zumindest für ein weiteres Jahr.

Sp.Vg. Blau Weiß 90 Berlin – SC Staaken 2:0 (1:0)

Am Samstag sollte es bereits um 13.00 Uhr mit dem ersten Spiel des Tages in Berlin losgehen. Dieses sollte ein Derby und zugleich ein Spitzenspiel in der NOFV Oberliga Nord sein, denn der Tabellendritte Sp.Vg. Blau Weiß 90 Berlin hatte den Tabellenführer SC Staaken zu Gast. Blau Weiß 90 ist ein Traditionsverein aus Berlin-Mariendorf und spielte 1986/87 sogar eine Saison lang in der deutschen Bundesliga. Nach dem Abstieg in die 2.Liga verpasste man einige Male den Wiederaufstieg in die Bundesliga und mit dem Wiedererstarken von Hertha BSC ließ das Zuschauerinteresse bei den Mariendorfern nach, sodass es zu finanziellen Problemen kam. Diese führten schließlich zum Lizenzentzug und in weiterer Folge zur Vereinsauflösung.

Die Neugründung des Vereins musste 1992 wieder ganz unten, in der Kreisliga C, beginnen, doch nach und nach arbeitete man sich wieder nach oben. Seit 2018 spielt man zumindest wieder in der fünftklassigen Oberliga.

Normalerweise trägt Blau Weiß 90 seine Heimspiele im altehrwürdigen Stadion Volkspark Mariendorf aus. Doch wir mussten leider feststellen, dass dieses Spiel auf die Sportanlage an der Rathausstraße verlegt wurde. Der Grund dafür ist, dass diese Anlange über einen Kunstrasenplatz verfügt und im Volkspark Mariendorf nur gespielt werden darf, wenn es sechs Tage vor dem Spiel durchgehend in der Nacht keinen Bodenfrost mehr gibt. Da dies nicht der Fall war, müssten wir mit der Sportanlage an der Rathausstraße vorliebnehmen, was aber auch nicht weiter schlimm ist, handelt es sich hierbei um die originäre Heimstätte des Vereins aus Berlin-Mariendorf.

179 zahlende und insgesamt wohl um die 250 Besucher säumen bei bestem Fußballwetter die zugänglichen Zuschauerbereiche auf einer Längsseite und hinter dem Tor. Beide Vereine verfügen über einen Anhang, wobei die Gastgeber sogar über einen gesangesfreudigen Fanblock verfügen, der auch einige Transparente mithatte. Diese Fans haben bereits in der neunten Minute Grund zur Freude, als Wiebach den Torhüter der Gäste mit einem überlegten Schuss in die rechte Ecke überwinden kann.

Danach sehen die Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel. Beide Teams haben Möglichkeiten auf einen Treffer, jedoch wollte dieser im Verlauf der ersten Spielhälfte noch nicht fallen, sodass beim Stand von 1:0 für Blau Weiß 90 die Seiten gewechselt werden. Der SC Staaken, der aus dem gleichnamigen Berliner Stadtteil im äußersten Westen an der Grenze zu Brandenburg stammt, muss in den zweiten 45 Minuten offensiver werden, wenn man die drohende Niederlage noch abwenden möchte. Die Gäste sind jedenfalls redlich bemüht, um den Ausgleich zu erzielen, jedoch werden an diesem Nachmittag die besten Chancen vergeben. So kam es schließlich wie es kommen musste. Ein Konter von Blau Weiß 90 führt in der 88.Minute zum 2:0 durch de Oliveira, der den Ball flach in kurze Ecke zur endgültigen Entscheidung in diesem Spiel im Tor unterbringt.

Er wird danach unter tosendendem Applaus der Fans ausgewechselt, die dann wenige Minuten später zusammen mit ihrem Team die drei Punkte in diesem Spitzenspiel feiern. Während Staaken durch diese Niederlage auf Rang vier in der NOFV Oberliga Nord zurückfällt, ist Blau Weiß 90 nun neuer Tabellenzweiter. In der ungemein spannenden Liga, in der die ersten sechs Teams nur durch drei Punkte getrennt sind, lacht nach diesem Spieltag nun der Berliner Verein FC Hertha 03 Zehlendorf von der Tabellenspitze.

Wir verlassen diese Liga und Berlin-Mariendorf und fahren mit der U-Bahn noch zu zwei weiteren Begegnungen im Berliner Unterhaus. Mehr dazu im Teil 2, der morgen online gehen wird!

Hier seht ihr einige Impressionen, die sich per Mausklick vergrößern lassen:

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.