Der SK Rapid gab heute die Verpflichtung des Abwehrtalents Jakob Schöller bekannt. Der 18-Jährige kommt von der Admira und unterschrieb einen Vertrag bis 2028.... Spieleranalyse: Das ist Rapids neuer Rohdiamant Jakob Schöller!

Der SK Rapid gab heute die Verpflichtung des Abwehrtalents Jakob Schöller bekannt. Der 18-Jährige kommt von der Admira und unterschrieb einen Vertrag bis 2028. Wir analysieren die Stärken des Nachwuchsteamspielers und beleuchten auch die Punkte, in denen er noch Verbesserungspotential hat.

Mit Jakob Schöller konnte Rapid einen jungen Spieler binden, der national und international durchaus begehrt war. Red Bull Salzburg bekundete ebenso Interesse, wie der VfL Wolfsburg und die AS Roma. Rapid kaufte Schöller per Kaufoption um kolportierte 500.000 Euro aus seinem Vertrag und machte ihn damit zum teuersten Fixkauf unter 19 Jahren in der Vereinsgeschichte.

Stammspieler bei der Admira, aber häufig verletzt

Dass der Ex-Admiraner für die Hütteldorfer ein Langzeitprojekt ist allerdings auch klar. Schöller etablierte sich bei den Südstädtern sehr schnell, war bereits in der Saison 2022/23 im Alter von 16 Jahren Stammspieler, kam insgesamt auf 38 Einsätze, in denen er zwei Tore erzielte und spielt seit er 17 ist auch in Österreichs U19-Nationalelf. Verletzungen, wie etwa ein Innenbandanriss und Sprunggelenksprobleme – an denen er auch akut laboriert, weshalb der donnerstägliche Medizincheck ganz genau beäugt wurde – verhinderten mehr Einsätze.

Allgemein hat Schöller in seiner noch jungen Karriere bereits mehrfach verletzungsbedingt gefehlt. In seinen beiden Zweitligasaisonen für die Admira fiel er fünfmal aus, davon zweimal wegen Sprunggelenksproblemen und je einmal wegen des besagten Innenbandanrisses, Oberschenkelproblemen und einer Fußverletzung. Insgesamt verpasste er deshalb 29 Spiele. Hier bleibt also zu hoffen, dass sich seine Verletzungssituation in Zukunft stabilisieren wird.

Progressiver Aufbauspieler

Spielerisch bekommt Rapid einen jungen Spieler hinzu, der auf der rechten Seite der Innenverteidigung zu Hause ist und der seinen Part ausgesprochen modern und progressiv gestaltet. Schöller ist ein ausgezeichneter Aufbauspieler, der Bewegungen seiner Mitspieler gut antizipiert und sowohl kurze, als auch lange Bälle sehr präzise spielt.

In der vergangenen Saison spielte er im Schnitt knapp 50 Pässe pro Partie – bei einer Passgenauigkeit von 84,11%. Spannend ist dabei, dass er im Schnitt auf 11,58 progressive Pässe pro 90 Minuten kommt, also Pässe, die nicht nur nach vorne gespielt werden, sondern auch einen tatsächlichen Wert im Spielaufbau haben. Pässe nach vorne spielte er 20,52 pro 90 Minuten, was in der 2. Liga ein Topwert ist und nur von wenigen Spielern übertroffen wurde. Im Schnitt kamen acht Pässe pro 90 Minuten ins letzte Drittel.

Der Ligavergleich der Pässe nach vorne. Speziell die 7,96 Pässe ins letzte Drittel sind für einen Innenverteidiger ein außergewöhnlich hoher Wert. (Screenshot von Wyscout S.p.a.)

Bei den progressiven Pässen lag Schöller von allen Innenverteidigern der Liga übrigens auf Rang 7 – Erster ist Niklas Geyrhofer, der für Sturm II aber nur drei Spiele absolvierte, womit der Sample extrem gering ist. Schöllers Leistung in dieser Metrik ist demnach über den längeren Zeitraum noch höher einzuschätzen.

Pendelbewegungen und starkes „nach vorne Verteidigen“

Diese Passwerte sprechen für ein ausgesprochen zielgerichtetes und proaktives Aufbauspiel, was für einen 18-jährigen Spieler nicht selbstverständlich ist. Gerade diese Faktoren waren aber auch dafür entscheidend, dass Schöller von größeren Klubs gejagt wurde und schon mit 16 in der Kampfmannschaft der Admira spielte.

Auffällig ist auch, dass er eine etwas höhere Passgenauigkeit hatte, wenn er nach außen pendelte, wie obige Grafik zeigt. Das ist für ein sauberes Aufbauspiel aber ebenfalls durchaus von Vorteil, weil der Außenverteidiger dadurch weiter nach vorne schieben konnte, während Schöller aus der Zentrale herauspendelte und somit die unmittelbar gefährliche Zone verließ. Sichtbar ist hier auch, dass er mit Vorliebe Halbräume bespielt und auch sehr viele Spielverlagerungen und Diagonalbälle probiert.

Eine weitere Stärke Schöllers ist das „nach vorne Verteidigen“. Wie man in dieser Grafik sieht, sorgt der Neo-Rapidler für zahlreiche Balleroberungen auf unterschiedliche Arten. Einerseits durch gute Positionierung („Positioning“), andererseits durch aktives Stören einer gegnerischen Offensivaktion („Interception“) und seine positionstechnisch höchsten/offensivsten Balleroberungen schaffte er im Gegenpressing. Einzig Tacklings sieht man vom elegant und eher aufrecht agierenden Innenverteidiger seltener.

Wie die Statistik auf der rechten Seite zeigt, lagen Schöllers Werte bei den Balleroberungen und im Gegenpressing am oberen Ende der 2. Liga. Man kann den 18-Jährigen also als ausgesprochen starken Antizipativspieler einschätzen, der Offensivaktionen des Gegners vorausahnt und „lesen“ kann.

Aufholbedarf im statischen Verteidigen

Schöllers Schwächen liegen dem gegenüber im statischen Verteidigen. Hier ist beispielsweise Leopold Querfeld eine Macht und für sein Alter bereits ausgesprochen weit. Schöller hat hier Aufholbedarf, auch physischer Natur.

In Kopfballduellen hat er etwa nur eine Erfolgsquote von 68,82%. Zum Vergleich: Cvetkovic kam in dieser Metrik auf 77,1%. Querfeld liegt in dieser Statistik mit 62,7% überraschend hinter Schöllers Zahlen, gewann aber sehr viele äußerst wichtige Kopfballduelle und kommt mit 71% vs. 67% auf mehr gewonnene Defensivduelle. In der Bundesliga wird Schöller aber natürlich auch anders gefordert werden, als eine Etage tiefer.

Hier ist ersichtlich, dass Schöller im eigenen Drittel aber noch zu viele Bälle verliert und im Schnitt auch etwa einmal pro Spiel für einen gefährlichen Ballverlust sorgt. In der abgelaufenen Saison führten drei Ballverluste zu Gegentoren.

Schöller ist mit seinen 190cm Körpergröße grundsätzlich gut darin, Bälle ohne Gegnerdruck per Kopf wegzuräumen, hat aber Aufholbedarf wenn er in Situationen, in denen der Gegner die Abwehr tief hinten hineindrückt und Druck in Zweikämpfen oder Kopfballduellen ausübt. Das ist bei einem 18-jährigen Spieler grundsätzlich nichts Unübliches und die Zweikampfintensität Querfelds ist eher die Ausnahme, als die Regel.

Potentiell guter Nebenmann zu Cvetkovic

Man darf sich bei Schöller also weniger auf einen Spieler einstellen, der in Zweikämpfen enorme Kampfkraft an den Tag legt, sondern eher clever und vorausschauend agiert, um dem Zweikampf nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen und die Bälle schon zuvor zu antizipieren. Das macht ihn zu einem Spieler, der gut als zweiter Innenverteidiger zu einem Nebenspieler passt, der die Zweikämpfe mit großer Vorliebe zieht, was man beispielsweise von Cvetkovic behaupten kann. Schöller ist also ein guter spielender Innenverteidiger, der in physischen Situationen ein wenig Unterstützung durch einen „Fighter“ vertragen kann.

Zudem kann er durch sein polyvalentes Passspiel auch als Rechtsfuß auf der linken Innenverteidigerposition eingesetzt werden, was ebenfalls gute Synergien mit sich bringt.

Fazit

Rapid bekommt mit Jakob Schöller einen echten Rohdiamanten, der im Spiel mit dem Ball und im Antizipationsspiel bereits sehr weit ist, aber körperlich noch ein wenig zulegen, den einen oder anderen Ballverlust abstellen muss und sich in statischen Zweikämpfen noch verbessern kann.

Wenn diese Faktoren ausgemerzt werden, die allerdings bei 18-jährigen Spielern ohnehin in den allermeisten Fällen „logische“ Probleme sind, hat Rapid definitiv einen potentiellen, zukünftigen Nationalspieler in seinen Reihen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen